Seewölfe Paket 30. Roy Palmer

Seewölfe Paket 30 - Roy Palmer


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Kerl raste davon, als seien Wölfe hinter ihm her. Die anderen murmelten und tuschelten untereinander. Ihre Minen waren ratlos, betroffen.

      Olivaro nahm einen Schluck aus der Flasche. Der Pirat erschien mit einem Kübel Seewasser. Olivaro gab ihm einen Wink, und der Kerl leerte das Naß über Guzmans Gesicht aus.

      Guzman fuhr hoch. Das salzige Wasser brannte in seinen Wunden. Er schrie und fluchte.

      „Was ist passiert?“ brüllte Olivaro. „Wo sind die anderen? Habt ihr die Fischer gefunden?“

      Guzman richtete seinen Blick auf den Anführer. Wie ich dich hasse, dachte er. „Nein, wir haben sie nicht gefunden.“

      „Was hatten die Schüsse zu bedeuten? Und die Explosionen?“ schrie Olivaro.

      „Fremde“, erklärte Guzman mit heiserer Stimme. Wieder stöhnte er wegen seiner Schmerzen. „Irgendwelche Galgenstricke. Sie sind gelandet, acht Mann. Haben eine Schebecke. Drüben, in der östlichen Bucht. Wir haben ihnen aufgelauert.“

      „Was habt ihr?“ Olivaro schleuderte die Flasche weg und trat dichter auf Guzman zu. „Auf eigene Faust habt ihr gehandelt? Was fällt euch ein?“

      „Wir dachten …“

      Olivaro verpaßte ihm einen Tritt in die Seite. „Das Denken überläßt du mir, verstanden? Wo sind die anderen?“

      „Tot …“

      „Was, alle?“ brüllte Olivaro.

      „Ja.“

      Wieder trat Olivaro zu. Guzman kippte auf die Seite und ächzte zum Gotterbarmen.

      „Ihr hättet mich erst benachrichtigen müssen!“ schrie Olivaro. „Es ist deine Schuld, daß alles schiefgegangen ist! Das wirst da büßen!“

      „Olivaro“, sagte einer der Piraten. „Guzman ist verletzt. Es ist nicht recht, daß du ihn so behandelst.“

      Olivaro fuhr zu dem Sprecher herum. Blitzschnell zückte er seine Pistole und spannte den Hahn. Er hob die Waffe und zielte auf die Stirn des Kerls.

      „Noch ein Wort“, sagte er, „und ich knalle dich ab wie einen räudigen Hund.“

      Guzman rappelte sich schwerfällig auf.

      „Olivaro“, sagte er keuchend. „Hör mich an. Es hat keinen Zweck, jetzt zu streiten. Wichtiger sind die Kerle und ihre Schebecke. Vielleicht hat der Kahn eine wertvolle Ladung.“

      Der Anführer ließ die Waffe sinken. In seinem Geist arbeitete es. Beute? Ja, das konnte gut möglich sein. Wenn die Fremden Schnapphähne waren, dann hatten sie sicherlich keine lächerlichen Schaffelle oder Oliven an Bord, sondern Gold, Silber, Juwelen! Wieder wurde die Gier in Olivaro wach.

      „Gut“, sagte Olivaro. Er hob die Flasche wieder auf und streckte sie Guzman zur Versöhnung entgegen. „Hier, sauf das Zeug aus. Und laß dir die Blessuren behandelnd.“

      „So schlimm ist es nicht“, erwiderte Guzman. „Ich kann schon wieder kämpfen.“

      „In Ordnung.“ Olivaro warf einen prüfenden Blick zum Himmel, dann zur See. „Die See hat sich so weit beruhigt, daß wir einen Angriff wagen können. Sofort alle Mann an Bord der Karavelle und der Schaluppen! Wir packen diese Bastarde! In der Bucht sitzen sie in der Falle! Und sie können nicht wagen, schon wieder auszulaufen.“

      „Sie haben in der Bucht Zuflucht gesucht“, sagte einer der Piraten.

      „Du merkst aber auch alles“, entgegnete Olivaro hämisch. Er suchte vier Kerle aus und trat dicht vor sie hin. „Ihr bewacht den Schlupfwinkel und die Gefangenen. Wehe euch, ihr sperrt nicht die Augen und Ohren auf. Ich schneide euch in Stücke, wenn ihr die beiden entwischen laßt!“

      Einer der Kerle war hager und knochig und zeichnete sich durch eine Raubvogelnase aus, die aus seinem Gesicht hervorstach. Alle nannten ihn Corvo – Rabe. Corvo schnitt eine verächtliche Grimasse.

