Hör nie auf zu träumen. Olivia Newton-John

Hör nie auf zu träumen - Olivia Newton-John


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urkomisch war. Nun, es heißt, Mathematik und Musik seien miteinander verwandt, und zum Glück gelang es mir, wenigstens eines von beidem zu meistern.

      Sollten alle Stricke reißen, dann könnte ich ja immer noch Ställe ausmisten. Und das tue ich schließlich heute noch für meine beiden Miniaturpferde Harry und Winston.

      Unglaublich, aber wahr: Auch am Schulfach Musik biss ich mir an der Highschool die Zähne aus und erhielt für das Singen vom Blatt die schlechteste Note. Es ist mir zwar peinlich, aber ich kann das heute noch nicht sonderlich gut. Das Hauptproblem bestand damals darin, dass ich meinen Kopf woanders hatte und mich nach der Scheidung meiner Eltern nicht konzentrieren konnte. Obwohl ich in der Lage war, Musik nach dem Gehör zu erfassen, war ich nur halbherzig bei der Sache, weil ich an andere Dinge dachte.

      Das war aber bloß ein Vorgeschmack auf meine Beziehung zur Highschool. Es fällt schwer, sich zu fokussieren, wenn man emotional nicht im Gleichgewicht ist. Der Riss, der durch unsere Familie ging, verunsicherte mich.

      Meinen Frieden fand ich schon seit je in der Musik und im Schreiben von Gedichten. Es dauerte auch nicht lange, bis ich begann, meine Gedichte zu vertonen. Meinen ersten Song überhaupt schrieb ich mit der Tochter meiner Patentante Pearl, Cara. Da war ich etwa zwölf Jahre alt.

      Why, oh, why did you go away from me?

      It seems like years to me.

      Why does it have to be?

      My heart is a-breaking.

      ’Cause you’ve been a-taking.

      The love you said was meant for me.

      And darlin’, love ain’t meant for three.

      Rückblickend sind das für eine Zwölfjährige ganz schön heftige Zeilen!

      Mit fünfzehn dreht sich das Leben der meisten Mädchen um Schule, Jungs und gelegentliche Streitereien mit ihren Müttern. Ich hatte jedoch keine Zeit für die üblichen Neurosen eines Teenagers – abgesehen von den Auseinandersetzungen mit meiner Mum natürlich. Nach meinem Erfolg bei Kevin Dennis Auditions wurde ich für die TV-Sendung The Happy Show als eine Art Übergangslösung engagiert. Ich übernahm darin die Rolle der Luv’ly Livvy als Ersatz für die Darstellerin der Luv’ly Ann, die während der Weihnachtsfeiertage heiratete. Ich erzählte Geschichten, sang, tanzte und verteilte Preise an meine Weggefährten Princess Panda, Happy Hammond und Cousin Roy. Dabei handelte es sich um einen fantasievollen, vergnüglichen Spaß, und ich wollte gar nicht mehr damit aufhören.

      Das Lampenfieber war vergessen. Die Kinder im Publikum waren ja so begeistert und lieb! Außerdem war es spannend, in einem echten Fernsehstudio zu drehen. Als dann Luv’ly Ann aus den Flitterwochen zurückkehrte (verdammt!) und es an der Zeit war, mein Livvy-Kostüm an den Nagel zu hängen, blieb mir allerdings nicht allzu lange Zeit, um traurig sein.

      Im Handumdrehen wurde mir schließlich ein Vollzeit-Job in einer Show mit dem Titel Time for Terry angeboten, die von dem Iren Terry O’Neill moderiert wurde. Dort sollte ich gemeinsam mit meinem neuen Freund Ian singen.

      Kurz etwas zum Thema „fester Freund“: Mein Vater war immer dagegen, dass ich mich mit Jungs verabredete, wohingegen meine Mutter da ein wenig nachsichtiger schien. Zwar war sie eigentlich auch nicht wirklich dafür, doch befand ich mich nun in einem Alter, in dem Grenzen ausgetestet wurden.

      Ein fester Freund war nicht das einzige Zeichen dafür, dass ich erwachsen wurde. So verschoben sich meine Grenzen auch, als mir gestattet wurde, nach Sydney zu reisen, um an einer weiteren Talentshow teilzunehmen. Sie hieß Sing, Sing, Sing. In Melbourne hatte ich dafür vorgesungen. Gastgeber war kein Geringerer als Johnny O’Keefe, Australiens Elvis Presley! Zu seinen Hits zählten „Wild One“ und „Shout!“. Johnny hatte dramatisch gelocktes blondes Haar, das er nach hinten kämmte, und ein breites Draufgänger-Lächeln, mit dem er alle jungen Australierinnen ins Schwärmen und zum Kreischen brachte.

