Feuerjäger: Sammelband. Susanne Pavlovic

Feuerjäger: Sammelband - Susanne Pavlovic


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bekämpften die Menschen, und Blut floss in Strömen und erstickte Skògrs Schöpfung. Nur die àlfr hatten kein Bestreben, in den Krieg einzugreifen, sie zogen sich zurück aus den bekannten Landen, denn die Welt war nicht mehr die ihre und ihre Stimme wurde nicht mehr gehört. Niemand weiß heute, wohin sie verschwunden sind. Vielleicht hat Skògr sie wieder zu sich genommen. Viele glauben heute, es hätte sie nie gegeben, sie seien eine Erfindung der Geschichtenerzähler. Nur die Zwerge haben sich eine unstillbare Sehnsucht nach ihrer Schönheit und Unvergänglichkeit bewahrt, die auf ewig in ihren Seelen brennen wird.

      Am Ende des Krieges gelang es den Gotteltern, einen Sieg über die Abtrünnigen zu erringen, und sie wurden von der Erde und aus dem Götterhimmel verbannt, und die Sieben verboten ihnen, je wieder in die Geschicke der Sterblichen einzugreifen. Die im Krieg entstandenen Kreaturen wurden in eigene Gefilde verbannt, wo sie bis heute leben, sorgfältig von den Sterblichen abgeschirmt. Und über Zeiträume, die selbst für Zwerge sehr, sehr lang waren, hielten sich die Zwerge von den Menschen fern, weil sie glaubten, dass alles Böse auf der Welt durch die Menschen entstehe, durch ihr hitziges Temperament, die übereilte Lebensweise und das verwerfliche und kurzsichtige Streben nach Macht, ebenso wie die Menschen glaubten, dass die Zwerge in ihren Bergen das Böse ausbrüteten. Und so kommt es, dass heute noch junge Menschen, die nie einen Zwerg gesehen haben, die Überzeugung in sich tragen, er sei hartherzig und goldgierig ...«

      Er hielt inne, um ihr die Gelegenheit zum Protest zu geben, doch der blieb aus. Sie lag völlig entspannt an seiner Schulter, die Beine über seine geschlagen. Ihr Atem ging tief und ruhig. Der Sturm draußen war vergangen. Der Regen bildete einen dichten, regelmäßigen Vorhang vor ihrem Unterschlupf. Die Nacht war angefüllt mit Prasseln und Plätschern. Er bewegte sich vorsichtig, bis er den Kopf weit genug drehen konnte, um sie anzusehen. Ihre Augen waren geschlossen, ihr Gesicht ruhig und friedlich. Sie schlief. Um ihre Mundwinkel lag ein kleines, fast triumphierendes Lächeln. Er spürte ihren Atem auf seiner Wange und ihre Wärme, die sich auf ihn übertrug. Tatsächlich hatte er, während er erzählte, beinahe aufgehört zu frieren. Einem Impuls nachgebend – etwas, was völlig gegen seine Gewohnheiten verstieß – veränderte er vorsichtig seine Position, legte die Arme um sie und zog sie enger an sich. Ihr Kopf landete an seiner Brust, sie murmelte etwas, er erstarrte, erschreckt, doch sie schlief weiter.

      Er betrachtete sie lange, wie sie in seinen Armen lag, sie fühlte sich schmal und zerbrechlich an, er spürte kaum ihr Gewicht. Mit dem Zeigefinger und unter äußerster Vorsicht strich er ihren Zopf entlang bis hinunter zu seinem Ende, das wellig auf seinem Oberschenkel lag. Es fühlte sich weicher an, als er sich vorgestellt hatte, und er erschrak erneut angesichts der Erkenntnis, dass ein Teil seines Geistes sich offenbar mit der Frage beschäftigt hatte, wie sich ihr Haar anfühlen mochte.

      Er hatte das Gefühl, an einer Schwelle zu stehen, die er nicht überschreiten konnte. Er fühlte sich festgenagelt an einem Punkt, von dem es kein Entrinnen gab, von einer Kraft vorwärts geschoben, während eine gleich starke ihn zurückhielt, und er fühlte sich zerrissen. Er starrte hinaus in die Dunkelheit und versuchte vergeblich, Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Es gab Fragen, die er sich beantworten musste, die er aber nicht einmal zu stellen wagte.

      Er lehnte seinen Kopf an ihren, seine vernarbte Wange an ihrer Schläfe, das zerstörte Auge in ihrem Schopf vergraben, und atmete den Duft ihrer Haare.

      Sein Gesicht verzog sich zu einem flüchtigen Lächeln.

      Ihr Haar roch unzweifelhaft nach Pferd.

      Als Thork die Augen öffnete – beide Augen, und deshalb wusste er sofort, dass er träumte – lag der Wald dunkel um ihn. Nur schemenhaft konnte er Bäume und Felsen um sich herum erkennen, seine Zwergensicht schien verschleiert, und dennoch drängte ein unbestimmtes Gefühl der Eile ihn vorwärts. Er tastete sich von rauer Baumrinde zu moosigem Stein und zerbrach Zweige unter seinen schweren Stiefeln.

