Bright Horizon. H.J. Welch

Bright Horizon - H.J. Welch


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er abhaken konnte.

      Er wippte aufgeregt auf und ab und nur der Sicherheitsgurt hielt ihn auf dem Sitz zurück. Elias grinste ihn von der Seite an, sah aber nicht so aus, als würde er Bens Aufregung für kindisch halten. Er grinste eher, als würden sie beide ein Geheimnis teilen.

      Dann kam das Flugzeug endlich zum Stehen und sie konnten die Sicherheitsgurte lösen. Elias holte sein Handgepäck aus dem Fach über den Sitzen. Er zog die Medikamente aus der kleinen Tasche und runzelte die Stirn.

      »Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Ben, während er ebenfalls sein Handgepäck aus dem Fach holte.

      Elias schaute blinzelnd auf. »Ja«, sagte er lächelnd, aber Ben entging sein besorgtes Gesicht nicht. Er wollte Elias nicht ausfragen, wünschte sich aber insgeheim, dass Elias sich ihm anvertrauen würde. »Ich nehme die Tabletten normalerweise jeden Morgen. Jetzt muss ich versuchen, die Zeitverschiebung umzurechnen. Vorsicht, dein Pass!«

      Ben erschrak und vergaß die Tabletten. Elias zeigte nach vorne zu der Tasche vor Bens Sitz und – ja – dort steckte immer noch der kleine Beutel, in dem sich sein Pass befand. Er hätte ihn beinahe hier zurückgelassen.

      »Guter Gott. Danke, Elias.« Ben drückte sich den Beutel an die Brust. »Was würde ich ohne dich nur anfangen?«

      Und als sie sich ansahen, war er wieder da, dieser kleine Funke. Doch die anderen Passagiere drängten in Richtung Ausgang, also nahm Ben sein Handgepäck wieder auf und folgte ihnen. Er war zwar froh, endlich wieder die Beine bewegen zu können, bedauerte aber auch, sein kleines Refugium verlassen zu müssen. Bis zu ihrem Rückflug.

      Und wer konnte schon sagen, was bis dahin noch alles passieren würde?

      Es dauerte eine gespürte Ewigkeit, bis sie Passkontrolle und Zoll passiert hatten. Heathrow war ein sehr großer Flughafen. Ben war froh, wieder frische Luft atmen zu können, auch wenn er den Flug sehr genossen hatte. Das Wetter draußen, jenseits der großen Glasscheiben, sah allerdings grauenhaft aus. Dunkle Wolken, Regen und Wind. Nicht gerade der beste erste Eindruck. Trotzdem war er guter Laune, als sie sich mit ihrem Gepäck in Richtung Ausgang begaben. Er war in England.

      »Ist es so, wie du es dir vorgestellt hast?«, fragte er Elias begeistert. Er wünschte, er hätte ein zusätzliches Paar Augen, um nichts zu verpassen – so wie Harry Potter in der Diagon Alley. Schon allein die Preisschilder in den Schaufenstern, die alles in Pfund anstatt in Dollar auszeichneten, waren faszinierend. Einige der Läden erkannte er wieder – beispielsweise die großen Kaffeeketten –, andere waren ihm vollkommen neu.

      Elias brummte. »Aber so aufregend der Flughafen auch sein mag, ich freue mich schon darauf, hier rauszukommen. Wir nehmen den Zug nach London, fahren dann mit der U-Bahn und steigen in Paddington wieder in einen Zug um. Wie der Paddington Bär.« Er zwinkerte Ben zu. »Wir können dem Regen also noch eine Weile ausweichen, weil wir nicht ins Freie müssen. Was ist denn los?« Er lachte nervös.

      Ben hatte gar nicht bemerkt, dass sie stehen geblieben waren. Sie sahen sich an. Ben stockte das Herz. Er wusste, dass er wahrscheinlich gerade ein besonders dämliches Gesicht machte, aber er konnte es nicht ändern. »Nichts«, sagte er verlegen. »Du hast zwar schon über unsere Reise nach Wiltshire gesprochen, aber es war mir im Moment entfallen. Ich war einfach baff über dein gutes Gedächtnis. Ich hätte mich erst mühsam wieder daran erinnern müssen.«

      Elias machte ein merkwürdiges Gesicht. Beinahe freundlich. Oder liebevoll. Freute er sich, dass Ben ihm dieses Kompliment gemacht hatte?

      »Wie gesagt…«, murmelte Elias und lächelte schüchtern, »es ist mein Job, auf dich aufzupassen.«

      Die Signale trieben Ben in den Wahnsinn. Er wollte wirklich glauben, dass Elias an ihm interessiert war. Aber das konnte nicht wahr sein. Elias war nur nett zu ihm. Wie unter Freunden gewissermaßen. Schließlich war Elias ein netter Mann! Mehr konnte einfach nicht dahinterstecken.

