Bright Horizon. H.J. Welch

Bright Horizon - H.J. Welch


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werden sollte? Entweder von Elias oder meiner sogenannten Familie? Ich bin… nicht sehr lebenserfahren.«

      »Süßer«, sagte Emery und griff nach Bens Hand. »Das wirst du nicht zulassen, hörst du? Diese Familie hat dir ausrichten lassen, dass du nicht kommen sollst? Fantastisch. Dann wirst du so schnell wie möglich dort auftauchen und ihnen zeigen, wer hier der Boss ist. Und ich gebe dir einen Tipp: Das bist du! Was immer auch passiert, du kannst jederzeit wieder nach Hause zurückkehren, wo du geliebt und akzeptiert wirst. Wenn du es nicht wenigstens versuchst und herausfindest, was passiert… Würde dich das zufriedenstellen?«

      Selbst durch den Alkoholnebel in seinem Kopf konnte Ben noch erkennen, dass Emery recht hatte. Er brummte zustimmend. »Und Elias?«, fragte er und fügte dann hastig hinzu: »Nicht, dass zwischen uns etwas wäre!«

      »Natürlich nicht«, erwiderte Emery verschmitzt und ließ sich alle Zeit der Welt, um an seinem Cocktail zu nippen und Ben über das Glas hinweg zu beobachten. »Aber wenn etwas passieren würde, wäre das auch in Ordnung. Weil das Leben nämlich auch zu kurz ist, um sich einen solchen Mann entgehen zu lassen. Halte dir einfach alle Optionen offen, mein Hübscher.«

      Ben schnaubte kopfschüttelnd. Elias wäre an einem so jungen, unerfahrenen Mann wie ihm niemals interessiert. Ben mochte sich zwar mit Männern auskennen, aber nicht mit dem Leben. Was hatte er einem so klugen und erfolgreichen Mann wie Elias schon zu bieten?

      Emery trat ihm mit der Stiefelspitze an den Fuß. »Versprichst du es mir, Babe?«

      Ben lachte und rollte mit den Augen. »Ja, schon gut. Ich verspreche es«, sagte er, um seinen Freund zu beruhigen.

      In diesem Moment wurden – Gott sei Dank – ihre Snacks geliefert und sie wurden wieder etwas nüchtern. Ben knabberte nachdenklich an seinen Zwiebelringen. Er konnte nicht behaupten, dass er nichts zu verlieren hätte. Es ging schließlich um eine Menge Geld.

      Und dann war da sein Herz. Darauf musste er aufpassen, wenn er es nicht verlieren wollte. Eine Reise ins Ausland mit seinem Schwarm? Das war um Klassen gefährlicher als das gelegentliche Gespräch in der Bäckerei. Es war nicht auszuschließen, dass es ihm das Herz brechen würde.

      Aber Emery hatte recht. Wie konnte er es nicht wenigstens versuchen? Er musste sehen, wohin ihn sein Weg führen würde. Wenn alles schiefging, hatte er wenigstens eine Geschichte zu erzählen und neue Erfahrungen gewonnen. Er konnte nicht darüber jammern, dass sein Leben langweilig war, wenn er bei der ersten Gelegenheit auf ein Abenteuer den Schwanz einzog.

      Die nächsten Cocktails bestätigten ihn in seinem Entschluss. Ja, es war ein verrückter Plan. Aber das Leben war langweilig, wenn man immer nur auf der sicheren Seite stehen wollte.

      Er musste es wenigstens versuchen. Und wenn er dabei noch einen so wunderbaren Mann an der Seite hatte… einen Mann, der so bezaubernd lächeln konnte und an Ben glaubte? Nun, dann konnte das jedenfalls nicht schaden.

      Kapitel 4

      Elias

      Wie schlimm war diese verrückte Idee wirklich – auf einer Skala von eins bis zehn?

      »Was meinst du, Kumpel?«, fragte er den treuen Irish Setter, der vor ihm auf dem Boden saß. Rosie ließ die Zunge heraushängen und wedelte mit dem Schwanz. »Ja, ja, du bist nicht objektiv«, sagte Elias lachend. »Du denkst, ich könnte gar keine schlechten Ideen haben. Besonders, wenn du hoffst, dass für dich dabei ein Häppchen abfällt.«

      Rosie rannte bellend im Kreis, um ihren Schwanz zu jagen. Dann lief sie in den Flur, um die Leine zu holen.

      Nein, dumm war sie nicht. Sie wusste genau, was vor sich ging.

      »Soll das etwa heißen, ich lebe nicht genug? Oder dass ich endlich aus dem verdammten Haus raus soll, weil ich schon seit Jahren nichts mehr unternommen habe?«

      Rosie bellte wieder. Dann kam sie mit der Leine angesprungen und ließ sie vor seinen Füßen auf den Boden fallen.

