Seewölfe Paket 30. Roy Palmer

Seewölfe Paket 30 - Roy Palmer


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der Kutscher dumpf. „Bruder Pancrazius und ich wollen dir die Beichte abnehmen, denn wisse, daß du nicht ohne Sünde bist, mein Sohn.“

      Don Juan sah die beiden Gestalten abwartend an.

      „Ich habe nichts zu beichten“, sagte er kühl.

      Der Kutscher murmelte eine Litanei herunter und ließ wieder seinen Rosenkranz durch die Finger gleiten.

      „Aber ich weiß, daß mein Erlöser lebt“, tönte er, „und als der letzte wird er über dem Staube sich erheben. Und nachdem diese meine Haut zerschlagen ist, werde ich ohne mein Fleisch Gott sehen – oder Hasard und den Kutscher“, fügte er leise hinzu.

      In Don Juans Gesicht ging eine erstaunliche Wandlung vor. Erst schluckte er hart, dann wurde sein Blick ungläubig. Er starrte von einem zum anderen.

      „Oh, mein Gott“, sagte er leise und hatte sich erstaunlich in der Gewalt.

      „Nein, nein, wir sind’s“, sagte Hasard trocken. „Wir haben nicht viel Zeit, und wir können uns auch nicht lange aufhalten.“

      „So ist es“, sagte der Kutscher und warf schnell einen Blick in den Gang zurück. Der Posten befand sich ganz am anderen Ende und brüllte einem Mann in einer der Zellen etwas zu.

      „Keine Widerrede jetzt“, zischte der Kutscher energisch. Er zog seine Kutte aus und dann die Sandalen. „Zieh deine Plünnen aus, aber dalli!“

      „Verdammt“, murmelte Hasard, „hast du dir das auch genau überlegt? Wir haben es nicht mal richtig besprochen.“

      „Geht alles klar“, versicherte der Kutscher. „Dafür verwette ich meinen Kopf.“

      Es blieb wirklich nicht viel Zeit, denn jeden Augenblick konnte der Posten aufkreuzen, und dann war alles umsonst.

      Juan, der die Situation nicht kannte, verlor jedenfalls keine Zeit, als der Kutscher ihn nochmals energisch aufforderte. In aller Eile zog er seine Sachen aus und schlüpfte in die Kutte.

      Der Kutscher zog seine Sachen an und gab Don Juan die Bibel. Sie hatten ihre Identität blitzschnell getauscht. Don Juan war zwar breiter, muskulöser und größer als der Kutscher, aber das Gewand war lang genug. Die Kapuze verhinderte, daß man ihre Gesichter deutlich sah. Außerdem hatte der Posten auch gar nicht so genau hingesehen.

      „Und jetzt haut mir noch eins auf die Birne“, sagte der Kutscher.

      Aber das war Hasard doch zuviel.

      „Du bist glatt verrückt“, sagte er schluckend. „Dir auch noch weh tun. Kommt gar nicht in Frage. Markiere den Bewußtlosen. Aber wie, zum Teufel, willst du hinausgelangen?“

      „Ich verlasse mich auf den Prior und auf mein eigenes Geschrei. Verschwindet jetzt endlich, es geht nicht anders.“

      Hasard wußte nicht, was er sagen sollte. Er warf dem Kutscher einen Blick zu und nickte schließlich schweren Herzens.

      „Wenn das nur gutgeht“, murmelte Juan erschüttert.

      „Gequatscht wird später“, raunte der Kutscher. „Ich weiß ja, wo ich euch treffen werde.“

      Hasard und Don Juan gingen hinaus. Beide hielten ihre Rosenkränze in den Händen.

      Der Posten grinste ihnen zu, als sie aus der Zelle auf den Gang traten. Er warf einen Blick in das Verlies, sah den vermeintlichen Verbrecher an der Wand lehnen und schloß ab.

      „Hat er gebeichtet?“ fragte er. „Der Kerl ist ein Hochverräter, ein ganz kalter Hund.“

      „Er hat gebeichtet“, murmelte Hasard. „Wo ist der ehrwürdige Prior geblieben? Und unsere anderen Brüder?“

      „Zwei sind noch unten. Der Prior ist zurückgegangen.“

      „Dann gehen wir jetzt, mein Sohn“, sagte Hasard. „Möge Gott immer schützend seine Hand über dich halten.“

      Sie verschränkten die Arme über der Brust, senkten demütig die Köpfe und gingen langsam hinaus, vorbei an dem zweiten Posten bis zu dem Kreuzgang.

