TRANSFORMATION (Euphoria Z 2). Luke Ahearn

TRANSFORMATION (Euphoria Z 2) - Luke Ahearn


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üblen Kriminellen belästigt. Niemand half mir und ich hätte sterben können …« Daraufhin fiel er allerdings wieder auf eine Lüge zurück: »Das brachte mich damals endgültig von diesem Lebensstil weg. Die Wege des Herrn sind mitunter wirklich rätselhaft.«

      Weed verzog sein Gesicht beim Gedanken an jene Zeit und versuchte, den nach wie vor schwelenden Zorn in sich zu unterdrücken. Er war noch jung gewesen und kaum ein Jahr zuvor eingeweiht worden, als er den Kopf für ein anderes Mitglied hatte hinhalten müssen und deshalb eine Freiheitsstrafe abgebüßt hatte. Am ersten Abend im Knast wusch er gerade sein bestes Stück unter der Dusche, als ihn die Latinos plötzlich packten. Er wehrte sich vehement gegen sie, vor allem weil er zunächst dachte, sie wollten ihn in den Arsch ficken, der bei ihm als Neuling natürlich noch nicht ausgeleiert war. Dann jedoch wurde er mit einem Gürtel um die Handgelenke an eine Brause gehängt, und er ahnte schnell, was folgen würde: Sie geißelten ihn zwanzig Minuten lang mit einem Verlängerungskabel, dessen Isolierung sie abgezogen hatten. Allerdings fanden diese Gewürzprüfer daraufhin alle innerhalb von vierundzwanzig Stunden den Tod, und aufgrund der Misshandlung setzte man Weeds Strafmaß sogar herab. Am meisten aber bedeutete ihm, auch heute noch hörbar furzen zu können.

      Die Ladys kamen aus dem Strahlen nicht mehr heraus. Er hatte sie ganz offensichtlich am Haken.

      Mary sprang auf und lief die Auffahrt hinunter auf die zweite Ebene, um weitere Vorratsmittel zu holen, die es zu sortieren galt. Weed schwatzte daraufhin noch ein wenig mit den anderen Frauen über das Abendessen, das Wetter und dergleichen. Die Holden hatten zum Dinner offenbar eine kulinarische Überraschung geplant, worauf er wirklich gespannt war. Nachdem er sich verabschiedet hatte, sortierten sie die Artikel weiter und verstauten sie entsprechend. Er machte sich nun auf den Weg zurück zur Casa Weed im zweiten Obergeschoss, um sich dort einen hinter die Binde kippen zu können und ein paar der Spaßkräuter zu rauchen, die ihm leider allmählich ausgingen, woraufhin er ein langes Nickerchen machen wollte. Nach dem Aufwachen hatte er bestimmt Kohldampf, aber das Essen würde dann bereits fertig sein und die Sonne untergehen.

      Ein perfekter Abend für Weichlinge, wie er mit einem Lächeln im Gesicht dachte.

      Während Weed über die dritte Ebene zu seinem winzigen Unterschlupf ging und seine Schritte leise in der Stille widerhallten, schreckte ihn urplötzlich eine gewaltige Explosion auf. Ehe er sich versah, rappelte er sich vom Boden auf und rieb seinen Hinterkopf, mit dem er auf den Beton aufgeschlagen war. Er konnte beobachten, wie von oben Staub herabrieselte. Heiliger Bimbam!, fluchte er innerlich. Was zum Teufel war denn das?

      Nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, klopfte er sich den Dreck vom Körper. Seine Ohren fiepten, und sein Herz klopfte schmerzhaft schnell. Er hatte das ungute Gefühl, nicht mehr allzu bald zu seinem Nickerchen zu kommen.

      Kapitel 4

      Ellen hatte beim Verlassen des Supermarktes ein paar Sachen mitgenommen, aber Karen kam mit leeren Händen hinaus.

      Bei Tageslicht besehen war das, was sie sich hatte schnappen können, allerdings ungeheuer nutzlos: eine Flasche Ketchup, eine Gallone Essig und ein Glas saurer Gurken. Diese ließ sie gleich auf den Asphalt fallen – die Flasche auch, aber sie prallte auf, ohne zu zerbrechen, und rollte dann einfach weg. Zuletzt öffnete sie den Kanister und schüttete den Essig in Taffers Gesicht. Er kam sofort zu sich, prustete und schimpfte. Die Untoten stockten daraufhin, blieben schwankend stehen und starrten ihn an.

      »Taffer! Steh endlich auf!«, schrie Ellen, während sie an einem seiner Arme zog, während Cooper den anderen nahm, um ihm aufzuhelfen.

      Karen fiel auf, wie die Zombies langsam zurückwichen. Zugleich sah sie aber auch, dass die Masse hinter ihnen vorwärtsdrängte. Sie spürte, dass ihr Puls raste und wie kurzatmig sie war.

