TRANSFORMATION (Euphoria Z 2). Luke Ahearn

TRANSFORMATION (Euphoria Z 2) - Luke Ahearn


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er sie fragte, war: Wie behandelt dich mein Süßer denn? Donna konterte sofort mit: Wer soll denn das sein? Mann, daraufhin war das Gelächter groß.« Ron schaute versonnen drein.

      Weed bekam einen Kloß im Hals. Elender Mist, dachte er. Ich werd wegen einer toten Schwarzen rührselig. Also wirklich, es gab schon Schlimmeres. Wichtig ist jetzt die Frage: Hat der Schokomann angebissen oder nicht?

      »Du meintest gerade, etwas sei eher vorstellbar, aber was?«

      Ron hatte angebissen.

      »Ich will ja niemandem etwas unterstellen, aber der junge Kerl, unser Superhirn, hantiert ständig mit Sachen herum, die ich gefährlich finde … Gastanks, Fahrzeugbatterien, und die anderen wussten nicht, dass er eine Bombe oder weiß der Teufel, was sonst noch, bauen kann. Vielleicht hat er ja einfach versehentlich irgendwelche Drähte miteinander verbunden oder so. Oh, ich sage das wirklich sehr ungern.«

      »Nein, du hast nicht unrecht. Womöglich sollten wir ihn bei seiner Arbeit wirklich demnächst ein wenig beaufsichtigen. Wir kennen uns ja schließlich nicht mit dem aus, was er da treibt. Er überrascht uns ja auch gern mal.«

      »Ja, eigentlich ist er ein großartiges Kerlchen. Darum komme ich mir auch so schlecht vor, wenn ich vermute, es sei ein Fehler seinerseits oder sogar seine Absicht gewesen.«

      »Das verstehe ich. Von jetzt an achten wir wohl einfach besser darauf, was er tut, und fragen immer mal wieder nach, ob dabei auch nichts passieren kann. Streng genommen sollten wir über alle seine Erfindungen Bescheid wissen, falls … falls wir die eine oder andere einmal warten müssen.«

      Ron machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach: »Ich bin auf jeden Fall froh, dass wir miteinander geredet haben, Francis.«

      »Ich auch. Ich werde jetzt noch ein bisschen von meiner Medizin einnehmen.« Er zwinkerte. »Dann mache ich ein kleines Nickerchen. Zu lange schlafe ich nicht, also habt ihr mich bald wieder, und du darfst mir ruhig sagen, wie ich mich nützlich machen kann, sobald du die Lage im Griff hast.«

      »Verlass dich darauf.« Ron lächelte und ging weg.

      Mein lieber Schwan, Francis, du hast echt Nerven, dich so aufzuspielen wie dieser Verein. Na ja, den Cop mal ausgenommen, klar.

      Weed blieb auf seiner Matratze hocken und nahm nun einen kräftigen Schluck seiner »Medizin«. Er hatte das Wasser gerade aufgewühlt, und zwar gehörig. Jetzt musste er nur noch hoffen, dass sich Ron, wenn die dreckige Kröte Dale mit dem Verleumden anfing, an die berechtigten Zweifel erinnerte, die bestanden.

      ***

      Der Polizist war rasend vor Zorn. Er wurde einfach das Gefühl nicht los, dass der alte Sack die Hände bei der Explosion im Spiel gehabt hatte. Ron war nur zu feige, es zu erkennen … Nein, es hing weniger mit Feigheit zusammen als mit der Tatsache, dass diese Gruppe nicht im Ansatz begriff, mit wem sie es zu tun hatte, und darum einfach nicht auf ihn hören wollte. Um Himmels willen, er hatte solche Typen jahrelang gründlich untersucht und unter falschem Namen Umgang mit ihnen gepflegt. Ron und den anderen fehlte jegliche Vorstellung davon, wie gemein der Mensch sein konnte. Für sie war es schlichtweg unbegreiflich, dass jemand eine Bombe bauen und nicht lange fackeln würde, Unschuldige damit umzubringen.

      Er hatte gerade eine gute Stunde im Bestreben damit verbracht, Ron davon zu überzeugen, dass der alte Mann verschwinden musste. So weit wäre es niemals gekommen, hätte er sich Francis bloß sofort vorgeknöpft, statt seine Zeit beim Diskutieren mit dem Schwarzen zu verplempern. Jetzt würde er den Ex-Biker wohl doch alleine angehen müssen, wohl wissend, dass ihn die Gemeinschaft deshalb verstoßen könnte. Nun denn, die Schnittwunde an seinem Bein war mittlerweile nahezu ganz verheilt. Vielleicht hatte er ja den Punkt erreicht, an dem er einen Neuanfang machen, und in die Berghütte ziehen sollte, wohin er ursprünglich unterwegs gewesen war.