      „Vergleiche mich nicht mit Juanito und den anderen Narren. Auf mich kannst du dich verlassen, Olivaro.“

      Olivaro tippte ihm mit dem Finger gegen die Brust. „Dann bist du für die Gefangenen verantwortlich. Wenn ich zurückkehre, will ich sie gesund und munter vorfinden.“

      „Auch das Mädchen?“

      „Wenn du sie auch nur mit dem kleinen Finger anrührst, wirst du den Tag verdammen, an dem du geboren bist!“ zischte Olivaro.

      Corvo erblaßte. „Schon gut, war ja nicht so gemeint.“

      „Dann behalte deine blöden Sprüche für dich.“

      Kurz darauf hasteten die Piraten zur Ankerbucht und begaben sich an Bord ihrer Segler. Olivaro ließ den Anker der Karavelle lichten und die Leinen der Schaluppen loswerfen, dann lief der kleine, aber wehrhafte Verband aus – bereit zum Gefecht. Olivaro wollte die Schebecke, und er wollte die fremden Kerle töten.

      Im Dunkel der Höhlen waren fragende, ängstliche Augenpaare auf Rodrigo Calafuria gerichtet. Der junge Mann kehrte soeben von einer Runde zurück. Er hatte sich als Kundschafter und Späher betätigt. Geduckt schlich er ins Innere der größten Grotte, die den Fischern und ihren Familien als Unterschlupf und Versteck diente.

      „Nun?“ sagte Domingo Calafuria. „Hast du etwas entdecken können?“

      Rodrigo lächelte grimmig. „Ja. Die Erklärung für die Schüsse und das Krachen von Pulverladungen ist folgende. In der Bucht östlich von unserem Dorf ankert eine Schebecke. Acht Männer gingen an Land. Sechs Piraten überfielen sie. Dabei haben die Piraten den kürzeren gezogen.“

      Pamela klatschte in die Hände. „Gut so!“

      „Sei still!“ flüsterte ihre Mutter.

      „Die fremden Seefahrer haben gute Waffen“, fuhr Rodrigo in seinem Bericht fort. „Und sie verstehen sich zu schlagen. Nur einer von den Piraten hat überlebt. Ich glaube, es ist dieser Kerl, den sie Guzman rufen.“

      „Der Teufel soll ihn holen“, sagte Hernán Zorba.

      „Olivaro und die Bande sind an Bord der Schiffe gegangen“, sagte Rodrigo. „Sie laufen gerade aus, wohl, um die Schebecke anzugreifen.“

      „Wie viele Wächter sind im Dorf?“ wollte Domingo von seinem Sohn wissen.

      „Vier.“

      „Und sicher sind in unseren Hütten auch noch die beiden Gefangenen“, sagte Domingo. „Ein Mann und ein Mädchen. Wir haben es ja heute nacht erlebt, wie sie zu fliehen versucht haben, nicht wahr?“ Er hatte das Bild noch deutlich vor Augen, wie der Mann das Mädchen mit sich fortzog. „Ihnen haben wir es sogar zu verdanken, daß uns die Flucht gelungen ist. Sie haben uns durch ihr Tun einen Vorsprung verschafft.“

      „Na, dann wollen wir mal“, sagte Rodrigo.

      „Was habt ihr vor?“ fragte Asuncion Calafuria entsetzt.

      „Wir stürmen das Dorf“, sagte Hernán Zorba.

      „Ich will mit“, sagte sein verletzter Sohn. Zum Glück hatte es ihn nur an der Schulter erwischt. Eine Fleischwunde.

      „Du bleibst hier“, entgegnete sein Vater.

      „Dies ist unsere Chance!“ sagte Domingo.

      „Ich lasse es nicht zu!“ stieß Asuncion hervor. „Ich will nicht, daß es noch weitere Tote gibt!“

      „Es wird keine Toten geben, jedenfalls nicht in unseren Reihen“, erwiderte ihr Mann.

      „Die Fremden von der Schebecke sind im gewissen Sinne unsere Verbündeten“, sagte Rodrigo. „Während sie sich mit den Piraten schlagen, haben wir die einmalige Möglichkeit, das Dorf zurückzuerobern. Das dürfen wir nicht versäumen.“

      „Wir sind alle dabei“, sagte Zorba. „Wenn die Kanonen donnern, dringen wir ins Dorf ein.“

      „Die


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