Bright Horizon. H.J. Welch

Bright Horizon - H.J. Welch


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zog die Augenbrauen hoch. Er hatte kupferfarbene Haut, einen kurzen Bart und eine Hipster-Brille auf der Nase. Obwohl er ein attraktiver Mann war, kam er Ben anstrengend vor. Er wusste nicht genau, wie Kamran und Emery sich kennengelernt hatten, aber Emery hatte ihm schon vor Monaten Kamrans Visitenkarte gegeben und ihm das Versprechen abgenommen, immer zuerst bei Kamran anzurufen, wenn er ein Uber brauchte.

      »Oh, du warst schon in London?«, fragte Kamran aufgeregt.

      Ein Anflug von Traurigkeit legte sich über Elias' Gesicht. Er saß hinten im Wagen neben Ben und wenn Ben gewollt hätte, er hätte ihm die Hand drücken können. Aber natürlich machte er das nicht.

      »Nein«, sagte Elias. »Ich wollte die Stadt schon immer besuchen, aber ich bezweifle, dass wir die Zeit dazu finden. Wir fahren nach unserer Ankunft direkt nach Wiltshire und haben kaum Gelegenheit zum Sightseeing.«

      »Ah«, sagte Kamran und winkte ab, während er die Spur wechselte. Sein Fahrstil war ziemlich gewagt, aber er schien ein sehr guter Fahrer zu sein, der das Auto jederzeit unter Kontrolle hatte. Ben hielt sich trotzdem am Griff fest. »Ich wette, ihr findet etwas Zeit. Ihr könnt doch nicht den ganzen Weg über den Atlantik fliegen, ohne London zu besuchen! Ich wollte schon immer den London Dungeon sehen. Er ist eine Mischung aus Museum und Gruselkabinett. Sie zeigen lauter verrückte Methoden, Menschen umzubringen. Total schräg, ja?«

      Kamran kicherte und Ben drehte sich der Magen um, wenn er nur daran dachte. Er atmete tief durch, um das Schwindelgefühl zu bekämpfen, das ihn überkam.

      Zu seinem Schock griff Elias nach seiner Hand und drückte sie – so, wie Ben es sich bei ihm nicht getraut hatte. Es dauerte nur eine Sekunde, aber Bens Herz schlug einen Purzelbaum. Elias wollte ihn vermutlich nur beruhigen, damit er sich nicht übergeben musste. Trotzdem – Ben war ihm dankbar dafür.

      Elias lächelte ihm verlegen zu und wandte sich dann an Kamran. »Es ist mehr eine Geschäftsreise. Aber wenn wir doch noch etwas Zeit finden, machen wir einen kurzen Besuch in der Stadt.«

      »Schön«, sagte Kamran nickend und drehte an der Musikanlage. Ben zuckte zusammen, als das Auto vor ihnen plötzlich abbremste, aber Kamran wich geschickt aus, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. »Emery meinte, du besuchst deine Familie.« Er wackelte ihnen durch den Rückspiegel mit den Augenbrauen zu. »Wer wird welchen Eltern vorgestellt?«

      »Was?«, stammelte Ben erschrocken. Hatte Emery ihn verraten? Ben hätte ihm am liebsten den Hals umgedreht.

      »Oh nein«, sagte Elias hastig und schüttelte den Kopf. »Wir sind nur Freunde. Ich reise gewissermaßen als Bens Rechtsberater mit nach England.«

      »Ja. Es ist eine recht bizarre Aneinanderreihung von Ereignissen«, fügte Ben hinzu und wurde rot. »Ich… ich weiß nicht, wie Emery auf die Idee kommt, äh…«

      Kamran zog eine Augenbraue hoch. »Mein Fehler«, sagte er und seine Mundwinkel zuckten. »Ich muss ihn missverstanden haben.«

      Benn brummte und schaute einige Minuten stur aus dem Fenster, bis er sich nicht mehr wie ein menschlicher Lampion fühlte. Verdammter Emery. Ben hatte nicht über seine dumme Schwärmerei reden wollen, aber der Absinth hatte seinen guten Vorsatz boykottiert.

      Nein, Emery würde ihn niemals so hintergehen. Kamran hatte wahrscheinlich zwischen den Zeilen gelesen und seine eigenen Schlussfolgerungen gezogen. Und dass diese Schlussfolgerungen irgendwie wahr waren, musste nichts bedeuten.

      Als er einen Seitenblick auf Elias riskierte, war der mit seinem Handy beschäftigt, schaute aber lächelnd auf, bevor Ben den Blick wieder abwenden konnte. Bens Verlegenheit ließ sofort nach. Nicht viel, aber etwas. Mist. Er musste diese verqueren Gedanken abschütteln. Er hatte sich vor dieser Reise fest vorgenommen, dass nichts passieren würde. Es war also nur logisch, dass er auch seine Gefühle für Elias unter der Decke halten musste.

