Der neue Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman - Michaela Dornberg


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auch die Heinzelmännchen vorbei und erledigen die Arbeit für uns.«

      Tim blickte in die Ferne.

      »Das wäre schön, Papa«, sagte er ganz sehnsuchtsvoll, »doch Heinzelmännchen gibt es ja leider nicht, die einem die Wünsche erfüllen.«

      Peter Bredenbrock bekam einen Stich ins Herz. Natürlich hatte Tim nicht die Arbeit gemeint, sondern seine Gedanken waren bei seiner Mutter gewesen, die er sich beinahe verzweifelt zurückwünschte. Es war für beide Kinder schlimm, dass ihre Mutter gegangen war, doch für Tim war es schlimmer, weil der ein richtiges Mama-Kind gewesen war. Peter wurde insgeheim wütend auf die Frau, die das den Kindern angetan hatte, an sich wollte er überhaupt nicht denken, auch er war aus allen Wolken gefallen, denn er hatte bis zum Schluss geglaubt, sie seien eine glückliche, zufriedene Familie. Und mit dieser Meinung hatte er nicht allein dagestanden. Für ihr Umfeld waren die Bredenbrocks eine Bilderbuchfamilie gewesen.

      »Ich weiß schon, was du dir wünschst, Tim«, rief Maren ihrem Bruder zu. »Vergiss es. Ich möchte Mama nicht mehr zurückhaben, ich hasse sie. Ich möchte nur wieder unser altes Leben in unserem alten Haus, mit unseren Freunden, mit allem, was wir kennen, mit …«

      Sie brach ihren Satz ab, lief davon, ehe sie die Treppe hinaufrannte, rief sie: »Ich komme gleich wieder zurück. Ich hole nur was.«

      Als seine Schwester außer Reichweite war, bemerkte Tim: »Sie holt nichts, sie will nur nicht, dass wir sehen, dass sie heult. Sie vermisst die Mama nämlich auch.«

      Solche Worte brachen Peter beinahe das Herz. Was hatte Ilka ihren Kindern nur angetan. Hatte sie eigentlich einen Augenblick lang an sie gedacht, hatte sie sich gefragt, was sie mit ihrer Handlungsweise an den Kinderseelen anrichtet?

      Noch während Peter sich eine Antwort überlegte, fuhr sein Sohn fort: »Papa, warum hat die Mama das getan? Wir waren doch so glücklich.«

      »Das glaubte ich auch, mein Junge«, antwortete er, »und ich kann dir auf deine Frage keine Antwort geben. Wir müssen jetzt einfach versuchen, allein miteinander auszukommen. Und ich will alles dafür tun.«

      »Das weiß ich, Papa«, sagte Tim leise, dann stand er auf, und obwohl Jungens das eigentlich nicht machten, weil das uncool war, umarmte er seinen Vater.

      Als Maren die Treppe heruntergepoltert kam, ließ Tim rasch seinen Vater los.

      »Können wir los?«, wollte sie wissen.

      Tim und Peter Bredenbrock hatten nichts dagegen, und es dauerte nicht lange, da saßen sie gemeinsam im Auto und fuhren los.

      Sie unterhielten sich in erster Linie über den Freizeitpark, und es war zwischen ihnen wieder beinahe so, wie es gewesen war, ehe ihre heile Welt sich mit einem Schlag aufgelöst hatte in einen großen Scherbenhaufen.

      Dr. Peter Bredenbrock hielt wirklich nichts von solchen Vergnügungsparks, doch jetzt gratulierte er sich innerlich, dass er diese Idee gehabt hatte.

      Wenn man etwas wieder in Ordnung bringen wollte, da waren alle Mittel recht, und wenn es denn ein Freizeitpark war, dann war das auch in Ordnung.

      Seine Kinder!

      Das allein war es, was für ihn zählte.

      Er musste an sich halten, um keine Verwünschungen gegen Ilka auszustoßen. So etwas brachte nichts, es fiel auf einen selbst zurück, und es brachte negative Energie. Er musste nichts tun, wenn es einen gerechten Ausgleich gab, dann würde es sie einholen, und dabei dachte er wirklich nicht an sich, sondern an die Kinder. Erwachsene gingen doch ganz anders mit Gefühlen um, auch mit negativen. Kinder, auch wenn sie sich auf der Stufe zum Erwachsenwerden befanden, konnten damit nicht umgehen, weil sie noch nicht differenzieren konnten. Und wenn daran dachte, dass die Gefühle aus uns machen, was wir sind …

      Nein!

      Das wollte Dr. Peter Bredenbrock nicht. Er musste es positiv sehen und Schrittchen um Schrittchen kämpfen, zum Wohle der Kinder. Verflixt noch mal, er war Pädagoge, ihm wurden viele Kinder anvertraut, er war beliebt, zumindest war er es gewesen, und er hoffte, dass es auch in Hohenborn nicht anders sein würde. Er musste darauf vertrauen, dass er es auch bei Maren und Tim richtig machen würde.

