Der neue Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman - Michaela Dornberg


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nicht glauben.

      Sie hätte wirklich mit allem gerechnet, mit ihrer Freundin Nicki allerdings nicht. Doch warum wunderte sie sich eigentlich? Wenn es darauf ankam, dann konnte man sich auf Nicki verlassen, da konnte man auf sie Häuser bauen. Andererseits war sie für so manche Überraschung gut. Und das war jetzt eine, keine Frage.

      Roberta war so verblüfft, dass sie zunächst einmal nichts sagen konnte. Sie starrte Nicki an wie einen Geist, ehe sie sich erkundigte: »Sag mal, ich habe mich doch nicht verhört. Du hattest meine Einladung abgesagt, oder?«

      Nicki lachte unbekümmert.

      »Zweifle nicht an dir, das habe ich in der Tat, meine Liebe. Doch ich habe es mir anders überlegt, und ich hoffe, es macht dir nichts aus. Doch sag mal, wo bleibt die Umarmung? Wo bleibt die Begrüßung?«

      Sie ließ ihren Worten sofort Taten folgen und umarmte Roberta stürmisch.

      »Es ist so schön, dich zu sehen, altes Haus.«

      Sie freute sich wirklich, und das war bei Roberta nicht anders. Es war wirklich eine stürmische Begrüßung, dann zog Roberta ihre Freundin ins Haus.

      Gerade hatte sie sich noch solche Gedanken gemacht, und nun hatte der Himmel ihre Gebete erhört. Mit Nicki war es niemals langweilig, sie konnte davon ausgehen, dass nun ein kurzweiliges Wochenende vor ihnen lag, und um ihre Verpflegung mussten sie sich dank Alma nicht kümmern. Es wäre zwar einfach gewesen, in den ›Seeblick‹ zu gehen. Doch das wollte sie Nicki nicht zumuten. Die hatte zwar großspurig erklärt, über Roberto hinweg zu sein, doch das nahm Roberta ihr nicht ab. Und man musste das Schicksal nicht herausfordern.

      Nicki wollte einen Kaffee trinken, und den bekam sie natürlich auch, und Kaffee zu kochen, das war für Roberta keine Herausforderung.

      Wenig später saßen sie sich gegenüber. Nachdem die erste Wiedersehensfreude sich gelegt hatte, und weil sie sich so gut kannten, erkundigte Roberta sich: »Nicki, weswegen bist du wirklich hier?«

      Die fühlte sich ertappt, wurde rot, begann in ihrem Kaffee herumzurühren, obwohl es da nichts zu rühren gab.

      Roberta wusste, dass sie ins Schwarze getroffen hatte, und Nicki überlegte sich, wie sie sich am besten herausreden konnte, denn belügen würde sie ihre Freundin niemals.

      »Es gibt doch einen Grund, Nicki, oder?«, wollte Roberta nach einer Weile wissen.

      Nicki legte den Kaffeelöffel weg.

      »Okay, es gibt einen Grund, aber ehe ich dir den nenne, versprich mir, nicht auszuflippen.«

      Es wurde ja immer schöner.

      »Gut, ich verspreche es, doch rede endlich und spanne mich nicht ewig auf die Folter.«

      Nikola Beck, man vergaß manchmal, wie sie eigentlich hieß, war wirklich nicht auf den Mund gefallen, und sie konnte ohne Punkt und Komma reden, das fiel ihr jetzt sichtlich schwer.

      »Nicki, mach es nicht so spannend.«

      Nicki holte tief Luft, dann sagte sie so leise, dass man sie kaum verstehen konnte: »Es hat mir keine Ruhe gelassen, ich hatte auf einmal das Gefühl, noch einmal zu …, äh …, eben zu …, nun ja …, zu dieser Frau gehen zu müssen.«

      Nein, das durfte jetzt nicht wahr sein. Wie schade, dass Roberta ihrer Freundin versprochen hatte, nicht auszuflippen, das wäre jetzt der richtige Grund dafür. Wurde Nicki eigentlich niemals schlau? Sie hatte versprochen, nicht mehr zu irgendeiner Spökenkiekerin zu gehen, kein Geld mehr für einen solchen Unsinn auszugeben. Egal, ob Pendel, Karten, Kugel, Kaffeesatz oder was auch immer, es hatte Nicki niemals etwas gebracht, außer zerstörten Hoffnungen, die Geld gekostet hatten.

      Roberta zog es vor, nichts zu sagen. Wenn sie Nicki jetzt verärgerte, wäre die durchaus in der Lage, aufzustehen, zu gehen und nach Hause zurückzufahren. Und das wollte Roberta nicht, nicht wegen eines solchen Unfugs.