      Elias schüttelte den Kopf und blinzelte. Dann schaute er verwirrt über Bens Schulter. »Äh… der Mann dort hält ein Schild mit deinem Namen hoch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es hier zwei Männer mit deinem Namen gibt, oder?«

      Ben drehte sich um. Sie standen direkt an der Tür. Überall wurden Reisende von ihren Freunden oder Verwandten begrüßt, die sie abholen wollten. Unter ihnen stand auch ein alter Mann mit Bierbauch, die grauen Haare zum Pferdeschwanz gebunden. Er trug einen schwarzen Anzug unter einer Bomberjacke und hielt ein Schild mit Bens Namen hoch.

      Ben runzelte die Stirn. Mr. Cabot hatte ihm unmissverständlich erklärt, dass seine Familie nicht wünschte, dass er nach England kam. Obwohl es ihn also nervös machte, unangekündigt hier anzukommen, hatte er beschlossen, sie nicht darüber in Kenntnis zu setzen. Ihre Telefonnummern und E-Mail-Adressen standen zwar auf dem Testament, aber sie wussten nicht, dass er heute hier angekommen war.

      Wie um alles in der Welt konnte es also sein, dass ihn jemand hier erwartete? Ihm lief eine Gänsehaut über den Rücken. Dem Mann war mittlerweile aufgefallen, dass Ben das Schild gelesen hatte. Er sah ihn an und brach in ein breites Grinsen aus.

      »Oh, Sie sind nicht zufällig Mr. Turner?«, fragte er mit einem rauen Cockney-Akzent.

      »Der bin ich«, bestätigte Ben und ging mit Elias zu ihm.

      Der Mann klemmte das Schild unter den Arm und hielt ihm die Hand hin. »Ist mir ein Vergnügen, mein Sohn. Ein großes Vergnügen. Ich bin Gary Decker, aber Sie können Gazza zu mir sagen. Das macht jeder. Ich hoffe, Sie hatten einen guten Flug?«

      Ben sah Elias verwirrt an. »Das hatten wir«, sagte er. »Aber wir haben nicht erwartet, abgeholt zu werden. Wir haben niemanden von unserer Ankunft unterrichtet.«

      Gazza machte ein betretenes Gesicht, das nicht so recht zu seinem imposanten Äußeren passen wollte. »Ah, ja. Tut mir leid, Sir. Wir wollten nicht schnüffeln, aber wir hatten wirklich gehofft, dass Sie kommen. Als wir das Insta-Dingsbums-Foto gesehen und gelesen haben, dass Sie in der ersten Klasse fliegen, dachten wir uns, es müsste dieser Flug sein.« Er strahlte Ben an. »Und ich wollte Sie kennenlernen! Miss Nancy hätte es sich auch gewünscht, das können Sie mir glauben.« Er schaute an die Decke. »Möge sie in Frieden ruhen.«

      Ben hätte sich am liebsten in den Hintern getreten. Wieso hatte er nur dieses dämliche Foto gepostet? Er schaute Elias schuldbewusst von der Seite an, aber Elias konzentrierte sich voll und ganz auf Gazza.

      »Miss Nancy?«, wiederholte er. »Meinen Sie damit Anne Grimaldi de Loutherbergh? Bens Urgroßmutter?«

      Gazza nickte ernst. »In der Tat. Sie war eine echte Lady. Für uns wird sie immer Miss Nancy bleiben.« Er hielt Elias die Hand hin. »Tut mir leid. Ich habe nicht damit gerechnet, dass Mr. Turner in Begleitung kommt. Sind Sie ein Freund von ihm?«

      »Der inoffizielle Rechtsberater«, erwiderte Elias und schüttelte Gazza die Hand. »Elias Solomon. Freut mich, Sie kennenzulernen.«

      »Also…«, sagte Ben nervös, während links und rechts die Menschen an ihnen vorbeigingen. »Ich nehme nicht an, dass Mr. Cabot Sie geschickt hat. Oder jemand aus der Familie.«

      Gazza senkte den Kopf und verschränkte die Hände vor dem Bauch. »Äh, nein. Tut mir leid. Aber sie wissen, dass Sie kommen. Und sie sind darüber ziemlich wütend.«

      Er lachte und wippte dabei auf den Füßen vor und zurück. Ben bekam ein mulmiges Gefühl, aber Elias legte ihm die Hand auf die Schulter und drückte sie. Es war wie ein Stromstoß, der Ben durch den Körper fuhr. Er schaute Elias an und fühlte sich sofort wieder besser.

      »Sie sollten darüber nicht wütend sein«, sagte Ben mit fester Stimme und hob den Kopf. »Ich habe nicht um dieses Erbe gebeten. Aber ich habe das Recht, mehr darüber herauszufinden und darum zu kämpfen.«

      Gazza sah ihn nachdenklich an. Dann nickte er seufzend. »Oh, ich wünschte, Miss Nancy hätte das erleben dürfen. Sie hätte Sie bestimmt gerne kennengelernt. Ihr Tom hielt das für keine gute Idee, aber sie hat noch vor ihrem Tod entschieden, dass es damit jetzt genug wäre. Sie wollte alles wieder in Ordnung bringen.« Gazza wackelte mit dem Finger und verschränkte


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