Der neue Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman - Michaela Dornberg


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an das, was diese Frau Nicki vorausgesagt hatte, und sie überlegte schon jetzt, womit sie ihre Freundin später aufmuntern konnte.

      Vielleicht mit einem schönen Film?

      Nein, das war keine gute Idee für jemanden, dessen Herz gebrochen war.

      Sie konnte einfach nicht begreifen, was Nicki an diesem Mathias fand. Sie war ja wie besessen von ihm.

      Tja, Nicki und ihre Männer. Das war eine unendliche Geschichte, Roberta war so froh, dass sie sich auf nur einen Mann konzentrieren musste, ihren Mr Right, ihren Lars mit den unglaublich blauen Augen.

      »Nicki, ich bin fertig, wir können losfahren«, rief Roberta, dieser Aufforderung leistete Nicki sofort Folge, und wenig später saßen sie im Auto und fuhren Richtung Hohenborn. Roberta war froh, den Geistesblitz gehabt zu haben, ihr Auto zu nehmen, Nicki wäre voller Erwartungshaltung losgebrettert und hätte auf alles geachtet, nur nicht auf die Geschwindigkeitsbegrenzung …

      *

      Pamela Auerbach war ein gutmütiges Mädchen, und sie war in keiner Weise nachtragend. Als sie Maren und Tim Bredenbrock entdeckte, die wie verloren im Vorgarten des Hauses herumstanden, in das sie im Begriff waren einzuziehen, sprang Pamela von ihrem Rad, lehnte es an den Gartenzaun, dann ging sie auf die beiden zu.

      »Hi, Maren, hi, Tim«, begrüßte sie die beiden.

      Tim antwortete: »Hi«, während seine Schwester so tat, als habe sie nichts gehört. Das konnte Pamela überhaupt nicht verstehen, sie hatte dem Mädchen doch nichts getan.

      Sie überlegte, wie sie die beiden Jugendlichen aus der Reserve locken konnte, und da hatte sie eine Idee. Es stimmte zwar nicht, doch was nicht war, das konnte ja noch werden.

      »Ich bin auf dem Weg zur Felsenburg«, sagte sie und bemühte sich, ganz cool zu sein, »habt ihr keine Lust, mitzukommen?« Tim bekam glänzende Augen, und auch bei seiner Schwester erwachte so etwas wie Interesse. »Du meinst die Ruine da oben?« Pamela nickte.

      »Die gehörte der Familie meines Freundes Manuel, da waren wir oft, und da ist es auch ganz toll. Leider wurde alles verkauft, und Manuel lebt jetzt in Arizona. Ich glaube, wenn es gegangen wäre, dann hätte er die Felsenburg mitgenommen. Die hat ihm nämlich auch gefallen, und wir haben es zwar nie so richtig herausgefunden, aber wir waren uns immer sicher, dass es da noch verschüttete Geheimgänge gibt.«

      Geheimgänge!

      Tim war ein Junge, und er liebte im Augenblick gerade Gruselgeschichten, in denen natürlich auch Geheimgänge vorkamen. Er warf seiner Schwester einen vorsichtigen Blick zu.

      »Geheimgänge«, sagte sie beinahe verächtlich, »wenn es die gäbe, dann hätte man die längst gefunden. Man hat nicht gesucht, denn was sollte es bei einer Ruine denn bringen. Man käme von einem Trümmerhaufen zum nächsten. Aber hingehen würde ich trotzdem gern. Irgendwie hat die Ruine was.« Sie blickte ihren Bruder an. »Sollen wir mitgehen?«

      Welche Frage!

      »Natürlich«, rief er sofort, und er setzte sich auch direkt in Bewegung, ehe seine Schwester es sich anders überlegen konnte.

      Bingo! Welch ein Glück, dass sie die Idee mit der Felsenburg gehabt hatte. Und dorthin zu gehen, das war ja auch keine Strafe. Sie waren immer dahin gegangen, heute würde sie vermutlich ein wenig traurig sein, weil Manuel nicht bei ihr war.

      Pamela ließ ihr Fahrrad am Zaun stehen, sie gingen los, Pamela erkundigte sich vorsichtshalber: »Müsst ihr eurem Vater nicht Bescheid sagen?«

      Tim sagte nichts, und Maren schüttelte den Kopf. Pamela wusste ja nicht, dass die beiden noch immer mit ihrem Vater ein wenig im Clinch lagen, weil er sie hierher verfrachtet hatte, in eine Gegend, in der sich Wölfe und Füchse gute Nacht sagten. Wenn er sie nicht sah, sollte er sich doch ruhig ein paar Sorgen um sie machen.

