Feuerjäger: Sammelband. Susanne Pavlovic

Feuerjäger: Sammelband - Susanne Pavlovic


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Auftauchen gut oder schlecht für unsere Sache ist.«

      »Und dann habt Ihr uns verfolgt«, sagte Lomir düster.

      »Nur ein bisschen«, sagte Pintel entschuldigend. »Nur bis Euer Freund hier sich mit dem Lagerbeamten verständigt hatte. Genau genommen habe ich ihn verfolgt. Fenrir war hinter Euch her, aber ohne Ergebnis. Es ist wirklich schwer, jemanden zu beschatten, der in einer Amtsstube verschwindet und die Tür hinter sich schließt.«

      »Das ist wirklich unglaublich«, sagte Lomir kopfschüttelnd.

      »Könnt Ihr trotzdem die Axt runter nehmen?«, bat Pintel. »Sie sieht gefährlich aus, wisst Ihr. Ihr könnt einem damit wirklich Angst einjagen.«

      »Das ist ihr Zweck, unter anderem.« Lomir senkte die Axt und verschränkte die Hände auf dem Stiel.

      »Habt Ihr weitere Fragen?«, sagte der Waldläufer, der bisher geschwiegen hatte. Seine Stimme klang etwas ungeduldig. »Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.«

      »Haben wir nicht?«, fragte Pintel erstaunt und handelte sich einen entnervten Blick von seinem Begleiter ein.

      »Haben wir«, sagte Lomir. »Meine geht ungefähr so: Und was, zum Teufel, soll jetzt das Ganze?«

      »Meine klingt etwas konkreter«, sagte Nardon. »Was ist das für eine gemeinsame Sache, die Ihr vorhin erwähntet?«

      »Na, die Valdar«, sagte Pintel entgeistert. »Habt Ihr so viele Projekte gleichzeitig, dass Ihr sie nicht auseinanderhalten könnt?«

      »Ich will es von Euch hören«, sagte Nardon. »Eine Valdar also. Und weiter?«

      »Lasst mich die Kurzform berichten«, sagte Fenrir. »Wir befanden uns auf einer Art von Schatzsuche. Der Schatz war das Erbe eines gewissen Mandor Markholt, das er seiner Nichte Jerina hinterlassen hatte …«

      »Ist bekannt«, warf Lomir ein.

      »Das Erbe wurde in einem Höhlensystem aufbewahrt, in das einige Prüfungen eingebaut waren. Geschick, Mut, Kampfkraft. Wir absolvierten die Prüfungen, doch als wir am Ende angelangt waren und den Schatz in Händen hielten, entpuppte sich unsere Begleiterin Jerina als eine Art Feuerwesen. Sie hatte bereits vor unserer Abreise die echte Jerina getötet und ihren Platz eingenommen, um an den Schatz zu gelangen. Sie brachte den Schatz an sich und verschwand.«

      »Das heißt, dass ihre Manifestation noch schwach ist«, warf Nardon ein. »Sonst hätte sie sich nicht der Hilfe von Sterblichen bedienen müssen.«

      »Genau das hab ich auch gesagt«, sagte Pintel strahlend.

      »Und weiter?«, sagte Nardon.

      »Nichts weiter«, sagte Fenrir. »Wir kehrten zurück nach Halmesholm, um ein wenig Licht in die Angelegenheit zu bringen. Wir waren nicht mehr als einige Stunden in der Stadt, als Krona von der Straße weg verhaftet wurde. Man lastet ihr den Brand und den Mord an Jerina an, und noch einige Dinge, die ich nicht ganz verstanden habe.«

      »Man wird sie aufhängen«, sagte Pintel, und das Strahlen war von seinem Gesicht gewischt.

      »Und der Schatz, den die Valdar an sich brachte, bestand in einem Totenschädel?«, fragte Nardon.

      »Woher wisst Ihr das?«, fragte Pintel überrascht zurück.

      »Wie Ihr bereits vermutet habt, sind wir mit der gleichen Sache befasst«, sagte Nardon. »Einen ersten Totenschädel brachte sie bereits auf der Insel der Stürme an sich. Der Markholt-Schädel ist Nummer Zwei. Es ist unsere Aufgabe, zu verhindern, dass sie in den Besitz von Nummer drei oder weiteren gelangt.«

      »Wir wollen sie zur Strecke bringen«, verdeutliche Lomir grimmig.

      »Prima«, sagte Pintel und strahlte schon wieder. »Dann haben wir die gleichen Pläne.«

      »Langsam«, sagte Nardon. »Ich tu mich nicht mit jedem zusammen, der mich in einer dunklen Ecke abpasst.«

      »Das ist verständlich«, sagte Fenrir.

