Handbuch Fahrrad und E-Bike. Michael Link W.

Handbuch Fahrrad und E-Bike - Michael Link W.


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den Preiskategorien bei Fahrrädern grob auch bestimmte qualitative Kriterien zuschreiben – wenngleich sie keinen absoluten Referenzrahmen bilden und Nuancen sicher bestehen.

       PREISKLASSEN KONVENTIONELLER FAHRRÄDER

      Der harte Wettbewerb unter den Fahrradherstellern führt dazu, dass man nur schwer eine klare Korrelation zwischen Ausstattung und entsprechenden Preisen ausmachen kann: Woran der eine Hersteller spart, das gehört bei dem anderen zur Grundausstattung – dafür ist dort an anderer Stelle ein preiswertes Teil verbaut. Die folgende Übersicht dient denn auch eher als grober Orientierungsrahmen dafür, womit man in bestimmten Preisklassen rechnen kann.

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      •Fahrräder unter 500 Euro, die „Holzklasse“: Einfache Qualität, mit Langlebigkeit sollte man hier nicht rechnen. Die Rahmen sind schwer, die Bauteile schlicht, die Reifen einfach, es dominieren No-Name-Teile.

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      •Ab ca. 500 Euro, die Einstiegsklasse: Solide, aber schwere Rahmen mit funktionalen Anbauteilen, Licht, Gepäckträger und meist Felgenbremse. Kettenschaltungen sind die Regel, zunehmend Anbauteile von Markenherstellern.

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      •Ab ca. 800 Euro, die Mittelklasse: Umfassend ausgestattete Fahrräder mit meist mechanischen Scheibenbremsen, Nabendynamo und Federgabel. Die Rahmen sind leichter, meist Kettenschaltung, seltener Nabenschaltung, hochwertigere Reifen. Ab hier beginnt die Tourentauglichkeit.

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      •Ab ca. 1 500 Euro, die Oberklasse: Mit besten Komponenten, Gewicht um 13 Kilogramm, Nabendynamo, hydraulische Scheibenbremsen, optional Nabenschaltungen, top Federgabel, Finessen wie Riemenantrieb oder verstellbare Ausfallenden. Gepäckträger und Lichtanlage sind ins Rahmenfinish integriert. Hochwertige Reifen sind Standard.

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      •Ab ca. 2 000 Euro, die Luxusklasse: Hier finden Sie die leichtesten Rahmen mit innen verlegten Zügen, hydraulische Scheibenbremsen, Spitzen-Lichtanlagen, verstellbare Ausfallenden, Riemenantrieb, elektronische Kettenschaltung, hochwertige Nabenschaltung oder Tretlagergetriebe wie das von Pinion, Gabeln mit fein ansprechender Luftfederung, hochwertige Sättel, Carbonsattelstützen und integrierte Gepäckträger. „Stylische“ Modelle und handgefertigte Unikate können auch deutlich darüber liegen.

      Ist teuer also doch besser? Im Prinzip ja. Der Satz: „Ich kann mir billige Ware nicht leisten“ gilt auch beim Fahrrad. Bei allen Bauteilen an wirklich guten Fahrrädern stehen die Konstrukteure vor der Herausforderung, geringes Gewicht und maximale Stabilität in Einklang zu bringen. Das treibt den Anspruch an die Qualität der Teile in die Höhe – und gleichzeitig den Preis von Rahmen und Komponenten. Hierdurch verbessert sich aber gleichzeitig die Bedienbarkeit, erhöht sich die Haltbarkeit und es steigert den Fahrspaß. Ein dreifach konifizierter Rahmen ist in der Herstellung aufwendiger und teurer als einer mit durchgängig gleicher Rohrdicke (siehe „Konifizierung“, Seite 90). Er verwöhnt überdies mit deutlich mehr Fahrkomfort. Eine simple Kettenschaltung tut es zwar auch, die teurere Variante hält aber länger und ist selbst nach vielen Tausend Kilometern noch richtig justiert. In der Summe addieren sich solche Qualitätsunterschiede zu einem stimmigen Gesamtprodukt.

      Unser Tipp: Investieren Sie Ihr Geld in einen guten, leichten Rahmen und Anbauteile von Markenherstellern. Federgabeln sind nice to have, aber kein Muss.

