Feuerjäger: Sammelband. Susanne Pavlovic

Feuerjäger: Sammelband - Susanne Pavlovic


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dass du da bist«, log sie und lächelte ihn an. Sie würde nicht nachdenken. Sie würde einfach alles tun, was man von ihr erwartete. Sie würde die Prinzessin spielen, damit kannte sie sich aus.

      Das Fest, das rund um sie allmählich Fahrt aufnahm, bewahrte sie zunächst davor, mit Arik alleine sein zu müssen. Angeregtes Geplauder, ein Besuch bei den Herden, der Austausch über die Lernfortschritte einzelner Pferde – all das konnte sie mit Leichtigkeit erfüllen.

      Ihr gefiel, wie er sich um sie bemühte. Er ließ ihre Hand kaum jemals los, sein Blick lag auf ihr, wohin sie auch ging, und er überschüttete sie mit Komplimenten. Er teilte ihre Liebe zu den Pferden, und sie sah es gerne, wie behutsam er mit ihnen umging. Das Gespräch floss leicht und mühelos zwischen ihnen, und mit Erstaunen stellte sie fest, dass er sie immer noch zum Lachen bringen konnte. Als er die Geschichte vom Troll in allen Einzelheiten zu hören verlangte, beschloss sie, ihn auf die Probe zu stellen.

      »Ich hatte Hilfe«, sagte sie. »Ein Mann aus den Ebenen. Der Troll hat ihm vor Jahren sein Auge genommen, und er war auf Rache aus, genau wie ich.«

      Arik nickte abwartend.

      »Ich war einige Zeit mit ihm unterwegs. Zwei Wochen, vielleicht. Er hat mir beigebracht, wie man sich im Gebirge bewegt.«

      »Dann scheint es ein Glück, dass du ihn getroffen hast.«

      »Ja. Ich habe viel gelernt mit ihm.«

      »Warum hast du ihn nicht zum Fest eingeladen?«

      »Ich weiß nicht viel von ihm. Nur seinen Namen.«

      »Hätte der nicht gereicht, um ihn aufzuspüren?«

      »Du hörst dich an wie mein Vater!«

      »Verzeih mir. Ich bin nur verwundert. Ich denke mir, eine solche Tat, gemeinsam begangen, müsste zwei Menschen zusammenschmieden.«

      »Wir haben uns nicht im Guten getrennt. Er war ... starrsinnig.«

      Ein Lächeln zupfte an Ariks Mundwinkeln. »Das sind die Sesshaften manchmal.«

      »Mag sein.«

      Eine Weile schwiegen sie. Irgendwo wieherte eine Stute nach ihrem Fohlen.

      Wie schön er doch war: makellose, glattrasierte Wangen, sanfte blaue Augen, die Bewegungen eines Tänzers. Sie erinnerte sich, wie sein Anblick ihr Herz in einen anderen Takt versetzt hatte. Vergangen.

      »Bist du nicht eifersüchtig?«

      Eine schmale Falte erschien auf Ariks Stirn.

      »Sollte ich das denn sein?«

      »Ich weiß nicht. Immerhin war ich mit einem fremden Mann alleine in der Wildnis unterwegs. Ist das kein Grund?«

      »Für einen anderen Mann vielleicht, der mit einer anderen Frau zusammen ist. Aber ich vertraue dir. Du bist stark und treu. Du würdest keinen anderen berühren, und legte ein anderer seine Hände auf dich, würde dein Schwert ihn durchbohren.«

      Sie nickte widerstrebend.

      »Richtig.«

      Er küsste ihre Hand und legte sie an seine Wange.

      »Lass uns feiern gehen, Liebste. Sie warten sicher schon auf uns.«

      Sie folgte ihm und wusste nicht, ob er die Probe nun bestanden hatte.

      Es gab Wein und Musik und Tanz, und Lianna nahm von allem reichlich. Sie tanzte, bis ihre Füße schmerzten, und trank von dem dunklen Rotwein, bis sie nicht mehr wusste, ob der Platz sich um sie drehte oder sie sich um den Platz, aber solange die Musik spielte, war dieser Unterschied auch nicht von Bedeutung.

      Der Mond ging auf und wieder unter, das Feuer brannte nieder und die Melodien wurden süß und traurig, bevor Lianna und Arik das Fest verließen. Er hatte seinen Arm um ihre Schultern gelegt, und wie selbstverständlich brachte er sie zu ihrem Wagen und kam mit ins Innere.

      Sie sah ihn an, während er mit einem langen Holzspan die Lampen entzündete. Ein Echo von Musik und Gelächter hallte in ihr nach. Alles konnte gut sein. Dies war ihr perfektes Leben, sie musste nur danach greifen.

