Kinderärztin Dr. Martens Box 1 – Arztroman. Britta Frey

Kinderärztin Dr. Martens Box 1 – Arztroman - Britta Frey


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Knut, mir soll es recht sein. Aber was das Essen betrifft, kannst du jeden Tag deine Mittagsmahlzeit bei uns in der Kantine zu dir nehmen. Unsere Marike Schriewers ist eine ausgezeichnete Köchin und sorgt dafür, dass jeden Tag zwei oder drei verschiedene Gerichte auf dem Plan stehen, davon abgesehen noch die verschiedenen Diäten für einige unserer Patienten. Es ist also nicht nötig, dass du auf das Mittagessen ganz verzichtest oder zu den Hauptmahlzeiten in den Heidekrug fährst. Ich habe dir dieses Angebot ja auch gestern schon unterbreitet. Es liegt ganz bei dir.«

      »Ich danke dir, Liebes, ich werde es morgen tun. Für heute ist es schon zu spät, und ich fahre mit dir in das Gasthaus von gestern. Es ist dir doch recht, nicht wahr?« Zärtlich sah er sie an.

      So fuhren sie zuerst zu dem Gasthaus in der Nähe des Heidesees, und während Hanna nur ein Glas Wein trank, aber nichts essen wollte, verzehrte Knut eine leichte warme Mahlzeit.

      Anschließend fuhren sie zur Klinik zurück und stellten den Wagen ab, um noch ein wenig durch die abendliche Heide zu spazieren.

      Ein Weilchen sprachen sie über Sven und darüber, was Malte Dornbach bei seinen Untersuchungen festgestellt hatte. Doch plötzlich blieb Knut stehen und zog Hanna in seine Arme.

      »Ich bin so glücklich, dich jetzt an meiner Seite zu wissen, du mein Liebes. Ohne dich wäre für mich alles noch viel schwerer zu ertragen. Ich liebe dich, ich brauche dich, mein Liebes.« Zärtlich fuhren seine Lippen über ihre Stirn, ihre Augen und legten sich voller Leidenschaft auf ihren lockenden Mund.

      Hanna schmiegte sich gegen ihn, und voller Hingabe erwiderte sie seinen Kuss. Erst nach einer kleinen Ewigkeit lösten sich die beiden Lippenpaare voneinander, und Knut raunte leise in ihr Ohr: »Oh, Hanna, wie sehr liebe ich dich. Ich kann es kaum noch erwarten, für immer mit dir zusammen zu sein. Sag, fühlst du das Gleiche? Sag, dass auch du mich liebst.«

      »Du dummer Mann, du. Fühlst du es denn nicht, dass ich dich liebe?«, gab Hanna mit leiser Stimme zurück und schmiegte sich noch enger in seine Arme.

      »Ist das wirklich wahr, meine kleine Geliebte? Du machst mich damit zum glücklichsten Mann. Ich freue mich schon auf den Tag, an dem ich dich für immer mit zu mir nehmen kann. Nur noch für Sven und mich wirst du dann da sein. Es wird eine herrliche Zeit. Wenn der Herr im Himmel meine Gebete erhört und Sven durch eine Operation wieder gesund wird, wird unserem neuen Glück nichts mehr im Wege stehen. Ich halte dich fest und lass dich niemals wieder von mir fort.« Erneut legten sich seine Lippen zu einem leidenschaftlichen Kuss auf ihren Mund.

      In Hanna war plötzlich eine unbewusste Sperre. Sanft befreite sie sich aus seinen Armen und fragte leise: »Nur noch für dich und Sven, Knut? Du vergisst dabei, dass ich einen Beruf habe, den ich liebe. Wenn wir für immer zusammenbleiben wollen, müssen wir auch da eine gute Lösung finden.«

      »Als meine Frau brauchst du selbstverständlich deinem Beruf nicht mehr nachzugehen, Liebes. Ich besitze eine eigene kleine Villa, und ich kann so für dich sorgen, dass es dir niemals an etwas fehlen wird.«

      »Meinen Beruf aufgeben, Knut? Nein, das werde ich nicht, das kann ich nicht. Ich liebe diese Arbeit, bei der ich kranken Kindern helfen kann.«

      »Du hast dann unseren Jungen, dem du zu jeder Zeit helfen kannst, Hanna.«

      »Das reicht mir nicht, Knut.«

      »Wenn du mich wirklich liebst, Hanna, dann musst du dich entscheiden. Du hier und ich mit dem Jungen in Hannover, das würde nicht gut gehen, ich wäre auch nicht damit einverstanden. Du musst also wählen. Entweder Sven und ich oder dein Beruf.«

      In Hanna war auf einmal eine tiefe Traurigkeit. Wie hart und kalt Knuts letzte Worte geklungen hatten! War das noch derselbe, der sie Augenblicke zuvor voller Leidenschaft geküsst hatte? Er gab vor, sie zu lieben, und stellte sie zugleich vor eine so schwere Entscheidung.

