Geballte Ladung Liebe - Katharina Wolf Sammelband. Katharina Wolf

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leiser Stimme. Die Autorin antwortete sehr geduldig und nett und nahm sich auch für andere schüchterne Fans sehr viel Zeit.

      »Im Frühjahr soll doch Ihr zuletzt erschienenes Buch verfilmt werden, planen Sie einen Cameo-Auftritt in dem Film?«

      Diese Stimme.

      Meine Augen wurden groß und ich streckte mich automatisch ein bisschen, um den Fragesteller weiter vorne sehen zu können. Da, in der ersten Reihe, saß doch tatsächlich Jan.

      Jan.

      Mein Jan.

      Und neben ihm saß natürlich sie. Verdammt! Es war nicht mein Jan. Es war ihr Jan. Ich musste hier raus. Ich konnte diesen Anblick nicht ertragen. Sie beide an diesen Ort. An dem Ort, wo wir uns kennengelernt hatten. Das machte mich wahnsinnig!

      Plötzlich beugte sich Jan nach links zu einem Typen neben ihm. Sie waren also nicht zu zweit hier. Das beruhigte mich ein wenig. Es war kein Pärchen-Ding. Der Kerl, der von Jan angesprochen wurde, drehte sein Gesicht zu ihm und antwortete. Dieses Profil. Ich kannte diesen Kerl. Doch woher?

      Und dann traf es mich wie ein Schlag. Er war es. Selbst nach dieser langen Zeit erkannte ich diesen Mistkerl.

      Ich sprang, wie viele andere gleichzeitig mit mir, von meinem Platz auf. Doch im Gegensatz zu ihnen wollte ich nicht zur Autorin nach vorne, um ein Autogramm zu bekommen. Nein. Ich wollte zu ihm.

      Ich drängte mich an einigen Mädchen vorbei, die mich wegstießen und nicht vorbeilassen wollten. Aber meine Wut trieb mich an. Als könnten die mich aufhalten! In der ersten Reihe angekommen, baute ich mich vor ihm auf.

      Alle Blicke trafen mich gleichzeitig.

      »Nora?«, fragte Jan als Erster.

      »Was zur Hölle machst du hier?« Meine Frage war nicht an Jan gerichtet.

      »Woher kennst du denn Pablo?«, fragte Jan verwirrt, dem ich noch immer keine Aufmerksamkeit schenkte.

      Pablo schien im ersten Moment gar nicht zu realisieren, wer gerade vor ihm stand und ihn böse anfunkelte. Erst langsam sah ich die Erkenntnis in seinen Augen aufblitzen.

      »Nora, bist du es? Mensch, du hast dich ja verändert. Deine Haare, und du bist so unglaublich schlank ...« Er stand auf und ging einen Schritt auf mich zu.

      »Fass mich nicht an!« Er wollte mich tatsächlich in den Arm nehmen, als wären wir Freunde. Als müsste man unser Wiedersehen unbedingt zelebrieren. Was zur ...? Ich war fassungslos. Verdammt noch mal, dieser Typ war doch der Grund für die Trennung gewesen! Der Grund für all das Leid, die Wut, die Depressionen, den Schafmangel, die Drogen, die verdammte Einsamkeit. Das war alles seine Schuld! Pablo, dieser ...

      Ich blickte zu Jan herüber, der mich erschrocken und sprachlos anstarrte.

      Plötzlich wurde mir einiges klar: Er wusste es nicht. Pablo hatte ihm nichts erzählt. Jan hatte ihn nicht erkannt. Er war auf den Fotos nicht deutlich genug zu sehen gewesen. Auf diesen war nur ein gigantischer Hinterkopf zu sehen, der mich küsste. Ich schüttelte den Kopf und fuhr mir mit den Händen durch die Haare. Was war das hier? Ein Scherz? Hatte sich die verdammte Welt gegen mich verschworen? Mein Puls raste und ich konnte das Blut in meinen Ohren rauschen hören. Wenn das so weiterging, würde ich hier noch einen Herzinfarkt bekommen. Hier vor allen Leuten. Sie starrten mich eh schon an und hielten mich für eine Irre. Aber vielleicht war ich das auch. Einfach irre! Vollkommen verrückt!

      »Verdammt, ich muss hier weg ...«

      »Nora, warte!« Wer mir nachrief? Keine Ahnung.

      Ich lief davon.

      So wie ich es immer tat.

      Aussprache

      »Kannst du mich nicht mal in Ruhe lassen?«

      Sebastian nervte. Ich sank noch tiefer mit meinem Kopf Richtung Tasse und genoss den Dampf des Kaffees in meinem Gesicht.

