Der neue Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman - Michaela Dornberg


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und Angela bedauerte nicht einen Augenblick lang, dass sie für ihre Mutter ihr altes Leben aufgegeben hatte.

      An ihren Exmann dachte sie nicht einmal mehr, und sie war so unglaublich froh, dass sie auf Teresa von Roth gehört und ihren Mädchennamen wieder angenommen hatte. Angela von Bergen, das klang viel, viel schöner als Angela Halbach, doch darum war es ihr nicht gegangen. Es war für sie nur unerträglich gewesen, den Namen eines Mannes zu tragen, der ihre Mutter eiskalt in ein Heim gesteckt hätte und der grausam darauf bestanden hatte, dass der seinerzeit abgeschlossene Ehevertrag Punkt für Punkt umgesetzt wurde. Obwohl sie für diesen Mann alles getan hatte, war ihr aus dieser Ehe nicht ein einziger Cent geblieben.

      Es war vorbei!

      Alles war gut, wie es war!

      Es gab Sprüche, die sich immer wieder bewahrheiteten, sie glaubte an »Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.«

      Das hatte sich für sie mehr als nur einmal erfüllt, sie glaubte daran, und auch an »Wenn eine Tür sich schließt, tut sich eine andere auf.«

      Oben auf dem Anwesen bei Mathias von Hilgenberg hatte sie den Traumjob schlechthin gehabt, sie war Eventmanagerin gewesen für einen exklusiven Personenkreis. Sie hatte es genossen, doch sie wusste, dass das jetzt nicht das Ende war. Sie fühlte es, es würde noch mehr kommen, etwas, was das gerade übertraf.

      Ob sich ihr Traum erfüllen würde, doch noch einen Partner zu finden, jemandem, der so tickte wie sie, für den eine Verbindung ein gegenseitiges Geben und Nehmen war, jemanden, mit dem sie sich blind verstand, jemanden, dem klar sein musste, dass sie mit ihrer Mutter im Gepäck reiste, denn ohne die würde sie niemals mehr etwas tun. Sie war sehr verwundbar geworden, und auch wenn es ihr Wunsch war, wusste sie wohl, dass der sich vermutlich nicht erfüllen würde.

      Das Leben ging weiter.

      Sie konnte dankbar sein, besonders dafür, dass es ihrer Mama wieder so gut ging, dass sie sich allein unterwegs mit einem Rollator, daheim mit einem Stock oder sogar ohne eine Gehhilfe bewegen konnte.

      Das Leben war schön!

      Und sie würde das bekommen, was das Schicksal für sie bereit hielt …

      *

      Nicki fand in ihrer Post eine Ansichtskarte von der Tempelanlage von Carnac, und spätestens seit dem Zeitpunkt wusste sie, dass Peter und die Kinder wieder daheim waren. Sie mussten vor der Postkarte angekommen sein.

      Was hatte das zu bedeuten?

      Nicki wusste es nicht, eigentlich konnte sie augenblicklich eh keinen klaren Gedanken fassen. Seit Mathias bei ihr gewesen war, hatte sich alles geändert. Sie hatte sehr über ihr Leben nachgedacht, und damit war sie längst noch nicht fertig.

      Sie hatte einen Gedanken gefasst, mit dem sie sich immer mehr beschäftigte, doch da er für sie so ungeheuerlich war, traute sie sich nicht, laut darüber nachzudenken, schon gar nicht, mit jemandem darüber zu sprechen. Nicht einmal mit ihrer Freundin Roberta, und das hatte schon etwas zu bedeuten, denn mit der sprach sie eigentlich über alles.

      Doch ehe sie sich wirklich aufraffte, musste sie Klarheit in ihr Leben bringen, Tabula rasa machen.

      Und so etwas war verdammt schwer! Besonders, wenn man ja nicht einmal wusste, was man wirklich wollte.

      Sie betrachtete die Karte, las die liebevollen Worte, und sie zuckte zusammen, als ihr Handy klingelte.

      Die Anruferin war Maren, an die sie gerade erst noch gedacht hatte. Wenn das keine Gedankenübertragung war.

      Sie meldete sich und versuchte, ihrer Stimme einen munteren Klang zu geben.

      »Maren, wie schön, dass du anrufst, ich habe gerade deine wunderschöne Ansichtskarte aus Ägypten aus meinem Briefkasten geholt. Vielen Dank dafür.«

      Maren ging darauf nicht ein, sie hatte offensichtlich überhaupt keine Lust auf einen Small Talk, und Roberta fragte sich, ob Peter mit seinen Kindern gesprochen hatte.