      Ich darf nicht zu spät kommen. Wenn ich zu spät komme, passiert etwas Schreckliches.

      Thork wollte rufen, aber er wusste nicht, wen, und so schwieg er und arbeitete sich voran, schob Gestrüpp beiseite, das ihn festhielt, und wünschte sich, nur einmal einen Überblick zu bekommen, zu sehen, wo er sich befand, doch der Wald gab keinen Hinweis und keine Wegmarke.

      Wo ist sie? Wie soll ich sie hier finden, in dieser Wildnis? Wenn ich sie nicht finde, passiert etwas Schreckliches.

      Dann wich der Wald, und da war sie, vor ihm in der Dunkelheit. Ihre Schönheit zerriss sein Herz. Sie sah ihn an, schenkte ihm ein Lächeln wie eine heilende Berührung, ihr schwarzes Haar umwehte sie wie Schatten unter den Bäumen. In den Händen hielt sie einen Gegenstand, etwas wie einen kleinen Spiegel oder einen klaren, geschliffenen Edelstein, eingefasst in rotes Gold. Thork hatte einen solchen Gegenstand noch nie zuvor gesehen, aber er wusste, dass Gefahr davon ausging, so schön und meisterlich gefertigt er auch sein mochte.

      Leg das hin. Gib es weg.

      Seine Stimme gehorchte ihm nicht, er war stumm wie Fels. Er streckte die Hände aus, doch plötzlich schossen Flammen aus dem Boden und fügten sich zu einer Gestalt, entfernt menschlich, sie fraß die Dunkelheit und verjagte die Schatten und neigte sich begierig zu dem Gegenstand, der erst zu glühen, dann grell zu leuchten begann. Und Lianna achtete nicht auf das goldene Ding und auch nicht auf die Flammengestalt, sondern sie sah ihn an, durch das grelle Licht fanden sich ihre Blicke, und er war mit zwei Schritten bei ihr, trat ins Feuer und löschte es mit einem gewaltigen Atemzug, und dann war nichts als dunkler, kühler Stein um ihn, und er lächelte, während das Licht sich entfernte.

      Das Lächeln hing noch in seinen Mundwinkeln, als er erwachte. Er blinzelte ins Licht.

      Er war alleine in dem Unterschlupf. Die Luft war kühl und sauber gewaschen. Ein hoher blauer Himmel spannte sich über dem Berg. Es war still.

      Auf allen Vieren bewegte er sich zum Rand des Unterschlupfes und sah nach draußen.

      »Prinzessin?«

      Von ihr war keine Spur zu sehen, allerdings hatte sie beide Rucksäcke geöffnet und die Ersatzkleidung auf flachen Steinen zum Trocknen ausgebreitet.

      Der Unterschlupf befand sich mitten in einem Steilhang. Thork sah sich um, versuchte, bekannte Wegmarken zu erkennen, doch vergeblich. Die Umgebung war ihm völlig fremd.

      Dann kam der Traum zu ihm zurück und versetzte ihn in Erstaunen. Er pflegte nicht zu träumen, und schon gar nicht in so rätselhaften Bildern. Er sah sie dort stehen, von Flammen umwogt, und fühlte das Band, das sich zwischen ihnen spannte, als sei sie mehr als nur eine Menschliche auf der Jagd nach seinem Troll. Als sei er mehr als nur ein Zwergenschmied, der versuchte, eine alte Rechnung zu begleichen. Er schüttelte den Kopf und strich sich mit den Händen über das Gesicht. Musste die Höhenluft sein.

      Leichte Schritte und Steinchen, die den Hang hinunterkullerten, kündigten Liannas Rückkehr an.

      »Guten Morgen«, sagte sie und kletterte von oben in sein Blickfeld.

      »Wo warst du?«, fragte er, ihren Blick meidend. Sie lachte.

      »Was sind wir nicht wieder von ausgesuchter Freundlichkeit«, sagte sie. »Ich sagte, guten Morgen, Herr Zwerg.«

      »Morgen«, knurrte er.

      »Brav«, sagte sie und lachte noch immer. »Ich habe mir etwas die Gegend angesehen und nach Spuren unseres Trolls gesucht. Da war aber nichts – wahrscheinlich alles vom Regen weg gewaschen. Wir müssen auf gut Glück weitergehen.«

      Thork schwang die Beine über den Rand des Vorsprunges und befühlte seine Ersatzkleidung. Sie war trockener als das, was er am Leib trug.

      »Wir werden uns weiter in Richtung Pass orientieren«, sagte er. »Die Tatsache, dass er den Weg die Stufe hinauf genommen hat, ist schon fast Beweis dafür, dass er über den Pass will. Sonst gibt es nichts zu wollen hier oben.«

      Sie ließ sich neben ihn auf den Boden fallen, untersuchte die Essensvorräte und zog die Nase kraus.

      »Großartig! Alles nass. Wir könnten dieses Brot rösten, wenn wir ein Feuer hätten ...«

      »Wo es keine Bäume gibt, ist


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