      »Okay, schon gut«, grummelte Elias. »Du musst mich nicht mit der Nase darauf stoßen.«

      Es war sowieso zu spät. Die Flüge waren gebucht, sein Koffer gepackt. Er hatte ab heute offiziell zwei Wochen Urlaub. Jetzt musste er nur noch Rosie unterbringen.

      Und das war die wirkliche Herausforderung.

      Als seine Freundin Darcy Lott (frühere Decker) ihm die Tür öffnete, verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah ihn aus ihrem Rollstuhl mit zusammengekniffenen Augen an. »Was war deine Kombination für den Spind in der Schule? Wer ist der aktuelle Präsident? In welchem Jahr leben wir?«

      Ihr Mann Leon, der ebenfalls zur Tür gekommen war, lachte. »Du willst keine Amnesie identifizieren, sondern einen Doppelgänger.«

      »Es könnte beides sein«, meinte Darcy, lehnte sich vor und stützte sich mit den Ellbogen auf den Knien ab. »Oder eine dieser Gummimasken, die sie sich in Spionagethrillern immer überziehen.«

      Elias winkte ihnen zu und Rosie bellte zur Begrüßung. »Ja, ja. Ich bin von Aliens entführt und ausgetauscht worden. Der wirkliche Elias würde so etwas niemals tun. Darf ich jetzt reinkommen? Es ist nämlich ziemlich kalt hier draußen.«

      Darcy zog eine Augenbraue hoch und rollte zur Seite. »Ich lasse dich nicht aus den Augen, Mister«, sagte sie amüsiert.

      Leon schüttelte den Kopf und Elias' Hand, während Elias sich die Füße abputzte. »Seid ihr sicher, dass es euch nichts ausmacht, zwei Wochen auf Rosie aufzupassen?«, fragte er, als Leon die Haustür schloss. Im Flur hingen noch Dekorationen von Halloween und aus dem oberen Stockwerk waren Kinderstimmen zu hören.

      Leon schnaubte und schaute ihn über den Rand seiner goldgerahmten Brille an. »Machst du Witze? Pepper und Charles freuen sich schon. Sie reden seit zwei Tagen von nichts anderem. Wir geben dir die Schuld, wenn wir vor Weihnachten einen Besuch im Tierheim machen müssen.«

      »Die beiden sind jetzt alt genug für einen Hund, Babe«, sagte Darcy tröstend und rollte in die Küche des großen Hauses. »Elias, ich hoffe, es stört dich nicht, dass wir einige Leute eingeladen haben.«

      »Swift! Micha!«, rief Elias erfreut, als er in die Küche kam und das Pärchen erkannte, die vor ihrer Cola am Tisch saßen und sich unterhielten. Er hätte nichts dagegen, wenn in ihrer Gruppe öfter mal ein Bier getrunken würde, war aber doch erleichtert, dass weder Swift noch Micha oft Alkohol tranken. Es machte ihm das Leben leichter.

      Außerdem waren sie liebe Kerle. Elias war froh, dass sie ihre Probleme gelöst und sich zusammengefunden hatten. Micha war Darcys jüngerer Bruder und sie hatte erwähnt, dass sie sich oft trafen seit er wieder in die Stadt zurückgekehrt war.

      Swift war Elias' Trainer im Fitnessstudio. Ohne ihn hätte Elias es nie geschafft, mit beinahe vierzig Jahren seinen Sixpack zurückzubekommen. Er war noch nie so gut in Form gewesen, selbst in den Zwanzigern, als er sehr auf seine Fitness geachtet hatte.

      Vielleicht konnte er ja Swift die Schuld für seine plötzliche Abenteuerlust in die Schuhe schieben?

      Aber das war natürlich Unsinn und Elias wusste es auch. Es hatte sich seit Jahren angekündigt und er bedauerte nicht, die Gelegenheit beim Schopf gepackt zu haben. Aber er wollte alles richtig machen und nicht riskieren, dass Ben verletzt wurde.

      Doch… warum sollte Ben verletzt werden? Elias begleitete ihn nur als Freund. Als Freund und als juristischer Berater. Es gab keinen Grund, sich deswegen Sorgen zu machen.

      Oder doch?

      »Elias!«, rief Swift erfreut und stand auf, um ihm die Hand zu geben. »Wie geht's dir?«

      »Wir haben gerade überlegt, ob wir ihn auf seinen Geisteszustand untersuchen lassen sollen«, antwortete Leon für ihn augenzwinkernd.

      »Also bitte«, sagte Darcy schnaubend und rollte an den Tisch. »Ich bin die Einzige, die ihn so auf den Arm nehmen darf.«

      »Aber Leon hat recht«, erwiderte Elias seufzend und nahm ebenfalls Platz. Er fuhr mit den Fingern


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