Der neue Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman - Michaela Dornberg


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die Tiere im Haus zu haben, und Heinz und sie hatten sie unterwegs tatsächlich sehr vermisst.

      Das nächste Mal, sollte es tatsächlich ein nächstes Mal geben, würden sie Beauty und Missie mitnehmen, das war ja schon abgemacht.

      Rosmarie merkte, wie ihre Stimmung immer mehr kippte, wie die Zweifel immer größer wurden, dabei gab es überhaupt keinen Grund dafür.

      Der Alltag in einer prunkvollen Villa war ein anderer als der in einem Wohnwagen, noch dazu, wenn man überhaupt keine Verpflichtungen hatte.

      Sie wählte die Nummer von Inge Auerbach. Rosmarie musste jetzt einfach mit einem vernünftigen Menschen reden. Vielleicht gelang es Inge, sie von ihren trüben Gedanken zu befreien.

      Zum Glück meldete die sich auch sofort, und war ganz erstaunt, Rosmarie zu hören. Sie hatten sich gerade erst gesehen.

      »Hast du vergessen, mir etwas von eurer wundervollen Reise zu erzählen, was du vergessen hast, als du hier warst? Wofür ich dir übrigens noch mal danken möchte. Du warst so begeistert, hast so plastisch erzählt, dass ich das Gefühl bekam, dabei gewesen zu sein. Rosmarie, ich freue mich so sehr für dich, vor allem, dass du und Heinz jetzt ganz anders miteinander umgeht, dass ihr eure Gefühle füreinander entdeckt habt.«

      Die uns davontrudeln, setzte sie in Gedanken hinzu, doch das sprach sie nicht aus.

      Auch Rosmarie antwortete nicht sofort. Warum ging sie nicht auf diese Worte ein? Sie war doch verliebt gewesen wie ein Teenie, der zum ersten Male die große Liebe erlebt.

      »Rosmarie, ist was passiert?«, erkundigte sie sich deswegen besorgt.

      Rosmarie seufzte.

      »Noch nicht, Inge, aber ich habe Angst, dass uns das Leben hier auffrisst, dass alles Schöne, was wir unterwegs hatten, verschwindet.«

      »Rosmarie, es wird nicht verschwinden, weil ihr das tief in euren Herzen habt. Warum bist du auf einmal so pessimistisch? Gestern konntest du noch Bäume ausreißen.«

      »Ich glaube, es liegt daran, dass ich mich hier nicht mehr wohlfühle, weil mich dieses Riesenhaus an die erinnert, die ich einmal war und niemals mehr sein möchte … und ich möchte auch nicht, dass Heinz in seine alten Verhaltensmuster verfällt.«

      »Rosmarie, dann rede mit ihm, sprich mit ihm über deine Ängste. So, wie du ihn geschildert hast, wie er sich dir jetzt gegenüber verhält, wird er dir zuhören. Und, Rosmarie, komm erst einmal an.«

      Inge gab ihr noch einige Ratschläge, dabei war sie nun wirklich nicht die geeignete Person, sich da hervorzutun. Ihr flog ihr Leben gerade um die Ohren, sie wusste nicht, wie es mit ihr und Werner weitergehen würde. Ob überhaupt, diese junge Frau hatte verdammt gut ausgesehen.

      Rosmarie bedankte sich, entschuldigte sich, weil sie ihre Probleme schon wieder bei Inge abgeladen hatte. Dann beschlossen die beiden Frauen, sich in den nächsten Tagen zu sehen. Inge hatte vorgeschlagen, nach Hohenborn zu kommen, was Rosmarie ein wenig verwunderte. Sie konnte ja auch nicht ahnen, dass Inge Werner und die Frau noch einmal sehen wollte. Dann würde sie nämlich den Mund aufmachen, denn so, wie sie sich jetzt verhielt, das war überhaupt nicht gut.

      Nachdem das Telefonat beendet war, rief Rosmarie ihren Sohn an. Wenn er frei hatte, würde er sich melden, wenn nicht, würde sie es später noch einmal versuchen.

      Sie hatte Glück, Fabian meldete sich, und er schien erfreut zu sein, die Stimme seiner Mutter zu hören. Zwischen ihnen hatte sich ja auch etwas verändert.

      Sie befanden sich auf einem Pfad des Friedens, und Rosmarie wollte, dass den auch Heinz betreten sollte.

      Nachdem sie ein paar unverbindliche Sätze miteinander gewechselt hatten, kam Rosmarie auf den Grund ihres Anrufes.

      »Fabian, wir haben wundervolle Bilder gemacht, die wir euch gern zeigen würden. Außerdem haben wir den Kindern aus jedem Land etwas landesübliches mitgebracht. Können wir uns sehen?«

      Damit war Fabian sofort einverstanden.

