Lady Trents Erbe: Aus der Finsternis zum Licht. Marie Brennan

Lady Trents Erbe: Aus der Finsternis zum Licht - Marie  Brennan


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bestimmter Berg ist? Ein Vulkan, möchte man annehmen.

      Einer, den wir vielleicht identifizieren könnten? – AC

      2Der Kontext lässt mich annehmen, dass sich dies auf Drachen beziehen muss, aber gewöhnlich würde man dafür umbarra schreiben. Also vielleicht nicht? Vielleicht etwas Mythisches? Oder das hier ist einfach ein älterer Ausdruck. – AC

      3Wenn das erste Wort tatsächlich »Drache« ist, dann müsste dieses hier vermutlich Menschen bedeuten. Aber erneut ist es nicht das übliche Wort (das wäre lansin), deshalb bin ich nicht sicher. – AC

      GEPLÜNDERTER TEMPEL ENTDECKT

      Stätte in Seghayen bis aufs Gestein vernichtet Rouhani betrauert Zerstörung

       »So viel Geschichte ist verloren«

      Archäologen, die die Umgebung der Stadt Djedad in Seghayen erkunden, haben einen weiteren antiken drakoneischen Tempel gefunden, der in den gewachsenen Fels der Ghurib-Hügel gehauen ist – doch leider waren sie nicht die Ersten, die ihn entdeckt haben. Hormizd Rouhani, Leiter der Expedition, sagt, dass Plünderer die Stätte bereits verwüstet und unbekannte Reichtümer weggebracht hatten.

      »Wir werden nie erfahren, was früher dort war«, schrieb Rouhani in einem Brief an die seghayische Kommission für Antiquitäten. »Zweifellos haben viele der Artefakte bereits ihren Weg auf den Schwarzmarkt gefunden, aber ohne ihren Kontext verlieren sie viel von ihrer Macht, uns von der Vergangenheit zu erzählen.«

      Der Tempel ist von einem Typ, den man auch andernorts sieht, mit einer inneren Kammer, deren Decke einen Oculus enthält, eine Öffnung zum Himmel, die, wie Forscher glauben, in der Antike abgedeckt war. Während der Zeremonien sollen die Priester die Abdeckung im Schlüsselmoment abgenommen und dem Sonnenlicht erlaubt haben, in die Kammer zu scheinen. Ein Erdbeben in der Gegend hat die Abdeckung über dem Oculus einstürzen lassen, sodass, wie Rouhani glaubt, Plünderer die Stätte gefunden haben.

      Als er gefragt wurde, ob der Tempel in vergangenen Jahrhunderten geplündert worden sein könnte, antwortete er: »Ich kann nicht sagen, in welchem Zustand er war, als die Plünderer ihn betreten haben. Aber wir haben Zigarettenstummel, Bonbonpapier und den Schutt gefunden, wo sie versucht haben, ein Fresko von der Wand zu meißeln, und es dabei zerstört haben. Es besteht keine Frage, dass sie vor Kurzem hier waren – ich würde sagen, in den letzten fünf Jahren.«

      Was noch bleibt, deutet auf die frühere Pracht des Tempels hin. Es gibt Wandmalereien, deren Farben immer noch sichtbar sind und die eine noch unidentifizierte drakoneische Königin darstellen, die an Ritualen zum Erhalt ihres Reichs teilnimmt. An der Hinterseite der Kammer steht eine leere Truhe für Tafeln vom »Ursprungstyp«, die freistehend gelassen wurde, nachdem das umgebende Gestein weggehauen worden war. Scherben, die neben der Truhe gefunden wurden, zeigen, dass ihre Seiten einst mit geflügelten Sonnenscheiben aus bemalter Keramik dekoriert waren, von denen eine während der Entfernung völlig zerbrochen und von den Plünderern zurückgelassen wurde.

      Entdeckungen von geplünderten Stätten werden in den letzten Jahren immer häufiger, weil die Aufregung über den kommenden Kongress von Falchester das öffentliche Interesse an drakoneischen Artefakten auf eine Höhe treibt, die man seit den besten Tagen von Lady Trent nicht mehr erlebt hat. Wie es Joseph Dorak, einer der prominentesten Antiquitätenhändler von Scirland, ausdrückt: »Selbst gewöhnliche Artefakte werden für das Zweioder Dreifache von dem verkauft, was sie vor fünf Jahren erzielt hätten.« Das Interesse wird erwartungsgemäß nur noch steigen, wenn der Kongress näher rückt.

       Von: Alan Preston

       An: Simeon Cavall

       14. Pluvis

       #17 Rue des joncs

       Ecraie, Thiessin

      Lieber Simeon,

      hier ist etwas Sonderbares, an dem du kauen kannst.

