Der neue Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman - Michaela Dornberg


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      Sie hatte ihn geliebt, er war von ihr beinahe besessen gewesen, wollte alles für sie tun.

      Und sie?

      Sie hatte sich von ihm getrennt, weil es ihr nicht passte, dass sie wegen seiner Arbeitszeiten nur selten mit ihr gemeinsam frühstücken konnte. Wie absurd war das denn, alles von einem Frühstück abhängig zu machen. Ihre Nachfolgerin war schlauer gewesen, sie hatte sich auf ihn eingelassen, und sie war belohnt worden. Sie lebte jetzt mit Roberto in der wunderschönen Toscana auf einem herrlichen Landsitz zwischen Weinbergen und uralten Olivenbäumen, und sie hatten zwei gemeinsame Kinder.

      Das alles hätte sie haben können …

      Ihre Augen füllten sich mit Tränen.

      Und wenn man Mathias nahm.

      Wie besessen war sie ihm nachgejagt, hatte versucht, ihn zu finden, war zu Kartenlegern, Wahrsagern, Kaffeesatzlesern gegangen, hatte sich aus der Kristallkugel lesen lassen. Sie hatte sich und ihre Umwelt verrückt gemacht.

      Und dann …

      Dann hatte sie Mathias zufällig getroffen, auf seinem Landsitz unterhalb der Felsenburg, als den Besitzer, als den Grafen von Hilgenberg.

      Da hatte sich bei ihr ein Schalter umgelegt, sie war geradezu geflohen, und sie war stur geblieben, selbst als er sie aufgesucht hatte, um ihr alles zu erklären, um eine Chance zu bitten.

      Er hatte alles getan, sie war stur geblieben.

      Roberto …

      Mathias …

      Zwei wahre Lieben, denen sie sich verweigert hatte, aber einem Malcolm Hendersen, der verheiratet war, und wie sie alle sonst noch hießen, hatte sie jede Chance gegeben, hatte sich vor ihnen beinahe erniedrigt.

      Mit ihr stimmte etwas nicht!

      Sie hatte Angst vor einer ernsthaften Beziehung!

      Sie sollte mal zu einem Psychiater gehen und das untersuchen lassen.

      Sie weinte still vor sich hin, um sich, um ihre verlorenen Lieben …

      Aber da gab es doch noch Peter Bredenbrock!

      Sie war sich so sicher gewesen, ihn zu lieben.

      War das nur ein Strohfeuer gewesen? War er interessant, weil er nur mit seinen beiden Kindern im Gepäck zu bekommen war?

      Nicki verstrickte sich in Gedanken, die sich im Nichts verloren, weil sie sich da etwas zusammenkonstruierte, was in der Realität keinen Bestand hatte.

      Sie versuchte, Peter und die Kinder separat zu sehen.

      Sie versuchte, ihn mit Roberto und Mathias zu vergleichen. Das ging überhaupt nicht. Doch es machte ihr etwas klar. Sie mochte Peters besonnene Art, sie hatte auch ein wenig Mitleid mit ihm, weil er von seiner Ehefrau verlassen worden war, sie hatte ihn mit den Kindern sitzen gelassen.

      Konnte und wollte sie in deren Rolle schlüpfen?

      Die Kinder taten ihr leid …

      Doch Mitleid war kein guter Begleiter, denn es brauchte sich irgendwann auf. Und was blieb dann?

      Nicki bekam vor lauter Aufregung feuchte Hände.

      Was immer es auch gewesen war, wie sie zu Peter Bredenbrock hingezogen hatte, Liebe war es nicht. Zumindest nicht das, was sie sich unter Liebe vorstellte.

      Vielleicht verlangte sie ja wirklich nach etwas, was es im wahren Leben nicht gab. Sie war noch jung genug, weiterhin zu suchen, zu warten.

      Und wenn nicht …

      Nirgendwo stand geschrieben, dass man, um durchs Leben zu kommen, verheiratet sein musste.

      Vielleicht war es ihr Schicksal, als Single durchs Leben zu gehen?

