Bright Horizon. H.J. Welch

Bright Horizon - H.J. Welch


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jetzt an seinen eigenen Rat halten?

      »Soll das heißen, ihr habt kein Problem damit, wenn ich einfach ins Flugzeug steige und abwarte, was passiert?« Kopfnicken rundum. Er biss sich auf die Lippen. »Na gut. Und… falls Ben wirklich… also ich meine, falls er interessiert sein sollte… Ihr meint wirklich, es würde keinen Skandal auslösen?«

      »Definitiv nicht«, erwiderte Swift ernst.

      »Süßer«, sagte Darcy. »Ich würde einen Festumzug für dich organisieren. Wir sagen dir schon seit Jahren, dass es an der Zeit ist, wieder aufs Pferd zu steigen. Du bist ein echter Fang! Jeder Mann kann sich glücklich schätzen, wenn er dich bekommt. Solange er nett ist und dich gut behandelt, werden wir ihn auch lieben.«

      Elias rieb mit dem Daumen über den Rand seines Glases.

      Die Vorstellung war aufregend, aber… »Meine oberste Priorität ist es, Ben zu seinem Erbe zu verhelfen«, sagte er entschlossen. »Aber es stimmt, er ist ein wunderbarer Mann.«

      Darcy stieß einen Jubelschrei aus. »Auf ihn mit Gebrüll!«

      Elias war davon überzeugt, dass Ben nicht an ihm interessiert sein könnte und nichts passieren würde. Er wollte auch nicht, dass Ben sich ihm gegenüber verpflichtet fühlte. Da er gewissermaßen als Bens Rechtsbeistand mit nach London kam, würde zwischen ihnen ein Machtgefälle bestehen, das er nicht ausnutzen wollte.

      Aber es war schon eine Premiere, seinen Freunden einzugestehen, dass er an einem Mann interessiert war. Nach so vielen Jahren war es ein befreiendes Gefühl für ihn.

      Doch dann holte ihn die Realität wieder ein. Elias war also an einem liebenswerten jungen Mann interessiert, aber er war alt genug, um Bens Vater zu sein. Warum sollte Ben sein Interesse erwidern? Was würde er in Elias sehen? Einen traurigen alten Kerl, der alte Musicals und alte Bücher liebte. Der in den letzten zehn Jahren nichts Aufregenderes unternommen hatte, als sich einen Hund zuzulegen.

      Also ließ er seinen Freunden den Spaß, die ihm scherzhafte Tipps gaben, wie man einem jüngeren Mann den Hof machte. Er selbst war weniger optimistisch und konnte sich nicht vorstellen, bei Ben eine Chance zu haben. Er wünschte sogar, er hätte ihnen seine Gefühle für Ben nicht eingestanden, weil sie ihm zu unwahrscheinlich vorkamen. Konnte man sich wirklich in jemanden verlieben, den man erst so kurze Zeit kannte?

      Glücklicherweise schallten in diesem Moment polternde Schritte durchs Haus und setzten dem Verhör ein Ende. Die Kinder kamen die Treppe herabgerannt. Noch bevor sie die Küche erreichten, kam eine rote Katze durch die Tür geschossen. Die Menschen sprangen zurück und schoben ihre Stühle aus dem Weg. Die Katze schlug mit dem Schwanz und sah sich in der Küche um.

      »Nicht bewegen«, flüsterte Darcy und ließ die Katze nicht aus den Augen.

      Swift lachte nervös und hielt den Arm schützend vor Micha. »Oh, er ist in letzter Zeit vergleichsweise harmlos«, sagte er und schluckte. »Meistens.«

      Elias hatte bereits einige Zusammenstöße mit dieser Katze erlebt und hielt sich sicherheitshalber im Hintergrund. Selbst Rosie wimmerte und rutschte rückwärts, bis sie halb unter Darcys Rollstuhl lag.

      »Butter!«, rief Imogen, Swifts Tochter, die der Katze in die Küche gefolgt war. »Machst du wieder Dummheiten?«

      Leon schaute auf die Katze hinab und hob abwehrend den Kochlöffel für den Fall, dass die Katze ihn attackieren wollte. »Dummheiten, ja«, murmelte er.

      Imogen hob das Fellknäuel hoch. Ein kollektiver Seufzer der Erleichterung war zu hören – ganz so, als hätte sie gerade eine Bombe entschärft. Elias mochte das kleine Mädchen sehr gern, aber ihr Kater war ein Teufelsbraten. »Hey, Kleine. Wie geht's?«

      Imogen zuckte mit den Schultern und schaute ins Wohnzimmer, wo Darcys und Leons Kinder ein Videospiel angeworfen hatten. »Gut. Oh! Daddy sagt, du verreist nach England. Stimmt das?«

      »Es stimmt.« Wieder ergriff die Aufregung von ihm Besitz und verdrängte seine Befürchtungen über die Reise. Er würde endlich in das Land reisen, das er schon so lange kennenlernen wollte.