      Taffer stand nun zwar endlich, zitterte jedoch sichtlich. »Ich muss mich unbedingt wieder hinlegen.«

      »Jetzt nicht.« Cooper hielt ihn an einem Ellbogen fest, damit er stehen blieb. Er schaute sich hektisch nach einem Fluchtweg aus ihrer Zwangslage um. Die Untoten kamen nun vom anderen Ende des Geländes her aus allen Richtungen zusammen, wie er erkannte. Trotz ihrer Furcht vor Taffer mussten sie irgendwann unweigerlich von den Körpermassen hinter ihnen zu den Überlebenden getrieben werden. Der Kreis, in dem sie sich näherten, wurde schon wesentlich enger. Das Grüppchen stand mitten auf einem recht großen Parkplatz, und die nächstbeste Anlaufstelle war das Geschäft hinter ihnen.

      »Wir müssen zurück in den Supermarkt!«

      Karen ließ den Blick nun schweifen. Sie hoffte vergeblich darauf, einen anderen Ausweg zu finden, um das Gebäude nicht wieder betreten zu müssen. Leider konnte sie als Größte unter ihnen sehen, dass der Supermarkt tatsächlich ihre einzige Option war. Ellen und Cooper stützten daraufhin Taffer, was ihnen sichtlich Mühe bereitete.

      »Okay, bereit?« Er packte ihn fester. »Bleib auf den Beinen und benutze sie.«

      Cooper lotste ihn auf den Laden zu, aber nicht geradewegs zum Eingang. Die Ziegelsteinfassade war nicht verputzt, doch man hatte ein Metallgitter angeschraubt, quasi als minimalistische Verschönerung. Es sah aus wie ein übergroßes Stahlspalier und reichte etwa fünfundzwanzig Fuß hoch, endete jedoch gut acht Fuß unterhalb der Dachkante.

      Sie blieben dicht zusammen, während die Zombies nach und nach den Weg für sie freigaben. Cooper ließ den Frauen den Vortritt, ehe er ebenfalls hinaufkletterte, was ihm ganz leichtfiel, indem er einen Griff nach dem anderen tat. Vorübergehend waren sie also in Sicherheit. Ihr Gefährte stand allerdings immer noch unten.

      »Komm schon, Taffer, hoch mit dir«, rief Cooper.

      Der Kerl machte sich jedoch stattdessen auf den Weg zum Eingang. Als er ihn erreicht hatte, trat er ein und war nicht mehr zu sehen.

      »Taffer, nein!«, kreischte Ellen, aber es war zu spät.

      Cooper hing immer noch am Gitter, ohne für den Moment etwas befürchten zu müssen. Er schaute hinauf, wo bereits die nächste Herausforderung auf sie wartete. Der Aufstieg war nicht schwierig gewesen. Das Spalier glich einer breiten Leiter, die jedoch dummerweise mindestens anderthalb Meter unter der Traufe endete.

      Von der obersten Sprosse aus – das erkannte er schon jetzt – könnte er beim Versuch, auf das Dach zu gelangen in die Tiefe stürzen. Da sie sich nicht mehr allzu lange festhalten konnten, stellte er sich innerlich darauf ein, dieses Risiko in Kauf nehmen zu müssen und die möglichen Folgen momentan einfach zu verdrängen. Noch einmal schaute er hinab. Karen und Ellen hingen nicht weit unter ihm. Die Untoten aus der Umgebung versammelten sich nun weiter. Selbst wenn sie auf das Dach stiegen, würden sie zu lange dort festsitzen, es sei denn, irgendetwas änderte sich.

      Als Cooper seinen Blick wieder nach oben richtete, traute er sich zu, die Kante zu erreichen, indem er sich auf die oberste Querstrebe stellte. Dies allerdings zu schaffen, denn die Sprosse stand nur wenige Zoll weit von der Mauer ab, war das eigentlich Schwierige.

      Cooper musste sich also ganz oben aufrichten, ohne sich mit den Händen festhalten zu können, während kaum eine Fußlänge Platz zwischen Wand und Gitter war, um Tritt fassen zu können. Er begann damit, die Hände und eine Wange fest gegen die Ziegelsteine zu drücken. Versuchte er dabei, sich zu beugen, würde er sich selber von der Wand abstoßen. Mit einem einzelnen Schritt stieg er ungefähr einen Fuß höher. Jetzt lehnte er wieder an der Mauer. Ein weiterer Schritt brachte ihn seinem Ziel näher, allerdings ohne irgendwo Halt zu finden. Beim dritten lehnte er sich nach vorne, wohlgemerkt ohne irgendeinen Druck auszuüben. Entweder blieb er genau in der Senkrechten, oder ein Sturz war bereits vorprogrammiert. Langsam rutschte er mit den Händen und seiner Wange aufwärts. Es war nervenaufreibend, aber unvermeidbar, wenn er sie alle auf das Dach bringen wollte.

      Endlich fehlte nur noch ein Schritt bis zur obersten Sprosse. Ihn zu tun, ohne sein Knie zu beugen, kam nicht infrage, aber das Bein seitwärts auszustrecken, dabei sanft an der Wand zu lehnen und dann trotzdem noch genug Kraft aufzubringen, um seinen Körper hochzuwuchten, war körperlich ein Krampf und eine geistige Zerreißprobe. Er musste sich unglaublich konzentrieren, sein Letztes geben und es ohne zu zögern durchziehen,


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