Seewölfe Paket 27. Roy Palmer

Seewölfe Paket 27 - Roy Palmer


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sich der Eingang zu einem Gewölbe. Dahinter war es pechschwarz, nur auf den Eingang fiel etwas Licht. Auch hier hatten Schlingpflanzen teilweise alles überwuchert.

      „Sieht fast nach einem Grabgewölbe aus“, sagte Ferris Tucker. „Wer weiß, wie weit der Eingang ins Inselinnere führen mag.“

      Hasard bückte sich und sah sich nach Fußspuren um. Er mußte kopfschüttelnd aufgeben, denn der harte Boden hinterließ keine Spuren.

      „Was mag die beiden Eingeborenen hierhergeführt haben?“ fragte er. „Was können sie hier gesucht haben? Es besteht doch kein Zweifel daran, daß sie hier waren.“

      „Vielleicht ist das ein Schatzversteck“, meinte der Profos. „Sie haben etwas hergebracht, was andere nicht finden sollen.“

      „Das glaube ich kaum. Jeder kann die Insel betreten, und das gilt auch für diesen Eingang dort vorn. Es wäre dann allerdings kein sehr gutes Versteck.“

      „Dann haben sie etwas geholt.“

      „Ich weiß es nicht.“

      Vor dem Eingang blieben sie stehen. Sie mußten sich bücken, wenn sie die im Dunkel liegende Kammer betreten wollten. Aber noch wollten sie nicht, denn der Profos deutete unbehaglich auf zwei unregelmäßig geformte Steine.

      „Da sind bestimmt Knochenmänner drin“, sagte er. „Oder das hier ist so eine Art Kultstätte. Kann ja sein, daß die Eingeborenen nur hier herkamen, um ihre Götter anzubeten oder so. Wenn wir die Kammer betreten, fällt uns die Decke auf den Kopf.“

      „Bisher hat sie ziemlich lange gehalten“, entgegnete Hasard. „Aber du könntest trotzdem recht haben mit der Kultstätte.“

      Er ging zwei Schritte weiter und beugte sich etwas hinab. Die beiden unregelmäßig geformten Steine konnten durchaus Grabsteine sein. Sie waren mit Inschriften bedeckt, die in den Stein gemeißelt waren.

      Niemand war in der Lage, sie zu entziffern. Ziemlich ratlos standen sie davor, da hörten sie bereits die zweite Gruppe, die sich näherte. Ein paar weitere Arwenacks befanden sich jetzt an Land.

      Hasard ging gebeugt ein paar kleine Schritte in den Schacht, bis sein Körper mit der Dunkelheit fast verschmolz.

      Der Gang war nicht mal eineinhalb Yards hoch, aber auf ihm lastete ein ungeheurer Druck von mächtigen Basaltsäulen. Auf dem Boden lag Muschelkalk. Viel mehr konnte er nicht erkennen.

      „Da müßte man schon eine Fackel haben“, sagte er, als er wieder ins Licht trat. „Der Gang scheint ziemlich tief ins Inselinnere zu führen. Ich konnte leider nicht mehr erkennen.“

      Da Hasard keine Knochenmänner entdeckt hatte, die dem Profos immer ein heimlicher Greuel waren, zögerte Ed jetzt nicht länger, auch mal einen Blick in den künstlich angelegten Gang zu werfen, sonst hätte ihm seine Neugier keine Ruhe mehr gelassen. Sehr vorsichtig und noch mißtrauischer bewegte er sich in das dunkle Verlies.

      Er gelangte nur zwei Schritte weit. Dann flitzte er mit allen Anzeichen des Entsetzens wieder hinaus und schluckte schwer.

      Der Klang des Muschelhorns oder der Muscheltrompete war wieder erklungen, und zwar in unmittelbarer Nähe.

      „Direkt vor mir“, sagte er unbehaglich, „als wenn mir einer ins Gesicht geblasen hätte. Jetzt ist es wieder weg.“

      Die anderen hatten die Töne auch gehört. Aber jeder glaubte sie aus einer anderen Richtung zu vernehmen.

      „Das kam nicht aus dem Schacht“, behauptete Don Juan. „Es kam von der inneren Ringmauer.“

      „Nein, von dort, wo die Palmen stehen, die an Schiffsmasten erinnern“, sagte Ferris Tucker.

      Auch Hasard schwor darauf, es aus einer anderen Ecke gehört zu haben.

