TRANSFORMATION (Euphoria Z 2). Luke Ahearn

TRANSFORMATION (Euphoria Z 2) - Luke Ahearn


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unter der narkotischen Wirkung verschiedener Mittel hatte sie bemerkt, dass sie unbedingt eine fachmännische Behandlung brauchte. Das Knirschen, als sie den Knochen hatte zurückbiegen wollen, war einfach unerträglich gewesen.

      Ben lächelte hämisch. In dieser Verfassung hätte niemand sie ficken können und wollen. Kurz dachte er daran, es für sie beide leicht zu machen und ihr einfach auch die Kehle aufzuschlitzen. Willow, die Ben allzu leicht durchschauen konnte, wusste seinen Blick allerdings sofort richtig zu deuten. Deshalb schlug sie mit beiden Händen nach ihm, um sein Gesicht mit ihren langen Fingernägeln zu zerkratzen, und dann zog sie ihre Finger mit Schwung hindurch, wobei frischer Wundschorf aufbrach. Danach drehte sie sich, weil sie davonlaufen wollte – zu schnell jedoch für ihre Schwindelanfälligkeit – und kippte nach vorne. Ben stürzte sich augenblicklich auf ihren Rücken, als sie am Boden aufkam.

      »Du dreckige Kuh!« Er packte eine Handvoll ihrer verfilzten Haare und zerrte kräftig daran, um an ihren Hals zu gelangen. Im Dunkeln bereitete ihm der verknotete Wust, eine Fülle widerspenstiger Dreadlocks, allerdings Schwierigkeiten, zumal sich Willow weiterhin zur Wehr setzte, um freizukommen. Da er einfach nicht genau bestimmen konnte, wo was war, fing er an, wie blöde dorthin zu stechen, wo er ihren Kopf vermutete.

      »Hure! Stinkfotze!«

      Ben hielt das Messer beidhändig, während er es wiederholt hochriss und wieder niedergehen ließ, doch Willow bäumte sich immer stärker und unbändiger auf. Außerdem brach sie in Geschrei aus. Sie kämpfte so erbittert, dass sie sogar Erdschwaden aufwarf und den Boden ringsherum geradezu kahl fegte. Angst und Adrenalin unterstützen sie dabei, obwohl ihr vom Knirschen in ihrem angeknacksten Nacken ganz übel wurde, weshalb sie schließlich aufhören musste, sich zu wehren. Die Nerven überall an ihrem Körper zuckten und kribbelten. Wenn die Halswirbel solche Reaktionen auslösten, sollte man sich definitiv Gedanken machen. Sie musste kurz Pause machen, sich auf den Bauch legen und ein paar Sekunden stillhalten.

      Ben erstarrte wie aus heiterem Himmel und begann plötzlich auch zu schreien. Seine Waffe fiel mit einem leisen Tschack in den Sand. Er hob die Hände, als wenn er sich ergeben wollte, und atmete heiser, so als stecke irgendetwas in seiner Luftröhre. Willow hatte nämlich mit rechts hinter sich gegriffen und seine Eier gepackt und drückte sie fest aus Angst, Verzweiflung und Hass. Sie freute sich unbändig, als sie spürte, dass er die Kontrolle über seine Blase verlor.

      »Du Motherfucker«, ächzte sie. Die Anstrengung machte sich allmählich bemerkbar, denn sie sah kommen, dass sie ihr Bewusstsein verlieren würde, aber das wollte sie nicht zulassen. Sie würgte trocken und hätte sich garantiert übergeben, wenn nur irgendetwas in ihrem Magen gewesen wäre. Schließlich machte sie Anstalten, sich zur Seite zu wälzen.

      »Du Arschloch«, schimpfte sie. Sie war sich sicher, ihrem Körper nun ernsthaft geschadet zu haben, und deshalb auch ängstlich.

      Willow rollte sich langsam zur Seite, allerdings ohne ihren qualvollen Quetschgriff aufzugeben, und verdrehte Bens Hoden sogar noch mehr. Sein Gesichtsausdruck brachte sie erneut zum Lächeln. Schmerz und Unentschlossenheit machten ihn bewegungsunfähig, während er sich bemühte, weiterhin gleichmäßig Luft zu holen. Ihre Glieder wurden nun abwechselnd taub, einhergehend mit einem Kitzeln entlang ihrer Wirbelsäule, das sich durch die Beine bis nach oben fortsetzte. Als sie auf dem Rücken lag, nahm sie vorsichtig die andere Hand zur Hilfe.

      Jetzt stöhnte Ben vor Schmerz auf, er hechelte beim Atmen, und sein Gesicht war weiß wie eine Wand. Er versuchte, nach Willow zu schlagen, womit er sich aber nur umso mehr wehtat. Sie lächelte wieder, als sie hörte, dass er mit zusammengebissenen Zähnen ein »Bitte« hervorquetschte. Weil sich aber alles so schnell um sie drehte, konnte sie nichts weiter tun, als sich auf das für sie im Moment Wesentliche zu konzentrieren und seine Nüsse zusammenzudrücken wie mit einer Zange. Während sie rücklings auf der feuchten Erde lag, wünschte sie sich, endlich loslassen und aufhören zu können, damit sie zum Bus zurückgehen und eine gute Handvoll Tabletten einschmeißen könnte, doch sie beide hatten nun offenbar eine Grenze überschritten, nach der es kein Zurück mehr gab. Er oder sie musste sterben! Willow fragte sich, was als Nächstes geschehen würde. Aber sie hatte keinen blassen Schimmer.