      Arik kam zu ihr, nahm ihr Gesicht in beide Hände und küsste sie tief und leidenschaftlich. Sie wusste, was sie zu tun hatte: Sie hatte sich früher nie sonderlich spröde ihm gegenüber gezeigt. Ihr Kopf wies ihre Hände an, durch sein Haar zu fahren, wie sie es immer getan hatte, sie war dankbar, dass ihr Kopf sich erinnerte. Er öffnete ihren Gürtel und warf ihn beiseite. Dann streifte er ihr das Kleid über den Kopf, gleich gefolgt vom Unterkleid. Gehorsam hob sie die Arme, und die kostbaren Stoffe fielen zu Boden. Ein Frösteln strich über ihre nackte Haut. Sein hungriger Blick war ihr unangenehm, und so presste sie sich gegen ihn und küsste ihn, damit er sie nicht länger ansah.

      »Ich habe dich so vermisst«, flüsterte er dicht an ihren Lippen. »Meine Prinzessin ...«

      »Nenn mich nicht so«, fauchte sie ihn an und stieß ihn, der zu Tode erschrocken war, von sich. »Ich habe einen Namen, falls du dich erinnerst. Den kannst du benutzen.«

      »Aber«, sagte er völlig verwirrt. »Du mochtest es doch immer, wenn ich dich so nannte ...«

      »Und jetzt mag ich es nicht mehr! Darf ich mich nicht verändern?«

      »Doch«, sagte er, verletzt nun, aber nachgiebig. »Natürlich. Ich werde dich künftig nicht mehr so nennen, wenn du es nicht mehr willst.«

      »Gut«, sagte sie und rang um ihre Beherrschung.

      »Soll ich gehen?«, fragte er nach einer Weile, und sie hörte den flehenden Unterton, der ein »Nein« erbat. Sie fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht.

      »Nein«, sagte sie. »Bleib.«

      Er lächelte erleichtert und näherte sich ihr wieder, vorsichtiger diesmal.

      »Es ist gut«, sagte sie und versuchte ein Lächeln. »Ich beiße nicht. Es war nur alles wirklich viel in letzter Zeit. Meine Nerven sind gerade nicht die besten.«

      »Ich werde dich ganz wunderbar entspannen, wenn du es zulässt«, murmelte er an ihrem Ohr und drängte sie rückwärts auf ihr Bett.

      Sie fügte sich. Er entledigte sich seiner Kleidung, und sie betrachtete seine Brust, auf der goldene Härchen schimmerten, die starken Arme und schmalen Hüften, die langen, wohlgeformten Beine, ohne das Geringste zu empfinden. Er legte sich zu ihr, seine schmalen Hände wanderten über ihre Haut, und sie wandte sich zu ihm und gab die Zärtlichkeiten zurück und ließ sich auf sein Tempo ein, das ihr hektisch erschien. Und nicht viel später legte er sich auf sie und drang in sie ein, und sie schloss die Augen und drehte den Kopf weg und hätte am liebsten auch ihre Ohren verschlossen, damit sie sein Stöhnen nicht hören musste. Ihre Gedanken entfernten sich, es waren schwere, schwielige Hände auf ihrem Körper, deren kleinste Berührungen sie mit schmerzhafter Leidenschaft ersehnte, und ein Blick, der sie umfasste, als gäbe es nichts Ernsteres und Heiligeres, als mit ihr diesen Akt der Liebe zu vollführen, und sie klammerte sich an diese Erinnerung, die sie mehr erregte als alles, was Arik gleichzeitig mit ihr tat, in Gedanken ersetzte sie seinen schmalen, hellen Körper durch einen schweren, auf dem Kampf und Arbeit ihre Spuren hinterlassen hatten, und als sie kam, wandelte sich ihr Stöhnen plötzlich in ein Schluchzen.

      Arik erreichte sein Ziel gleich darauf. Keuchend wälzte er sich von ihr, und sie drehte ihm augenblicklich den Rücken zu, um ihr Gesicht zu verstecken und sich verstohlen die Tränen abzuwischen. Sie dachte fieberhaft über eine Erklärung nach, die sie ihm geben konnte, wenn er sie gleich nach dem Grund ihres Weinens fragen würde, doch er fragte nicht, lag nur neben ihr, die Hand auf ihrer Hüfte, und erholte sich, er war offenbar guter Dinge, er hatte es gar nicht bemerkt.

      »Arik«, sagte sie nach einer längeren Weile, die schweigend verstrichen war, und an seinem »Mm?«, hörte sie, dass sie ihn aus dem Halbschlaf geholt hatte.

      »Was?«, fragte er.

      »Liebst du mich?«

      Er lachte leise. »Du kennst die Antwort


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