Der neue Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman - Michaela Dornberg


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für wenig Geld zu verkaufen, als es in den Schränken verrotten zu lassen. Die Rosmarie von heute würde nichts davon mehr anziehen, und die von gestern, die wollte sie wirklich niemals mehr werden. Und an die wollte sie auch nicht mehr erinnert werden. Also weg mit allem, was an diese Person erinnerte, diese Frau Maßlos!

      Beauty und Missie begannen an ihren Leinen zu zerren, und Rosmarie musste die beiden erst einmal zur Ordnung rufen. Bei Meta waren sie ein wenig außer Rand und Band geraten, die hatte vieles bei ihnen durchgehen lassen.

      Klar, sie hatten den Eingang des Parks erreicht, und nun zog es sie zu der Hundewiese, auf der sich immer ein paar Kumpel fanden, mit denen man so herrlich spielen konnte.

      *

      Es hatte Roberta einige Mühe gekostet, nicht mehr an ihren Exmann zu denken und an das, was er ihr angetan hatte und noch immer antat.

      Max war in vieler Hinsicht schmerzfrei, doch mittlerweile musste auch er begriffen haben, dass er eine Linie überschritten hatte, die man nicht mehr tolerieren konnte. Und das spätestens dann, als sie den Autohändler weggeschickt und ihm angeraten hatte, Max dann sein Spielzeug, sein Auto, eben wegzunehmen, wenn der die Leasingraten nicht mehr bezahlten konnte.

      Sie hatte eigentlich damit gerechnet, dass Max sie wutentbrannt anrufen würde. Doch nachdem das nicht geschehen war, war Roberta sich sicher, dass sie jetzt durchatmen konnte, dass sie nichts mehr von ihrem Ex hören würde. Und das war auch gut so.

      Heute war Mittwoch, ihre Hausbesuche hatte sie direkt morgens erledigt, im Wartezimmer saßen nur noch ein paar Patienten.

      Sie würde am Nachmittag nach Hohenborn fahren. Sie brauchte unbedingt eine neue Jogginghose, und ihre Laufschuhe musste sie auch ersetzen. Und wenn sie dann noch einen hübschen Pullover fand oder ein T-Shirt, das würde sie auch kaufen. Und ja, in den Buchladen würde sie auf jeden Fall gehen, das war ein Muss, wenn sie schon mal in Hohenborn war.

      Sie freute sich auf den Nachmittag, weil sie sich nicht daran erinnern konnte, wann sie zum letzten Mal so ganz entspannt losfahren konnte, um etwas für sich zu tun.

      Sie verabschiedete die Patientin, die wegen ihrer Magenbeschwerden gekommen war und wollte Ursel Hellenbrink bitten, ihr den nächsten Patienten ins Behandlungszimmer zu schicken, als die ganz aufgeregt hereingeplatzt kam.

      »Frau Doktor, da sind drei Männer.«

      Warum war Ursel so aufgeregt?

      »Schicken Sie die weg, für heute nehmen wir keine weiteren Patienten an.«

      Ursel schluckte.

      »Sie sind von der Ärztekammer, da gibt es eine Anzeige, der sie nachgehen müssen … die Praxis soll geschlossen werden, solange die … Durchsuchung stattfindet … Frau Doktor, was hat das zu bedeuten? Eine Durchsuchung bei uns, in den Filmen sieht man doch immer, dass jemand von der Steuerfahndung kommt.«

      Die Ärmste war vollkommen durcheinander.

      »Ursel, beruhigen Sie sich, da muss ein Irrtum vorliegen, schicken Sie mir bitte die Männer herein.«

      Die kamen auch unmittelbar danach herein, es waren drei unauffällig aussehende Herren, einer war noch recht jung, die beiden anderen waren mittleren Alters. Sie wiesen sich aus, und einer von ihnen sagte: »Frau Dr. Steinfeld, es tut uns leid, wir müssen der Anzeige nachgehen, denn es ist schwerwiegend, man wirft Ihnen Arzneimittelmißbrauch vor.«

      Was?

      Roberta glaubte, sich verhört zu haben, sie versuchte, das richtigzustellen, doch darauf gingen die Männer nicht ein.

      Sie bestanden darauf, die komplette Praxis auf den Kopf zu stellen, und Roberta fragte sich, was man eigentlich von ihr wollte.

      Arzneimittelmissbrauch …

      Was sollte denn da stattgefunden haben in ihrer Praxis?

