Seewölfe Paket 15. Roy Palmer

Seewölfe Paket 15 - Roy Palmer


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das. Dieser rüde Klotz von Kerl mit seiner Holzhackervisage und den mächtigen Fäusten ging keinem Kampf aus dem Wege. Aber seit er wußte, daß ihre Gegner die Seewölfe waren, schwante ihm wenig Gutes, mochte dieses merkwürdige Schiff da hinter ihnen nun Kanonen an Bord haben oder nicht.

      So ging der Bootsmann mit schweren Gedanken schwanger, während sich Sir John schon wieder die Hände rieb, befangen in seinen Illusionen oder Wunschvorstellungen. Denn die Schatztruhen, die Ben Brighton und seine Gruppe aus dem Wrack der „San Marco“ geborgen und nach Plymouth gebracht hatten, befanden sich nicht mehr auf seiner Sambuke, sondern auf der „Pride of Galway“, wo sie sicherer und besser aufgehoben waren.

      Als O’Leary die Karavelle gefechtsbereit gemeldet hatte, ließ Sir John blitzschnell wenden und auf Gegenkurs gehen.

      Sie hatten die Karavelle schon lange vor Morgengrauen entdeckt und dabei Glück gehabt, denn der Wind wehte immer noch aus Westen, was bedeutete, daß sie nach Westen aufkreuzen mußten, einmal über Backbordbug, einmal über Steuerbordbug. Auf diesen Kreuzschlägen hätte es ihnen durchaus passieren können, an der Karavelle vorbeizulaufen, wenn die zu diesem Zeitpunkt auf dem anderen Kreuzkurs lag, was bedeutet hätte, daß sie sich voneinander entfernt hätten – und die Sambuke war schneller als die Karavelle.

      Dann hatten ihnen die immer wieder auftretenden Nebelfelder Schwierigkeiten bereitet, aber sie waren zäh an der Karavelle drangeblieben, ohne von dieser bemerkt zu werden.

      Immer wieder auch hatten die Segel aufgefiert werden müssen, um nicht zu dicht an die Karavelle zu geraten.

      Weit hinter ihnen war dann die Galeone aufgetaucht – Hasard mit seinen Männern, wobei allerdings wohl Ferris Tucker und vielleicht zwei, drei Mann bei der Werft geblieben waren, um sie abzusichern und mit Tagesbeginn wieder an der neuen „Isabella“ mitzuarbeiten.

      Drei große, nach achtern strahlende Laternen – das hatte Ben Brighton, der an alles dachte, Hasard übermitteln lassen –, sollten den Männern auf der Galeone dazu dienen, die Sambuke zu finden und ihr zu folgen. So hatte auch Hasard mit der Galeone aufschließen können. Aber er war außerhalb der Sichtweite der Karavelle geblieben.

      Das hing ganz einfach damit zusammen, daß man an eine Konfrontation mit dem Gegner erst bei Tageslicht denken konnte. Zum anderen hatte die „Pride of Galway“ als Galeone Mühe, mit der Karavelle – und natürlich der Sambuke – Schritt zu halten. Allerdings wurde die Karavelle sehr lax gesegelt. Die Keris segelten sie nicht voll aus. Darum war es Hasard gelungen, ganz allmählich aufzuschließen.

      Das alles hatte Ben Brighton genau und gründlich, wie es seine Art war, durchdacht. Seit er wußte, daß ihm Hasard folgte, hatte er die freie Entscheidung, wie er es anpackte, um den Gegner zu stellen. Sein Plan war, von achtern an die Karavelle heranzulaufen und ihre Ruderanlage mit Flaschenbomben außer Betrieb zu setzen. Das konnte er allerdings nur, wenn es ihm gelang, unbemerkt auf Wurfweite heranzukommen.

      Diesen Plan hatten die wechselnden Sichtverhältnisse über den Haufen geworfen. Als er im Schutz der Nebelschwaden hatte auflaufen wollen, waren sie aufgerissen. Das war im Morgengrauen gewesen.