      Nicki wäre es lieber gewesen, Roberta hätte sich jetzt aufgeregt, dass sie so überhaupt nichts sagte, verunsicherte Nicki noch mehr. Sie warf Roberta einen schrägen Blick zu.

      »Bist du jetzt sauer auf mich?«

      Roberta zuckte die Achseln.

      »Nicki, dazu sage ich nichts mehr, meine Meinung zu diesem Thema kennst du, und daran hat sich nichts verändert.«

      Nicki trank etwas von ihrem Kaffee.

      »Sie hat mir gesagt, dass ich diesen Mann treffen werde, dass er mir ganz nahe ist. Und da es ja nicht bei mir daheim oder bei mir in der Stadt sein kann, da dachte ich, dass es nur bei dir oder in Hohenborn sein kann.«

      Nicki war eine so kluge Frau, aber manchmal konnte sie kindlich naiv sein. Roberta hätte sie jetzt am liebsten geschüttelt. Sie war sauer, und deswegen konnte sie sich eine Bemerkung nicht verkneifen: »Und was willst du jetzt tun? Dich mit einem Lautsprecher auf den Marktplatz in Hohenborn setzen und nach diesem Mathias rufen?«

      In Nickis Augen schimmerten Tränen. Das hatte Roberta nun wirklich nicht gewollt.

      »Verzeih mir, Nicki. Das war jetzt gemein.«

      Nicki winkte ab. »Wenn ich an deiner Stelle wäre, dann würde ich vermutlich auch so handeln. Aber Mathias ist etwas Besonderes, wir waren von ersten Augenblick an seelenverwandt. Und so etwas wie ihn habe ich noch nie zuvor kennengelernt.«

      Roberta konnte nicht anders.

      »Nicki, in deinem Leben gab es auch noch nie zuvor einen Mann, der mit dir Currywurst essen wollte, die du dann auch noch bezahlt hast. Aber gut, meinetwegen können wir nach Hohenborn fahren, ich brauche noch ein paar derbe Schuhe für meine Wanderungen um den See, und apropos See, um den können wir ebenfalls laufen. Da tun wir gleich etwas für unsere Gesundheit. Nicki«, jetzt wurde ihre Stimme ernst, »man läuft seinem Glück nicht hinterher, und man lässt es sich schon gar nicht von einer Wahrsagerin voraussagen. Wenn es so sein soll, dann passiert es, so etwas nennt man Schicksal.« Sie bemerkte Nickis Blick und fügte hinzu: »Du kannst dir natürlich einen Partner auf einem Internetportal suchen. Das hast du hinter dir, und es war mehr als enttäuschend, weil nirgendwo so gelogen wird wie auf diesen Portalen. Komm, lass uns davon aufhören. Ich freue mich auf jeden Fall sehr, dass du hier bist. Und wir machen uns ein schönes Wochenende. Und wenn das Glück bei dir anklopft, dann machen wir einfach die Tür auf und lassen es herein.«

      Nicki warf ihrer Freundin einen dankbaren Blick zu. »Wie sieht es mit deinem Glück aus? Hat dein Lars schon signalisiert, wann er von seinen Eisbären zurückkommen wird?«, wollte Nicki wissen.

      Roberta schüttelte den Kopf.

      »Hat er nicht, doch er hat mir einen wunderschönen Strauß roter Rosen geschickt, und er hat mir geschrieben, wie sehr er mich liebt und wie sehr er mich vermisst.«

      »Und wie sieht es mit dem goldenen Ring an deinem Finger aus, Roberta?«

      Natürlich hatte sie darüber schon mal mit Nicki gesprochen und die kannte ihre geheimen Wünsche. »Ach Nicki, das sind doch Mädchenträume, genau wie der von dem Ritter auf dem weißen Pferd.

      Die Qualität einer Liebe hängt nicht davon ab, dass man verheiratet ist. Ich bin fest entschlossen, mich nicht mehr verrückt zu machen. Die Rheinländer haben da wirklich einen schönen Spruch: Wat kütt, dat kütt. Außerdem muss ich mir jetzt den Kopf darüber wirklich nicht zerbrechen.

      Lars ist in der Arktis, du bist hier, zerbrechen wir uns also den Kopf darüber, was wir zuerst unternehmen.«

      Nicki nickte begeistert. Es war nicht schwer zu erraten, was die jetzt am liebsten sofort tun würde.

      »Komm, Nicki, trinken wir unseren Kaffee aus, und dann fahren wir nach Hohenborn, und wenn wir zurückkommen, dann nehmen wir deine Reisetasche mit ins Haus.«

      Nicki schüttete den Rest ihres Kaffees in sich hinein und rief: »Fertig.«

      Roberta schüttete den Rest ihres Kaffees in die Spüle.

      »Ich ziehe mir nur noch andere Schuhe an«, sagte sie, »und


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