TRANSFORMATION (Euphoria Z 2). Luke Ahearn

TRANSFORMATION (Euphoria Z 2) - Luke Ahearn


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      Nun fühlte er sich wieder bis in die Haarspitzen gestärkt und bebte fast vor Energie, die spürbar sekündlich zunahm. Achtete man nicht darauf, bemerkte man es vielleicht gar nicht, doch er spürte es. Wenngleich er sich einreden wollte, dass es einfach daher rührte, dass er sowohl extrem dehydriert als auch ausgehungert gewesen war und dann Knall auf Fall Völlerei betrieben hatte, wusste er doch in seinem tiefsten Inneren, dass dem etwas anderes zugrunde lag … etwas ganz anderes … und deshalb fürchtete er sich.

      Kapitel 5

      »Es ist ganz simpel«, sagte Ben ruhig. »Ihr zwei müsst bis zum Tod kämpfen, oder ich bringe euch alle drei um.«

      Mit einer Hand hielt er einem nackten, wimmernden Mädchen ein großes Messer an die Kehle, die andere hatte er um ihre langen, blonden Haare gelegt. Dabei ruhte sein Kinn auf einer ihrer Schultern.

      Es war ein wenig korpulent, das war auch der Grund dafür, dass Ben sie als Opfer auserkoren hatte. Denn er bevorzugte etwas dünnere Frauen. Diese jammerte, während sie die Hände über ihren Schritt hielt. Tränen stiegen ihr in die Augen und rannen an den Wangen hinunter. Sie atmete rasselnd und abgehackt mit klappernden Zähnen. Ihr ganzer Körper zitterte heftig vor Angst und Kälte.

      Zwei junge Männer – noch Knaben im Grunde genommen – standen ebenfalls nackt vor einem hohen Feuer auf der Lichtung. Einer war größer und muskulöser, der andere eher schmächtig und klein. Er zitterte ebenfalls wie Espenlaub, während er weinte und Schleim aus seiner Nase lief.

      »Ist ja gut, Brett.« Seine Stimme klang erstickt. »Wir wissen beide, was geschehen muss. Also bring es bloß schnell hinter dich.«

      »Ich töte dich doch nicht für dieses kranke Schwein da.« Brett zeigte vorwurfsvoll auf Ben, weigerte sich aber, ihn anzusehen. Er biss sich auf die Zähne und ballte seine Fäuste mit einem Blick auf den anderen Jungen. Bis zuletzt war er der Angstgegner dieses Burschen gewesen und hatte ihn erbarmungslos drangsaliert, doch von einem bösen Menschen konnte bei ihm trotzdem nicht die Rede sein. Denn jetzt sahen sie sich wie Brüder miteinander vereint, wie es unter grauenvollen Umständen sehr oft geschah.

      Ben drückte die Klinge nun fester nieder, und die junge Frau wimmerte erschrocken. Blut floss langsam an ihrem Hals hinunter.

      »Jetzt kommt schon, ihr wisst doch, wie das hier laufen wird«, rief er.

      »Tu ihr was zuleide, und ich bringe dich um. Denkst du etwa, ich habe Angst vor diesem Messer?«

      Plötzlich donnerte es laut, sodass alle zusammenzuckten. Brett kippte um, ihm fehlte plötzlich der halbe Schädel. Was sich zäh daraus ergoss, glänzte im Flammenschein seltsam schwarz. Mehrere Mädchen kreischten. Willow, die immer noch kaum stehen konnte und darum tief im Schatten der Nacht am Kleinbus lehnte, nahm nun ihren Schussarm herunter.

      Ben wurde wütend. »Was sollte das denn? Hast du sie noch alle?«

      Willow humpelte träge aus der Dunkelheit zu ihm. Als sie sprach, klang sie schwach und angestrengt.

      »Halt doch die Schnauze, Ben.« Sie blieb kurz stehen, genau außerhalb des Lichtkreises. Niemand rührte sich oder sagte etwas. Das Feuer knisterte und ein paar Kids schluchzten leise. Ben wartete darauf, dass Willow fortfuhr. Sie schleppte sich noch ein paar Schritte weiter, bis sie ins Licht gelangte. Ben musste ein Lachen zurückhalten, so abstoßend fand er sie.

      Ihre Augen waren fast ganz zugeschwollen, und dunkelviolett bis schwarz. Aus den Augenwinkeln triefte ein dickflüssiger Saft. Sie hielt ihren Kopf steif und leicht schief und die Nase war seitlich zum Gesicht hin umgeknickt. Jedes Mal, wenn sie einen Fuß vor den anderen setzte, litt sie offensichtlich Schmerzen. Erneut blieb sie stehen.

      »Ihr Arschlöcher sollt alle die Schnauze halten. Ich will jetzt gern schlafen.« Sie schwenkte ihre Waffe müde hin und her, bevor sie mit ruhiger Hand auf Bens Kopf anlegte.

      »Bring mich nicht dazu, wieder hierherkommen zu müssen, oder ich blase dir deine verschissene Rübe weg.«

      Die Pistole länger geradeaus zu richten zehrte offenbar zu sehr an Willows Kräften, denn sie nahm sie wieder herunter.

