Der neue Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman - Michaela Dornberg


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war unglaublich, sie ruhte sich nicht auf ihren Lorbeeren aus, kreierte immer etwas Neues, und Roberta war sich sicher, dass sie irgendwann auch hier oben einen Stern bekommen würde.

      Die Petite Fours sahen wunderschön aus, man traute sich überhaupt nicht, sie zu essen, und das sagte sie Julia auch, fügte dann hinzu: »Strahlen Sie deswegen so, weil Ihnen da wieder etwas Großartiges gelungen ist?«

      Julia wurde rot.

      »Nein, ich …«

      Ach, was sollte es, der Frau Doktor konnte sie es sagen, wie sie es auch Teresa von Roth erzählt hatte.

      Die würden es nicht herumtragen, und wenn das Herz übervoll war …

      »Ich bin verliebt«, platzte es aus Julia heraus, und Roberta ließ die Gabel fallen, mit der sie gerade eine der kleinen Köstlichkeiten probieren wollte.

      »In jemanden, den ich kenne?«, erkundigte Roberta sich, diese Frage war berechtigt, denn die Menge der Menschen, die hier lebten, war überschaubar, und zu ihr in die Praxis kamen auch noch Patienten aus dem weiteren Umkreis, weiter noch als aus Hohenborn.

      »Nein, Daniel ist nicht von hier … er hat mich gesucht und gefunden, weil er mich nicht vergessen konnte, und bei mir hat es auch direkt bei unserer Begegnung gefunkt, aber ich wollte das nicht zugeben und habe das Weite gesucht. Schließlich war ich ein gebranntes Kind und habe an Männer nicht mehr geglaubt.«

      Im Grunde genommen hatte Julia ein ähnliches Schicksal wie sie, auch die war betrogen worden, nicht von einem Ehemann, aber immerhin von jemandem, dem sie vertraute, den sie heiraten wollte. Und den dann kurz vor der Hochzeit mit der allerbesten Freundin im Bett zu erwischen, an so etwas hatte man lange zu knapsten.

      Auch wenn wenig Zeit war, erzählte Julia ihr ganz stolz, was sich da plötzlich ereignet und ihre Welt von einem Moment auf den anderen verändert hatte.

      »Es hat wohl so sein sollen, Frau Doktor. Daniel ist mir vorbestimmt.«

      Nach diesen Worten entschuldigte sie sich, denn es waren neue Gäste hereingekommen, und sie und ihre beiden Bedienungen hatten alle Hände voll zu tun.

      Vielleicht war es auch gut so, dass Roberta ihren Gedanken überlassen blieb. Sie war unachtsam gewesen, war mit ihrem Auto in seines hineingefahren. Es hatte so sein sollen, denn nie zuvor und nie danach war ihr so etwas noch einmal passiert.

      Ihre Freundin Nicki hatte damals auch sofort von Vorbestimmung gesprochen, genau wie Julia jetzt.

      Vorbestimmung …

      Ein großes Wort, mit dem sie nicht herumschmiss, vermutlich auch deswegen, weil sie daran nicht glaubte. Ein Zufall hatte sie und Lars zusammengeführt, ein schöner Zufall. Aber das, was Julia Herzog und Daniel miteinander verband, war auf jeden Fall anders als das, was sie und Lars zusammenhielt.

      Sie zuckte zusammen, als Julia sich wieder zu ihr gesellte.

      »Entschuldigung, dass ich Sie so lange allein ließ, aber jetzt sind die meisten Biker weg, Ruhe ist eingekehrt, das schaffen meine Mädels jetzt auch allein. Wenn Sie mögen, dann können wir ein wenig miteinander plaudern.« Sie strahlte Roberta an.

      »Ich würde am liebsten nur noch über Daniel reden. Es ist so aufregend, so schön.«

      »Und wie soll es weitergehen mit Ihnen, Frau Herzog?«

      »Bitte, sagen Sie einfach Julia zu mir«, bat die junge Wirtin.

      Damit war Roberta einverstanden.

      »Dann nennen Sie mich aber Roberta.«

      Julia war beinahe entsetzt.

      »Aber, Frau Doktor, das geht doch nicht, ich kann nicht einfach …«

      Roberta unterbrach sie.

      »Sie können, meine Liebe. Außerdem scheint mein Karma zu sein, dass ich mich mit den Besitzern des ›Seeblicks‹ besonders gut verstehe. Das war am Anfang so, als ich ­herzog, da waren es die Lingens, später Roberto und Susanne, und mit Ihnen … äh dir,­ habe ich mich auch direkt gut verstanden. Also, abgemacht?«

      Sie reichte Julia die Hand, die Julia auch sofort ergriff.