      »Du kommst nicht mehr zu uns«, sagte Maren auch sofort, ohne auf das einzugehen, was Nicki da gesagt hatte.

      Nicki schluckte.

      »Wie kommst du denn darauf?« Das war eine dämliche Frage, und Nicki bereute die auch sofort, Maren war ein sehr sensibles, feinfühliges Mädchen.

      Nicki bekam nicht sofort eine Antwort und erkundigte sich deswegen ein wenig angstvoll: »Maren, bist du noch da?«

      »Der Papi hat schlechte Laune und ist traurig, du hast deine Sachen abgeholt, und dein Schlüssel lag bei uns im Briefkasten.«

      Es stimmte, und Nicki war spätestens jetzt klar, dass es nicht sehr sensibel gewesen war, es so zu handhaben. Sie war nur nach ihrer eigenen Befindlichkeit gegangen, ohne darüber nachzudenken, was ein derartiges Handeln mit den Kindern, vielleicht auch mit Peter, machen würde.

      Manchmal hatte sie wirklich das Gemüt eines Fleischerhundes!

      »Maren, ich …, du …«

      Sie war nicht in der Lage, einen vernünftigen Satz auf die Reihe zu bringen.

      »Also stimmt es«, sagte Maren leise. »Willst du wegen Tim und mir nicht mit dem Papi zusammen sein? Wir können auch in ein Internat gehen, dann stören wir nicht.«

      Nicki begann am ganzen Körper zu zittern.

      »Maren, was redest du da für einen Unsinn, bitte höre sofort damit auf. Es stimmt nicht, und das, was mit eurem Vater und mir ist, das hat …«

      Sie brach ihren Satz ab, weil sie fürchtete, sich immer mehr in etwas zu verstricken, Worte auszusprechen, die sie hinterher bereuen würde.

      »Maren, ich setze mich jetzt sofort in mein Auto und komme in den Sonnenwinkel. Wir zwei müssen unbedingt reden, und wenn Tim daheim ist, mit dem spreche ich auch, und vor allem mit eurem Vater.«

      Maren antwortete nicht sofort, und Nicki hatte schon Angst, sie habe aufgelegt.

      »Maren …«

      »Ich bin noch da, also gut, dann komm jetzt«, sagte sie, erst dann legte sie auf.

      Da hatte sie sich etwas eingebrockt. Sie war auf überhaupt nichts vorbereitet und wagte sich in die Höhle des Löwen.

      Sie hatte keine Angst vor einem Gespräch mit Peter, nein, es machte sie panisch nicht zu wissen, was sie Maren und Tim sagen sollte. Sie wollte die beiden nicht verletzen, sie wollte auch nicht, dass die Schuldgefühle hatten. In ein Internat, wie schräg war das denn. Das war auch überhaupt keine Lösung. Sie musste Maren solche spinnerten Gedanken unbedingt ausreden. Aber würde Maren ihr denn überhaupt noch vertrauen?

      Es war alles ganz schrecklich!

      Nicki war ziemlich gleichgültig, wie sie aussah. Sie hatte eine olle Jeans an, die es eigentlich schon hinter sich hatte, einen ausgeleierten Pullover. So lief sie gern zu Hause herum, weil das gemütlich war. Normalerweise ging sie so allerdings nicht auf die Straße. Egal. Sie schlüpfte in ein Paar bequeme Schuhe, riss ihre Jacke vom Haken, schnappte sich ihre Tasche, dann verließ sie ihre Wohnung. Und weil der Fahrstuhl nicht direkt kam, rannte sie die Treppen hinunter.

      Es ging ihr überhaupt nicht gut.

      Sich von einem Mann zu trennen, von einem Mann verlassen zu werden, das war bitter. Trennungen waren immer schmerzhaft, weil sie auch eine Form des Versagens waren, weil man es nicht geschafft hatte. Doch Erwachsene konnten damit ganz anders umgehen als Pubertierende. Ganz besonders konnte man es nicht, wenn man das Gefühl des Verlassenwerdens hautnah erlebt hatte. Und das war bei Maren und Tim der Fall. Erschwerend kam bei den beiden hinzu, dass es ihre Mutter gewesen war, die gegangen war. Mütter waren für ihre Kinder die wichtigsten


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