      „Das war in dem Gang, direkt vor mir“, sagte Carberry. „Da hockt irgendein Kerl und bläst auf einer Tröte.“

      „Ah ja“, sagte Hasard lächelnd, „ein Trötenmann also, der nichts anderes zu tun hat, als ausgerechnet dich zu erschrecken.“

      Noch einmal erklang der Ton, diesmal aber so leise, daß seine ungefähre Richtung nicht bestimmt werden konnte. Dann brach er abrupt ab.

      Inzwischen näherten sich auch die anderen. Der Kutscher führte den Trupp an, zu dem fünf weitere Arwenacks gehörten, die überall stehenblieben und sich staunend umsahen. In weiser Voraussicht hatte der weitblickende Kutscher auch zwei Fackeln mitgebracht – für alle Fälle, wie er versicherte.

      „Die können wir gebrauchen“, sagte Hasard. „Dort vorn gibt es einen Schacht ins Inselinnere.“

      „Hier gibt es noch mehr Schächte!“ rief Dan O’Flynn, der sich von der Gruppe ein paar Yards abgesetzt hatte und eine weitere Ringmauer bestaunte, einen mächtigen Zyklopenwall. Oben auf der Ringmauer führte ein Weg weiter, eine schräg geneigte Ebene, nicht sehr breit, aber ebenfalls von Gestrüpp und Rankpflanzen überwuchert. Links und rechts war die Ebene von hohen Wällen abgegrenzt, die ebenfalls aus Basaltgestein bestanden.

      Als sich die anderen neugierig näherten, zeigte Ferris auf drei steingefaßte, mehr als mannshohe Schächte, die senkrecht in den Boden getrieben waren.

      „Brunnen“, schätzte Ferris. „Sie führen ein Stück senkrecht nach unten, aber anscheinend geht dann eine Art Tunnel waagerecht weiter, damit sich dort das Regenwasser sammeln konnte.“

      „Das Regenwasser hat sich eher hier oben auf der schräggeneigten Ebene gesammelt und wurde dann hier aufgefangen“, widersprach der Kutscher.

      „Genau, und zwar in diesen Brunnen. Die liefen dann voll, und dann hatten die Leute immer eine frische Reserve.“

      „Glaube ich nicht“, sagte der Kutscher. „Das sieht mir ganz und gar nicht nach Brunnen aus. Schau doch mal genau hin: In den Schächten würde das Wasser sofort versickern, weil es winzig kleine Hohlräume gibt. Das hier ist etwas anderes.“

      „Hm, aber was?“

      „Das werden wir herausfinden“, sagte Hasard, „aber für Brunnen halte ich das auch nicht. Wahrscheinlich bezogen sie ihr Trinkwasser auf eine ganz andere Art und Weise.“

      „Das ist auch nicht von unbedingt weltweiter Bedeutung“, meinte der Kutscher. „Sehen wir uns doch einmal den Schacht im anderen Hof an, der einem Grabgewölbe ähnelt.“

      Er reichte Hasard eine der beiden Fackeln und wollte die andere dem Profos geben, aber der wehrte ab.

      „Ich bin kein Freund von alten Gräbern und so. Und auf Schätze bin ich auch nicht sonderlich wild. Außerdem ist das Grab viel zu eng für so viele Leute. Wenn du nichts dagegen hast, Sir, sehe ich mir mal die geneigte Ebene an. Mich würde brennend interessieren, wohin sie führt.“

      „Keine Einwände, aber sei trotzdem vorsichtig, auch wenn die Insel nicht bewohnt ist.“

      Dan und Ferris Tucker warfen sich einen Blick zu.

      „Wir gehen mit Ed“, entschied Dan, „die Kammer können wir uns später immer noch ansehen.“

      Ferris nickte, denn auch ihn interessierte dieser schräge Aufstieg, dessen Ende sich irgendwo in wildwuchernden Büschen verlor.

      Die anderen wiederum interessierte mehr die künstlich angelegte Höhle, Grabkammer, oder was immer es auch sein mochte, und so blieben sie zurück.

      Sie mußten einen Teil des Ringwalles übersteigen und nahmen eine Stelle, wo starke Brotfruchtbäume einen Teil der Gigantenmauer teilweise gesprengt hatten. Dort lag überall Basaltschutt herum.

      Kurz darauf befanden sie sich in einer Art Rinne und waren von hohen Basaltwällen umgeben. Rechts und links konnten sie nicht ausweichen. Der Weg führte schräg bergauf. In der Rinne standen kleine Büsche und bunte Blumen. Ein paar Steinbrocken lagen herum. Der Aufstieg war zwar nicht gefährlich, aber mühsam und unbequem. Trotz des milden Nordostpassats herrschte in der Rinne eine mörderische Hitze. Die Basaltwälle fingen sie auf und strahlten


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