TRANSFORMATION (Euphoria Z 2). Luke Ahearn

TRANSFORMATION (Euphoria Z 2) - Luke Ahearn


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schluckte sie notgedrungen ohne Flüssigkeit. Es war schon kalt und wurde noch kälter werden, also zog er einen Schlafsack, einige Decken und Kissen über sich, so als ob ihm ein langer Winterschlaf bevorstehen würde. Vorerst bestand sein Plan einfach nur darin, möglichst lange in einer schmerzfreien Leere dahinzudämmern. Falls er nicht mehr erwachte, sollte es eben so sein.

      ***

      Irgendwann kam Ben allerdings doch wieder zu sich, aber nur kurz. Er wusste nicht so recht, ob er träumte oder nicht.

      Hatte er sich das alles nur eingebildet? War Willow wirklich tot? Hatte es sie überhaupt jemals gegeben? Der Bus fuhr doch nicht etwa? Und strahlte die Sonne gerade tatsächlich durch die Windschutzscheiben, während sein Körper durchgeschüttelt wurde?

      Ihm wurde bewusst, dass er nach wie vor stark benebelt war, bevor er sich schnell wieder dem Tiefschlaf hingab.

      Während er rasch in Morpheus' Arme entschwebte, hätte er allerdings schwören können, dass der Bus tatsächlich fuhr.

      Kapitel 6

      Die Alarmanlagen einiger Wagen funktionierten noch und lösten einem Heidenlärm aus. Dieser klang aber für die meisten Bewohner des Parkhauses so weit weg, als dröhne er unter Wasser. Manche von ihnen nahmen ihn sogar überhaupt nicht wahr.

      Von einer Seite des Gebäudes stob gerade eine große Dunstwolke hoch, die der kräftige Wind sofort fortwehte. Die Trümmer nach der Explosion lagen im weiten Bogen verstreut auf einer Fläche von mehreren Yards herum, dazu noch Gliedmaßen und kleinere Körperteile. Ein breiter, aber niedriger Krater im Betonboden der zweiten Ebene kennzeichnete den Explosionsherd. Rings um das Loch herum, wo zuvor ordentlich verstaute Vorräte gelagert hatten, war nun viel Platz. Abgesehen von den Autoalarmanlagen blieb es eine Zeit lang ganz still.

      Weed ging langsam die Auffahrt hinunter, als Jeff ihn auch schon einholte. Er war auf dem Dach gewesen, um die Batterien anzuklemmen.

      »Was ist passiert?« Der Junge lief mit erstauntem Blick an ihm vorbei.

      Weed trottete einfach weiter ruhig die Rampe entlang. Er war definitiv zu alt zum Rennen, aber vielleicht interessierte es ihn auch einfach nicht genug. Als es ihn umgehauen hatte, waren seine beiden Ellbogen aufgeschürft worden. Er ließ das Blut einfach an seinen Armen hinunterfließen. Jetzt zog er sorgfältig die Mütze über seine zerzausten Haare. Als er die zweite Ebene erreichte, war der Jungspund in Tränen ausgebrochen und ging hektisch auf und ab.

      »Was soll ich denn nur machen, was soll ich bloß machen?«, wiederholte er währenddessen. Schließlich blieb er stehen, verbarg sein Gesicht hinter seinen Händen und schluchzte zitternd weiter vor sich hin.

      Dale, Ron, Lisa und Ana waren bereits vor Ort, wollten aber gerade aufbrechen, um nachzusehen, ob noch alle lebten.

      »Was ist passiert?« Die Frage brannte den meisten von ihnen auf den Lippen.

      »Es war eine Explosion. Und wir müssen jetzt herausfinden, wie es dazu kam.« Dale hielt die Hände auf seinem Kopf verschränkt, während er in den Krater hinabschaute.

      Jeff stellte sich neben ihn und fuhr sich mit einem Ärmel über die Wangen. »Es könnte alle möglichen Ursachen haben. Vieles hier unten eignet sich dazu, Bomben zu bauen.«

      Dale schaute ihn skeptisch von der Seite an und dachte dabei: Nein, ausgeschlossen. Jeff war es nicht.

      Als er sich umschaute, bemerkte er, dass Francis ihn ebenfalls beobachtete. Ihre Blicke begegneten sich und der alte Mann hielt seinem mühelos stand.

      Vielleicht bist du es ja gewesen. Ja, sehr wahrscheinlich sogar.

      Francis ging hinüber und kratzte sich am Kopf. Er ahnte, dass der Cop versuchen würde, es ihm ganz dreist in die Schuhe zu schieben.