      »Heute versuchst also du, dich zu ertränken?« Hiroki flüsterte mir ins Ohr und lachte dabei fies.

      Sebastian rückte in einer unverschämten Lautstärke quietschend seinen Stuhl zurecht und setzte sich neben mich.

      »Ich habe dich bereits gestern in Ruhe gelassen und das ist daraus geworden.« Er zeigte mit beiden Händen auf mich und schüttelte den Kopf. »Wo bist du gestern überhaupt versackt?«

      Ich zuckte mit den Achseln.

      »Warst du in einer Kneipe, in einem Club oder sonst wo?«

      »Was weiß ich. Irgendwann habe ich mich in ein Taxi gesetzt und bin nach Hause gefahren. Das ist doch, was zählt.«

      »Ach Mensch, Nora ...«

      Ich legte meinen Kopf auf den Tisch und schloss die Augen. Ich war gestern ziemlich außer Kontrolle geraten. Und ganz ehrlich war ich gerade eben auch nicht zu Sebastian gewesen. Ich konnte mich schon noch an ein paar Kleinigkeiten erinnern. An viel Alkohol zum Beispiel und an ein paar verbotene Substanzen.

      »Hiro geht heute zu unserem Fotografen, um noch ein paar Dinge zu besprechen. Ich bleibe hier. Willst du mit Hiro gehen oder bei mir bleiben?«

      Mich von Sebastian weiter nerven lassen oder mich aufraffen und das Haus verlassen? Das hörte sich beides schrecklich an.

      »Ich bleib hier. Ich bin müde.«

      »Dann machen wir uns einen schönen Tag. Ganz gemütlich. Ich mach uns eine Kanne Tee, wir kuscheln uns in eine Decke ein und schauen irgendeine Schnulze im Fernsehen. Was hältst du davon?«

      Das hörte sich verdammt gut an.

      Sebastian hatte sich tatsächlich für Twilight entschieden und ich ihn daraufhin erst mal lauthals ausgelacht.

      »Das ist so schwul, Sebastian. Das ist selbst für deine Verhältnisse erschreckend schwul.«

      Er hatte daraufhin nur mit einem stoischen »Team Edward« geantwortet und sich zu mir aufs Sofa begeben. Wie versprochen gab es eine große Kanne süßen Kamillentee und Spekulatius.

      Wir hatten beide eine warme, kuschelige Decke um unseren Körper gewickelt und lauschten der monotonen Stimme von Bella Swan. Diesem depressiven Scheidungskind. Ich war geneigt, einen hysterischen Lachkrampf zu kriegen.

      Bella und Edward umkreisten sich jetzt schon seit gefühlten fünf Stunden. Er war ein blasser, weinerlicher Schönling und sie eine anhängliche Ziege. Das Romantik-Gen war mir in den letzten Jahren wohl auch abhandengekommen. Während Sebastian regelmäßig schluchzte und seufzte, konnte ich irgendwann meine Augen nicht mehr offen halten. Der Schlafmangel der vergangenen Nacht, der ganze Stress der letzten Tage, gepaart mit diesem stinklangweiligen Film ... wer konnte es mir verübeln, als mein Kopf müde auf Sebastians Schulter sank.

      »Hey, du verpasst das Beste vom Film, Süße.«

      »Das bezweifle ich«, nuschelte ich und bemerkte, dass ich auf Sebastians Shirt gesabbert hatte. Ich wischte mir den Mund mit dem Handrücken ab und öffnete ein Auge. Sebastian schaute mich besorgt an und schaltete den Film stumm.

      Er legte den Arm um mich und seufzte.

      »Hattest du schlimme Depressionen nach der Trennung?« Ich zuckte etwas zusammen. »Ich meine, du hast dich ja nicht mehr gemeldet, und wenn ich dich angerufen habe, hat man auch nicht wirklich viel aus dir herausbekommen. Also ... War es sehr schlimm?« Ich atmete geräuschvoll aus und schmiegte meinen Kopf noch etwas mehr gegen Sebastians Schulter.

      »Ich bin kein Psychologe, Sebastian. Ich weiß nicht, was schlimme oder weniger schlimme Depressionen sind. Ich hab da auch keine Vergleichsmöglichkeiten. Sagen wir es einfach so: Mir ging es nicht all zu gut.«

      Schweigen.

      Auf dem Bildschirm kam jetzt noch dieser langhaarige Typ dazu. Jacob oder wie der hieß. Im zweiten Teil hatte er kurze Haare und Bauchmuskeln. Daran konnte ich mich seltsamerweise noch erinnern.

      »Ich habe noch eine Frage. Und


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