Der neue Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman. Michaela Dornberg

Der neue Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman - Michaela Dornberg


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er schon ganz zerknittert und oll ist. Du bist wirklich die allerbeste Mami von der ganzen Welt, und ich liebe den Papi ebenfalls, aber dich liebe ich mehr, anders, und ich …« Sie machte eine kleine Pause.

      »Für Maren und Tim ist es ganz schön schlimm, nicht wahr? Sie müssen doch jetzt denken, dass ihre Mutter sie nicht liebt, denn sonst wäre sie nicht abgehauen. Ich verstehe jetzt ein bisschen, warum Maren so herumchaotet. Sie weiß nicht wirklich, was sie tut.«

      Inge nickte.

      »Liebes, du wusstest es damals ebenfalls nicht. Wenn man jung ist, dann handelt man impulsiv, dann lotet man nicht alles aus, und man lässt schon überhaupt nicht die Vernunft walten. Das tun ja nicht mal viele Erwachsene. Bei uns ist wieder alles gut, und so wird es irgendwann auch bei den Bredenbrocks sein, es wird sich einrenken. Doch ich finde es sehr schön, dass ihr jetzt miteinander auskommt. Das ist doch ein Schritt in die richtige Richtung. Vielleicht werden Maren und Tim irgendwann einmal so etwas wie ein kleiner Ersatz für Manuel sein.«

      Das konnte Pamela so nicht stehen lassen.

      »Mami, nie«, rief sie im Brustton der Überzeugung. »Manuel ist für mich wie ein Bruder.«

      »Und die können auch sehr weit weg sein«, sagte Inge, »unser Hannes lebt in Australien, Jörg lebt und arbeitet in Schweden, und niemand kann sagen, welche Veränderungen noch kommen werden.«

      Das Leben konnte ganz schön kompliziert sein. Pamela befreite sich aus den Armen ihrer Mutter, blickte sie bittend an.

      »Mami, bekomme ich jetzt eine heiße Schokolade?«, bettelte sie.

      Inge konnte dem Blick aus den großen grauen Augen ihrer Tochter nicht widerstehen.

      »Gut, mein Kind, die bekommst du«, sagte sie, »aber dazu weder Kekse noch sonstwelche Süßigkeiten.«

      Damit war Pamela einverstanden, sie hatte es jetzt eilig, in den schöne große Wohnküche zu kommen. Eigentlich machte Pamela sich jetzt keine Sorgen. Ihre Mutter konnte es sich noch anders überlegen, und ein Keks zusätzlich oder eine Rippe Schokolade, das wäre doch etwas.

      Es ging ihr ganz schön gut, dachte Pamela, als sie sich erwartungsvoll hinsetzte.

      Sie nahm sich vor, irgendwann Maren und Tim einzuladen, ihr Papa kochte ihnen ganz bestimmt keine heiße Schokolade, so etwas konnten nur Mamis machen, Mamis, wie sie eine hatte, die aller-, allerbeste Mami auf der ganzen Welt.

      *

      Im Haus angekommen, wollten Maren und Tim sofort nach oben laufen, wo die beiden ihre Zimmer hatten. Doch ihr Vater hielt sie zurück.

      »Wir müssen miteinander reden«, sagte er, und seine Stimme klang so autoritär, dass Maren und Tim gehorchten. Sie folgten ihrem Vater in das Wohnzimmer, in dem noch ein heilloses Durcheinander herrschte. Es gab halb leere Bücherregale, Bücherstapel, die eingeräumt werden mussten, unausgepackte Kisten, an den Fenstern hingen noch keine Gardinen, Bilder, die an den Wänden lehnten. Immerhin standen Sofa und Sessel bereits an ihrem Platz, und dorthin bugsierte Dr. Bredenbrock seine Sprösslinge.

      Er bat sie, sich zu setzen, und sie blickten ihn an wie zwei aus dem Nest gefallene Vögelchen, und das waren sie ja auch im übertragenen Sinne. Er war zwar Lehrer, doch hier war der der Vater seiner Kinder, und den wollte er wirklich keine Standpauke halten, wie er es manchmal bei ungehorsamen Schülern machen musste. Jetzt war es unumgänglich, sie waren noch nicht einmal richtig eingezogen. Alles war fremd, ungewohnt, aber es mussten Regeln eingehalten werden, die für ein Zusammenleben unumgänglich waren.

      »Maren, Tim«, er blickte sie an, »ich weiß, dass es für euch nicht einfach ist, doch für mich ist es ebenfalls nicht. Es geht nicht, dass ihr einfach weglauft, ohne mir Bescheid zu sagen, und ich möchte auch nicht in Gegenwart Dritter so behandelt werden, wie du es getan hast, Maren.«

      Sie wurde rot, blickte betreten zu Boden.