      »Papa, Papa«, unterbrach Tim ganz aufgeregt seine Bedanken. »Da ist schon das Hinweisschild, ich sehe schon die Parkplätze.«

      Die waren nicht zu übersehen, weil sie vollgestopft waren mit Autos.

      Da hatte er sich etwas angetan!

      Ein Ordner kam auf sie zu, wies ihnen ein Stückchen entfernt einen Parkplatz zu, und die Kinder hatten es eilig, aus dem Auto zu springen.

      »Papa, und wir dürfen alles machen, was wir wollen?«, wollte Maren wissen.

      »Klar, habe ich euch doch versprochen. Ihr dürft nur nicht von mir verlangen, dass ich mit euch auf so ein Ungetüm gehe.«

      Tim und Maren stoben davon, sie hatten es eilig, zu der Stelle zu kommen, an der die Eintrittskarten verkauft wurden, davor stand nämlich bereits eine ziemliche Menschenmasse. Und anstellen konnten sie sich ja schon mal.

      Das alles hier, diese Massenabfertigung, das war wirklich nicht sein Ding, aber er musste in den sauren Apfel beißen, weil er seine Sprösslinge ganz gewiss nicht hätte motivieren können, mit ihm in ein Museum oder in eine Kunstausstellung zu gehen. Das musste er auf später verschieben, wenn sich die Wogen wieder geglättet hatten.

      *

      Roberta war noch immer froh, dass ihre Freundin Nicki das Wochenende bei ihr und mit ihr verbracht hatte, und das, obwohl es streckenweise ziemlich stressig gewesen war.

      Nicki hatte sich nicht davon abbringen lassen, nach diesem Mathias zu suchen, und sie war sogar in die Frittenbude hineingegangen, in der sie mit diesem Mann die Currywurst gegessen hatte.

      Es war schon schlimm, wenn man eine Erwartungshaltung hatte, die nicht erfüllt wurde.

      Roberta hatte wirklich alles versucht, Nicki abzulenken, und meistens gelang ihr das sogar auch. Diesmal war es anders gewesen. Auch wenn sie sich in Geschäften aufgehalten hatten, war Nicki abgelenkt und hatte sich immer in der Nähe der Schaufenster aufgehalten, um da draußen ja nichts zu verpassen.

      Natürlich hatte sich die Prophezeiung dieser Wahrsagerin nicht erfüllt, und Roberta konnte nur hoffen, dass Nicki endlich schlau geworden war und nicht für einen derartigen Humbug weiterhin Geld aus dem Fenster warf.

      Roberta war immerhin zu den Schuhen gekommen, die sie sich schon lange hatte kaufen wollen, bei dem Kleid in einer Boutique hatte sie sich allerdings verkauft. Sie hätte nicht auf Nicki hören dürfen, die ihr halbherzig empfohlen hatte, es zu kaufen. Und auch die Verkäuferin hatte sie nicht gut beraten, sie hätte sehen müssen, dass sie niemand war, der etwas anzog, nur weil es gerade der letzte Schrei war. Roberta mochte es schlicht, nichts Auffallendes, und Trallala, wie sie es bei sich nannte, schon überhaupt nicht.

      Sie hatte das Kleid zurückgebracht und stattdessen dieses Twinset gekauft, das ihr sofort gefallen hatte. Und das würde sie auch anziehen. Da das Twinset teurer war als das Kleid, war es für die Verkäuferin ein gutes Geschäft. Roberta ärgerte sich nur ein wenig, weil sie durch die weitere Fahrt nach Hohenborn unnötige Zeit verloren hatte, die sie lieber sinnbringender genutzt hätte. Sie konnte die Frauen nicht verstehen, die stundenlang auf eine Shoppingtour gehen konnten. Das war noch nie ihr Ding gewesen, auch nicht als Studentin. Da las sie lieber ein Buch, ging spazieren. Als Studentin hatte sie im Ruderclub der Universität trainiert. Rudern, das vermisste sie ein wenig, es war herrlich gewesen, als Kay noch seinen Bootsverleih am See gehabt hatte, da hatte sie sich oftmals mit dem Boot auf dem See ausgetobt.

      Komisch, dass ihr das gerade jetzt in den Sinn kam, an Kay hatte sie schon so lange nicht mehr gedacht.

      Roberta lief zum Parkplatz, verstaute ihre neue Errungenschaft im Kofferraum und überlegte, ob sie, wenn sie schon mal in Hohenborn war, irgendwo etwas trinken sollte, als eine ihr bekannte Stimme hinter ihr rief: »Hallo, Roberta.«

      Sie drehte sich um, Susanne kam ihr entgegengelaufen, sie war aufgeregt,


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