Hör nie auf zu träumen. Olivia Newton-John

Hör nie auf zu träumen - Olivia Newton-John


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des Gitarrensolos zu „If Not For You“ das Mikrofon um. Wir beließen das Geräusch aber auf der Aufnahme, und ich muss immer noch lächeln, wenn ich es höre.

      Ich muss auch lächeln, wenn ich mich daran erinnere, wie im Studio nebenan die Beatles mit George Martin an ihrem neuen Album bastelten. Ich hatte das Glück, sie alle kennenlernen zu dürfen, weil Bruce mit dieser berühmtesten Band aller Zeiten gut befreundet war. Tatsächlich erzählte er mir, dass Paul McCartney ihm die Verlagsrechte an einem seiner Songs angeboten habe. Paul zog eine Gitarre aus dem Kofferraum und spielte Bruce ein paar Takte vor. Bruce lehnte jedoch ab. Zwar hatte die Nummer damals noch einen anderen Arbeitstitel, doch handelte es sich dabei um „Yesterday“!

      Eines Tages betrat ich das Studio und traf dort John und Yoko an, eng umschlungen. Sie waren jung und verliebt. Eine wunderschöne Erinnerung. Ich sollte Yoko erst Jahre später wiedersehen, als ich mich gerade auf Hochzeitsreise befand. John war da leider schon tot. Was für eine Tragödie.

      Im November 1971, im Alter von dreiundzwanzig Jahren, veröffentlichte ich mein erstes Studioalbum If Not For You. Die gleichnamige Single stammte aus der Feder Bob Dylans und war ein Riesenhit. Auch George Harrison hatte eine Version davon aufgenommen. Londoner Discjockeys und Romantiker allerorten fanden Gefallen daran. Es war ein exzellenter Song für Liebende jeden Alters.

      Jahrzehnte später sollte ich herausfinden, dass es auch der Lieblingssong meines Ehemanns John war.

      Es war aufregend, ein Album auf dem Markt zu haben. Die nächsten Monate vergingen wie im Flug, während ich bei Auftritten in Fernsehshows in ganz Kontinentaleuropa, Großbritannien und Australien vorgestellt wurde. Außerdem tourte ich gleichzeitig als normaler Bühnen-Act. Vielleicht war ich damals ja noch zu jung, um das zu meistern. Ich folgte jedenfalls einem Weg, den ich später bereuen sollte. Es führte letzten Endes dazu, dass Bruce und ich unsere Verlobung auflösten.

      Ich hatte immer nur den allergrößten Respekt vor Bruce. Er half mir dabei, meinen Sound zu erschaffen, und ich werde ihm immer dankbar dafür sein. Bruce war ein sehr lustiger Mann mit einem unglaublichen kreativen Gespür. Außerdem verstand er es, mich zu fördern. Die Bassstimme auf meinen ersten Country-Scheiben war ebenfalls seine Idee. Er half mir dabei, meinen Kleidungsstil zu entwickeln, und brachte mir unterschiedliche Arten von Musik und Essen näher. Ich schulde ihm eine ganze Menge.

      Nach unserer Trennung machte ich Urlaub in Südfrankreich. Am wunderbaren weißen Sandstrand von Monte Carlo saß ich mit meiner australischen Freundin Chantal, mit der ich in London die Wohnung teilte. Sie wollte mir den Cousin ihres Verlobten vorstellen. Aus dem Wasser stieg daraufhin ein sehr großer, sehr blonder und sehr attraktiver Mann, Lee Kramer. Als wir am Abend als Gruppe ausgingen, beugte er sich zu mir rüber und sagte: „Nun, du siehst abends auf jeden Fall besser aus als tagsüber.“

      Meine Aufmerksamkeit hatte er auf jeden Fall!

      Wir ließen den Abend in einem Club ausklingen, und ich war mir sicher, ihn nie wiederzusehen. Am nächsten Tag reiste ich zurück nach England. Und wer saß da plötzlich neben mir im Flugzeug nach London? Lee Kramer! Jahre später gestand er mir, dass er tatsächlich jemanden dafür bezahlt habe, um an diesen Platz zu kommen. Letzten Endes gingen wir ein paar Jahre miteinander, und Lee wurde sogar mein Manager.