      Sie zogen los, und es kam sogar so etwas wie eine Unterhaltung zustande, was allerdings in erster Linie an Pamela lag, die alles über die Felsenburg erzählte, was sie wusste.

      Maren und Tim hörten interessiert zu.

      »Ihr habt hier eine ganz schön heile Welt«, bemerkte Maren. Und das klang beinahe ein wenig neidisch.

      »Wie meinst du das?«, wollte Pamela wissen.

      Maren zuckte die Achseln.

      »Na ja, von Problemen keine Spur. Alles Friede-Freude-Eierkuchen. Ihr könnt euch bestimmt nicht vorstellen, was es bedeutet, wenn einem das Leben um die Ohren fliegt.«

      Pamela sah das andere Mädchen ein wenig verständnislos an, und das machte Maren wütend.

      »Verflixt noch mal, wir mussten hierher ziehen, weil wir mit unserem Vater allein sind. Unsere Mutter ist mit einem anderen abgehauen. Weißt du, wie man sich da fühlt, wenn die eigene Mutter nichts mehr mit einem zu tun haben will, wenn ihr eigenes Leben ihr wichtiger ist als das ihrer Kinder?«

      Pamela kannte ja die Geschichte von ihrer Mutter, aber sie tat so, als habe sie die zum ersten Mal gehört. Irgendwie stimmte es ja auch ein wenig, sie hatte sie zum ersten Mal aus dem Mund einer Beteiligten gehört. Und das hörte sich doch noch schlimmer an, als wenn ein Dritter darüber berichtete.

      Man sah es Maren an, und man hatte es auch ihrer Stimme angehört, wie sehr sie das alles mitnahm.

      »Das ist wirklich schlimm«, sagte Pamela, »aber auch hier ist nicht alles eitel Sonnenschein. Ich wusste beispielsweise nicht, dass ich überhaupt keine gebürtige Auerbach bin, sondern dass man mich adoptiert hat. Und ich habe es erfahren, rein zufällig, weil zwei Frauen sich darüber unterhalten haben, als ich bei einem Eisbecher bei ›Calamini‹ saß. Da bricht erst einmal die Welt zusammen. Ich wollte nur weg, und zum Glück kam mein Bruder Hannes, der ja nicht wirklich mein Bruder ist, und er hat mich mit nach Australien genommen. Da habe ich bis vor Kurzem gelebt. Und als ich wiederkam, musste ich erfahren, dass Manuel nach Arizona zieht, wo er sich, wie gesagt, mittlerweile aufhält. Hannes sagt immer, das Leben ist kein Ponyhof. Und das stimmt.«

      Nach dieser Eröffnung war es still, dann rief Maren: »Es tut mir leid, das hätte ich nicht gedacht. Und entschuldige bitte.«

      »Wofür?«

      »Na ja, als wir dich das erste Mal sahen und du so nett zu uns warst, da war ich gemein zu dir. Das hatte aber nichts mit dir zu tun, sondern mit diesem Sonnenwinkel.«

      Jetzt musste Pamela es einfach loswerden.

      »Das ist der schönste Platz auf der ganzen Welt«, rief sie im Brustton der Überzeugung.

      Maren und Tim blickten sie an.

      Wenn das jemand sagte, der sogar in Australien gelebt hatte, dann war es hier vielleicht doch nicht so schlimm? Diese Pamela war auf jeden Fall sehr nett.

      Zwischen ihnen hatte sich etwas verändert. Sie waren ein wenig so etwas wie Komplizen geworden, und das war schön. Sie unterhielten sich, natürlich musste Pamela über ihr Leben in Australien erzählen, und ganz besonders das, was sie über Hannes erzählte, beeindruckte die beiden Bredenbrock-Kinder.

      Sie waren bestens gelaunt, als sie oben ankamen. Pamela kam sich ein bisschen vor wie eine Fremdenführerin. Sie zeigte den beiden, wo Manuel mit seiner Familie gewohnt hatte, deutete auf das Herrenhaus und sagte: »Und da hat Frau von Rieding mit ihrem Mann gewohnt, und sie …«

      Sie brach ab, weil sich in diesem Augenblick die Haustür öffnete, ein Mann herausgestürmt kam und sie anherrschte: »Das ist Privatbesitz. Was habt ihr hier verloren?«

      Wer war dieser Mann? Der neue Besitzer?

      »Wir sind auf dem Weg zur Felsenburg, die möchte ich Maren und Tim gern zeigen. Sie sind gerade erst in den Sonnenwinkel gezogen.«

      »Das ist mir egal. Ihr habt hier nichts verloren, verstanden?«

      »Manuel Münster, der früher hier gewohnt hat, ist mein Freund. Wir …, wir durften immer auf die Felsenburg.«

      »Was früher war, das interessiert niemanden, früher hatten wir


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