Kam, sah und siegte - Klasse ist lernbar. Christine Daborn

Kam, sah und siegte - Klasse ist lernbar - Christine Daborn


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Die Menschen befinden sich in einem Zustand der Vereinsamung. Sie wollen teilhaben an einer Kommune und sich ohne Engagement unterhalten lassen», das hat ausgerechnet einer der erfolgreichsten Event-Manager der Schweiz in einem Interview gesagt. Die Leute mischen sich unter die Massen aus der Sehnsucht heraus, dazuzugehören. Umso mehr bleiben sie allein, denn die Masse kennt keine Gemeinschaft, höchstens ein paar Gemeinsamkeiten. Die Raver tanzen nicht miteinander, sondern nebeneinander, jeder für sich. In der Masse gehört man zu niemandem, man geht in ihr unter.

      Kein Wunder, sitzt die Angst so tief, übersehen und übergangen zu werden. Um sich bemerkbar zu machen, versucht man aufzufallen und vergreift sich an den schrillsten Mitteln. Und doch ist man – fast nackt und völlig skurril – selbst auf dem Lovemobil doch bloß wieder einer von den vielen Gewöhnlichen, Gleichen …

      Grundsatz 5: Niemals ausgefallen

      Wenn ich meine Klienten frage, wie sie wirken möchten, antworten sehr viele: «Nicht 08/15!» Und wenn ich mich dann erkundige, was sie denn unternehmen, um nicht 08/15 zu sein, dann zählen sie Details auf, die sie sich zulegen, um ungewöhnlich zu sein. Bei den Männern sind das in der Regel lange Haare, Gelfrisur, klobige Schuhe, farbiges Hemd, groß gemustertes Jackett, keine oder eine markante Krawatte und sehr häufig ein Schnurr- oder ein Zweitagebart. Die Frauen setzen auf kurze, enge oder aber knöchellange Röcke, Tigertop, Schichtenlook, Stufenschnitt, ausschließlich schwarze Garderobe, Botanikschal, Ohrgehänge, farbiges Brillengestell, Schuhe mit Metallverzierungen und gerne auf einen Schuss Sexappeal.

      Was denken Sie: sind diese Herren und Damen damit etwas Besonderes? Natürlich nicht. Im Bestreben, bloß nicht 08/15 zu sein, greifen sie zu 08/15-Mitteln, zwar zu etwas Ausgefallenem, aber weil die meisten ebenso handeln, erscheinen alle, die sich auffallend mit Ausgefallenem bestücken, erst recht 08/15. Und sie können es sich alle nicht erklären, weshalb sie trotz allem nie aus der Reihe der Gewöhnlichen heraustreten.

      Etwas Besonderes sind Sie mit Identität. Sie sind gut, und in der Art, wie Sie gut sind, sind Sie einzigartig. Das genügt, Sie müssen nichts betonen, nichts verstärken, sonst übertreiben Sie es nur. Sie brauchen keine speziellen Attribute, um speziell zu sein, nichts Ausgefallenes, um aufzufallen, keine fremden Federn, um sich zu schmücken. Nicht auffallen, sondern gefallen, das ist Ihr Ziel. Identität bedeutet: nichts mitmachen, nichts nachmachen und nur das zulassen, was der Eigenständigkeit eins zu eins zum Durchbruch verhilft, auf die reinste und einfachste Art.

      Das hat Klasse.

      Achtung Mode! Sie sind die Instanz

      Als Sieger und Siegerin besitzen Sie einen gesunden Ehrgeiz. Sie wissen nun, dass Sie nicht nur fantastisch und einzigartig sind, sondern auch eigenständig, und weil das so ist, denken Sie selbstständig, fern von ausgetretenen Pfaden. Wenn man Ihnen etwas nicht nachsagen kann, dann, dass Sie ein Mitläufer, eine Mitläuferin sind! Nachahmen kann jeder, Sie hingegen sind frei und unabhängig, weder Opfer noch Sklave des Mainstream. Denn Sie sind den andern in manchem weit voraus.

      Können Sie sich vorstellen, dass der Vorstandsvorsitzende einer Großbank oder einer Versicherung oder eines Detailhandelskonzerns oder wovon auch immer sich Gedanken über die neueste Mode macht, wenn er seine Anzüge kauft? Oder dass ein weiblicher CEO bei ihren Kostümen sich den Kopf darüber zerbricht, ob nun gerade Orange oder Grasgrün, superkurz oder wadenlang im Trend ist? Sicher nicht. Sie kennt die Businessfarben und die ideale Rocklänge, das genügt, alles andere kommt für sie sowieso nicht in Frage. Sie hat sich das Leben und das Siegen einfach gemacht.

      Success oblige!

      Weshalb sollten Sie sich solche überflüssigen Überlegungen machen? Wollen Sie nicht Vorstandsvorsitzende(r) oder CEO werden? Das heißt nicht, dass Sie es werden, bloß weil Sie die richtigen Anzüge und die richtigen Kostüme tragen. Aber zumindest können Sie bereits hier beginnen, die Prioritäten richtig zu setzen.

