Der neue Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman - Michaela Dornberg


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ein Tagebuch, dem er anvertraut, wie sehr er unter der Trennung leidet und wie nahe er seinen Kindern immer bleiben wird, auch wenn sie von ihm so weit entfernt sind.«

      Rosmarie seufzte.

      »Inge, ich werde niemals ­begreifen, welcher Teufel ­meine Tochter geritten hat, einen Mann wie Jörg zu ver­lassen. Bei ihm hatte sie doch den Himmel auf Erden. Und wenn sie sich auch noch in ­einen Mann verliebt hätte, der­ ­altersmäßig zu ihr passt, dann könnte ich es einigermaßen nachvollziehen, begreifen könnte ich es allerdings niemals. Was will sie mit einem alten Mann, der ihr Vater sein könnte. Kannst du mir das sagen, Inge?«

      »Nein, kann ich nicht, vielleicht sucht sie bei ihm all das, was sie bei ihrem Vater nicht finden konnte, Geborgenheit, einen Halt.«

      Das wollte Rosmarie jetzt nicht hören, denn das konfrontierte sie mit der Vergangenheit, in der Heinz und sie keine liebevollen Eltern gewesen waren.

      »Wie auch immer, sie sagt es uns ja nicht, außerdem muss ich jetzt gehen. Heinz und ich wollen zusammen bei einem Italiener, der gerade aufgemacht hat und sehr gut sein soll, essen gehen. Und ich möchte mit Beauty und Missie vorher noch eine kleine Runde drehen. Du glaubst nicht, wie die sich gefreut haben, sie waren außer Rand und Band. Wenn Heinz und ich das nächste Mal losfahren, das wird ja dann nicht so überstürzt sein, dann nehmen wir unsere beiden schönen Mädchen mit. Wir haben sie so sehr vermisst, Heinz will sich darum kümmern, dass sie geimpft werden und die nötigen Papiere erhalten. Inge, es war schön, dich gesehen zu haben, dich habe ich ebenfalls vermisst, vor allem unsere schönen Gespräche. Du warst für mich immer so etwas wie ein Fels in der Brandung, und wie oft habe ich dich und Werner um eure glückliche Ehe beneidet. Aber Heinz und ich sind auf einem guten, auf einem sehr guten Weg. Kann ich den Rest des Kuchens und die Kekse mitnehmen?«

      Gut, dass Inge jetzt nicht auf das mit der glücklichen Ehe eingehen musste, sonst hätte sie erneut angefangen zu weinen, und diesmal hätte sie keine so einfache Erklärung parat gehabt.

      Sie packte die Kekse und den Kuchen ein, sogar noch etwas mehr, und Rosmarie zog nach einer stürmischen Umarmung, einem munteren Wortschwall davon.

      Inge begleitete sie zur Tür und winkte ihr nach, bis von ihr und ihrem schnittigen Sportwagen nichts mehr zu sehen war.

      Was für eine unglaubliche Geschichte, die musste sie doch sofort ihrer Mutter erzählen! Die würde vielleicht staunen, denn die hatte von Heinz Rückert auch einen ganz anderen Eindruck.

      Als Rosmarie erzählt hatte, war Inge mehr als nur einmal der Meinung gewesen, sie spräche über einen ganz anderen Mann.

      Sie freute sich wirklich für Rosmarie und Heinz, die so viele lange Jahre an ihrem wahren Leben vorbeigelebt hatten. Wie war es denn mit ihr und Werner?

      Nein!

      Daran wollte sie jetzt nicht denken, denn dann würden ihr unweigerlich die Tränen kommen, und sie konnte ihrer Mutter nicht immer weismachen, dass die von einer Allergie kamen. Ihre Mutter war zwar alt, aber sie war nicht dumm. Außerdem brachten Tränen überhaupt nichts.

      Ehe sie das Haus ihrer Eltern betrat, nahm Inge sich ganz fest vor, mit Werner zu sprechen, ihn mit dem, was sie gesehen hatte, zu konfrontieren.

      Ihre Mutter hatte sie kommen sehen, denn sie öffnete ihr die Tür.

      »Mama, Rosmarie war hier.«

      »Ja, ich habe deren Wagen gesehen, dann sind sie also zurück. Haben sie es miteinander nicht länger ausgehalten?«

      »Mama, du wirst es nicht glauben, es ist das Gegenteil eingetreten, Rosmarie und Heinz sind sich so nahe wie nie zuvor in ihrem Leben.«

      Teresa war nur einen Moment lang verdutzt, dann zerrte sie ihre Tochter ins Haus.