      »Still jetzt. Nicht noch mehr Krach.«

      Nachdem sie die Waffe auf den Boden fallen gelassen hatte, wankte sie zum Bus zurück, wo die Schatten sie augenblicklich verschlangen. Ben schaute ihr aufmerksam hinterher. Dies war das erste Mal seit Coopers Angriff, dass er sie wieder auf den Beinen gesehen hatte. Er hoffte schon länger, sie würde einfach sterben, vielleicht an einer Überdosis all der Pillen, die sie schluckte, oder auch an einer Alkoholvergiftung.

      Alle Blicke richteten sich nun sehnsüchtig in die Finsternis hinein, wo die Waffe liegen geblieben war. Auch Ben schaute hinüber. Er stieß das Mädchen grob zu Boden und ging los, um sie aufzuheben. Als er es tat, rannten drei der Gefangenen in den Wald, so schnell ihre Füße sie trugen. Nackt und ohne Schuhe stürzten sie sich kopfüber in ein schwarzes Nichts, das mit scharfkantigen Steinen und knorrigen Baumwurzeln gespickt war. Diese bremsten sie jedoch nicht im Geringsten. Ben feuerte auf die Flüchtigen, doch keiner der Drei fiel hin. Er schoss weiter, bis der Schlagbolzen schließlich laut klickte, als er auf die leere Trommelkammer traf.

      Aus dem Geräusch der entladenen Waffe, mit der er zu schießen versuchte, schöpften die anderen Gefangenen wieder Energie und die Hoffnung, die sie brauchten, um den Mut zur Flucht zu bekommen. Sie eilten auf die Bäume zu, angestachelt von reiner Verzweiflung und ihrem Überlebenswillen. Ben würde nicht alle entkommen lassen, wenn er es irgendwie verhindern konnte. Er warf die Pistole weg und nahm nun die Verfolgung des erstbesten Gefangenen auf. Es war der dürre Kerl mit den Rotzblasen an der Nase. Er packte ihn am Haarschopf und zerrte so fest an ihm, dass er stürzte. Der Kleine wehrte sich vergeblich, bis Ben schließlich seinen Kopf zurückzog und ihm die Kehle durchschnitt.

      Ein grauenvoll anzuhörendes Flattern würgte das Kreischen des Jungen irgendwann ab. Luft, die einem desperaten Schrei vorbehalten gewesen war, strömte durch den Schnitt im Hals, wobei die Wundränder vibrierten. Die aufgeschlitzte Schlagader stieß noch mehrere Blutfontänen aus. Es dauerte nur wenige Sekunden, und Ben lief bereits weiter. Er holte nun ein Mädchen ein, das nur ein kurzes Stück hinter den übrigen hingefallen war. Nachdem er auf ihren Rücken gesprungen war, rang er sie komplett nieder.

      Sie kämpfte erbittert und wirbelte in ihrer Hektik mit den Füßen Sand und Laub auf und kreischte laut. Der Lärm fand allerdings ein abruptes Ende, als Ben ihr die Knie ins Kreuz drückte. Er bog ihren Kopf nach hinten und stach wiederholt in ihren Hals.

      Danach setzte er sich auf die Hacken und verharrte rittlings auf der Leiche. Er schnappte kurz nach Luft und hatte plötzlich das Gefühl, sein Herz würde sich überschlagen. Nicht dass er außer Atem oder beunruhigt gewesen wäre – im Gegenteil: Mit dem nackten Mädchen zu ringen hatte ihn erregt. Er liebte es, sie schreien zu hören, doch wenn sie starben und damit aufhörten, turnte ihn das erst so richtig an. Er wollte diesen Augenblick so lange wie möglich auskosten, genoss den kühlen Nachtwind im Gesicht, witterte den metallischen Duft von Blut und dem, was er Totenscheiße nannte. Für ihn stand fest, dass der Kot Sterbender irgendwie besonders roch, seines Erachtens zwar nicht besser, aber eben anders.

      Raschelnde Blätter hinter ihm störten seine Glückseligkeit allerdings.

      Er sprang auf und fuhr herum, der Moment war offensichtlich dahin. Willow kam nun auf ihn zu, ohne Eile und steten Schrittes.

      »Ben, du hast alles vergeigt … schon wieder«, echauffierte sie sich.

      »Du kannst mich mal!« Das brachte seine Stimmung genau auf den Punkt. Er hörte noch, wie mehrere Kids in der Ferne durch das Gehölz polterten. Als er sich umschaute, erahnte er mehrere vage Umrisse, bis sie schließlich ganz im Dunkeln verschwanden.

      »Hör mit dem ganzen Unfug auf. Ich brauche dich.«

      Er musterte sie. Willow hatte rein gar nichts Begehrenswertes mehr an sich. Ihre Augen waren nicht nur dick und blau geschlagen, sondern schienen außerdem noch in unterschiedliche Richtungen zu schauen. Die ramponierte Nase war an den


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