      Meine Karriere verlief weiterhin erfolgreich. 1974 trat ich sogar beim Eurovision Song Contest auf. Ich wurde gebeten, das Vereinigte Königreich zu vertreten, und stellte jede Woche in der Cliff Richard Show einen neuen Song vor. Das Publikum musste dann daraus seinen Favoriten küren. Schlussendlich erreichte ich den vierten Platz beim Eurovision Song Contest dieses Jahres. Sieger wurden die unglaublich begabten ABBA mit ihrem Song „Waterloo“. Ich liebte ABBA, und wir wurden bald Freunde.

      Das war schon ein toller Moment in meiner Karriere. Leider aber nicht in meinem Privatleben. Das lag nach der Trennung von Lee nämlich in Scherben. Für kurze Zeit kamen Bruce und ich noch einmal zusammen, doch das hielt auch nicht lange.

      Wieder Single, konnte ich auf ein paar Ablenkungen zählen. Eines Tages rief mich Russ Regan, Leiter der Plattenfirma UNI, wegen meines Songs „If Not For You“ an. Russ würde mich später dazu ermutigen, den Schritt nach Amerika zu wagen, wofür ich ihm ewig dankbar sein werde. Er ist kürzlich verstorben, leider noch bevor ich ihm für seine ermutigenden Worte damals danken konnte.

      „Schätzchen, du hast da einen Hit“, sagte er. „Dein Hit steht in den Billboard-Charts auf Platz 25. Du musst unbedingt hierherkommen!“

      Damit war das auch geklärt. Nächster Halt: Amerika!

      Das Angebot, nach Amerika zu reisen, erreichte mich zu einer Zeit, als ich mich gerade trotz meiner aktuellen Trennung in London einlebte. Ich verabschiedete mich von meinem kleinen Traumhaus, dem ersten, das ich von meinem eigenen Geld gekauft hatte. Es war ein altes englisches Cottage mit einem Garten nach hinten, den ich mit großem Vergnügen wieder in Schuss brachte. Am schwersten fiel es mir aber, meine lieben Hunde in die Obhut einer Familie auf dem Land zu geben. Dann musste ich mich von meiner Mum verabschieden und um die halbe Welt reisen – dorthin, wo ich keinen einzigen Menschen kannte.

      Ein paar vergossene Tränen und innige Umarmungen später saß ich dann auch schon im Flugzeug.

      Im Fernsehen zu singen galt als die beste Methode, der Öffentlichkeit einen Song näherzubringen. Einen meiner ersten Auftritte hatte ich in einer sehr populären Show, die von einer echten Legende moderiert wurde. Es war schon sehr aufregend, „If“ in der Dean Martin Show zu singen. In derselben Folge sang ich noch ein Medley aus „Just a Little Lovin’“ und „True Love“ gemeinsam mit dem alten „Rat Pack“-Haudegen. Das war also mein erster Auftritt in Amerika!

      Dean wirkte auf mich äußerst liebenswert und sogar ein wenig schüchtern. Ich war ja so jung und ängstlich, doch er lockerte mich rasch auf. Er behandelte mich wie seinesgleichen und kannte sogar ein paar meiner Songs. Plötzlich verflog meine Angst, und wir fingen an, zusammen zu singen. Seine freundliche Art half mir, den Moment zu überstehen. Ich lächelte, als er an einem Getränk nippte, welches das Publikum vermutlich für Whisky hielt. Es war aber dunkler Eistee, und er war stocknüchtern.

      Gefühlte Augenblicke später – in Wirklichkeit vergingen ein paar Wochen – fand ich mich in einem anderen Studio wieder und sang für Andy Williams in seiner Show. Auch er war außerordentlich entgegenkommend – ebenso wie Bob Hope, auch eines meiner amerikanischen Idole. Später in meinem Leben, als Chloe zur Welt gekommen war, schickte Bob ihr ein Geschenk.

      Ich konnte es kaum fassen, mit all diesen Legenden singen zu dürfen. Sie waren liebenswerte Männer, die ich stets bewundert hatte.

      Obwohl meine amerikanische Reise in New York begann, gehörte mein Herz schon bald Kalifornien. Es unterschied sich radikal von Manhattan, wo mich das schroffe Verhalten der Leute in den Geschäften schockiert hatte. „Was wollen Sie?“, hieß es da. Als das zum ersten Mal jemand zu mir sagte, brach ich glatt in Tränen aus. Ich musste mich wohl erst akklimatisieren.

      Irgendwann ließ ich mich dann in Los Angeles nieder. Es erinnerte mich an Australien:


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