Der neue Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman. Michaela Dornberg
hast unsere Kinder zu großartigen Menschen erzogen. Du bist einzigartig, und ich bin froh, dass es dich gibt, dass du mich wolltest, dass du mich noch immer erträgst, obwohl ich manchmal unleidlich bin. Es ist so schade, dass es keinen Preis gibt für die allerbeste Ehefrau, die allerbeste Mutter von der ganzen Welt. Ich sage dir, du würdest ihn sofort bekommen.«
Dann küsste er sie, und es fühlte sich beinahe so an, wie damals in dem unbeschwerten Sommer auf dem Segelboot vor Mallorca …
*
Sophia von Bergen trank gerade ihren Tee, als ihre Tochter Angela ins Zimmer kam.
»Du bist schon da, mein Kind?«, erkundigte Sophia sich. »Hast du heute früher Schluss gemacht?«
Angela holte sich eine Tasse, schenkte sich ebenfalls einen Tee ein, trank etwas, dann sagte sie: »Es ist vorbei, Mama. Heute war mein letzter Arbeitstag.«
Es war damit zu rechnen gewesen, seit bekannt war, dass Mathias von Hilgenberg, dank einer für ihn glücklichen Fügung, der neue Schlossherr von Schloss Hilgenberg werden würde.
Aber wenn der Tag erst einmal da war, riss er einem den Boden unter den Füßen weg. Angela war so glücklich gewesen, einen Job oben im Anwesen bekommen zu haben, und es hatte ganz den Anschein gehabt, als sei er für viele Jahre gesichert.
Ja, ja, es kam immer anders als man dachte.
Sophia wusste nicht, was sie jetzt sagen sollte, denn sofort meldete sich bei ihr ihr schlechtes Gewissen. Wäre sie nicht krank geworden, wären sie nicht hier, dann hätte Angela ihr altes Leben, vor allem keine finanziellen Probleme.
Angela blickte ihre Mutter an.
»Mama, mach jetzt bitte nicht ein solches Gesicht. Es ist nichts passiert. Ich habe nur meinen Job verloren. Das passiert täglich einer Vielzahl von Menschen. Im Gegensatz zu denen darf ich mich nicht beklagen. Mathias hat mich, ohne dass er dazu verpflichtet gewesen wäre, sehr großzügig abgefunden. Das Geld reicht erst einmal für eine Weile.«
»Es hat dir Spaß gemacht, mein Kind.«
Angela ergriff die feine, schmale, aristokratische Hand ihrer Mutter.
»Mama, erinnere dich bitte, was dir in deinem Leben schon alles Spaß gemacht hat, es wurde dir genommen, und niemand hat Rücksicht genommen. Das Leben geht weiter, ich bin gesund, und ich danke dem Himmel jeden Tag erneut, dass er dir deine Gesundheit weitgehend wieder geschenkt hat. Erinnere dich bitte, um dein Leben hat niemand auch nur einen Pfifferling gegeben. Gesundheit ist das höchste Gut auf Erden, und solange man gesund ist, kann einem nichts passieren. Und sagst du nicht immer, dass man nach vorne blicken soll?«
Sophia von Bergen konnte ihrer Tochter keine Antwort geben, denn draußen war jemand drauf und dran, die Türklingel abzureißen.
Angela sprang auf, rannte zur Haustür, und dort wurde sie sofort umarmt.
»Wir sind wieder da, und unser erster Weg führt uns zu dir und zu Sophia.«
Es waren Maren und Tim Bredenbrock, die an ihr vorbeistürmten, Sophia um den Hals fielen, die zu strahlen begann. Die Kinder hatten ihr gefehlt.
»Was ein Glück, dass wir Schokolade im Haus haben, die mögt ihr doch noch, nicht wahr? Setzt euch, erzählt, wie war es in Ägypten.«
Angela war froh, dass das Jobthema jetzt erst einmal vom Tisch war. Sie lief in die Küche, weil sie unbedingt Kakao kochen wollte, Tim folgte ihr, weil er die versprochene Schokolade holen wollte, aber auch, um Angela ein wenig für sich allein zu haben. Er hing sehr an ihr, und sie wäre noch immer seine erste Wahl, wenn sie bloß ein wenig jünger wäre. Er würde Angela wollen, auch wenn Nicki ganz nett war.
Sie umarmte den Jungen, strich ihm über das strubbelige Haar, dann wollte sie wissen: »Und was hat dir am besten gefallen, Tim?«
Er überlegte.