      Viele Gedanken wirbelten durch Nickis Kopf, sie lachte, sie weinte.

      Am Ende ihres Gedankenkarussells kam auf jeden Fall heraus, das es richtig gewesen war, den Heiratsantrag abzulehnen.

      Sie konnte keinen Mann mit pubertären Kindern heiraten. Das würde sie überfordern. Sie würde mit Peter, mit Maren und mit Tim sprechen.

      Nicki fühlte sich, was die Bredenbrocks betraf, ein wenig erleichtert, wenn sie allerdings an Mathias dachte, war sie ein wenig traurig, doch das nur ganz kurz.

      In einer Wohnung wie dieser hier, vielleicht ein bisschen größer, konnte sie es sich vorstellen, mit ihm zu leben. In einem Schloss? Nein! Das ging überhaupt nicht!

      Mathias würde nicht zurückkommen, damit war nicht zu rechnen. Dennoch konnte es nicht schaden, ein wenig ihre Wohnung aufzuräumen.

      Ja, das war eine gute Idee, die sie auch direkt in die Tat umsetzte.

      Was für ein Tag …

      *

      Rosmarie war müde und aufgeregt zugleich. Sie und Heinz hatten beinahe die ganze Nacht über geredet. Doch das war so reinigend gewesen wie die Luft nach einem Gewitter, und das hatte nun mal über ihnen getobt.

      Heinz wollte wirklich mit ihr verreisen, doch ganz konnte Rosmarie es noch nicht glauben, denn Heinz war überfällig.

      Er hätte bereits vor einer halben Stunde hier sein müssen.

      Rosmarie blickte auf das Gepäck, das bereitstand, es war alles geregelt, Meta, ihre treue Haushälterin, würde nicht nur auf die Hunde aufpassen. Auf sie war Verlass.

      War auch Verlass auf Heinz?

      Er hatte ihr schon viele Versprechungen gemacht, er hatte kürzertreten wollen, um mehr Zeit mit ihr zu verbringen. Das war eine ganze Weile her. Professor Auerbach hatte es durchgezogen, und auch der war mit seiner Arbeit verheiratet gewesen.

      Was sollte sie jetzt tun?

      Seinen Koffer stehen lassen und einfach allein losfahren? Welche Konsequenz würde das haben?

      Bedeutete das die endgültige Trennung, und war alles, was in der Nacht gesagt worden war, Worte, die der Wind verwehte?

      Meta war mit den Hunden unterwegs, sie waren unruhig gewesen, hatten eine Veränderung gespürt, Rosmarie wollte ihnen den Abschied erleichtern. Aber Meta würde gleich zurückkommen, und dann?

      Rosmarie gab sich einen Ruck.

      Heinz würde nicht kommen, wahrscheinlich hatte er alles vergessen, was er versprochen hatte, war von seiner Arbeit gefangen, fühlte sich unentbehrlich, unersetzlich.

      Sie stand auf. Gerade, als sie nach dem ersten Gepäckstück greifen wollte, kam Heinz hereingestürzt.

      »Entschuldige, ich wurde aufgehalten«, rief er, »und ich hatte eine Riesenangst, du könntest ohne mich losgefahren sein. Ich kenne dich.«

      »Und dass es Telefone gibt, das hast du vergessen?«

      »Habe ich nicht, aber ich wollte verhindern, dass ich mich am Telefon verraten könnte.«

      Verraten?

      Er nahm sie in seine Arme, lachte sie an.

      »Rosmarie, ich hoffe, du bist damit einverstanden, dass ich da etwas geändert habe. Ich habe einen komfortablen Wohnwagen gemietet und einen Jeep, der ihn zieht. Wie du weißt, habe ich an meinem Wagen keine Anhängerkupplung. Mit einem Jeep fahren wollte ich schon immer, und wenn ich mich recht daran erinnere, hattest du damals einen Traum von einem Urlaub in einem Wohnwagen, als Fabian und Familie davon schwärmten. Ich habe es nicht vergessen.«

      Weil Rosmarie nichts


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