      »Dennoch müssen wir uns schnell einig werden. Draußen wartet Euer Führer, und wir wollen nicht, dass er misstrauisch wird und Euch suchen kommt.«

      »Wir sind wirklich ganz nette Leute«, versicherte Pintel, »auch wenn wir ein wenig seltsam wirken … so auf den ersten Blick.«

      »Kann ja sein«, sagte Nardon. »Trotzdem ist unsere Mission so wichtig, dass wir uns vielleicht besser nicht mit Fremden einlassen sollten. Nehmt es nicht persönlich. Das ist eine prinzipielle Frage.«

      »Unsere Mission ist genauso wichtig«, betonte Pintel. »Es ist nämlich die gleiche Mission. Und wir könnten sehr gut noch ein paar Mitstreiter gebrauchen, ganz ehrlich. Habt Ihr der Valdar schon persönlich gegenübergestanden? Seht Ihr. Wir schon. Und ich sage Euch, zwei sind ein bisschen wenig, um sie zur Strecke zu bringen, schon gar, wenn sie erst noch mächtiger geworden ist.«

      »Ihr meint, Ihr braucht ein paar neue Mitstreiter, falls sie Eure Gefährtin aufhängen.« Lomir zog eine Grimasse.

      »Sie hängen sie nicht«, sagte Pintel und sah plötzlich sehr grimmig aus. »Und wenn ich auf den Galgen klettern und den Strick mit meinen Zähnen durchbeißen muss!«

      »Vielleicht fällt uns da ja noch etwas Besseres ein«, sagte Lomir. »Wie sagte ein kluger Mann kürzlich: Nicht den zweiten Schritt vor dem ersten tun.«

      »Das warst du«, sagte Nardon.

      »Tatsächlich?«, sagte Lomir beeindruckt. »Alle Achtung. Mein Vorschlag ist jedenfalls: Lasst uns zunächst gemeinsam daran arbeiten, Eure Gefährtin frei zu bekommen. Danach entscheiden wir weiter.«

      »Wir werden einen sehr guten Plan brauchen«, sagte Pintel. »Das ist keines von diesen Idioten-Gefängnissen, wo man einfach zur Tür raus spaziert.«

      »Ich habe da schon so eine Idee.« Lomir lächelte versonnen.

      »Wenn es nicht zu viel Zeit kostet«, sagte Nardon zögernd.

      »Sollte es nicht«, sagte Pintel. »Die sind recht fix mit ihren Prozessen, habe ich mir sagen lassen.«

      »Also dann«, sagte Nardon schweren Herzens. »In Ordnung. Dann gestattet Ihr vielleicht, dass ich das Büro in Augenschein nehme, während Ihr die weitere Vorgehensweise abstimmt.«

      »Gestattet.«

      Lomir grinste. »Halten wir uns ran, damit sich unser Führer draußen im Regen keinen Schnupfen holt.«

      Wie bereits erwartet oder befürchtet, enthielt das Büro nichts als dicke Bücher voller Listen mit Warenein- und Ausgängen, Lieferfristen, Rechnungen und Inventurergebnissen. Nach einiger Zeit erschien der tropfnasse Legermitarbeiter unter der Tür und fragte sehr misstrauisch, was bei allen Göttern Nardon da tue. Es gelang Lomir, den Mann noch ein Weilchen bei Laune zu halten, doch schließlich sah er sich genötigt, Nardons Recherche zu unterbrechen, bevor die Stimmung kippte.

      »Nichts«, sagte Nardon halblaut in der Zwergensprache zu Lomir, als sie sich von dem Lagermitarbeiter nach draußen bringen ließen. »Und bei dir?«

      »Sie haben einen Plan, das heißt, sobald ihre Gefährtin frei ist. Sie wollen den Zauberkundigen aufsuchen, der die Sicherungsvorrichtung für den Markholt-Schädel erbaut hat. Der ist ein Zwerg und sollte daher noch am Leben sein. Sie hoffen, dass er ihnen mehr über den Schädel sagen kann und über den Aufbau, zu dem er gehört.«

      »Zumindest ist das ein Plan«, sagte Nardon. »Wenn auch kein sehr überzeugender.«

      »Was überzeugt dich daran nicht?«

      »Er enthält keinen konkreten Aufbewahrungsort von Schädel Nummer drei. Das wäre doch ein Plan.«

      »Einer, der mich misstrauisch machen würde. So geht es ihnen genau wie uns: Sie stochern mit den besten Absichten im Dunkeln.«

      »Warten wir es ab.« Nardon kniff die Augen zusammen, als er ins Freie trat. »Verrätst du mir, was du bezüglich der Gefängnis-Sache vorhast?«

      »Klar«,


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