      »Wow«, sagte Imogen und zog das Wort in die Länge, während sie sich die Glitzerbrille hochschob. »Triffst du auch die Königin?«, fragte sie und wiegte das schnurrende Monster in ihren Armen hin und her.

      Elias lächelte sie an. »Wahrscheinlich nicht, mein Schatz. Aber vielleicht besuche ich den Buckingham Palast.«

      Sie nickte nachdenklich. »Und die Piraten? In England gibt es doch Piraten, nicht wahr?«

      Elias und die anderen Erwachsenen lachten. »Aber sicher«, sagte Elias. »Ich wette, die lauern dort immer noch.«

      Die Antwort schien sie zufriedenzustellen. »Wenn du sie findest, richte ihnen einen schönen Gruß aus von Imogen Dillard, fünfeinviertel Jahre alt. Ich muss jetzt gehen, weil ich mit Pepper und Charles spielen will. Tschüss, Daddy! Tschüss, ihr anderen!« Und damit marschierte sie davon in Richtung Wohnzimmer.

      Nachdem die Spekulationen über Elias' Liebesleben endlich zum Erliegen gekommen waren, wandte sich die Unterhaltung anderen Themen zu. Sie sprachen über ihre Arbeit und über die bevorstehenden Feiertage. Dann wurde das Abendessen serviert und Elias gab seinen Freunden noch einige letzte Hinweise zu Rosies Pflege, bevor er sich verabschiedete.

      Seine Freunde lächelten ihm aufmunternd zu, aber Elias nahm sich trotzdem vor, sich während der Reise wie ein Gentleman zu verhalten. Er wollte sein Bestes geben, um Ben vor den Angriffen seiner entfremdeten Familie zu schützen.

      Er wünschte, er hätte in Bens Alter auch einen Menschen gehabt, der auf seiner Seite stand und ihn beschützte. Jetzt wollte er wenigstens verhindern, dass wieder ein junger Mann verletzt wurde.

      Also ging er auf die scherzhaft gemeinten Plänkeleien seiner Freunde ein. Außerdem war es ein gutes Gefühl, für kurze Zeit so zu tun, als könnte er wirklich in Ben verliebt sein. Er hatte sich viel zu lange vor solchen Gefühlen gefürchtet. Eines Tages würde er vielleicht Grindr beitreten und einen Mann in seinem Alter kennenlernen, bei dem der Funke übersprang. Und in der Zwischenzeit wollte er seine Rolle als Bens Beschützer ernst nehmen.

      Doch als er an diesem Abend ins Bett ging und über die Reise nachdachte, die er morgen antreten würde, überkam ihn die Einsamkeit. Er war viele Jahre allein gewesen und hatte – aus Angst vor Intimitäten – alle Annäherungsversuche zurückgewiesen. Elias wusste, dass er nicht mehr in Gefahr war, aber es fiel ihm schwer, sein Herz davon zu überzeugen. Es war zu gründlich gebrochen worden.

      Und er selbst war es gewesen, der es gebrochen hatte.

      Er dachte kurz darüber nach, wie es wohl sein mochte, Ben in den Armen zu halten. Ihn zärtlich auf die Lippen zu küssen. Sein strahlendes Lächeln ganz auf sich gerichtet zu sehen. Aber dann wurde seine Fantasie wieder von Schuldgefühlen verdrängt. Er gab auf und fühlte sich noch leerer als zuvor.

      Es dauerte lange, bis er in dieser Nacht endlich Schlaf fand.

      Kapitel 5

      Ben

      »Nach London also, hä?«

      Ben saß auf dem Rücksitz des blauen Ford Mustang und schaute den Fahrer durch den Rückspiegel an. Sie hatten einen Mietwagen genommen, um zum SeaTac Flughafen zu fahren, und Ben wollte während der Fahrt seine Social-Media-Accounts aktualisieren, doch der Fahrer, den Emery ihnen empfohlen hatte, schwatzte offensichtlich gerne.

      »Ist euch schon aufgefallen, dass London die Stadt ist, die in den neueren Filmen am häufigsten vernichtet wird?«, fragte der Fahrer – ein Typ namens Kamran – kopfschüttelnd. »Es ist fast, als hätte Hollywood keine Lust mehr, ständig nur das Weiße Haus oder das Empire State Building in die Luft fliegen zu lassen. Jetzt sind es der Big Ben und die Tower Bridge. So wird die London Bridge nämlich oft genannt, wisst ihr? Aber es ist gar nicht die Tower Bridge. Die richtige Tower Bridge ist die, die sich für die Boote teilt, die durchfahren wollen.« Er salutierte zwinkernd und Ben wusste nicht, was er darauf erwidern sollte.

      »Ja,


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