Seewölfe Paket 24. Roy Palmer

Seewölfe Paket 24 - Roy Palmer


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zu Hanno Harms, dessen Miene unbeweglich und verschlossen war.

      „Ist das der Rudergänger?“ fragte de Zavallo.

      „Ja“, erwiderte Renke.

      „Deutscher?“

      „Ja.“

      De Zavallo wies auf die Crew. „Das sind auch alles Deutsche, nicht wahr?“

      „Ja“, entgegnete Renke. „Was wollen Sie noch wissen?“

      „Keine Mischlinge darunter?“

      „Wie bitte?“ fragte Renke verdutzt.

      „Kerle, die nicht reinrassig sind“, sagte der Teniente.

      „Was geht Sie das eigentlich an?“ fragte Renke. Er hatte die Nase voll. „Wenn Sie Zweifel an unserer Herkunft haben, können Sie die Schiffspapiere prüfen. Sie geben klar Auskunft. Hier hat alles seine Ordnung, Señor.“

      „Von einem Hafen namens Kolberg habe ich nie was gehört.“

      „Dann sollten Sie Ihre Karten zu Rate ziehen“, sagte Renke.

      „Der König von Spanien würde es nicht zulassen, daß ein Deutscher in Havanna ein Handelshaus eröffnet“, sagte de Zavallo hochnäsig und kalt.

      „Sagen Sie das dem Gouverneur von Kuba“, sagte Renke. „Haben Sie sonst noch Fragen?“

      Der Teniente wies zu den Masttoppen. „Was sind das für merkwürdige Flaggen?“

      „Die Flaggen von Kolberg und von Pommern.“

      „Soso.“ Der Teniente blickte zu den Soldaten, die inzwischen wieder an Oberdeck erschienen waren. „Irgend etwas Verdächtiges entdeckt?“ fragte er sie.

      „Nichts, Señor“, meldete der dienstälteste Soldat, der den kleinen Trupp anführte.

      „Keine Ladung?“

      „Keine Ladung, Señor.“

      „Das sagte ich bereits“, erklärte Renke Eggens frostig. „Die Durchsuchung hätten Sie sich sparen können.“

      De Zavallo sah ihn feindselig an. „Señor, ich empfehle Ihnen, nicht frech zu werden. Sie befinden sich hier in spanischem Herrschaftsbereich, vergessen Sie das nicht.“

      „Ich denke die ganze Zeit daran“, sagte Renke. „Wir befinden uns mitten im spanischen Weltreich. Es ist nicht unsere erste Reise dieser Art, und wir sind bisher mit unseren spanischen Handelspartnern bestens ausgekommen.“

      De Zavallo schien über diese Äußerung nachzudenken. Eigentlich war ja alles in Ordnung. Es schien auch wenig empfehlenswert zu sein, irgendwie die Geschäfte des Gouverneurs von Kuba zu durchkreuzen. Dennoch: Dieses schöne Schiff wieder davonsegeln zu lassen, mißfiel de Zavallo. Er mußte es irgendwie festhalten. Aber wie?

      Sein Blick fiel auf die Crew. Plötzlich entdeckte er den Mann, der wie ein Indianer aussah. Er streckte die Hand aus und deutete auf ihn.

      „Sie haben gelogen, Kapitän!“ sagte er scharf. „Sie haben nicht nur Deutsche an Bord! Wer ist dieser Bastard?“ Er wies auf Karl von Hutten.

      „Das ist mein Lotse“, erklärte Renke Eggens frostig. Die penetrante Fragerei ließ ihm restlos die Galle hochsteigen, ganz abgesehen davon, daß dieser Kerl es gewagt hatte, Karl von Hutten einen Bastard zu nennen.

      De Zavallos Argwohn war wieder da. „Lotse? Wieso Lotse?“

      „Ich brauche in diesen Gewässern einen Führer“, entgegnete Renke nur mühsam beherrscht.

      Der Teniente sagte: „Das gibt es doch überhaupt nicht – daß dreckige Indianermischlinge etwas von Navigation verstehen. Und überhaupt – es ist ungeheuerlich, daß so ein halbfarbener Strolch an Bord eines Schiffes fährt, das mit weißen Seeleuten besetzt ist!“

      Da platzte dem geduldigen Renke nun doch der Kragen.