      Ich habe vor einigen Tagen einen Brief von Rafaat ibn Hazir aus Sarmizi bekommen. Die übliche Geschichte, Schwierigkeiten mit der Finanzierung und seine endlosen persönlichen Konflikte mit ibn Fulaih – und übrigens, er hofft darauf, dass ich dein Interesse daran wecken kann, eine gemeinsame Expedition zu finanzieren, das Tomphries und das al-Bahatulaam, um einige richtige Ausgrabungen an den Zuchtgehegen von Ribaysah durchzuführen, nicht (ich zitiere) »diese Stümperei, die Viadro in Shahtri gemacht hat« –, aber du und ich können das diskutieren, wenn ich nächste Woche zurück in Scirland bin.

      Jedenfalls hat er natürlich diese ganze Angelegenheit mit Gleinleighs Tafeln erwähnt. Du weißt, wie die Dinge heutzutage in Akhien stehen – ein ständiges Hin und Her zwischen jenen, die mehr über die drakoneische Vergangenheit erfahren wollen, und jenen, die sich Sorgen machen, dass die Ausgrabung auch nur eines weiteren Zylindersiegels bedeutet, dass die moderne drakoneische Bevölkerung heranstürmen und das gesamte Südanthiopien als ihr neues Reich zurückfordern wird. Gerade jetzt liegen Letztere vorn, was bedeutet, dass es im Prinzip keine Patrouillen im Qajr gibt, um Plünderer fernzuhalten.

      Als ich das las, musste ich den Brief weglegen und eine Weile draußen herumlaufen, bis mein Kopf sich abgekühlt hatte. Jedes Mal, wenn die antidrakoneischen Nationalisten die Oberhand gewinnen, verlieren wir zahllose historische Schätze an den Untergrund-Antiquitätenmarkt – nicht, dass es überhaupt möglich ist, diesen zu unterbinden. Es gibt einfach zu viele Stätten, und die einzige Möglichkeit, sie alle zu schützen, wäre es, die gesamte gesunde männliche Bevölkerung von Akhien als Wächter arbeiten zu lassen. Aber es ist eine Sache, etwas nicht ganz zu schaffen, und eine andere, es überhaupt nicht zu versuchen, so wie die Nationalisten es machen. Ich nehme an, du hast die Nachrichten über jenen Tempel in der Nähe von Djedad gesehen? Zumindest tut die seghayische Regierung, was sie kann, selbst wenn ihnen immer noch etwas durch die Lappen geht.

      Mein einziger Trost ist, dass der westliche Qajr so unfruchtbar und abgelegen ist – ganz zu schweigen davon, dass ihm offensichtlich attraktive Ziele fehlen, wie sie das Labyrinth der Draken besitzt –, dass die Plünderer ihn so herausfordernd zu plündern finden werden, wie ihn die Armee zu patrouillieren findet.

      Dann machte ich mich wieder an Rafaats Brief. Nur um festzustellen, dass er sich beklagte, dass die Akhier nicht einmal ihre eigene Expedition in die Region aufstellen können! Sie würden dort gerne suchen und nachsehen, ob jener Hort das Einzige dort war … Aber wie sich herausstellt, war die Berechtigung, die man Lord Gleinleigh verkauft hat, für das exklusive Recht auf Ausgrabung und Sammlung in jenem Teil des Qajr. Für die nächsten drei Jahre.

      Bevor du dir beim Zähneknirschen einen Zahn abbrichst, lass mich dir jedoch den Rest davon erzählen.

      Natürlich war ich entrüstet. Die Nationalisten haben letztes Jahr einen von ihnen damit beauftragen lassen, sich um die Berechtigungen zu kümmern. Ich denke, er muss auf Gleinleighs dilettantische Art gesetzt haben, dass er aufgeben würde, bevor seine Leute irgendetwas finden würden, oder vielleicht hat er einfach angenommen, dass es dort überhaupt nichts zu finden gäbe. Jedenfalls sind die einzigen anderen Leute, die jenes Gebiet erkunden können, bis diese Zeit abgelaufen ist, Plünderer.

      Ja, der Gedanke ist mir durch den Kopf geschossen. Aber bevor ich mich selbst dazu bringe, das Gesetz zu brechen und Leute anzuheuern, um in unserem Auftrag verdeckte Ausgrabungen durchzuführen, dachte ich, ich könnte vielleicht zumindest die direkte Herangehensweise versuchen. Also bin ich heute Morgen, nachdem ich gehört hatte, dass er in der Stadt ist, zu einem Gespräch mit Gleinleigh gegangen.

      Ich hatte nicht erwartet, dass irgendetwas dabei herauskommt. Das Treffen war nur eine Möglichkeit, mich selbst zu überzeugen, kein Benzin in das Feuer zu gießen, das der illegale Markt ist. (Erst einmal würdest du mir die Freundschaft kündigen, nachdem ich das Tomphries dazu gedrängt habe, jenes


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