      Ben fing nun an, zu jammern. Als er würgte, führte Willow dies auf seine intensiven Schmerzen zurück, also drückte sie noch etwas fester zu und zog zugleich. Daraufhin erbrach sich Ben, und der Auswurf spritzte ihr mitten ins Gesicht, über die Haare und auf die Brust. Als er nach hinten kippte, ließ sie ihn los. Schließlich lag er ohnmächtig, flach auf dem Rücken.

      Willow drehte sich auf den Bauch und zog sich mit den Händen im Dreck vorwärts, um zu entkommen. Ihre Beine wollten ihr partout nicht mehr gehorchen, weshalb sie langsam immer panischer wurde. Kriechend kam sie nur sehr langsam voran, wobei sie die Taubheit in ihrem Rücken nun umso deutlicher bemerkte und auch, dass sie unterhalb der Hüften gar nichts mehr spürte. Sie schluchzte laut auf. Ihr Leben war anscheinend unwiderruflich zerstört. Schmerzen fuhren wie ein Blitz durch ihre Arme und verursachten ihr krampfartige Zuckungen. Außerdem hatte Ben ihren Schädel ein paar Mal mit der Klinge gestreift, sodass hinten an einigen Stellen tiefe Schnitte in der Kopfhaut zurückgeblieben waren. Blut strömte heraus und an den Wangen hinunter. Sie spürte ihren Herzschlag wie Hammerschläge in der Nase.

      Vor allem, weil sie mit dem Gesicht über den Boden schleifte und fast blind vorwärtsrobbte. Das viele Blut sowie die langen, dicken Dreadlocks taten noch ihr Übriges dazu. Sie konnte den Hals nicht mehr beugen, um nach vorne schauen zu können, also strengte sie nur ihre Augen an, um zu sehen, wohin sie kroch. Auf einmal stand jemand barfuß vor ihr.

      »Bitte hilf mir. Du weißt ja, was Ben mir angetan hat.«

      Willow hob langsam eine Hand und hielt sich an einem Bein fest. Es war kalt und feucht und am Schienbein zog sich ein mehrere Zoll langer Schnitt hinunter. Während sie das qualvolle Knirschen in ihrem Nacken ignorierte, schaute sie die Gestalt an und sah plötzlich einen Untoten, der sich mit ausgestreckten Armen nach ihr bückte. Der Schrei, den sie daraufhin ausstieß, weckte Ben abrupt aus seiner schmerzbedingten Ohnmacht.

      Er beobachtete, wie Willow von drei Zombies gleichzeitig bedrängt wurde. Dies zerrte an seinem Gefühlskleid wie nur selten etwas. Denn er hatte plötzlich Angst, seine Gefährtin zu verlieren. Obwohl er gerade drauf und dran gewesen war, sie eigenhändig zu töten, erschütterte die unmittelbare Gefahr, sie könne wirklich sterben, ihn bis ins Mark. Er hätte sich Hals über Kopf auf die schnappenden Untoten gestürzt, um Willow zu retten, wäre ihr Blut nicht gerade bereits in die Luft gespritzt, was ihr ohrenbetäubendes Kreischen jäh beendete.

      Ben sprang daraufhin auf und lief zum Bus, Schmerzen hin oder her. Als er aus allen Richtungen des Waldes Schreie hörte, wusste er, dass weitere Zombies im Anmarsch waren. Nun, wo er dem Tod direkt ins Auge schaute, drohten ihn seine heftigen Unterleibsschmerzen, zu Fall zu bringen. Keuchend zwang er sich dazu, einen Fuß vor den anderen zu setzen und bloß nicht wieder zu kotzen. Er verdrängte den Wunsch, sich fallen zu lassen und einfach mit angezogenen Knien aufzugeben, schaffte es mit letzter Kraft bis zum Bus und brach dort, eine Sekunde, nachdem er die Tür hinter sich zugezogen hatte, gequält und stöhnend auf der Ladefläche zusammen.

      Er blieb vollkommen regungslos liegen, aber nicht aus Angst vor den Zombies, sondern wegen seiner fürchterlichen Schmerzen. Selbst in dieser Lage waren sie unerträglich. Hätte er sich doch nur unbeschwert bewegen können, dann wäre er einfach mit dem Bus von der Lichtung gefahren. Während er so dalag und hörte, wie der letzte Schrei in der Ferne abrupt abbrach, weinte er, weil er sich einsam fühlte und aufgrund der Schmerzen – nicht denen von Willow, sondern seiner eigenen.

      Ben lauschte weiter, während die Untoten unaufhörlich gegen die Karosserie stießen. So lange, bis sie irgendwann endlich wieder verschwanden. Ihm tat immer noch alles weh, obwohl er sich überhaupt nicht rührte, und dagegen musste er dringend etwas unternehmen. Irgendwann nahm er sich wieder so weit zusammen, dass er die Embryonalstellung halbwegs aufgeben konnte und sich traute, wenigstens einen Arm und den Kopf zu bewegen. Er fand nach einigem Suchen Willows Pillenbeutel, einen wiederverschließbaren aus Plastik, der eine Gallone fasste und derart prall gefüllt war, dass er sich nur schwer hatte zuziehen lassen. Er schleifte das Ding mit einer Hand auf sich zu, wobei er aber umkippte und aufplatzte,


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