      Niemand behelligte sie. Nur einmal sahen sie einen Mönch in einer der Zellen verschwinden. Sie warteten so lange ab, bis er nicht mehr zu sehen war. Dann setzten sie ihren Weg fort.

      Die Posten waren immer noch schläfrig, als sie den großen Hof passierten. Sie sahen nur zwei Mönchlein, und das war für sie ein nur zu gewohnter Anblick, bei dem sich niemand etwas dachte.

      Dann schlugen sie den Weg zum Kloster ein, beide mit laut klopfenden Herzen. Als sie keiner der Festungsgardisten mehr sah, wandten sie sich dem Fischerhafen zu. Erst dort stieß Don Juan tief die Luft aus.

      „Nein, nein“, sagte Hasard entschieden. „Keine Lobeserhebungen und Danksagungen, mein Freund. Wir ziehen uns jetzt um. Wir können es unbesorgt tun, denn die Fischer sind längst hinausgefahren. In dieser Ecke sieht uns niemand.“

      Die Klamotten waren noch da. Sie zogen sich um und versteckten Kutten und Sandalen.

      „Wie habt ihr das nur geschafft?“ fragte Don Juan. „Ich sollte morgen durch die Garotte hingerichtet werden, morgen in aller Frühe. Ich habe nicht damit gerechnet, befreit zu werden.“

      „Wir haben es versprochen“, sagte Hasard. „Mit Gewalt ging es nicht, also mußten wir einen Trick anwenden, einen schäbigen zwar, aber das spielte keine Rolle, wenn es um dein Leben ging. Jetzt sorge ich mich nur um den Kutscher. Wir hatten nicht einmal genügend Zeit, um alles abzusprechen, wir mußten uns der jeweiligen Situation anpassen.“

      Sie hockten in der Jolle und warteten, und sie warteten sehr lange, bis sie mit ihrer Geduld fast am Ende und verzweifelt waren.

      Der Kutscher hatte die Ruhe weg und war durch nichts zu erschüttern. Er lehnte an der Wand und döste vor sich hin. Im Geiste vollzog er dabei den Weg der beiden Freunde.

      Bei seinen Überlegungen lauschte er jedoch sehr scharf nach draußen.

      Nichts war zu hören, es gab keinen Tumult, kein Geschrei.

      Er ließ nochmals in aller Ruhe eine knappe Stunde verstreichen und lauschte den Schlägen der Turmuhr.

      Jetzt müssen sie längst draußen sein, dachte er. Sicher haben sie sich bereits umgezogen und warten.

      Dann hörte er, daß die Posten abgelöst wurden, und grinste sich eins. Das war gut so, fand er. Der Kerl, der sie begleitet hatte, war weg. Der andere hatte nichts gesehen und nichts gemerkt.

      Dann begann er laut zu brüllen. Er war aufgestanden, hämmerte mit den Fäusten an die Bohlentür und kreischte wie ein Wahnsinniger. Dabei rief er pausenlos nach dem Posten.

      Doch zu seinem Erstaunen kümmerte sich keiner um ihn. Die Posten waren das Gebrüll der Verurteilten gewohnt und scherten sich nicht daran.

      Dem Kutscher wurde es langsam mulmig, aber er setzte seine Bemühungen unermüdlich fort.

      Es dauerte fast eine Stunde, bis seine Zelle geöffnet wurde.

      „Wenn du noch einmal schreist“, brüllte der Wärter erbost, „dann schlage ich dir die Zähne ins Gehirn!“

      „Hilfe, Hilfe!“ kreischte der Kutscher. „Man hat mich überfallen! Ein Gefangener ist entflohen!“

      „Wer denn?“

      „Der Kerl, dem wir die Beichte abnahmen. Er hat mich niedergeschlagen und ist mit Bruder Pancrazius geflohen. Habt ihr Schlafmützen es denn nicht bemerkt?“

      Der Posten stierte ungläubig und fassungslos. Er trat näher und leuchtete dem Kutscher mit einer Laterne ins Gesicht.

      „Heilige Madonna“, stammelte er entsetzt. „Das darf ja nicht wahr sein. Du bist wahrhaftig ein anderer. Wer bist du?“

      „Bruder Flavius“, jammerte der Kutscher laut.

      Der Posten donnerte entsetzt die Tür zu und verschwand.

      „Holt


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