Der Club der Unzertrennlichen - Skandinavien-Krimi. Elsebeth Egholm

Der Club der Unzertrennlichen - Skandinavien-Krimi - Elsebeth Egholm


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Sicherheitsgurt, und auch Isabel hinten schnallte sich an. Sie hatte ganz vergessen, dass Mette Auto fuhr wie andere Leute auf dem Rummelplatz Autoscooter.

      Sie waren länger im Gasthaus geblieben, als sie erwartet hatten. Isabel hatte eingesehen, dass sie die für den folgenden Tag angesetzte Probe mit einem der Geiger des Konservatoriums absagen musste. Sie hatte im Grunde auch gar keine Lust, nach Kopenhagen zurückzufahren. Und auch Pernille schien nicht von Heimweh nach ihrer Wohnung in der Tunøgade geplagt zu werden.

      »Dann kommt doch mit«, hatte Mette gesagt. »Für eine, die Henkell Trocken mag, ist immer Platz.«

      »Freixenet«, korrigierte Pernille, die nicht einmal im Traum auf die Idee kommen würde, Henkell Trocken zu trinken, was Mette übrigens sehr gut wusste.

      »Das wird uns nicht auseinander bringen«, sagte Mette friedlich.

      Im Wagen schwieg Pernille eine Weile, während Mette erst zu Mackies Pizzeria und dann zum Haus in Risskov fuhr. Eine nervöse Anspannung schien sich der Freundinnen bemächtigt zu haben.

      »Ich hoffe, sie hat sich noch verlieben können«, sagte Mette plötzlich.

      »Wer denn?«, fragte Isabel, die genau wusste, von wem hier die Rede war.

      »Ich glaube nicht, dass Solveig jemals richtig verliebt war. Nicht in den Jahren, in denen ich sie gekannt habe.«

      Das stimmte. Das wusste Isabel. Sie starrte in die Oktoberdunkelheit und auf die sparsame Straßenbeleuchtung. Es hatte Männer gegeben, natürlich hatte es das. Aber niemals hatte sie Solveigs Augen mit dieser besonderen Glut leuchten sehen; niemals hatten sie ihren selbstständigen eigenen Tanz aufgeführt, wie verliebte Augen das nun einmal machen, ob wir das wollen oder nicht.

      Isabel dachte daran, wie lange sie selber schon nicht mehr verliebt gewesen war. Wenn sie jetzt sterben müsste, würden die anderen vielleicht auch sie bedauern.

      Pernille murmelte eine unverständliche Bemerkung. Sie ist müde, dachte Isabel. Sie waren alle müde. Vielleicht hätte sie doch lieber gleich nach Kopenhagen zurückfahren sollen.

      Mette blinkte und bog in eine stille Wohnstraße ab.

      »Hier sind wir. Nicht Villa, Volvo und Wauwau, sondern Kids, Carport und Katze«, sagte Mette in betont munterem Tonfall. Sie fügte hinzu: »So drückt mein Mann das immer aus.«

      Isabel hatte die Familie in Risskov nur wenige Male besucht. Zum einen war sie nicht gerade begeistert von Mettes Mann, Donald. Zum anderen war sie auch von Siamkatzen nicht gerade begeistert. Und da Mette sieben zur Zucht – und bisweilen mehrere Würfe Junge – hatte, empfand sie das als akzeptable Entschuldigung für sich. Wenn sie dann noch auf die beiden Kinder verwies, auf die neunjährige Marie, die von ebenso undurchschaubarem Wesen war wie ihr Vater, und auf Malthe, der noch zu klein war, um ihr besonders viel zu sagen, dann wurde die Entschuldigung vielleicht noch besser. Aber so gut sie auch sein mochte, sie war eben doch nur eine Entschuldigung.

      Die Katzen hatte sie ansonsten total vergessen. Was die Katzen aber nicht lange hinnahmen. Kaum hatten die drei Freundinnen das Haus betreten, als auch schon drei blauäugige, silberglänzende Wesen auf sie zujagten und sich an Mettes Beinen anschmiegten, während sie die Fremden aus feindseligen, saphirblauen Augen musterten. Ihr Miauen brachte die Luft zum Zittern.

      »Hallo, Barnaby, he, Oliver und Dodger«, grüßte Mette, während die Katzen sie in ihr unsichtbares Netz aus Zuneigung einspannen. Die anglophile Mette hatte sie allesamt nach Personen aus den Romanen von Charles Dickens benannt.

      »Ja, du meine Güte, da haben wir ja den ganzen Leichenzug«, sagte eine Stimme hinter ihnen. Isabel drehte sich um.

      »Hallo, Donald, long time, no see.«

      Mettes Mann trat einen Schritt vor. Instinktiv wich Isabel einen Schritt zurück. Pernille erhielt den ersten Wangenkuss. Danach ließ auch Isabel ihre Wangen kurz streifen. Donalds Haut war glatt und duftete nach irgendeinem schweinisch teuren Wässerchen.

