Seewölfe Paket 8. Roy Palmer

Seewölfe Paket 8 - Roy Palmer


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bis dieser zusammengesunken war.

      Danach hatten die Seewölfe beide Portugiesen zur Backbordseite getragen, sie über das Schanzkleid gehievt und außenbords befördert.

      Anschließend hatten Hasard und seine Männer die Meuterer von der „Santa Monica“ in einem erbarmungslosen Gefecht besiegt. Brennend war die „Santa Monica“ in der Walfisch-Bucht zurückgeblieben, während die „Isabella VIII.“ mit neuem Kurs in See gegangen war.

      „Senor“, sagte Hasard, während er seinen Gegner mit Cutlass-Hieben durch die nur angelehnt stehende Tür in die Kapitänskammer des Viermasters trieb. „Ich bin seinerzeit zu glimpflich mit Ihnen umgesprungen. Ich hätte mich vergewissern sollen, daß es wirklich aus mit Ihnen war, dann hätten wir uns nie wiedergesehen.“

      „Ich habe dir die Pest an den Leib gewünscht“, zischte do Velho. Er wich zurück, stand vor dem Pult nahe der Bleiglasfensterfront in der Heckwand und verteidigte sich schwitzend. „Warum bist du nicht daran krepiert?“

      „Nie krank gewesen“, sagte Hasard höhnisch. „Je mehr Sie mich verfluchen, desto wohler fühle ich mich.“

      In der Kapitänskammer war es wegen der Fenster nicht ganz so dunkel wie auf dem Gang. Nachdem Hasards Augen sich auf die Finsternis eingestellt hatten, nahm er diesen feinen Unterschied jetzt deutlich wahr. Ganz düster war die Nacht nie, etwas konnte man immer noch sehen, und so sah Hasard jetzt in einem matten Schimmer, der durch die Fenster eindrang, die Züge von do Velhos Gesicht.

      Verändert hatte er sich kaum, der stolze Comandante. Mittelgroß war seine Gestalt und ein bißchen untersetzt, seit ihrer letzten Begegnung hatte er weder zu- noch abgenommen. Sein volles dunkles Haar hatte sich immer noch nicht gelichtet, daher konnte do Velho nach wie vor darauf verzichten, eine Perücke zu tragen, wie es seinem hohen Dienstgrad angemessen gewesen wäre. In seinem breitflächigen Gesicht mit den ebenmäßigen, ausgeprägten Zügen mischten sich Haß und ein Anflug von Verzweiflung.

      „Immer noch der große Mime?“ fragte Hasard.

      Er führte dem Portugiesen eine Finte vor, auf die dieser prompt hereinfiel. Hasard parierte, zerbrach do Velhos Attacke und scheuchte ihn von dem Pult fort, näher auf die Bleiglasfenster zu. „Sehen Sie, ich verstehe mich auch aufs Schauspielern, Senor“, fuhr der Seewolf fort. „Aber, ganz unter uns, die Furcht in Ihren Augen scheint echt zu sein.“

      „Nimm den Mund nicht zu voll“, warnte do Velho. Er schwitzte immer stärker, und seinen Degenhieben begann es an Vehemenz und, Kraft zu mangeln. Wie lange konnte er sich noch halten?

      „Senor“, sagte Hasard mit unüberhörbarem Spott. „Ich muß sagen, man hat Ihr Schiff hübsch wiederhergerichtet, nachdem wir uns in der Felsenbucht beschossen haben. Neue Fenster haben Sie einsetzen lassen, damit es in Ihrer Kammer nicht zieht. Das ganze Achterkastell haben Sie reparieren lassen, und sicherlich ist auch die Heckgalerie wieder instandgesetzt. Erstaunlich, wie schnell Ihre Männer das fertiggebracht haben. Aber Sie haben sie zu sehr gefordert. Sie sind müde. Deshalb haben wir euch im Handumdrehen entern können. Senor Comandante – es tut mir leid, aber ich muß Ihr schönes Schiff erneut ramponieren.“

      Er führte einen halbkreisförmigen Schlag über do Velhos Kopf weg. Aufstöhnend duckte sich do Velho. Die Klinge des Cutlass’ traf die Fenster. Sie zerbrachen klirrend, und es hagelte Scherben. Wind und Regen strichen in die Kammer. Do Velho stieß seinen Degen auf Hasards Unterleib zu, aber Hasard war auf der Hut. Er tänzelte zurück, blieb stehen, entging dem gemeinen Ausfall und hieb nun seinerseits wieder auf den Gegner ein.

      Do Velho wich wieder zurück und kam der Tür nahe, die auf die Heckgalerie hinausführte.

