Geballte Ladung Liebe - Katharina Wolf Sammelband. Katharina Wolf

Geballte Ladung Liebe - Katharina Wolf Sammelband - Katharina Wolf


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Club aus dem DVD-Regal. Das war schon eher nach meinem Geschmack.

      Wir aßen die mittlerweile kalte Pizza, tranken Glühwein, erzählten, lachten, schauten TV. Es war perfekt. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so glücklich gewesen war.

      Als der Film zu Ende war und Edward Norton mit Helena Bonham Carter – Gott, ich liebte diese Schauspielerin - die Skyline von Bradford beim Explodieren beobachtete, während der Song Where is my mind das Spektakel passend untermalte, streckte ich mich zufrieden und schaute mich um. Sebastian und Hiroki schliefen eng aneinander gekuschelt. Sebastians Kopf ruhte an Hiros Schulter. Sein ganzer restlicher Körper lag so dicht an Hiros Seite geschmiegt, dass es fast so wirkte, als wären sie zu einer Person verschmolzen. Hiro schnarchte leise und hatte beide Arme um seinen Mann geschlungen. Ich musste lächeln, drehte mich um und blickte zu Jan hinauf. Er musterte mich und strich mir einige Haarsträhnen, die mir aus meinem Pferdeschwanz gerutscht waren, hinter die Ohren. Seine Fingerspitzen verweilten noch etwas länger an der empfindlichen Stelle unter meinem Ohrläppchen und fuhren dann langsam hinab Richtung Hals. Ich spürte, wie mein Gesicht heiß wurde und seine Berührung mir eine Gänsehaut bereitete. Der süße Wein und das Gefühl von Jans Fingern ließen mein Herz wild flattern, als würde es wie ein kleiner, aufgeregter Vogel gleich aus meiner Brust fliegen wollen.

      Mein kleines Kolibri-Herz.

      Wir schauten uns an und mit jeder Sekunde, in der wir schwiegen und einfach nur unsere Blicke sprechen ließen, stieg meine Erregung. Und dieser Moment ließ auch Jan nicht kalt. Das spürte ich und konnte es anhand der stattlichen Beule in seiner Jeans auch sehen.

      Jan streckte seine Arme nach mir aus und zog mich auf seinen Schoß. Ohne darüber nachzudenken, küssten wir uns. Immer stürmischer rieben wir uns aneinander und ließen unsere Zungen wild miteinander ringen. Ich liebte seine Küsse. Nichts war vergleichbar. Niemand war wie er. Bei keinem anderen Mann habe ich mich je so gefühlt. Nur er konnte mich mit seinen zarten Berührungen und seinen weichen Lippen so um den Verstand bringen.

      Ich stöhnte in seinen Mund und zog ihn atemlos an seinen Haaren zurück.

      Wir hätten beinahe Sebastian und Hiro vergessen. Hiro schnarchte einmal laut und rieb seine Nase am Haarschopf von Sebastian.

      Ich verkniff mir ein Kichern und erhob mich. Jan sah mich von unten mit gierigen Augen an. Er lauerte und wartete auf das, was ich als nächstes tun würde. Dieser erwartungsvolle, kaum zu bändigende Blick gefiel mir. Ich nahm ihn an der Hand und er verstand. Heute Nacht würde er bei mir schlafen. Heute würde ich ihn nicht von mir stoßen. Vielleicht war es genau das, was ich brauchte. Vielleicht musste ich mich erst nackt an ihn schmiegen und ihn in mir spüren, um zu realisieren, dass das hier echt war und nicht nur eines meiner Hirngespinste. Hätte ich danach Sicherheit und keine Zweifel mehr?

      Jan trug mich zu meinem Schlafzimmer und dort fielen wir übereinander her. Es war wie ein plötzlich aufkommender Sturm. Mein T-Shirt flog schneller in eine Ecke des Zimmers, als ich reagieren konnte, und Jans Shirt folgte meinem prompt. Mit Jans Hose, die ihm in den Kniekehlen hing, und meinem eh malträtierten Bein, stolperten und humpelten wir zu meiner Schlafcouch. Jan kniete zwischen meinen Beinen und küsste mich auf den Mund, als gäbe es kein Morgen. Er zog mir meine kurze Schlafhose und meine Unterwäsche aus und betrachtete mich. Hier im Zimmer war es zwar dunkel, aber die Straßenlaterne draußen spendete durch die Spalten der Jalousien ein wenig Licht. Langsam gewöhnten sich unsere Augen an die Dämmerung und ich konnte ihn sehen. Er war mittlerweile ebenfalls vollkommen nackt und das, was ich erkennen konnte, machte mich sprachlos. Das Einzige, was sich an Jan in den letzten vier Jahren verändert hatte, war, dass er männlicher aussah. Muskulöser. Heißer. Mein Körper glühte unter seinem. Ich war kurz davor, wie ein Phönix in Flammen aufzugehen. Und doch zitterte ich. Nicht vor Kälte, sondern vor Erwartung und Lust. Jan war so zärtlich. Immer wieder streichelte er mir über die Wange und küsste meine Schläfe. Hauchzarte Berührungen die mir die Tränen in die Augen trieben.