       Zeit sparen: Sie sparen Zeit und Geld, wenn Sie sich nicht um die Mode kümmern. Mit der Mode gehen bedeutet nämlich, sich dauernd etwas Neues anzuschaffen. Erstens wird Ausgefallenes und Auffälliges als Wiederholung schon nach kurzer Zeit peinlich. Außerdem verleidet es einem rasch, früher oder später kann man sich darin nicht mehr sehen. Nachdem der Reiz des Neuen verflogen ist, kommt unweigerlich der Moment, wo man sich nüchtern betrachtet und feststellt, wie deplatziert man darin ist. Wenn ich hier Mode sage, dann meine ich die wechselnden Trends, die Massenhits, die extravaganten Einfälle, die Saisonfarben, die extremen Längen und Kürzen und Looks. Dieses Weismachen, das müsse man jetzt haben und das sei jetzt im Kommen!Es gibt durchaus tragbare Mode, die alle Kriterien von Klasse erfüllt und für den Businessauftritt hervorragend ist, denn, wenn Sie so wollen, gehört ja alles zur «Mode», was in den Läden ist. Wir können uns ja nur in den Modegeschäften einkleiden, außer bei den Schneidern und Schuhmachern. Aber innerhalb des Angebots ist das eine modern und das andere ist modisch. Dazwischen liegen Welten! Hier müssen Sie den großen Unterschied machen. Worin der liegt, erfahren Sie in den Teil IV und V.

       Eigenständigkeit: Sie beweisen Eigenständigkeit, wenn Sie sich nicht den Modediktaten unterwerfen. Ob man Sie deshalb für einen Modemuffel hält oder nicht, kann Ihnen egal sein. (Insgeheim wird man Sie für Ihren Mut zur Modeabstinenz bewundern und beneiden, denn Sie haben den anderen etwas voraus). Ihnen ist es wichtig, dass Sie für die kompetenteste Person gehalten werden, dann dürfen die anderen Sie ruhig in Sachen Mode überholen. Modisch sein ist keine Leistung und altmodisch keine Schande. Mit Klasse sind Sie übrigens weder das eine noch das andere. Nur die, welche sich in sonst nichts auszeichnen, brauchen die Krücke, «in» zu sein. Die Modischen machen nur das, was alle machen. Zu den primären Managementqualitäten gehören aber selbstständiges Denken, Urteilsvermögen, Selbstkompetenz und Vorbildfunktion. Legen Sie also auch bei der Gestaltung Ihres persönlichen Erscheinungsbildes das Gewicht auf diese Qualitäten. Machen Sie bitte nicht, was die Mode propagiert oder was der Verkäufer oder der Imagecoach gut findet. Lassen Sie sich nicht fremd bestimmen. Sie sind die Instanz. Management oblige.

       Identität. Mode unterstützt Sie nicht: Mode verfolgt einen Selbstzweck. Sie stellt sich selbst dar und stellt sich vor Sie in den Vordergrund. Mode will um der Mode willen als Mode erkannt werden. Deshalb ist alles Modische sichtbar beschriftet oder plakativ mit dem Label versehen. Auf dem Brillengestell steht Dior und Giorgio Armani; das meiste Geld zahlen Sie für die Namen. Wenn Sie so angeschrieben durchs Leben gehen, tragen Sie immer einen Namen zu viel, denn Sie haben ja schon einen, und Sie brauchen nur den.

       Professionalität: Mode ist Show, Glamour, Spiel, Kunst, Künstlichkeit. Es kommt einem so vor, als wollten uns die Modepäpste gar nicht anziehen, sondern viel eher ausziehen, nicht nur die Frauen! Die Textilien sind oft nur noch dazu da, Haut zur Schau zu stellen, die sekundären Geschlechtsmerkmale mutieren zu modischen Accessoires. Wirklich nicht das Wahre für Ihren erfolgreichen Auftritt im Business!

      Mode ist ein Geschäft

      George Bernard Shaw meinte: «Moden sind eigentlich nur eingeführte Epidemien.» Wenn es plötzlich heißt, man sei nun in allen Lebenslagen in Turnschuhen gesellschaftsfähig, dann ist das reines Marketing, einfach nur eine Strategie zur Umsatzsteigerung. Die Konsumenten meinen zwar, der Mode gehe es bei dieser scheinbaren Tenueerleichterung darum, dem Volk das Leben bequemer zu machen. Andere stilisieren sie zu einer Ideologie hoch wie der Trendforscher David Bosshart, der in einem Interview behauptet hat, « … die Entwicklung des Turnschuhs zum Kultobjekt ist eng verbunden mit der Popkultur; die von den Hippies kultivierte Kombination von T-Shirt, Jeans und Turnschuhen ist Ausdruck einer Lebenshaltung».

      Vergessen Sie’s! Wenn man den Leuten weismacht, Turnschuhe könne man immer und überallhin anziehen, nicht nur zum Sport, dann werden eben von viel mehr Leuten viel mehr Turnschuhe gekauft – das Geschäft blüht! Das Reebok-Modell «Freestyle», in den Achtzigerjahren als Fitnessund Aerobic-Artikel konzipiert, wurde zum meistverkauften Schuh aller Zeiten. Anfang der Neunzigerjahre lag der Jahresdurchschnitt des Sportschuhabsatzes allein in der Schweiz bei über 340 Millionen


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