INSEL DER URZEIT. Rick Poldark

INSEL DER URZEIT - Rick Poldark


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Reptilien«, zählte Ernest auf. »Doch diese Wesen hier passen zu keiner bekannten Art.«

      »Sie denken doch nicht etwa, dass Sie es hier mit Dinosauriern zu tun haben, oder?«, prustete Peter feixend. Tracey stimmte mit ein und kicherte. Doch sonst lachte niemand am Tisch.

      Peter errötete verlegen. »Oh, kommen Sie schon! Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.«

      Brad zuckte mit den Schultern. »Vor einem Moment haben Sie auch noch nicht geglaubt, dass es noch unbekannte Inseln auf der Welt gibt.«

      »Guter Einwand«, sagte Tracey und wirkte nun fassungslos. Sie stand auf und näherte sich dem Monitor. Kurz davor hielt sie inne und sah Brad Oster an. »Darf ich?«

      Er nickte. »Natürlich.«

      Tracey ging mit dem Gesicht so nahe wie möglich an den Bildschirm heran und strengte ihre Augen an, um die Tiere genauer betrachten zu können. »Ist das die beste Auflösung, die Sie herstellen konnten?«

      »Ich fürchte ja«, antwortete Ernest.

      »Also, damit ich das richtig verstehe«, sagte Peter, der immer noch ruhig auf seinem Stuhl saß. »Sie haben uns hierher eingeladen, damit wir diese Tiere auf den Fotos bestimmen, weil Sie glauben, dass es sich dabei um Dinosaurier handeln könnte?«

      »Wir wissen nicht, was wir da aufgenommen haben«, antwortete Ernest. »Wir hatten allerdings gehofft, dass Sie diese Tiere direkt von Angesicht zu Angesicht auf der Insel identifizieren würden.«

      »Sieh dir mal diese Formen an«, sagte Tracey, die den kurzen Austausch komplett ignorierte. »Schau dir den Körperaufbau an. Entweder haben sie wirklich extrem kurze Hälse, oder sie beugen sich die ganze Zeit nach unten, und mehrere Tiere derselben Art treten immer zusammen auf.« Sie betrachtete das dritte Bild noch länger als die anderen. »Diese hier sehen anders aus. Sie wirken gedrungen und sind vielleicht gehörnt. Das lässt sich nicht so genau sagen.«

      Peter schnaubte. »Ich bitte dich, Tracey. Diese Fotos haben ungefähr die gleiche Qualität wie die vom Loch-Ness-Monster.«

      »Es sind Pflanzenfresser«, fuhr sie fort und ging einfach über Peters Bemerkung hinweg.

      »Woran erkennen Sie das?«, fragte Ernest fasziniert.

      »Größere fleischfressende Theropoden sind Einzelgänger. Sie würden also zwischen den Beutetieren nur ein Exemplar davon sehen oder vielleicht zwei. Die Fleischfresser wie die Velociraptoren oder Deinonychus, die in Rudeln gejagt haben, waren deutlich kleiner als die Tiere, die wir hier sehen.«

      Brad Oster und David Lennox tauschten ein Lächeln aus.

      »Wie ich sehe, haben Sie eine gute Wahl getroffen«, sagte Brad zu David.

      »Die beiden sind die Besten auf ihrem Gebiet«, versicherte David ihm strahlend.

      »Sie haben vielleicht ein paar unbekannte Pflanzenfresser gefunden«, warf Peter ein. »Aber wir sind Spezialisten für Fleischfresser, speziell für das Fressverhalten von Theropoden. Wir werden Ihnen also nicht groß weiterhelfen können.«

      »Sehen Sie, genau das ist der springende Punkt«, entgegnete Ernest. »Was wir Ihnen gezeigt haben, sind die einzigen Bilder der Fauna auf dieser Insel. Es ist sozusagen nur eine Momentaufnahme. Wir wissen nicht, welche anderen Tierarten es dort vielleicht sonst noch gibt.«

      Tracey kehrte zu ihrem Platz neben Peter zurück. »Wo Beutetiere sind, gibt es normalerweise auch Raubtiere.«

      »Ganz genau«, sagte Ernest, erfreut darüber, dass sie seinen Gedanken so gut folgen konnte. »Wenn wir ein Team von Geophysikern auf die Insel schicken, wollen wir vorbereitet sein, falls diese auf … was haben Sie gesagt … Theropoden oder etwas in der Art stoßen.«

      »Sollte Ihr Team wirklich auf Theropoden stoßen, haben Sie so oder so ein Problem«, erwiderte Peter.

      »Ich dachte, Sie glauben nicht, dass wir es mit Dinosauriern zu tun haben«, sagte David.