      Der Sex war eine unbeholfene Mischung aus verhungernden, wilden Stößen, sanften Umarmungen und zärtlichen Worten. Immer und immer wieder sagte er meinen Namen.

      »Nora, Nora, Nora.« Er hauchte meinen Namen so oft, als wolle er sich selbst in Erinnerung rufen, dass es wirklich ich war, mit der er gerade schlief.

      Ich lag danach noch lange wach. Er hatte seinen Kopf an meine Brüste geschmiegt und beide Arme um meine Mitte geschlungen. Ich betrachtete ihn und ja, es stimmte. Ganz langsam wurde mir klar, dass das hier Wirklichkeit war. Dass er hier bei mir lag und mich wollte. Dass es eine Chance für uns geben könnte.

      Durfte ich tatsächlich an so viel Glück glauben?

      Ich streichelte über sein stoppliges Kinn und über seine Lippen, die geschwollen und leicht geöffnet waren.

      Das war tatsächlich mein Jan. Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag und ich konnte die Tränen nicht länger zurückhalten.

      Die Spannung steigt

      »Wo ist eigentlich Sebastian?«

      Jan schaute sich verwirrt um und band sich seine Krawatte. Er sah zum Anbeißen aus. Mit seinem schwarzen Anzug, dem weißen Hemd und passend dazu einem dünnen dunkelgrünen Schlips hätte er auch glatt für einen Modemagazin Model stehen können. Als er den Knoten festgezogen hatte, schaute er mich an. Ich sah mit meiner kurzen schlabbrigen Hose und einem löchrigen T-Shirt mit der Aufschrift Girls Power mindestens genauso gut aus. Ach ja, außerdem hatte ich zusätzlich noch Lockenwickler auf dem Kopf. Alles in allem könnte ich auch in einem Film der Flodders mitspielen. Zumindest war ich schon geschminkt. Sebastian hatte mich angepinselt wie einen Filmstar für die Oscarverleihung und war danach dann einfach verschwunden.

      »Ich gehe davon aus, dass die Braut vor der Trauung nicht gesehen werden will«, sagte ich gelassen und ließ mich auf dem Sofa nieder.

      Jan prustete los und wischte sich ein paar Tränen aus dem Augenwinkel.

      »Soll ja Unglück bringen, da hast du recht.«

      »Was ist so lustig?«

      Hiroki trat aus dem Schlafzimmer und fuhr sich dabei locker durch sein schwarzes Haar. Er hatte es etwas zurückgegelt, aber nicht wie ein Lackaffe, sondern eher wie ein schicker Hipster. Auch er trug einen dunklen Anzug, der allerdings aus drei Teilen bestand. Die elegante Weste wurde von erhabenen Ornamenten aus Samt verziert. Hemd, Krawatte und die Blume am Revers waren weiß.

      »Hiro, ich werd bekloppt. Du siehst heiß aus!« Hiro grinste und drehte sich einmal im Kreis. Ich pfiff zwischen den Zähnen und klatschte anerkennend in die Hände.

      »Jaja, jetzt reicht‘s auch wieder, ich hab mich immerhin auch schick gemacht«, mischte sich Jan gespielt eifersüchtig ein und stellte sich zwischen uns.

      »Du siehst doch eh immer scharf aus«, antwortete ich und winkte ab.

      »Tu ich das?« Er lächelte sein bezauberndstes Lächeln und gab mir einen schnellen, keuschen Kuss auf die Wange. Ich schaute verlegen zu Boden. Das war alles so dermaßen ungewohnt. Ich traute dem Frieden noch nicht ganz.

      »Aber Leute«, ich stieß Jan etwas von mir. »Jetzt mal im Ernst. Wo ist Sebastian? Ich habe immer noch nichts zum Anziehen und außerdem weiß ich nicht, was ich damit machen soll.« Ich zeigte auf meinen Kopf und die Lockenwickler. Ich konnte ja wohl schlecht so aus dem Haus. »An Halloween wär ich der Bringer, aber ich bezweifle, dass mich Sebastian so als Trauzeugin möchte. Der rastet doch aus!«

      »Da kann ich weiterhelfen.« Jan verschwand wie selbstverständlich kurz im Schlafzimmer von Sebastian und Hiroki und kam mit einem schwarzen Kleidersack über dem Arm zurück.

      »Bitteschön. Und das hier auch noch.« In der Hand hielt er einen Schuhkarton. »Ähm, ich leg dir beides mal in deinem Zimmer auf die Couch, du kommst klar?« Ich atmete einmal durch und nickte.

      Nachdem Jan alles abgelegt und das Zimmer wieder verlassen hatte, schloss ich die Tür hinter ihm und wandte mich meinem Schlafquartier zu. Aufgeregt öffnete ich den Reißverschluss des großen schwarzen Kleidersacks und erblickte


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