»Eigentlich war alles schön, aber besonders cool war, als wir auf Kamelen durch die Wüste reiten durften, von einer Tempelanlage zur nächsten. Maren hatte ganz schön Schiss, ich glaube, die war froh, als sie von dem Kamel wieder unbeschadet heruntersteigen konnte.«
Unbemerkt war Maren in die Küche gekommen. »Angela, glaub kein Wort. Es war anders herum. Tim hat sich wie ein Irrer festgehalten, ich glaube, er hatte die Hosen voll.«
Tim wirbelte herum.
»Du spinnst, das ist überhaupt nicht wahr.«
Schon wollte er auf seine Schwester losgehen, als Angela dazwischentrat. »Ihr habt es beide überlebt, als ich damals in Ägypten war, da hätte man mich nicht für Gold und gute Worte auf ein Kamel bekommen. Die sind ganz schön hoch.«
Tim grinste. »Das sind sie, aber glaub mir, ich hatte wirklich überhaupt keine Angst.«
»Kann ich schon mal die Schokolade haben?«, erkundigte Maren sich, deswegen war sie schließlich in die Küche gekommen.
Angela reichte ihr die Schokolade, und plötzlich hatte auch Tim es eilig, die Küche wieder zu verlassen. Er traute seiner großen Schwester nicht.
Maren und Tim hingen sehr aneinander, besonders, seit das mit ihrer Mutter passiert war. Aber sie waren Geschwister, da gab es immer Rivalitäten, besonders, wenn da eine sehr dominante große Schwester war. Aber um die beiden musste man sich keine Sorgen machen, sie waren ganz wunderbare Kinder und für die Damen von Bergen auf jeden Fall eine große Bereicherung.
Angela beeilte sich mit dem Kakao, und als sie den in das schöne Wohnzimmer brachte, stand auf dem Tablett auch noch eine Schale mit Keksen, von denen sie wusste, dass die beiden die sehr mochten.
Nachdem sie ihren Kakao genossen hatten, natürlich auch die Kekse, und von der Schokolade war außer dem Papier längst nichts mehr zu sehen, sagte Maren: »Wir haben euch aus Ägypten auch etwas mitgebracht.«
Sie griff in ihre Tasche und holte für Sophia einen kleinen Skarabäus hervor, aus weißem Alabaster.
Tim schenkte Angela ebenfalls so einen kleinen Mistkäfer, den man in Ägypten an jeder Ecke fand, allerdings war der türkis, und natürlich hatte Maren dazu sofort etwas zu sagen: »Angela, Tim war nicht davon abzubringen, den zu kaufen, obwohl es kein echter Türkis ist, er ist nur angemalt.«
Tim hätte beinahe angefangen zu weinen, das allerdings verhinderte Angela, indem sie sagte: »Es ist aber genau richtig für mich, türkis ist zufällig eine meiner Lieblingsfarben, und ich hatte schon mal einen türkisen Skarabäus, doch der hat sich scheinbar in Luft aufgelöst, danke, dass ich jetzt einen neuen habe.«
Tim begann zu strahlen, warf seiner Schwester einen triumphierenden Blick zu, und die war sauer, jetzt keine Punktlandung erreicht zu haben.
Es war schnell vergessen, weil es sehr viel zu erzählen gab, und so wurde es für alle so richtig schön. Gewiss wäre es so weitergegangen, wenn Marens Handy nicht geklingelt hätte. Ihr Vater wollte, dass sie nach Hause kamen.
»Schade, ich komme morgen wieder«, rief Tim, umarmte Angela und Sophia.
»Ihr habt uns wirklich gefehlt«, sagte Maren, und dann umarmte auch sie die beiden Damen, doch sie tat es anders herum. Sie fing bei Sophia an, dann kam Angela. Und die begleitete ihre Besucher noch zur Tür, winkte, bis von den beiden nichts mehr zu sehen war.
»Sie sind so wonnig«, strahlte Sophia, als ihre Tochter wieder ins Wohnzimmer kam, »jetzt erst merke ich, wie sehr sie mir gefehlt haben. Und ist es nicht rührend? Sie haben an uns gedacht und uns sogar etwas mitgebracht.«
Sie sprachen über Maren und Tim, und Angela atmete insgeheim auf.
Das mit dem verloren gegangenen Job interessierte ihre Mutter nicht mehr. Vorerst nicht. Wie sie ihre beharrliche Mutter kannte,