      Dieser Einwand erwischte Peter offenbar kalt. »Ich … ich glaube nach wie vor nicht daran«, stotterte er.

      »Lassen Sie uns für einen Augenblick einfach mal annehmen, dass es dort unten Raubtiere gibt …«, meinte David. »… Fleischfresser. Wer könnte unser Team besser beraten als Sie beide?«

      Peter hob abwehrend beide Hände. »Wenn es dort tatsächlich riesige lebendige Fleischfresser gibt, will ich auf keinen Fall auf derselben Insel mit ihnen sein.«

      »Das Erkundungsteam wird von einem voll bewaffneten Security-Team begleitet werden«, versicherte ihm Ernest.

      »Kommen Sie schon, Dr. Albanese«, mischte sich David wieder ein. »Das ist doch eine einzigartige Gelegenheit, neue Arten entdecken zu können. Wenn es sich tatsächlich um Dinosaurier oder etwas ähnliches handelt, bekommen Sie hiermit die beispiellose Gelegenheit, diese katalogisieren und dokumentieren zu können.«

      »Warum ist Poseidon Tech so interessiert an neuen Arten?«, fragte Tracey.

      Brad Oster beugte sich in seinem Sitz nach vorn. »Das sind wir nicht. Aber wir haben eine Vereinbarung mit der vietnamesischen Regierung, nach der wir nur bezahlt werden, wenn wir den Flugschreiber finden. Haben wir keinen Erfolg dabei, verlieren wir eine erhebliche Menge an bereits investiertem Geld. Deshalb stellen wir Berater wie Sie und ein voll ausgerüstetes Security-Team ein, um unsere Investitionen schützen zu können.«

      Peter hob eine Augenbraue. »Berater? Was für Berater?«

      »Neben Ihnen haben wir noch zwei Tropen-Biologen, einen Jäger beziehungsweise Fährtenleser und natürlich das Security-Team, das aus ehemaligen Army-Soldaten besteht, an Bord. Alle sind sehr gut ausgebildet.«

      »Also Söldner«, sagte Peter trocken.

      Tracey beugte sich nun ihrerseits gespannt vor. »Was ist mit uns? Was geschieht, wenn wir tatsächlich neue Arten finden?«

      »Ihr oberstes Ziel soll es sein, das Erkundungsteam zu beraten, damit es nicht in Schwierigkeiten gerät, während es versucht, das Wrack zu lokalisieren«, erklärte Ernest.

      »Daneben haben Sie vollkommene Freiheit. Was auch immer Sie finden und dokumentieren, gehört komplett Ihnen«, fügte Brad hinzu.

      »Wenn Sie damit so viel Geld verdienen wollen, hoffe ich doch, dass Sie mehr zu bieten haben als nur eine Gelegenheit zu forschen«, wandte Peter ein.

      Brad Oster nickte David zu, der daraufhin zwei Umschläge zu Peter und Tracey schob. »Wir sind bereit, Ihnen ein äußerst großzügiges Angebot zu machen. Der erste Scheck im Umschlag sind die 30.000 Dollar, die wir jedem von Ihnen für das heutige Treffen zugesagt haben. Der zweite ist unser Angebot für Sie, wenn Sie sich bereit erklären, sich dem Team auf der Insel anzuschließen. Die Summe verdoppelt sich, wenn wir damit Erfolg haben, das Wrack zu lokalisieren und den Flugschreiber nach Hause zu bringen.«

      Peter starrte auf seinen Umschlag, so als könne dieser jeden Moment hochspringen und ihn beißen. Tracey hingegen öffnete ihren und betrachtete den ersten Scheck. Als sie ihn hinter den zweiten schob, schnappte sie unwillkürlich nach Luft.

      Peter sah sie besorgt an. »Was ist los?«

      »Das ist aber eine mächtig große Zahl«, sagte sie fassungslos.

      »Wie viel denn?« Peter öffnete seinen Umschlag nun auch und zog schnell den zweiten Scheck heraus. Kurz darauf traten seine Augen fast aus dem Kopf. »Ach du lieber Himmel.«

      »Ich nehme mal an, das bedeutet, dass Sie interessiert sind?«, fragte David lächelnd.

      »Ich … ich … ich …«, stammelte Peter.

      »Wir müssen zuerst darüber nachdenken«, sagte Tracey betont ruhig.

      »Selbstverständlich, Dr. Moran. Dieses Angebot läuft allerdings ab, sobald Sie diesen Raum verlassen.«

      »Wir haben Verpflichtungen gegenüber der Universität einzuhalten«, platzte Peter heraus, der immer noch vollkommen entgeistert war. »Wir haben


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