      »Von Herzen gern, Roberta.«

      Es war Julia anzusehen, wie sehr sie sich darüber freute, die Ärztin, die sie so sehr bewunderte, jetzt duzen zu dürfen.

      Das war wirklich ein ganz großes Privileg, es machte Julia glücklich. Nachdem sie das erst einmal verdaut hatte, erinnerte sie sich an Robertas Frage.

      »Du möchtest wissen, wie es für Daniel und mich weitergehen soll, nicht wahr? Das wird sich zeigen. Entscheidend ist doch, dass man gemeinsame Wertvorstellungen hat, die für eine gemeinsame Lebensreise die Voraussetzung sind.«

      »Dein Daniel ist Journalist, freier Journalist, da muss er hinter jeder guten Story her sein, um sie auch verkaufen zu können. Und die findet man nicht direkt vor der Haustür, das bedeutet, dass er ständig unterwegs sein wird.« Am liebsten hätte Roberta jetzt hinzugefügt: »Wie mein Lars.«

      »Ja gut, das ist im Moment noch so, wir sind nicht in Eile, wir müssen uns erst kennenlernen. Wir wollen nichts überstürzen. Es wird sich etwas finden, womit wir beide leben können. Entscheidend ist doch, dass für uns beide das Ziel ist, zu heiraten, eine Familie zu gründen und mehr als nur ein Kind zu bekommen. Das habe ich mir immer gewünscht, und bei Daniel ist es ähnlich. Die Geborgenheit einer Familie ist durch nichts auf der Welt aufzuwiegen. Dafür kann man auch mal Opfer bringen.«

      Roberta war beinahe neidisch, als sie diese Worte hörte. So dachte sie ebenfalls. Bei Lars war es leider nicht der Fall.

      »Das könnte aber auch bedeuten, dass du den ›Seeblick‹ aufgeben müsstest.«

      Julia schüttelte den Kopf.

      »Das eher nicht. Das Restaurant arbeitet mittlerweile rentabel, hier gibt es viel Platz, oben in der Wohnung kann man eine Familie unterbringen, außerdem lässt sich das Dachgeschoss ausbauen. Alles spricht dafür, eine Fa­milie, wenn es an der Zeit ist, hier zu gründen. Sieh mal, du würdest doch deine Praxis ebenfalls nicht aufgeben. Wozu auch, richtig organisiert, lassen sich Beruf und Privatleben perfekt miteinander verbinden. Aber weißt du, darüber zerbreche ich mir nicht den Kopf. Erst wenn man vor dem Fluss steht, muss man sich Gedanken machen, wie man auf die andere Seite kommt. Wenn beide von etwas überzeugt sind, gibt es kein Hindernis, das zu hoch ist, um es nicht überwinden zu können.«

      Eine der Bedienungen kam auf Julia zugelaufen.

      »Frau Herzog, dieser junge Mann dort fragt an, ob er gleich mit seinen Kumpel kommen kann, das sind dreißig Leute. Die möchten allerdings keinen Kaffee und Kuchen, sondern die hätten gern eine warme Mahlzeit, und er möchte nun wissen, ob das machbar ist.«

      »Natürlich geht das«, sagte Julia sofort, dann entschuldigte sie sich bei Roberta, was die durchaus verstand. Das Geschäft ging vor. Für sie war es ebenfalls an der Zeit, jetzt zu gehen. Sie hatte sich im ›Seeblick‹ länger aufgehalten als beabsichtigt.

      Sie zahlte, dann verabschiedete sie sich kurz von Julia, die noch immer mit dem ­jungen Mann verhandelte, doch man war sich einig geworden, jetzt ging es nur noch darum, sich die Gerichte zu notieren.

      Roberta war froh, zu Fuß heraufgekommen zu sein, jetzt hatte sie Zeit, über alles noch einmal nachzudenken. Sie freute sich wirklich für Julia. Aber es machte sie ganz einfach traurig, weil es bei ihr und Lars nicht so war.

      Sie gingen einen Weg, doch es war keiner wie bei Julia und ihrem Daniel, der ein gemeinsamer sein sollte, nein, ihre Wegen gingen nebeneinander her, und an den Kreuzungen, die es auf jedem Weg nun mal gab, trafen sie zusammen.

      Es


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