      „Wie haben Sie im Land der Buschmänner Ihre Haut gerettet?“ wollte Hasard wissen. „Verraten Sie es mir, Amigo, ich brenne darauf, die Zusammenhänge zu erfahren.“

      „Dein Profos hätte besser mit dem Messer zustechen sollen“, stieß do Velho hervor. „Ich war nur am Arm und an der linken Schulter verletzt, ich kam durch. Ignazio schleppte mich bis zum Ufer, als ihr uns ins Wasser warft. Wir krochen an Land.“

      „Aber die Buschmänner …“

      „Im Laufe der Nacht erschienen nur zwei, offenbar Späher.“

      „Der Stamm war durch das Auftreten meiner Männer eingeschüchtert“, gab der Seewolf zurück. „Die Wilden wagten es ja nicht, dem Profos und den dreizehn anderen zu folgen, so nachhaltig war der Eindruck, den sie von der Befreiungsaktion meiner Männer hatten.“

      Do Velho wehrte sich mit verbissenem Eifer, konnte aber nichts dagegen tun, daß der Seewolf ihn bis unter den Rahmen der achteren Tür dirigierte.

      „Wir überwältigten diese beiden Wilden, wenn du es genau wissen willst!“ rief er Hasard zu.

      „Ignazio tat es. Sie waren dazu nicht in der Lage!“

      „Also gut – er tat es!“

      „Er hat Ihnen mehrfach das Leben gerettet“, sagte Hasard. „Sie müssen ihm ewig dankbar sein.“

      „Ja!“ schrie der Kommandant. „Mein Gott, ja! Wir erbeuteten die Waffen der Buschmänner, pirschten am Ufer entlang und konnten später, als Ignazio mich notdürftig verarztet hatte, zur ‚Santa Monica‘ schwimmen. Die brannte inzwischen nicht mehr. Wie wir aufgeentert sind, wie wir die letzte Handvoll Meuterer erledigt haben, weiß ich selbst nicht mehr genau – aber wir schafften es.“

      „Und weiter?“

      „Ignazio reparierte das Ruder und stellte in zäher Arbeit das Schiff so weit wieder her, daß wir die Bucht verlassen konnten. Am Ufer standen die Buschmänner und drohten zu uns herüber. Sie führten die wildesten Tänze auf, aber sie hatten keine Boote, mit denen sie zu uns gelangen konnten.“

      „Euer Glück, Amigo“, erwiderte Hasard. „Aber Sie wollen mir doch wohl nicht erzählen, daß Sie mit der lädierten ‚Santa Monica‘ die Heimreise nach Portugal bewältigt haben.“

      „Nein. Die ‚Candia‘ war inzwischen wieder repariert worden und lief auf der Suche nach meinem Verband die False-Bucht am Kap der Guten Hoffnung an. Dort traf sie auf die Karavellen ‚San Julio‘ und ‚Libertad‘, und die Besatzung meines Flaggschiffes erfuhr von den Kapitänen de Hernandez und Santillan, was sich ereignet hatte. Sie lief sofort wieder aus und fahndete nach dem Verbleib der ‚Santa Monica‘ und der ‚Isabella‘, eurem Teufelsschiff. Fast schoß man uns zusammen, als wir uns begegneten – meine Besatzung nahm ja an, es noch mit den Meuterern unter Fernando Sartez zu tun zu haben. Aber ich war inzwischen wieder leidlich genesen und konnte mich verständlich machen. Wir waren gerettet, gingen an Bord der ‚Candia‘ und ließen die ‚Santa Monica‘ an der afrikanischen Küste zurück.“

      „So war das also“, sagte der Seewolf. Er focht ununterbrochen weiter, und Lucio do Velhos Abwehr zerbrach an seinen mit Wucht und Können geführten Cutlasshieben. Rückwärts taumelte der Kommandant auf die Heckgalerie seines Schiffes hinaus.

      Do Velho stellte zu seinem Entsetzen fest, daß die hölzerne Plattform unter ihrem Gewicht zu schwanken begann. Offenbar hatten die Männer der „Candia“ bei der Instandsetzung dieses Teils des Schiffes doch nicht die nötige Sorgfalt walten lassen.

      Hasard schlug den Cutlass unter do Velhos Degen. Do Velho hielt dem Waffendruck unter mörderischem Kraftaufwand stand. Mit gegeneinandergepreßten Waffen standen sie sich gegenüber. Hasard drängte seinen Erzfeind bis an die Balustrade, die unter der Belastung bedrohlich zu ächzen begann.

      10.

      „Du dreimal verfluchter Sohn einer verwanzten Hafenhure“, sagte Carberry zu Ignazio. Er sagte es auf englisch, weil ihm auf spanisch eine wichtige Vokabel gefehlt hätte, er konnte sich nicht daran erinnern, jedenfalls nicht im Eifer des Gefechts. Dem Mann aus Porto, der des Englischen nicht mächtig war, entging also dieser wichtige Profos-Ausspruch. Aber es sollte nicht der einzige Verlust bleiben. Ignazio war stark, aber er konnte auf die Dauer nicht der Kraft eines Edwin Carberry trotzen


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