Der neue Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman - Michaela Dornberg


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schön clever. Aber Werner, muss Hannes jetzt das Thema des Abends sein? Was immer er auch tut, wir müssen ihm ewig dankbar sein, denn er war es, der unsere Kleine zu sich nach Australien geholt hat, nachdem sie auf unschöne Weise erfahren musste, dass sie keine Auerbach ist, sondern dass wir sie nur adoptiert haben. Er hat für uns die Kastanien aus dem Feuer geholt, wer weiß, was sonst noch passiert wäre, alles ist uns ganz schön um die Ohren geflogen, und Hannes hat es großartig gemacht. Er hat fabelhaft für unser Kind gesorgt, und das, obwohl er selbst noch so jung ist.«

      Dem konnte Werner Auerbach nun wirklich nicht widersprechen, aber zugeben wollte er auch nicht, dass Hannes ein ganz cleveres Bürschchen war. Mit Studium käme er ganz nach oben, das war seine feste Meinung, von der er sich nicht abbringen wollte.

      Er wechselte einfach das Thema.

      »So, meine Liebe, Hannes haben wir durch, auch über Jörg haben wir gesprochen, neben unsrer Jüngsten, die ein wahrer Sonnenschein ist, haben wir auch noch unsere Ricky, ich finde, die hat auch verdient, dass wir ein paar Worte über sie verlieren. Sie ist schon eine tolle Frau, wenngleich ich nicht verstehen kann, dass auch sie keine akademische Karriere gemacht hat und stattdessen mit ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter zufrieden ist.«

      »Weil sie sich schon als Abiturientin in ihren Fabian verliebt hat, und ihm ist es nicht anders gegangen, er hat sich auf den ersten Blick in sie verliebt. Und erinnere dich bitte daran, wie schwierig es war, Schülerin und Lehrer, das klassische Thema für unendliche Geschichten in der Öffentlichkeit.«

      »Sie haben sich nichts zuschulden kommen lassen, sie haben gewartet.«

      Inge nickte.

      »Eben, und als sie es durften, dann hatten sie es halt eilig, sie heirateten und bekamen ihre Kinder. Vier geplante Wunschkinder, nur die kleine Teresa, das Nesthäkchen fünf, ist aus der Reihe getanzt. Die kam, weil sie es wollte.«

      Werner lachte.

      »Die heißt nicht nur wie deine Mutter, sondern sie hat auch deren Energie geerbt und deren Kopf. Ja, ja, es ist schon so, Kinder kommen niemals auf fremde Leute.«

      »Ja, Werner, ich finde auch, dass sie auf meine Mutter kommt. Findest du das schlimm?«

      »Im Gegenteil, ich finde es großartig, weil nämlich deine Mutter auch eine ganz großartige Frau ist.«

      Das stimmte, manchmal wünschte Inge sich, sie hätte mehr von ihrer Mutter. Sie sollte auf ihre Großmutter kommen, doch die hatte sie leider nicht kennengelernt.

      »Ja, das ist Mama wirklich, aber die Energie von ihr, die hat Ricky auch. Ich bewundere sie sehr dafür, wie sie das alles hinkriegt. Nur mit dem Studium, das sie zwischendurch angefangen hat, das war dann doch ein wenig zu viel für sie. Es ist gut, dass sie die Reißleine gezogen hat, als sie spürte, dass Fabian und die Kinder, trotz einer straffen Organisation des Alltags, zu kurz kamen.«

      »Na ja, so einfach ist es nicht, so etwas auf sich zu nehmen, wenn man eine Familie hat, da war Ricky ein wenig blauäugig. Sie hätte halt nach dem Abitur erst einmal studieren sollen oder wenigstens eine Ausbildung machen. In der heutigen Zeit ist es eigentlich nicht nachvollziehbar, dass junge, intelligente Frauen keine Ausbildung haben.«

      »Was unsere Tochter macht, das ist ein Vollzeitjob, außerdem ist sie durch Fabian versorgt. Sollte ihm etwas zustoßen, was Gott verhindern möge, bekommt sie eine Pension.«

      »Und wenn er sie verlässt?«, wollte er wissen. »Hast du schon mal daran gedacht? Dann steht sie ganz schön blöd da, sie ist jung, da muss sie selbst für ihren Unterhalt aufkommen, er muss nur für die Kinder bezahlen, und wenn …«

      Wieder unterbrach Inge ihren Mann.

      »Werner, was erzählst du da?«, erkundigte sie sich.

      Er blickte ein wenig schuldbewusst.

