Der neue Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman - Michaela Dornberg


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für ein Tag!

      Inge beschleunigte ein wenig das Tempo. In einem solchen Fall war es ja wohl erlaubt. Und da würde man sogar bei einer Verkehrskontrolle Verständnis haben.

      Hoffentlich kam das nicht in die Zeitung und man würde sie namentlich erwähnen. Das wollte Inge auf keinen Fall.

      *

      Inge wollte gerade das Gebäude betreten, als ein Mann durch die Tür kam, den sie sofort erkannte. Es war Benno Tümmler, der Polizeidirektor, der damals mit seiner Frau Mia unbedingt in Rickys Haus einziehen wollte.

      Sie hatten sich anders entschieden, und hoffentlich war er jetzt nicht mehr sauer auf sie.

      Inge dachte an den Satz – Angriff ist die beste Verteidigung, und deswegen begrüßte sie den Mann freundlich, der sie ebenfalls sofort erkannte.

      »Frau Auerbach«, rief er, »ich bin wirklich erstaunt, Sie hier zu sehen. Sie haben doch hoffentlich nichts ausgefressen?«

      Diese Worte begleitete er mit einem Lächeln.

      »Ich nicht«, antwortete Inge. »Doch es ist etwas passiert, was mich ziemlich beunruhigt.«

      Dann erzählte sie ihm, was sich ereignet hatte, und er konnte das kaum glauben.

      »Die Einbruchsdiebstähle nehmen rasant zu, jetzt hat es also auch den Sonnenwinkel eingeholt. Frau Auerbach, es ist eine unglaubliche Geschichte. Respekt, wie Sie damit umgegangen sind. Eigentlich sollte es mich nicht wundern, ich habe Sie als eine couragierte Frau kennengelernt. Schade, dass ich jetzt zu einem Termin muss, sonst hätte ich mich der Sache angenommen. Bitte gehen Sie ins Obergeschoss zum Einbruchsdezernat zu Kriminalhauptkommissar Fangmann und sagen Sie dem, dass ich Sie geschickt habe.« Er wollte sich von Inge verabschieden, als ihm noch etwas einfiel: »Es ist ja so schade, dass die Feste bei den Münsters und bei Frau von Rieding und Herrn Heimberg nicht mehr stattfinden. Dass die einmal wegziehen, das hätte ich niemals für möglich gehalten. Aber so ist das Leben. Sagen Sie, weiß man schon etwas über den neuen Besitzer?«

      Inge hätte ihm jetzt sagen können, dass sie dessen Namen gehört hatte, aber sie hatte keine Lust auf Konversation, sie wollte, dass man nach diesem falschen Polizisten fahndete.

      »Tut mir leid, nichts. Aber ich denke, Sie werden beizeiten von ihm erfahren, wenn er so etwas wie einen Empfang geben wird. Sie als Chef der Polizei werden doch auf jeden Fall dabei sein.«

      Benno Tümmler fühlte sich geschmeichelt, dann allerdings fiel ihm ein, dass er doch einen Termin hatte, und deswegen verabschiedete er sich schnell von Inge, die es wiederum eilig hatte, hinauf ins Raubdezernat zu gehen.

      Inge hatte zwar das Polizeigebäude noch nicht von innen betreten, aber irgendwie unterschieden sich Behörden, Amtsgebäude kaum voneinander. Sie waren alle unpersönlich, steril und alt.

      Sie könnte in einem so seelenlosen Bau nicht arbeiten. Auch nicht als Polizeidirektor. Dafür musste man geboren sein.

      Aber sie war auch nicht hier, um über so etwas nachzudenken.

      Es kam darauf an, an einen tüchtigen, kompetenten Beamten zu geraten, und da konnte der ihretwegen auf einem wackeligen Stuhl oder an einem verstaubten Schreibtisch sitzen.

      Inge fand das Zimmer von Kriminalhauptkommissar Henry Fangmann sehr schnell, und sie hatte kaum angeklopft, als sie auch schon hereingebeten wurde.

      Es war eine sehr angenehme Männerstimme, das war das Erste, was ihr auffiel, und sie war überrascht, als sie das Büro betrat. Es war zweckmäßig und modern eingerichtet, und auf der Fensterbank gab es auch nicht, wie sonst in Ämtern häufig üblich, eine aus Ablegern gezogene Grünpflanze. An einer weißen Wand hing ein großes Bild eines Surfers, der mit hohen Wellen kämpfte.

      Henry Fangmann mochte so Mitte Dreißig sein, er war sportlich, hatte braune Augen und einen offenen Blick.

      Er sah ihr interessiert entgegen, und Inge sagte ihm, was sein Chef ihr aufgetragen hatte, dann erzählte sie ihm ihre Geschichte, und er hörte aufmerksam zu.