      »Klar, Mama, die Kinder werden sich über die Geschenke freuen, außerdem sind sie verrückt nach Beauty und Missie. Aber ich schlage vor, dass das Treffen dann bei uns stattfindet … es ist wegen der Kinder.«

      Das war vorgeschoben. Fabian fand die Villa grauenvoll, die er verächtlich ›Palazzo Protzo‹ nannte. Er und Stella hatten zu der Villa keinen Bezug, denn es war nicht das Haus, in dem sie aufgewachsen waren. Die Kinder waren längst erwachsen gewesen, als Rosmarie die irre Idee gehabt hatte, diesen Palast zu bauen. Für zwei Personen, wohlgemerkt, die nicht mehr ganz taufrisch waren und bei denen mit einer weiteren Familienerweiterung nicht zu rechnen war. Es war vorbei. Sie durfte nicht mehr daran denken, denn es ließ sich durch nichts rückgängig machen.

      »Ja, wir kommen auch gern zu euch, Fabian.«

      »Prima, und bringt die Hunde mit, sonst wären die Kinder sauer. Und sagt, wann ihr kommen wollt, damit Ricky Zeit genug hat, auch noch einen Kuchen zu backen.«

      Das hörte sich doch gut an. Sie versprach Fabian, sich sofort zu melden, wenn sie mit Heinz einen Besuchstermin abgesprochen hatte, und eigentlich konnte sie zufrieden sein, als sie das Telefon wieder weglegte, nachdem Fabian und sie sich noch ein wenig unterhalten hatten.

      Sie waren auf einem guten Weg.

      So, jetzt musste sie aber nach draußen, sie rief nach Missie und Beauty, und jetzt musste Rosmarie wirklich lachen.

      Nun hatten beide Hunde ihre Leinen in der Schnauze und blickten sie erwartungsvoll an.

      »Mit euch kann ich ja bald im Zirkus auftreten, wenn es so weitergeht«, Rosmarie streichelte sie, und jetzt musste sie ihnen unbedingt ein Leckerli geben, das hatten sie wirklich verdient.

      »Meta, ich bin mit den Hunden weg«, rief sie laut, dann sagte sie: »So, meine Schönen, und nun geht es los. Wir machen einen langen Spaziergang durch den Park, und auf der Hundewiese könnt ihr dann ohne Leine spielen.«

      Das quittierten die beiden Hundedamen mit einem leisen »Wuff«, Rosmarie war sich sicher, dass sie jedes Wort von ihr verstanden hatten.

      Es waren so prachtvolle Tiere, Rosmarie konnte überhaupt nicht verstehen, wie man so etwas in einem Tierheim abgeben konnte wie ein gebrauchtes Kleidungsstück in der Kleiderkammer.

      Sie nahm sich ganz fest vor, gleich in den nächsten Tagen Frau Dr. Fischer im Tierheim zu besuchen, doch vorher würde sie noch einmal ihren Kleiderschrank, besser gesagt, die Kleiderschränke auf den Kopf stellen und alles in den Second-Hand-Laden bringen, der auf Designerklamotten spezialisiert war. Dort war man heiß auf ihre Sachen, die man zu einem Spottpreis erwerben und anschließend direkt weiterverkaufen konnte an Frauen, für die es ein großes Glück war etwas zu tragen, in das ein bekanntes Label eingenäht war und dass man sich normalerweise nie erlauben konnte.

      Sie war auch labelsüchtig gewesen, nur war sie nie in einen Second-Hand-Laden gegangen, das wäre ihr im Traum nicht eingefallen. Eine Rosmarie Rückert, die ging in die exklusivsten Länden, in denen man für sie die roten Teppiche ausgerollt und sich heimlich die Hände gerieben hatte. Rosmarie hatte, ohne darüber nachzudenken, ihre Bankkarten glühen lassen, und davon hatte sie einige. Sie hatte jeweils ein kleines Vermögen ausgegeben, ohne sich auch nur einen einzigen Gedanken darüber zu machen, dass man sein Geld sehr viel sinnvoller, vor allem befriedigender, einsetzen konnte. Eigentlich müsste sie Teresa von Roth ein Denkmal setzen, denn durch die hatte es angefangen, da war sie die ersten zaghaften Schritte in die richtige Richtung gegangen, als sie im Hohnenborner Tierheim des Tierschutzvereines das ganze Elend gesehen hatte, und wo sie mitbekommen hatte, wie aufopfernd sich die Leiterin, Frau Dr. Fischer einsetzte. Etwas, was wie ein Kampf gegen Windmühlenflügel war.

      Sie durfte nicht mehr daran denken. Es war vorbei, und das für immer.

      Für


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