      Dahin gehend schmiedete Dale bereits Pläne: packen, sich den schlüpfrigen alten Verbrecher krallen und dann heimlich bei Nacht und Nebel aufbrechen. Natürlich würde er einen Abschiedsbrief schreiben und ihn dort hinterlegen, wo Ron ihn fand. Bedauerlicherweise unterschätzte er selbst jedoch, wie gefährlich der gute Francis war.

      Kapitel 7

      Taffer spürte zwar, dass er irgendeinen Draht zu den Untoten hatte, konnte sich aber keinen richtigen Reim darauf machen, warum. Sie fürchteten sich nicht vor ihm und hätten ihn wohl auch durchaus gern gefressen, ahnten aber anscheinend auch sein Wesen – ein treffenderer Ausdruck fiel ihm nicht ein – und das verwirrte sie offensichtlich. Anscheinend sträubten sie sich davor, ihresgleichen oder jemanden, dessen Körper zumindest infiziert war, anzurühren.

      Als er so dastand und hinausschaute, kribbelte immer noch sein gesamter Körper, dies hatte angefangen, als er zu essen und zu trinken begonnen hatte. Aber es war zunehmend schlimmer geworden. Es war ein unerträgliches Jucken, und vom Kratzen taten ihm allmählich schon die Fingerspitzen weh. Er konnte die Stadt überblicken, sah die vielen Untoten und die wenigen Lichter in den Häusern, wo jemand überlebt hatte. Derart abgelenkt und in Gedanken versunken nahm er seine unmittelbare Umgebung gar nicht wahr. Schließlich tippte ihm jemand auf die Schulter. Es war Cooper.

      »Taffer, alles okay mit dir?«

      Sie standen noch immer auf dem Dach des Supermarktes, aber es war jetzt fast stockdunkel. Der Mond ließ sich nicht blicken, und dichter Nebel lag über dem Boden.

      »Natürlich, ich denke bloß nach«, erwiderte Taffer lässig.

      »Du hast diese Haltung aber schon vor Stunden angenommen und dich seitdem nicht mehr gerührt.«

      »Vor Stunden? Hmm.«

      »Ja, vor Stunden! Geht es dir wirklich gut?« Cooper trat ein Stück zurück. Er legte die Stirn in Falten. Zuerst wollte er eine seiner Pistolen ziehen, aber dann sah er davon ab. Taffer bereitete ihm zwar Kopfzerbrechen, aber in erster Linie ging es ihm um Ellens Sicherheit.

      »Cooper, ich habe Angst.« Taffer streckte seine Arme nach vorne aus, wobei er die Hände aufhielt und so drehte, dass die Innenflächen senkrecht nach außen zeigten. »Ich fühle sie … die Zombies. Sie sind nicht tot, weißt du? Aber eben auch nicht lebendig. Ich fühle sie, und sie fühlen mich! Wir sind alle eins, stehen aber jeweils einzeln für eine Milliarde unterschiedliche Dinge.«

      Was faselst du da?, dachte Cooper erschrocken. Taffer klang unglaublich wahnhaft. »Äh, bist du zufällig müde? Oder hast du Hunger?«

      »Nein, mir ist es selten besser gegangen als jetzt.«

      Cooper zupfte vorsichtig am Ärmel seines Gefährten. »Sieh mich an.«

      Taffer drehte sich zu ihm um. Sein Gesicht wirkte abgesehen von der Farbe seiner Augen jedoch ganz normal.

      »Können wir unbesorgt schlafen? Du benimmst dich wirklich merkwürdig.« Cooper betrachtete ihn eingehend, aber Taffer schien ganz der Alte zu sein.

      »Ja, so sicher wie jetzt seid ihr schon lange nicht mehr gewesen.«

      »Na dann … gute Nacht.« Leider fühlte sich Cooper aber nicht so sicher wie lange nicht mehr. Während er ein letztes Mal am Dachrand entlangging, hielt er mehrmals inne, um zu dem Freund seiner Schwester zu schauen. So sehr er sich auch bemühte, zur Ruhe zu kommen, musste er doch hin und wieder einfach einen Blick auf ihn werfen. Taffer rührte sich aber kein einziges Mal, sondern blieb weiterhin so regungslos wie eine Statue.

      Er drehte sich wieder um und blickte auf das Meer der Untoten hinab. Dabei spürte er, wie etwas Unsichtbares von seinem Körper abstrahlte, über den Parkplatz hinweg in die Leiber fuhr, die sich in der Bucht tummelten und die vielen Schluchten auf der Halbinsel bevölkerten, und wie es sich fortpflanzte, weiter und weiter. Er flog um den Globus. Nach und nach gelangte er zu der Einsicht: Er wusste, auf der Welt verstreut gab es Überlebende und Unmengen reanimierter Toter. Einige von ihnen waren stark und fraßen, was das Zeug hielt, die meisten aber irrten nur herum und gierten nach Energie. In freier Wildbahn herrschte das pralle Leben, doch die Tiere hielten sich vor ihm – vor ihnen? – fern. Taffer war zugleich ein allumfassendes Geschöpf,


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