      Als sie ihm das Smartphone auf den Tisch legte, lächelte er sie an.

      »Das haben Sie großartig gemacht, Frau Auerbach«, lobte er sie, »es ist gut, dass Sie sofort hergekommen sind.« Er griff nach dem Smartphone, und dann sah er sich gemeinsam mit Inge die Fotos an. Es waren nicht nur viele Häuser vom Sonnenwinkel darauf zu sehen, sondern auch welche aus anderen Orten. Leider stellte sich sehr schnell heraus, dass das Smartphone gestohlen worden war, darüber würde sich der falsche Polizist nicht identifizieren lassen.

      »Frau Auerbach, können Sie eine Beschreibung des Mannes geben?«

      Das konnte Inge, dieses Gesicht würde sie nie vergessen.

      Sie war allerdings sehr überrascht, dass jetzt niemand mit Stift und Papier ins Zimmer kam, um nach ihren Angaben eine Zeichnung anzufertigen, sondern dass man das heute auf dem Computer erledigte. Trotzdem war es für Inge eine aufregende Geschichte, und sie war hinterher sehr stolz auf sich, weil sie eine so exakte Beschreibung abgeben konnte, sie war über sich selbst erstaunt, nach diesem Bild würde man den Mann finden.

      Auch Henry Fangmann war überrascht, mit welcher Präzision diese Frau ihre Beschreibung abgegeben hatte.

      »Sie haben eine sehr gute Beobachtungsgabe, Frau Auerbach«, lobte er sie schon wieder, und Inge freute sich wie ein kleines Kind. Sie war jedoch sehr schnell wieder ernüchtert, als sie erfuhr, wie sehr die Einbruchsrate gestiegen war, dass ganze Einbrecherbanden unterwegs waren und dass die Aufklärungsquote leider niedrig war, da die Verbrecher wieder weiterzogen.

      »Es macht mir schon ein wenig Angst, dass bei uns in der Siedlung die Häuser so gut ausgekundschaftet wurden. Für die Verbrecher ist das doch jetzt nur noch ein Durchmarsch, diesem falschen Polizisten wurde nicht nur bereitwillig Auskunft gegeben, nein, ihm wurden auch noch die Räumlichkeiten gezeigt.«

      Henry Fangmann schloss sich ihrer Meinung nicht an.

      »Sie haben ihm das Smartphone abgenommen, er kann davon ausgehen, dass Sie zur Polizei gehen werden, und natürlich werden wir jetzt Streifen in die Straßen schicken und die Häuser beobachten. Ich kann meine Hand nicht ins Feuer dafür legen, dass Sie vor Einbrechern sicher sein werden, aber ich denke, dass sie erst einmal nicht kommen werden. Die gehen kein Risiko ein. Dank Ihres Handelns wurde das Unheil erst einmal abgewendet. Ich weiß nicht, wie Ihr Haus abgesichert ist gegen Einbruch, aber es gibt schon ein paar Maßnahmen, es den Einbrechern schwer zu machen. Wenn Sie möchten, dann schicke ich Ihnen einen Kollegen vorbei, der sich da bestens auskennt.« Er lächelte. »Einen echten Polizeibeamten.«

      Dann nahm er sein Protokoll auf, das Inge unterschrieb, er versprach, sich auch mit Herrn Odenwald in Verbindung zu setzen, er bedankte sich noch einmal bei Inge, und die ging.

      Sie war noch ganz aufgeregt, als sie das Gebäude verlassen wollte und blieb überrascht stehen, als sie Rosmarie sah, die es gerade betreten wollte.

      »Rosmarie, ich hätte mit allem gerechnet, aber mit dir ganz gewiss nicht. Was machst du denn hier?«

      Rosmarie rief: »Das kann ich dich auch fragen.«

      Inge erzählte es ihr, und Rosmarie bemerkte: »Dann bist du ja auch eine Heldin.«

      »Wieso auch?«, wollte Inge wissen.

      »Na, der andere Held ist mein Heinz, der hat nämlich Einbrecher in unserer Villa verjagt, und ich bringe nur noch die Liste mit den Gegenständen vorbei, die bei uns gestohlen wurden.«

      Inge musste sich am Geländer festhalten.

      Bei den Rückerts war eingebrochen worden?

      »Und wurde viel gestohlen?«, erkundigte Inge sich.

      »Nein, zum Glück nicht, weil Heinz sich diesen Typen in den Weg gestellt hat.«

      »Und wie? Und wo warst du?«

      Da begann Rosmarie, die ganze Geschichte zu erzählen.

      »Wir schliefen, und da mein Heinz Ohren wie eine


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