      »Das möchte ich aber jetzt hören, alles …«

      Ihre Mutter behauptete ja immer, überhaupt nicht neugierig zu sein, dachte Inge und musste leicht schmunzeln. Was war denn dann bitte schön das jetzt?

      Da Teresa ihre Tochter kannte, servierte sie ihr rasch einen Kaffee, dann setzte sie sich hin und blickte Inge erwartungsvoll an. Und die begann zu erzählen, es war aber auch eine zu schöne Geschichte.

      So etwas erzählte man gern, weil es sich leider nicht häufig ereignete.

      *

      Angela von Bergen war gut drauf. Mathias von Hilgenberg hatte ihr nicht nur eine großzügige Abfindung gezahlt, sondern er hatte für sie auch einen Kontakt mit einem Kinderbuchverleger hergestellt. Mit dem hatte sie sich heute getroffen, und sie waren sich einig geworden. Sie würde künftighin für den Kleve-Verlag Kinderbücher übersetzen, und Bert von Kleve hatte ihr sogar schon ein Manuskript in französischer Sprache mitgebracht, ihr erster Auftrag.

      Angela sprach mehrere Sprachen, doch sie war sich sicher, dass sie ohne Mathias von Hilgenberg niemals einen Fuß in den Verlag hineinbekommen hätte, auch nicht, weil sie ebenfalls eine ›von‹ war. Davon gab es genug. In solchen Fällen zählte nur eines, und das war ›Vitamin B‹.

      Wie auch immer, sie hatte es geschafft, man hatte sie genommen, Bert von Kleve war ein sympathischer Mann, mit dem sie sich gut verstand. Und das übersetzen von Kinderbüchern, das war immer schon ihr heimlicher Traum gewesen, und sie hätte niemals für möglich gehalten, dass der sich jemals erfüllen würde.

      Sie war so gut drauf, dass sie sich beim Frisur eine neue, eine sehr modische Kurzhaarfrisur machen ließ, sie kaufte sich ein Paar Schuhe, die sie mehr als nur einmal umschlichen, aber aus Vernunftsgründen nicht gekauft hatte. Und dann besorgte sie für ihre Mutter im schönsten Blumengeschäft der Stadt auch noch wunderschöne Blumen, ohne auf den Preis zu achten.

      Was für ein wunderschöner Tag, und ihre Mama, die fieberte gewiss bereits ihrer Rückkehr entgegen. Doch Angela wollte es ihr persönlich, nicht am Telefon erzählen.

      Es war ja so gut gelaufen!

      Angela hätte in ihren kühnsten Träumen nicht damit gerechnet, direkt einen Auftrag zu bekommen, und das noch zu hervorragenden Konditionen.

      Sie würde sich direkt bei Mathias bedanken. Das war so nett von ihm gewesen.

      Aber erst war ihre Mama dran.

      Die würde Augen machen!

      Ihre Mutter war ja jetzt glücklicherweise nicht mehr auf ihre Hilfe angewiesen, doch dass sie ihre Übersetzungen von daheim aus machen konnte, das war großartig. Besser ging es nicht.

      Angela parkte ihren Wagen in der Einfahrt, dann stürmte sie ins Haus.

      »Mama, ich muss dir etwas Unglaubliches erzählen«, rief sie atemlos vor Glück, »weißt du, was …«

      Sie brach ihren Satz ab.

      Was war das denn?

      Das konnte jetzt nicht wahr sein.

      Am Wohnzimmertisch saßen ihre Mutter und … ihr Exmann Wim Halbach.

      »Was willst du denn hier?«, herrschte sie ihn an, ohne ihn zu begrüßen.

      »Kind, ich habe Herrn Halbach hereingelassen, weil er unbedingt mit dir reden muss.«

      Sie sprach nicht mehr von Wim, deinem Mann, nein, seit der unerfreulichen Scheidung war es Herr Halbach, dessen Namen ihre Tochter zum Glück nicht mehr trug. Sie hatte ihren Mädchennamen wieder angenommen, und dafür hatte die energische Teresa von Roth gesorgt.

      »Ich bin gekommen, weil ich finde, dass es an der Zeit ist, dass wir die Vergangenheit vergessen. Deiner Mutter geht es wieder gut, wie ich sehe, ich bin bereit, unter alles einen Strich zu ziehen, auch darunter, dass du deinen Mädchennamen angenommen hast, so kann es meinetwegen bleiben, viele


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