      »Muss ein Unfall gewesen sein.« Kaum, dass Weed das gesagt hatte, erkannte er, wie schuldbewusst es wirkte. Ach egal, dachte er innerlich seufzend. Ich kann doch sowieso behaupten, was ich will, der Bulle hat mich doch eh auf dem Kieker.

      Dale betrachtete ihn ebenfalls intensiv. »Es kann unmöglich ein Unfall gewesen sein.«

      »Finde ich auch«, stimmte ihm Jeff zu und zog die Nase hoch.

      »Wer war es also?« Dale ließ nicht von Francis ab. »Irgendeine Ahnung, Großpapa?«

      Weed tastete unbewusst nach seinem Messer. Er biss sich auf die Zähne und starrte Dale böse an.

      Dessen Blick fiel kurz auf die Waffe und schweifte dann wieder in die Augen seines Nebenmannes.

      »Einmal Mörder, immer Mörder.«

      »Reiz mich nicht noch weiter, mein Sohn«, drohte ihm Weed, nahm die Hand aber von seinem Messer.

      Jeff war erschrocken. »Mensch! Was zum Kuckuck tut ihr zwei denn da?« Er fing wieder an zu schluchzen und ging weg.

       Nachdem er sich einen kurzen Überblick verschafft hatte, kam Ron wieder zurück. Die letzten Worte der Auseinandersetzung zwischen Dale und Francis bekam er allerdings noch mit.

      »Was ist denn hier los?« Er baute sich nun absichtlich zwischen den beiden auf.

      Jeff drehte den Kopf leicht zur Seite und maulte: »Die zwei Arschlöcher hier sind los.«

      Francis wandte sich ab und ging ein paar Schritte rückwärts.

      Jeff sprach weiter, richtete sich aber nun an niemand bestimmten: »Hier hat Zeug gelagert, mit dem sich Bomben bauen lassen.«

      Ron sah überrascht aus. Francis und Dale nicht.

      »Warum habt ihr diese Sachen denn zusammengepackt?«, fragte der Schwarze nun.

      »Das ist genau der Punkt.« Dale verschränkte seine Arme vor der Brust und sprach Ron direkt an. »Man brauchte sie nur in einem richtigen Verhältnis zu mischen und anzustecken. Es war also kein Unfall.«

      »Aber wer …«, hob Ron an, ahnte aber gleich darauf, dass ihm jemand mit dem Schluss des Satzes ins Wort fallen würde: … könnte das getan haben?

      Letzten Endes war Jeff derjenige, der den Gedankengang zu Ende führte: »Wer von uns weiß denn überhaupt, wie man eine Bombe baut? Also, ich auf jeden Fall. Ich könnte Napalm oder ein Giftgas herstellen und mit allen Mitteln, über die wir hier verfügen, einen Sprengkörper basteln.«

      »Echt?« Ron kam nicht umhin, ein wenig schockiert zu sein von dem, was Jeff gerade behauptet hatte.

      »Ja, echt!« Dale schaute dem Schwarzen in die Augen und hoffte dabei, dass alles, was er über Weed gesagt hatte – all seine Mutmaßungen – endlich Anklang finden würden. »In gewissen Kreisen gehört so etwas zum Allgemeinwissen, nicht wahr, Francis?«

      Der Angesprochene schnitt daraufhin eine finstere Miene und wollte zunächst gar nicht antworten, aber dann konnte er den Mund doch nicht halten: »Richtig, so mancher weiß, wie man Bomben baut, was aber nicht bedeutet, dass er es auch tun würde.«

      Dale nickte, ein verhaltenes Zeichen dafür, dass er ihm beipflichtete.

      »Bestimmt war es der Neue, den ihr aufgenommen habt«, fuhr Weed grinsend fort, während er gezielt auf Dale schaute. Schließlich fiel sein Blick auf ein Gitterregal, das zehn Yards weiter umgestürzt war. Er runzelte die Stirn. Darauf hatten die Kisten mit dem Schnaps gestanden, und zwar dem guten, astreinen Zeug!

      Ana und Lisa kamen nun auch wieder.

      »Sonst haben wir niemanden gefunden«, sagte Erstere mit einem besorgten Gesichtsausdruck. »Ich bin hoch bis auf das Dach gelaufen und habe sowohl im vierten als auch im zweiten Obergeschoss nachgesehen. Lisa …« Sie brach ab, um kurz zu verschnaufen.

      »Ich habe den zweiten Stock abgesucht und auch über die Brüstung, in die Treppenschächte geschaut.«

      Ron sah Lisa ebenfalls besorgt, aber auch leicht gequält an. Seine unausgesprochene Frage war offensichtlich.

      Die


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