      »Ich habe da zufällig etwas über Scheidungen und Unterhaltszahlungen gelesen, und da musste ich halt an unsere Ricky denken. Die Frau, die sie da als Beispiel angeführt haben, befand sich in einer ähnlichen Situation.«

      »Es wird nie dazu kommen, dafür lege ich meine Hand ins Feuer, meinetwegen auch beide Hände. Ricky und Fabian lieben sich, es ist so etwas wie …, wie … eine Jahrhundertliebe. Und selbst wenn die Ehe zerbrechen sollte, muss sich Ricky keine Sorgen machen. Ihr gehört die Hälfte des Hauses hier im Sonnenwinkel, die Hälfte des Hauses, in dem sie wohnen. Beide Häuser sind bezahlt, und da sie sich in einer komfortablen Lage befinden, ist mit diesen Immobilien viel Geld zu erzielen. Aber bitte, Werner, lass uns davon aufhören. Wir haben großartige Kinder, auf die wir stolz sein können. Mit unseren Kindern haben wir alles richtig gemacht. Sie sind tolle Menschen und haben das Herz auf dem rechten Fleck.«

      Sie deutete auf ihr Glas.

      »Ich hätte jetzt gern noch etwas Wein, mein Lieber, der ist köstlich, den hast du gut ausgesucht.«

      Werner fühlte sich geschmeichelt, und Inge wusste, dass sie jetzt einen Vortrag über die Rebe, das Anbaugebiet hören würde. Doch das nahm sie hin, so war ihr Werner nun mal. Und der Wein war wirklich köstlich.

      *

      Der Sonnenwinkel war ein reines Wohngebiet, aber es gab wöchentlich einen ganz wunderbaren Bauernmarkt, auf dem alle Köstlichkeiten aus der Region angeboten wurden. Zusätzlich gab es einen Biobäcker, und einen kleinen, aber feinen Fischhändler.

      Es gehörte beinahe schon zur Tradition, den Markttag auf keinen Fall zu versäumen. Man tätigte seine Einkäufe mit wirklich ganz hervorragenden Produkten, aber man nahm sich ebenfalls die Zeit für einen kleinen Plausch. Selbst Inge Auerbach ging nicht nur gern auf dem Bauernmarkt einkaufen, nein, auch sie war einem Pläuschchen nicht abgeneigt, obschon das normalerweise nicht ihr Ding war.

      Seit sie mit ihrer Mutter im Sonnenwinkel wohnte, war es auch für Angela Halbach ein festes Ritual. Und den Besuch des Marktes genoss sie heute ganz besonders, weil sie einige Male wegen ihrer Erkrankung nicht hatte hingehen können.

      Sie genoss es, von Stand zu Stand zu schlendern, die so schön drapierten Waren zu bewundern. Die Händler gaben sich wirklich alle Mühe, ihre Angebote für sich sprechen zu lassen, und das gelang am besten mit einem schönen Aufbau der Sachen, die sie an den Mann beziehungsweise an die Frau bringen wollten.

      Angela hatte noch überhaupt keine Vorstellung von dem, was sie einkaufen wollte. Sie waren daheim noch gut sortiert, der Kühlschrank war gefüllt, gut gefüllt. Ihre Mutter aß wie ein Vögelchen, und bei ihr war der Appetit noch nicht so richtig zurückgekehrt.

      Sie würde etwas Obst mitnehmen, das ging immer, und auf jeden Fall würde sie einen von diesen herrlich bunten Blumensträußen kaufen. Sie liebte ja eher Blumen in zurückhaltenden Farben, aber ihre Mutter hatte ein Faible für bunte Bauernsträuße, durch die sie an ihre Kindheit erinnert wurde, als sie über die Wiesen gelaufen war und ihre Blumensträuße selbst gepflückt hatte oder sie ihrer Mutter mitgebracht hatte.

      Erinnerungen können einen ein Leben lang begleiten, und wenn sie schön waren, dann wollte man sie auch aufrechterhalten, wie ihre Mutter mit dem Bauernsträußen.

      Sie betrachtete das reichhaltige Sortiment eine ganze Weile und wollte sich schon für einen der Sträuße entscheiden, als sie, ein wenig versteckt, einen Strauß entdeckte, der ihr noch besser gefiel.

      Um sich den genauer anzusehen, trat sie einen Schritt beiseite und rempelte unbemerkt jemanden an.

      Sie wollte sich entschuldigen, als ihr jedes Wort im Hals steckenblieb. Sie hätte mit allem gerechnet, damit allerdings nicht. Sie war mit ihrem Retter vom See zusammengestoßen.

      »Und mit Ihrem Fahrrad noch alles in Ordnung?«, erkundigte er sich launig.

      Angela wurde rot.

      »Ich hoffe, ich habe es seit diesem … Ereignis am See nicht mehr ausprobiert. Das mit der Kette hat mich überfordert.«

      Sie plauderten ein wenig miteinander, als ihm plötzlich etwas einfiel.

      »Ich bin Peter Bredenbrock«, stellte er sich vor, »ich wohne


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