      Elias erleichterte es ihm insofern, als er während der restlichen Fahrt nicht mehr nach Bens Hand griff. Sie kribbelte immer noch leicht, wo Elias sie berührt hatte. Was würde er nur darum geben, hier zu sitzen und Elias' Hand halten zu können wie ein richtiges Paar. Aber das war dumm. Dumm und kindisch. Elias war ein gebildeter Mann und nicht an Ben interessiert. Schön war es trotzdem gewesen – wenn auch nur für einen kurzen Augenblick.

      Die Situation war so fremd und neu für Ben, dass er sich nur noch unerfahrener vorkam als sonst. Es war Nachmittag und der Flughafen war voller Menschen. Überall herrschte hektische Betriebsamkeit. Ben stand auf dem Bürgersteig und drehte sich langsam um. Der Gestank der Abgase lag schwer in der kühlen Luft. Er achtete nicht auf Kamran, der ihr Gepäck aus dem Kofferraum holte und die Klappe zuschlug. Erst der laute Knall brachte Ben wieder in die Wirklichkeit zurück.

      »Also dann…«, sagte Kamran, während Elias ihm einige Geldscheine reichte. »Viel Glück und gute Reise, ihr beiden Spinner. Ich hole euch hier in zwei Wochen wieder ab. Schickt mir eine kurze SMS, falls sich eure Ankunftszeit ändert.«

      Er salutierte, sprang wieder in seinen Wagen und der Motor jaulte so laut auf, dass einige Passanten erschrocken stehen blieben und ihm nachsahen, als er davonbrauste.

      Jetzt waren Ben und Elias allein.

      Natürlich waren noch Hunderte anderer Menschen hier, aber Ben wurde sich zum ersten Mal der Tatsache bewusst, dass sie die nächsten beiden Wochen ständig aneinanderkleben würden. Hoffentlich hatten sie mit dieser Reise nicht einen riesigen Fehler gemacht. Als er mit Emery gereist war, hatte er sich darüber keine Sorgen machen müssen. Emery war ein glitzerndes Energiebündel, immer beschäftigt und ruhelos. Aber Ben und Elias… sie waren beide sehr ruhige Menschen. Ben hoffte, dass sie die Unbeholfenheit bald abschütteln konnten, die während der Fahrt zwischen ihnen geherrscht hatte.

      Er musste nicht lange warten, bis etwas passierte und ihn ablenkte.

      »Oh, Mist«, murmelte er, als er am Check-in nach seinem Pass gefragt wurde. Er bückte sich, um sein Handgepäck zu durchwühlen. Ben wusste noch genau, dass er ihn beinahe vergessen hätte. Seine Mom hatte ihm den Pass nachgereicht, aber er konnte sich beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, wohin er das verdammte Ding gesteckt hatte.

      Sein Gesicht brannte feuerrot. Elias beobachtete ihn. Nein, er würde nicht weinen. Nein! Wo konnte dieser dämliche Pass nur stecken?

      »Hey«, sagte Elias und berührte ihn an der Schulter. Ben schaute auf. Elias hatte die Augenbrauen hochgezogen, schien aber nicht böse zu sen. »Hast du schon in deiner Jackentasche nachgesehen?«

      Elias hatte recht. Er hatte es kaum gesagt, da fiel Ben ein, dass er den Pass in die Brusttasche seiner Jacke gesteckt hatte. Gott sei Dank. »Sorry, Sir«, sagte er verlegen und reichte ihn dem Mann hinterm Schalter. Dann packte er sein Handgepäck wieder ein.

      Ben erwartete, dass Elias sich über ihn ärgern würde, aber als er sich vom Boden aufrappelte, gab Elias ihm nur ein Daumen hoch. Die Anspannung in Bens Brust löste sich wieder.

      »Danke«, sagte er.

      »Kein Problem«, sagte Elias schulterzuckend. »Ich bin schließlich hier, um mich um dich zu kümmern.«

      Ben wusste nicht recht, was er davon halten sollte. Er kam sich bemuttert vor und seufzte innerlich, weil er es lieber in einem anderen Kontext gehört hätte. Als Freund und Partner. Aber das war lächerlich.

      Sie kamen relativ problemlos durch den Sicherheitscheck. Ben hatte vergessen, eine Wasserflasche aus der Tasche zu nehmen. Die Flasche fiel erst auf, als die Tasche durchleuchtet wurde, wurde ausgekippt und ihm leer zurückgegeben.

      »Mann, die Fliegerei ist anscheinend wirklich nicht mein Ding«, sagte er lachend. Elias zuckte nur wieder mit den Schultern und grinste ihn an.

      »Du hast Glück«, meinte er. »Je öfter man fliegt, umso langweiliger wird es. Ich bin froh, dass ich mit dir fliege. Es ist eine schöne Abwechslung, nicht allein unterwegs zu sein.«

      Wahrscheinlich war es nur Einbildung, aber es kam Ben so vor, als wäre er nicht der Einzige, dem ein Schauer über den Rücken lief. Elias meinte vermutlich nur, dass es weniger langweilig war als seine normalen Geschäftsreisen.


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