       PREISKLASSEN PEDELECS

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      •Bis 2 000 Euro: Hier können sich Schnäppchen aus der Vorjahresproduktion verbergen, die solide ihren Zweck erfüllen. Es dominieren Aluminiumrahmen, mechanische Schaltungen über Bowdenzüge, günstige hydraulische Bremsen und Vorderradgabeln mit Stahlfedern. Mittelmotoren und Akkus mit 500 Watt sind Standard. Die Motoren leisten 40 bis 50 Nm. Das reicht im urbanen Alltag völlig aus.

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      •2 000–3 000 Euro: Teurere Alurahmen und bessere Komponenten bei den Schaltungen, Kassetten, Laufrädern und Beleuchtung sind für die höheren Preise verantwortlich. Bei den Motoren gibt es in der Regel keine Unterschiede zu günstigeren Pedelecs. 500-Watt-Akkus und Motoren mit 50 Nm herrschen vor. Für den Citybetrieb bestens geeignet.

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      •Ab 3 000 Euro: Nochmals bessere Komponenten wie Luftfederung der Gabel, größere Akkus mit einer Kapazität von 625 Watt und Motoren mit bis 65 Nm Drehmoment oder mehr, stufenlose Getriebeschaltung, verstellbare Vorbauten, leichtere Laufräder können die Preise anheben. Hinzu kommen ausgefeiltere elektronische Steuersysteme und Displays. Modelle für Wochenendausflüge und Touren.

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      •Ab 4 000 Euro: Hier beginnen die Pedelecs für die großen Touren, höchst solide gefertigte Modelle mit stufenlosen Nabenschaltungen, Riemenantrieb, gefederten Sattelstützen, den kräftigsten Motoren und neuesten Steuerungssystemen. Wenn Sie jeden Tag 30, 40 Kilometer zur Arbeit fahren, dann ist das Ihre Preisklasse.

       DIE KNACKPUNKTE

      Wenn Sie Freude an Ihrem neuen Fahrrad haben wollen, leisten Sie sich den Luxus und suchen sich mit Geduld das für Sie passende Bike aus. Fragen Sie sich zunächst ernsthaft, wozu Sie Ihr neues Gefährt hauptsächlich einsetzen wollen und besuchen mit dieser Maßgabe im Kopf verschiedene Fachgeschäfte.

      Vor Ort probieren Sie dann unterschiedliche Modelle aus und machen auf jeden Fall Probefahrten. Oftmals sind es Kleinigkeiten, die den Unterschied ausmachen – ein besser passender Lenker, leichter erreichbare Handgriffe, ein angenehmerer Sattel, ergonomische Griffe, geringeres Gewicht. Unter Umständen fällt ein und dieselbe Rahmengröße bei verschiedenen Herstellern ganz anders aus. Und auch wenn Sie ein Modell gefunden haben, das zu Ihnen passt, scheuen Sie sich nicht, nach Änderungsmöglichkeiten zu fragen. Schon leichtere Reifen können das Fahrgefühl verbessern, leichtere Felgen erst recht.

      Sie müssen diese Optimierungssuche ja nicht gleich so weit treiben wie der britische Autor Robert Penn in seinem Buch „Vom Glück auf zwei Rädern“. Darin erzählt er, wie er verschiedene Hersteller auf der ganzen Welt aufsuchte, um sich sein maßgeschneidertes Traumfahrrad zusammenstellen zu lassen: den Rahmen aus England, Laufräder aus Kalifornien, den Lenker aus Italien und die Reifen aus Deutschland.

      Vergessen und unterschätzen Sie andererseits aber auch nicht: Das Fahrrad ist für die nächsten Jahre Ihr Begleiter, und nur wenn der Ihnen Spaß und Freude bereitet, werden Sie ihn auch gern nutzen. Alle Hersteller von Stahlrahmen, die Sie im Serviceteil des Buches finden (siehe Seite 256), bauen Fahrräder auch individuell auf. Und selbst bei vielen Massenherstellern können Sie Ihr Traumrad online konfigurieren.

      Das triff auch auf viele E-Bike-Hersteller zu. Hier zeichnen sich zudem eine immer harmonischere Leistungsabgabe der Motoren und leichte Modelle für den urbanen Einsatz ab.

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       EVOLUTION


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