      »Wir müssen versuchen, aus unserer derzeitigen Situation das Beste zu machen. Ich werde alles tun, euch das Leben zu erleichtern, ich liebe euch, ich bin euer Vater.«

      »Wir hätten nicht herziehen müssen. Auch wenn die Mama abgehauen ist, dann hätten wir wenigstens noch unsere Freunde gehabt. Jetzt haben wir überhaupt nichts mehr, und hier ist es öde.«

      »Das Mädchen, mit dem ich euch gesehen habe, scheint doch ganz nett zu sein, und ich bin überzeugt davon, dass ihr hier neue Freunde finden werdet. Die Schule fängt ja in Kürze wieder an.«

      »Trotzdem bleibt es ein grauenvolles Kaff, in dem wir nun wohnen müssen«, begehrte Maren auf, die sich mit ihrem neuen Leben einfach nicht abfinden wollte. Sie meckerte an allem herum.

      Ihr Vater zeigte Verständnis für sie.

      »Maren, in Wirklichkeit leidest du doch darunter, dass Mama gegangen ist, und nun machst du alles dafür verantwortlich, vor allem mich. Das ist nicht fair. Ich habe mir wirklich alles sehr genau überlegt. Ich hätte meinen alten Job nicht länger machen können, obwohl ich ihn sehr geliebt habe. Es ist mir ungeheuer schwergefallen, ihn aufzugeben. Aber ich hätte nicht genug Zeit für euch gehabt, und ich hätte euch nicht weitgehend Fremden überlassen wollen, und ein Internat, das wäre für mich keine Alternative gewesen, es sei denn, ihr hättet es gewollt.«

      »Nie, Papa«, rief Tim sofort. »Wir wollen bei dir bleiben.«

      »Und ich will bei euch bleiben«, antwortete Peter Bredenbrock. »Wir müssen halt versuchen, das Beste daraus zu machen. Das geht nur miteinander. Könnt ihr das verstehen?«

      Tim nickte.

      Maren verknotete ihre Finger ineinander, dann blickte sie ihren Vater an.

      »Tut mir leid mit vorhin, Papa«, sagte sie leise. »Das war gemein, aber diese Pamela ist nett.«

      Dann erzählte Maren ihrem Vater, wohin sie eigentlich hatten gehen wollen und wie man sie vertrieben hatte.

      »Pamela war total durch den Wind, weil sie damit niemals gerechnet hätte. Der frühere Besitzer hat nämlich immer erlaubt, dass man hinauf zur Felsenburg gehen kann. Über diese Ruine gibt es ganz gruselige Geschichten, und Pamela kennt sie alle. Manuel hat sie ihr erzählt, dessen Familie die Felsenburg gehörte. Nachdem alles verkauft war, sind sie nach Arizona gezogen, und Pamela ist deswegen ganz schön traurig. Sie ist mit Manuel aufgewachsen.«

      »Im Leben gibt es immer Veränderungen«, sagte Peter Bredenbrock. »Vielleicht ist Manuel jetzt ebenfalls traurig, und er wäre lieber hiergeblieben.«

      Jetzt musste Tim seinem Vater aber widersprechen.

      »Papa, Manuel lebt jetzt in Arizona auf einer riesigen Ranch mit vielen Pferden, da ist ja doch wohl klar, dass er gern dorthin gegangen ist. Hier hatte er ja nicht viel, und eine Ruine ist nichts im Vergleich zu dem, was er jetzt hat, oder?«

      Peter Bredenbrock wollte jetzt wirklich nicht länger darüber diskutieren.

      »Okay, wir wissen es nicht, weil wir niemanden von den Leuten kennen, auch diesen Manuel nicht. Aber eines wissen wir, nicht wahr? Wir müssen versuchen, dass euer Leben euch hier gefällt, und ich will auf jeden Fall alles dafür tun, weil ich möchte, dass ihr …«, er zögerte kurz, weil er nicht wusste, wie das so schnell bewerkstelligt werden sollte, dennoch sprach er es aus, weil es wirklich sein Wunsch war, »dass ihr glücklich werdet. Daran möchte ich arbeiten. Es gibt da einen kleinen Schritt in diese Richtung. Nicht weit von hier gibt es einen sehr bekannten Freizeitpark, den könnten wir gemeinsam besuchen.«

      Marens Kopf schnellte hoch. »Jetzt?«, erkundigte sie sich hoffnungsfroh. Sie hatte von diesem Freizeitpark gelesen, der sollte so richtig cool sein. Aber eigentlich war ihr Vater doch nicht für solche Parks. Sie warf ihm einen vorsichtigen Blick zu und war ganz verwundert, als er sagte: »Warum nicht.«

      »Aber du wolltest doch noch weiter auspacken, Papa, und wir sollten dir dabei helfen«, erinnerte Tim seinen Vater. Deswegen waren Maren und er doch auch störrisch hinausgelaufen, weil sie halt keine Lust dazu gehabt hatten, weil das so langweilig und öde war.

      »Es läuft uns nichts davon«,


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