      »Das mit eurer Freundin tut mir Leid.«

      Er schien das Wort »Freundin« mit einer für Isabels Ohren spöttischen Distanz auszusprechen.

      »Danke«, murmelte sie. »Es war ein ziemlicher Schock.«

      »Mmm«, sagte er und blickte sie aus seinen viel zu intelligenten Augen an, die sie immer so sehr an die blöden Siamkatzen erinnerten.

      Dieses Gefühl überkam sie wie ein Déjà-vu-Erlebnis. Das Gefühl, das sich immer einstellte und sie durcheinander brachte, wenn sie mit Mette und Donald und den übrigen Angehörigen der Kinder- und Tierwelt dieser beiden zusammen war. Dabei, dachte Isabel, schienen sie allesamt fast unmerklich in einen anderen Tonfall überzuwechseln.

      Er war Amerikaner und er war ungeheuer intelligent. Er war außerdem ein Prahlhans und ein Mistkerl, davon war Isabel ehrlich überzeugt, auch wenn sie von seinem beharrlichen Blick hinter den diskreten Brillengläsern fasziniert war. Diskret und teuer, wie alles an ihm, vom Mulberry-Halstuch bis zu der breit geriffelten Cordhose, die er garantiert bei Ralph Lauren gekauft hatte, einer anderen von seinen Lieblingsmarken. Wenn er Haare auf dem Kopf gehabt hätte, wäre er sicher der Typ gewesen, der nur zu dem Zweck nach London fliegt, um sie sich schneiden zu lassen. Aber dieses Problem hatte sich gelöst, denn er war zwar in mancher Hinsicht ein gut aussehender Mann, aber er hatte auch eine Vollglatze, was ihn maßlos ärgerte, das wusste Isabel.

      »Bitte, nehmt Platz. Seine Hoheit hat sich schon gesetzt«, forderte Donald sie auf und flatterte mit ausgestrecktem Arm in Richtung Küche davon. Dort saß ein Baby in einem hohen Kinderstuhl und schaute die Besucherinnen mit ernster Miene an.

      »Setzt euch doch einfach ins Warme«, fügte Mette atemlos hinzu, während sie ihren Mantel an einen Haken hängte. »Marie und ich müssen noch schnell die Raubtiere füttern.«

      Sie verpasste ihrem Sohn einen lauten Schmatz und lief, gefolgt von den Katzen, über den Flur zur Waschküche. Das ungeduldige Geschrei der Tiere hallte im ganzen Haus wider.

      Über Donald ließ sich vieles sagen, aber Gäste brauchten bei ihm niemals lange zu darben.

      »Wir können sicher schon mal anstoßen, auch wenn die Gnädige noch mit Füttern beschäftigt ist«, sagte Donald. Er schenkte Rotwein ein, trank ihnen höflich zu und erkundigte sich nach der Beerdigung. Pernille erzählte bereitwillig. Isabel merkte, dass der Wein ihr bis in die Zehen hinunter gut tat und dass von unten die Wärme in ihr aufstieg. Versuchsweise griff sie nach Malthes kleiner Hand. Die schob sich weich und willig in ihre, während der Kleine mäuschenstill dasaß und die Gäste anstarrte. Er hatte ungeheure Ähnlichkeit mit Mette. Klein, schmächtig und dunkelhaarig, aber mit einem alabasternen Schimmer auf der Haut.

      »Er hat ihren Teint«, sagte Donald, als habe er Isabels Gedanken gelesen.

      »Wessen Teint?«

      Mette kam zurück, gefolgt von Marie.

      »Deinen, mein Schatz. Schneewittchen an einem frostklaren Tag.«

      Marie schnaubte verächtlich und lehnte sich an den Rahmen der Küchentür.

      »Komm herein, und sag Guten Abend«, sagte Mette lächelnd. »An Isabel kannst du dich doch sicher erinnern, oder? Und Pernille kennst du auch.«

      Das Kind rührte sich nicht und starrte zuerst Isabel und dann Pernille an. Sie hatte die Augen ihres Vaters.

      »Hallo«, murmelte sie fast unhörbar und ging dann zum Tisch, um die Pizzakartons zu öffnen.

      »Hast du keine mit Peperoni gekauft, Mette?«

      Isabel hatte immer schon darüber gestaunt, dass Marie ihre Mutter beim Vornamen nannte. Das hatte niemand sie so gelehrt. Sie tat es einfach.

      »Doch, natürlich hab ich. Ist die nicht dabei?«

      »Ich kann sie nicht finden . . . falls du nicht die hier meinst.«

      Marie hielt Mette den Karton unter die Nase.

      »Die sieht doch


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