Das Therapiehunde-Team. Inge Röger-Lakenbrink

Das Therapiehunde-Team - Inge Röger-Lakenbrink


Скачать книгу
Sozialarbeiter setzen ihre Tiere nach der Ausbildung zum Therapie-Team gezielt in Kindergärten, Schulen und Freizeiteinrichtungen ein. Überwiegend werden Hunde bei diesen Maßnahmen verwendet. Nach Absprache und entsprechender Vorbereitung kann auch ein geprüftes Therapiehunde-Team von außerhalb eine solche Institution mit dem beschriebenen Klientel längerfristig besuchen.

      In der gängigen Praxis hat sich gezeigt, dass sich diese genannten Unterscheidungen nicht aufrecht erhalten lassen – die Übergänge zwischen den einzelnen bezeichneten Bereichen sind meistens fließend. Daher besteht häufig einige Verwirrung um die Verwendung dieser Begrifflichkeiten. Dennoch ist es empfehlenswert, sich mit dieser Einteilung in die diversen Sparten der tiergestützten Arbeit zu beschäftigen, denn es ist abzusehen, dass in überschaubaren Zeiträumen auch im deutschsprachigen Raum im Zuge der Qualitätssicherung bestimmte Standards definiert werden (vgl. Kapitel 9, Seite 110).

Images

      Die Heimerzieher Anita und Karl Mayer setzen ihre beiden Australian Shepherds im sozialpädagogischen Bereich einer Tagesbetreuung von Kindern und Jugendlichen ein.

      Es stellt sich bei allen Praktikern, die in der tiergestützten Arbeit aktiv tätig sind, immer wieder die Frage: Was ist eigentlich »Therapie« – wo fängt sie an und wo hört sie auf?

      Im Nachschlagewerk »Der große Brockhaus« wird das Wort »Therapie« (aus dem Griechischen) als »die Lehre von der Behandlung der Krankheiten oder die Behandlung selbst« definiert. Es wird unterschieden in »die spezielle Therapie, die besondere Heilverfahren heranzieht« und in die »allgemeine Therapie, die den Gesamtzustand des Kranken berücksichtigt«.

      Es werden auch die Begriffe »symptomatische oder palliative Therapie« verwendet, welche »eine Linderung der Krankheitserscheinungen, unabhängig von ihrer Entstehungsursache anstreben«.

      Der Begriff »Therapie« umfasst also ein breites Spektrum von unterschiedlichen Behandlungsalternativen mit verschiedenen Zielsetzungen. Hinzu kommen fortlaufend neue Krankheitsbilder, auf die seitens der verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen reagiert werden muss – und damit entstehen auch neue Therapieformen.

      Analog zu den erweiterten therapeutischen Möglichkeiten beim Menschen haben sich auch die praktischen Einsätze der tiergestützten Arbeit in den verschiedensten Institutionen und Einrichtungen verändert – die starren Abgrenzungen der beschriebenen Einsatzgebiete haben sich zunehmend aufgelöst.

      Gleichwohl müssen die eingesetzten Therapie-Tiere, genauso wie ihre Besitzer, als kompetentes Team hohen Anforderungen genügen – ob ihr Einsatz nun in einem Seniorenheim, einem Förderzentrum für Behinderte oder in einer Reha-Klinik stattfindet.

      Um das breite Einsatzspektrum zu beschreiben, hat sich seit dem Jahre 2003 eine neue Definition etabliert:

      Unter tiergestützter Therapie versteht man alle Maßnahmen, bei denen durch den gezielten Einsatz eines Tieres positive Auswirkungen auf das Erleben und Verhalten von Menschen erzielt werden sollen. Das gilt für körperliche, wie für seelische Erkrankungen.

Images

      Die examinierte Krankenschwester Christina Schmitt arbeitet in ambulanter Betreuung auch mit Senioren – unterstützt von ihrem erfahrenen Therapiehunde-Rudel und immer im Team.

      Als Resümee dieser Erläuterungen lässt sich festhalten: Bezieht man die genannten Formulierungen auf die tiergestützte Arbeit mit dem Therapiehund, wird erneut deutlich, dass jeder Einsatz und jede Maßnahme als »Therapiehunde-Team« wahrzunehmen ist. Wobei der Hund nicht als die Therapie an sich zu verstehen ist, sondern er hat eine begleitende und unterstützende Funktion, die immer in Anwesenheit seines ausgebildeten Besitzers und in Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Fachpersonal erfolgen sollte. Es sei denn, der Hundehalter selbst hat eine professionelle Ausbildung im entsprechenden Einsatzbereich und besitzt einen speziell trainierten Hund.

      Die Nachfrage aus den verschiedenen Institutionen und Einrichtungen haben sich in den letzten Jahren verstärkt – es hat sich langsam herumgesprochen, dass sich durch den begleitenden Einsatz eines Therapiehunde-Teams auf dem Weg der kleinen Schritte manches erreichen lässt, was man im gesamten Umfeld der Betroffenen zunächst nicht vermutet hätte.

       In den folgenden Bereichen sind THTs mittlerweile aktiv anzutreffen:

      • Senioren- und Altenheime

      • Pflegestationen

      • Krankenhäuser und Spitäler

      • Reha-Kliniken

      • Psychiatrische Kliniken

      • Heime für Mehrfach- und Schwerst-Behinderte aller Altersstufen

      • Förderzentren für Mehrfach-Behinderte aller Altersstufen

      • Sonderschulen und Schulen mit Integrationsklassen

      • Kindergärten und Kinderheime

      • Schulklassen

      • Betreute Wohngruppen

      • Bei Verhören und im Strafvollzug

      • Bei Katastropheneinsätzen

      • In Häusern für Aidspatienten

      • Als Sterbebegleitung in Hospizen

      • In der Opferbetreuung von Gewaltopfern

      • Bei traumatisierten Flüchtlingskindern

      • Bei der Integration von Flüchtlingen aller Altersgruppen

      Als Fachpersonal wirken mit dem Therapiehunde-Team zusammen: Pfleger und Krankenschwestern, Sozialarbeiter und (Heil-)Pädagogen, Lehrer und Erzieher, Ergo- und Physiotherapeuten, Logopäden, Ärzte und Psychiater.

      Am Beispiel des »Vereins Therapiehunde Schweiz« lässt sich tendenziell die aktuelle, allgemeine Entwicklung und Verteilung der Einsatzschwerpunkte erläutern:

      Zunächst ist festzuhalten, dass sich die Einsätze der Therapiehunde-Teams seit der Ersterscheinung dieses Buches im Jahre 2006 in vielen Bereichen fast verdoppelt haben.

      Von den derzeit rund 700 ausgebildeten und geprüften Therapiehunde-Teams besuchten etwa:

      


Скачать книгу