      Mit unendlich trauriger Stimme sagte sie leise: »Ich möchte heim, Knut. Ich brauche Zeit, um über das nachzudenken, was du gerade gefordert hast. Ich liebe dich von ganzem Herzen, und ich habe auch deinen Jungen schon sehr in mein Herz geschlossen. Aber meinen Beruf liebe ich auch. Es ist etwas viel auf einmal, was du da von mir verlangst.«

      »Hanna, Liebes, ist es wirklich zu viel, wenn ich dich mit niemandem teilen möchte, dich ganz für mich allein will?«

      »Bring mich heim, ich möchte heute nicht mehr darüber reden, Knut. Lass mir Zeit, ich werde dich wissen lassen, wie ich mich entscheide.«

      »Bitte, Hanna, wir können doch jetzt nicht so auseinandergehen. Wir lieben uns doch.«

      Hanna hätte am liebsten hinausgeschrien, dass sie ihn liebte. Und doch waren ihre Lippen verschlossen. Die tiefe Enttäuschung, die seine egoistischen Worte in ihr ausgelöst hatten, war größer. Nur mit Mühe konnte sie die Tränen zurückhalten, die ihr plötzlich in die Augen steigen wollten.

      Es war nur gut, dass es schon so dunkel war.

      Sie ließ es zu, dass Knut einen Arm um sie legte und sie sicher durch die Dunkelheit zur Klinik zurückbrachte.

      »Hanna, bitte, lass uns doch nicht so auseinandergehen«, bat er mit rauer Stimme und wollte sie vor dem Klinikgebäude noch einmal in seine Arme ziehen.

      Doch Hanna sagte mit tonloser Stimme: »Lass mir Zeit, Knut, du hast mir mit deinen Worten sehr weggetan. Ich muss jetzt allein sein.«

      Hastig wandte sie sich von ihm ab und eilte, ohne sich noch einmal umzudrehen, ins Innere der Klinik.

      Schwester Dorte, die noch eine Viertelstunde Dienst in der Aufnahme vor sich hatte, sah verwundert hinter ihrer jungen Chefin her, die sie überhaupt nicht wahrgenommen zu haben schien. So etwas war vorher noch nie vorgekommen.

      *

      Kay saß noch im Wohnzimmer vor dem Fernsehapparat und sah sich eine wissenschaftliche Sendung an, als Hanna eintrat.

      »Nanu, Hanna, schon so früh zurück? Mit dir habe ich um diese Zeit noch nicht gerechnet.«

      Als er nicht sofort eine Antwort von Hanna bekam, sah er ihr etwas genauer ins Gesicht.

      »Was ist geschehen, Schwesterherz? Überglücklich schaust du ja nicht gerade aus.«

      »Bitte, Kay, ich kann heute noch nicht darüber reden. Ich muss erst selbst mit mir ins Reine kommen. Entschuldige, aber ich möchte mich gleich zurückziehen. Gute Nacht.«

      Verdutzt sah Kay auf die Tür, die Hanna in diesem Moment hinter sich zuzog. Es sah ganz so aus, als hätte sie sich mit ihrem Knut gestritten. Er konnte sich nicht erinnern, Hanna schon einmal in einer derartigen Verfassung gesehen zu haben. Das fing mit den beiden ja gut an. Aber Kay konnte sich denken, wo das eigentliche Problem lag. Knut Berkel war ein Bankmensch, und Hanna war mit Leib und Seele Ärztin. Da er sich nicht vorstellen konnte, dass Hanna ihren Beruf aufgeben wollte, musste es über kurz oder lang zu Komplikationen kommen. Aber vielleicht lag er mit seiner Vermutung völlig falsch. Wie auch immer, er war nur ihr Bruder, er würde sich auf keinen Fall in ihre Angelegenheiten einmischen. Er wünschte seiner Schwester, dass es sich nur um eine vorübergehende Missstimmung handelte. Hanna war doch noch gestern so glücklich.

      Da Kay sich nicht mehr auf die laufende Sendung konzentrieren konnte, schaltete er den Fernseher aus und ging zu Bett.

      Für Hanna war an diesem Abend und in der folgenden Nacht nicht an Schlaf zu denken. Immer und immer wieder hörte sie Knuts Worte in ihren Ohren, als er sagte: Du musst also wählen. Entweder ich und Sven oder dein Beruf. Sie konnte und wollte es nicht begreifen. Wollte er seine Liebe von ihrem Beruf abhängig machen? Konnten sie denn eine Ehe und ihren Beruf nicht aufeinander einstellen? Es gab so viele Menschen, so viele Ehen, in denen beide Partner einem Beruf nachgingen und trotzdem sehr glücklich miteinander waren. Hannover war kein Katzensprung, aber doch nicht aus der Welt.

      Entweder ich und Sven oder dein Beruf. Wie konnte er nur eine solche Forderung stellen? War das seine Liebe?

      Ruhelos wälzte sich Hanna in den Kissen und kämpfte mit sich. Sie liebte Knut von ganzem Herzen und konnte sich eine Zukunft, ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Aber ihr Glaube an


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