      Ich war aufgeregt, Johnny zu treffen – ganz zu schweigen davon, für ihn zu singen! Damals fand man es nicht seltsam oder gar gefährlich, an einem anderen Ort als in einem Fernsehstudio vorzusingen. Ian begleitete mich auf Johnnys Hotelzimmer, wo ich vor dem Aussie-Elvis und seinem Produzenten zusammen mit Ian an der Gitarre eine gut einstudierte Version von „Summertime“ vortrug. Als wir fertig waren, sagte Johnny: „Du hast es drauf.“

      Ich erinnere mich noch, dass er für uns alle Truthahn-Sandwiches kommen ließ, die vor süßer Cranberry-Soße nur so troffen. Sie schmeckten unglaublich, und ich liebe sie seit dem ersten Bissen damals.

      Ein paar Monate später sollte ich den Song dann in einem Studio für die erste Show aufnehmen, die in Sydney aufgezeichnet werden würde.

      Ich betrat das Tonstudio, wo mir Johnny die Hand schüttelte. Er zeigte auf eine kleine Kabine mitsamt Mikrofon in der Mitte des Raums. Im nächsten Moment wurde es mucksmäuschenstill.

      (Nur kein Druck!)

      Ich sang eine meinem Alter angemessene Version eines Liza-Minelli-Songs aus dem Musical Best Foot Forward mit dem Titel „What Do You Think I Am?“. Es passte, schließlich stand ich da in meiner gestärkten Schuluniform und sang mit sanfter Stimme ein Lied über ein junges Mädchen, das jemandem die trotzige Frage stellte, ob er denke, sie sei noch ein Baby. In einer Textzeile wurde das Publikum sogar gebeten, festzustellen, ob ich nun schon erwachsen sei. Immerhin trug ich ja bereits Wimperntusche von Maybelline! Im echten Leben lautete die Wahrheit jedoch: Ja, ja, ja … ich war noch ein Baby!

      Meine Nerven lagen blank, als Johnny mitten im Song die Hand hob, um mich zu unterbrechen. Mochte er etwa meine Stimme nicht? Hatte ich etwas verbockt? Mein Herz rutschte mir bis hinunter zu meinen polierten schwarzen Mädchenschuhen.

      „Livvy, hör mal kurz auf“, befahl Johnny. „Nicht jeder auf dieser weiten Welt weiß, was Maybelline ist. Warum singst du nicht stattdessen: ‚What do you think I’m using Vaseline for?‘“

      Welche Erleichterung. Er wollte nur den Text ein wenig abändern. Das würde ich hinbekommen! Ich war ja so naiv. Als ich den neuen Text über die gute alte Vaseline sang, brachen alle Jungs vor Lachen zusammen. Johnny spielte mir nur einen nicht böse gemeinten Streich, der vielleicht ein wenig schweinisch war. Sein breites Grinsen wurde noch breiter, und er wand sich vor Lachen, während ich mir weiterhin mein kleines Herz aus dem Leib sang. Ich kann nicht mal sagen, ob ich langsam zu verstehen begann. Ich fühlte mich jedoch beschämt und wurde rot.

      Willkommen in der Welt des Musikbusiness.

      Ich war begeistert, als ich es in die Endauswahl für Johnnys Talentwettbewerb schaffte und meine Lieblingssongs von Dionne Warwick singen durfte. Da konnte ich natürlich noch nicht wissen, dass ich eines Tages tatsächlich mit ihr zusammen in einer Fernsehshow singen würde! An diesem Tag sang ich jedenfalls „Anyone Who Had a Heart“. Zu meinem Erstaunen gewann ich den Wettbewerb! Der große Preis bestand aus einer Schiffsreise nach England und etwas Taschengeld.

      Dies läutete die Schlussrunde des Konflikts zwischen meiner Mutter und mir hinsichtlich meiner Ausbildung ein. Ich hatte während der Sommerferien gerade The Happy Show abgeschlossen, und Mum wollte, dass ich nun wieder zur Schule ging, um sie erfolgreich zu Ende zu bringen. Ich trug mein Dilemma einem meiner Lieblingslehrer, Mr. Hogan, vor.

      „Was soll ich nur tun?“, fragte ich.

      Mein Herz sagte mir, dass ich mich kopfüber in meine Gesangskarriere stürzen sollte, obwohl ich noch ein Jahr an der Highschool zu absolvieren hatte.

      „Liv, wenn du mit deinen Gedanken ständig beim Singen bist, während du gleichzeitig versuchst, das letzte Schuljahr hinter dich zu bringen, wird das wohl nichts. Folge deiner Leidenschaft“, meinte er.

      Das waren fürwahr weise Worte, und er verschaffte mir damit Klarheit. Danke vielmals, Sir!

      Mum war nicht gerade begeistert, doch sie verstand, dass ich meinen Weg gewählt hatte und das, was ich tat, wirklich liebte. Da sie ja nun auch meine Managerin war, bestand sie darauf, dass ich, wenn ich schon nicht die Schule abschlösse, den nächsten Schritt unternehmen und mich auf den Weg nach London machen solle. Dort sollte ich meine Karriere ernst


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