      Sie ging zu Ursel hinaus, sagte der, dass sie die Patienten wegschicken und für den Nachmittag erneut bestellen sollte. Sie würde dann die Praxis aufmachen.

      »Frau Doktor, natürlich werde ich auch kommen. Ich lasse Sie doch jetzt nicht allein. Sie können sich auf mich verlassen, da kann Ihnen doch nur einer etwas wollen.«

      Diese Worte reichten aus, es fiel Roberta wie Schuppen von den Augen.

      Max …

      Der musste seine Hand im Spiel haben, doch sie anzuzeigen, sie anzuschuldigen, das hätte sie ihm nicht zugetraut. Wie sehr musste er sie hassen, dabei hatte er überhaupt keinen Grund dazu. Er war als der Gewinner aus der Ehe nach der Scheidung hervorgegangen.

      Sie ging zu den Männern zurück, die angefangen hatten, Schränke und Schubladen zu öffnen.

      »Wo haben Sie Ihre Arzneimittelmuster?«, wollte einer der Männer wissen.

      »In einem verschlossenen Schrank«, sagte Roberta, »wie sich das gehört.«

      Sie öffnete den Schrank, in dem alles ordentlich untergebracht war.

      »Wenn Sie möchten, dann kann ich Ihnen auch noch die Liste zeigen, wem ich Mus­terpackungen ausgehändigt habe.«

      Jetzt unterbrachen alle Männer ihre Arbeit.

      »So was haben Sie?«, erkundigte sich einer der Männer. »Aber wozu?«

      »Weil es mir wichtig ist zu wissen, welchem Patienten ich welche Mittel ausgehändigt habe. Weil es mir wichtig ist, zu sehen, ob das jeweilige Medikament wirkt, ehe ich es dem Patienten oder der Patientin verschreibe. Meine Herren, es handelt sich um Arzneimittel, nicht um Smarties, die man unbesorgt verteilt, und das dann auch noch in beliebiger Menge. Außerdem interessiert es mich bei neuen Medikamenten, welche Erfahrungen ich mit meinen Patienten damit mache, nicht das, was der Pharmavertreter mir erzählt. Der vertritt den Arzneimittelhersteller, und dem kommt es einzig und allein auf Profit an.«

      Während sie das sagte, druckte sie ihre Listen aus, reichte sie einem der Männer, dann bemerkte sie: »Toben Sie sich aus, bei mir werden Sie nichts finden, und sagen Sie dem Denunzianten, dass er sich schämen soll. Glauben Sie vielleicht, dass mir nicht längst klar geworden ist, weswegen Sie hier sind? Die Anzeige kommt von meinem Exmann, Herrn Dr. Max Steinfeld, der einen Krieg geben mich angezettelt hat, weil ich, warum denn auch, nicht für die Schulden aufkommen will, die er andauernd macht.«

      Sie hatte ins Schwarze getroffen!

      Die Männer sahen sich an. Sie hatten längst begriffen, dass an der Anzeige nichts stimmte, und jetzt, nach den letzten Worten der Ärztin, war ihnen klar, dass alles an den Haaren herbeigezogen war.

      Sie hatten ja auch bislang nichts gefunden, und mit welcher Akribie Frau Dr. Steinfeld sogar Listen mit Musterpackungen führte, so etwas hatten sie noch nie zuvor erlebt, und dann die Ordnung im abgeschlossenen Schrank. Hier in der Praxis war alles vorbildlich. Sie konnten sich jetzt nicht bei der Frau Doktor entschuldigen, was eigentlich angebracht wäre. Andererseits war die Ärztekammer verpflichtet, solchen Anzeigen nachzugehen.

      Es war eine fatale Situation, und man sah den Männern an, dass sie sich in ihrer Haut nicht wohlfühlten.

      »Wir brechen ab«, sagte einer der Männer, der offensichtlich der Wortführer war. »Es scheint alles in Ordnung zu sein.«

      »Es ist alles in Ordnung«, konnte Roberta sich nicht verkneifen zu sagen.

      »Ja, es ist in Ordnung«, wurde ihr bestätigt, dann verabschiedeten sich die Herren von der Ärztekammer, und mit Robertas Beherrschung war es vorbei.

      Jetzt hatte Max ihr auch noch die Ärztekammer auf den Hals gehetzt. Das war etwas, womit sie nicht fertig wurde. Sie waren miteinander verheiratet gewesen, er hatte mit der Scheidung ein Geschäft gemacht, und er hörte einfach nicht auf,


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