      „Señor!“ fuhr er de Zavallo an. „Sie müssen es schon mir, dem Kapitän der ‚Goldenen Henne‘ überlassen, wen ich anheuere und wen nicht!“

      „Aber keine Indianerbastarde!“

      „Der Lotse hat hervorragende Revierkenntnisse, und die sind wichtiger als eine Hautfarbe, die mich nicht im mindesten interessiert, Señor!“ schrie Renke.

      Jetzt wurde der Teniente ebenfalls hitzig. „Ich verbitte mir diese Belehrungen!“ stieß er aus.

      „An Bord meines Schiffes bestimme ich, was geschieht!“ rief Renke zornig.

      De Zavallo stand an der Schmuckbalustrade und blickte voll Haß und Wut auf den vermeintlichen Kapitän der Karavelle. Alle warteten gespannt auf seine Reaktion, auch die Spanier an Bord der beiden Kriegsgaleonen und der Kriegskaravelle. Würde sich de Zavallo von dem Deutschen zurechtweisen lassen? Oder holte er zum Gegenschlag aus? Fast wirkte es so, als wolle er die Neunschwänzige von seinem Gurt lösen und damit auf Renke Eggens einschlagen. Dann aber schien er es sich anders zu überlegen.

      Noch einmal zeigte er mit dem Finger auf Karl von Hutten.

      „Der Kerl ist verhaftet“, sagte er.

      „Wie bitte?“ fragte Renke verblüfft.

      „Der Indianerbastard wird abgeführt.“

      Renke sagte: „Ich verlange, den Grund für diese absurde Verhaftung zu erfahren.“

      De Zavallo musterte ihn wieder. „Burschen wie dieser Mischling sind grundsätzlich gefährliche und aufrührerische Elemente, die wir im spanischen Herrschaftsbereich nicht dulden.“

      „Sondern?“

      „Wir sperren sie hinter Schloß und Riegel, damit sie keinen Schaden stiften“, erklärte de Zavallo.

      Sie sind ja verrückt! wollte Renke dem Teniente entgegenschleudern, aber noch einmal beherrschte er sich.

      „Was Sie da behaupten, ist völlig aus der Luft gegriffen“, sagte er nur.

      „Der Kerl braucht nur in Havanna von Bord Ihres Schiffes zu verschwinden, und schon gibt es Mord und Totschlag“, sagte Don José de Zavallo. „Das kennt man ja. Wollen Sie das riskieren? Sie wissen nicht, auf was Sie sich da eingelassen haben. Ich kann das besser beurteilen als Sie. Der Bastard ist eine Gefahr für die Allgemeinheit, ein Parasit, der kaltgestellt werden muß.“

      Renke Eggens kochte vor Wut. Am liebsten hätte er dem aufgeblasenen Kerl ein paar Ohrfeigen verpaßt und ihn mitsamt seinen sechs Seesoldaten überwältigt, doch das konnte und wollte er nicht riskieren. Aber das ganze Benehmen dieses Teniente sah verdammt nach Schikane aus, und dieser Art von gemeinem, hinterhältigem Spiel gedachte er, Renke, sich nicht zu beugen. Es war ihm auch zu dumm, mit dem Kerl zu debattieren.

      Du Würstchen, dachte er aufgebracht.

      Laut sagte Renke: „Jetzt reicht’s mir aber, Teniente. Ich verlange, den Verbandsführer zu sprechen. Sofort.“

      De Zavallo hob den Kopf und zog die Augenbrauen hoch. „Das ist nicht erforderlich. Ich habe Handlungsvollmacht.“

      „Trotzdem will ich Ihren Kommandanten sprechen!“ stieß Renke wütend hervor.

      „Nein! Ich bin der Vertreter des Verbandsführers! Daher ist es unnötig, diesen zu belästigen!“

      „So?“ rief Renke wutschnaubend. „Dann nehmen Sie zur Kenntnis, daß Sie schon das ganze Schiff beschlagnahmen müssen!“

      „Ist das Ihr Ernst?“ fragte der Teniente lauernd.

      „Ja! Der Lotse bleibt an Bord!“

      Innerlich triumphierte de Zavallo. Das Spielchen nahm genau die Richtung, die er gewünscht hatte.

      „Überlegen Sie sich, was Sie da sagen!“ erklärte er barsch.

      „Der Lotse bleibt“, sagte Renke noch einmal. „Ich denke gar nicht daran, in diesen navigatorisch


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