      Außerdem hatte Al Conroy, der vorn im Bug der Sambuke die Karavelle mit dem Spektiv im Auge behielt, abgewinkt. Er hatte beobachtet, daß man sie entdeckt hatte.

      Und dann hatte er sehr lange durch das Spektiv geschaut – fixiert auf einen Punkt.

      Smoky stand neben ihm – ohne Spektiv – und sagte: „Gibt’s da Weiber zu sehen, du Hirschriese, daß du solange auf einen Punkt stierst?“

      Al Conroy hatte einen grimmigen Ausdruck im Gesicht, als er das Spektiv absetzte und Smoky anschaute.

      „Weiber?“ knurrte er und gab Smoky das Spektiv. „Dann schau mal durch, ob du dasselbe siehst wie ich. Was ich meine, steht genau achtern mittschiffs an der Heckgalerie und peilt ebenfalls mit einem Kieker zu uns.“

      Smoky nahm das Spektiv entgegen, setzte es an und linste hindurch. Er schaute auch sehr lange.

      Als er es sinken ließ, sagte er: „Da kratz mir doch einer das Kielschwein – Sir John, eh?“

      „Richtig“, sagte Al Conroy wild. „Sir John, unser guter alter Sir John, die Oberwildsau aller Wildsäue. Merkst du was, Bruder? Der Mistkerl steckt mit den Hundesöhnen Burton und Bromley unter einer Decke. Wetten?“

      „Die Wette gewinnst du“, erwiderte Smoky und eilte nach achtern, um Ben Brighton zu informieren.

      „Hat’s dir des Kutschers Hühnersuppe verhagelt?“ fragte er lächelnd, als Smoky bei ihm erschien.

      Smoky fluchte. „Da kann einem tatsächlich die Suppe hochkommen. Was meinst du wohl, wer den Zossen da vor uns segelt?“

      „Na?“

      „John Killigrew, der alte Galgenvogel!“

      „Wie bitte?“ fragte Ben Brighton entgeistert. „Der alte Killigrew, Hasards verdammter Pflegevater?“

      „Wie er leibt und lebt“, knurrte Smoky. „Und Al hat recht, wenn er meint, daß er, Burton und Bromley unter einer Decke stecken.“

      Ben Brighton mußte sich erst von seiner Überraschung erholen.

      Dann murmelte er: „Könnte durchaus sein. Der Kater läßt das Mausen nicht. Wie ich den Alten kenne, hofft der mal wieder, uns ausnehmen zu können. Ich glaube, bald gibt’s Zunder. Legt die Flaschenbomben bereit, Handwaffen ebenfalls.“

      „Geht klar, Ben. Willst du angreifen?“

      „Bist du verrückt? Wir halten Fühlung. Ich bin überzeugt, daß der Alte zuerst initiativ wird.“

      So war’s auch.

      Als der Alte über Stag und sofort auf Gegenkurs ging, reagierte Ben Brighton prompt und schnell, indem er einfach abfiel und halste.

      Jetzt war die Situation umgekehrt – die Karavelle verfolgte die Sambuke, die vor dem Westwind vor ihr herlief. Ben Brightons Absicht war klar, nämlich die Karavelle hinter sich herzulocken und auf diese Weise an Hasards Galeone heranzuführen. Da würde Sir John sein blaues Wunder erleben – hoffte Ben.

      Und um Sir John noch mehr zu ködern, ließ er das achtere kleinere Segel der Sambuke ziemlich lose fahren, um der Karavelle nicht auf und davon zu segeln. Der Alte sollte den Eindruck gewinnen, schneller als die Sambuke zu sein. Wahrscheinlich kannte er diesen Schiffstyp nicht, der schneller und wendiger als eine Karavelle war.

      Dann schob sich eine Nebelbank zwischen die Sambuke und Karavelle, und als sie wieder aufriß, war Sir John ziemlich dicht aufgesegelt.

      Sekunden später blitzte es auf der Back der Karavelle auf, und die Seewölfe auf der Sambuke zogen die Köpfe ein, als sie das häßliche Geräusch der heranwirbelnden Kettenkugeln hörten.

      Es trat genau das ein, was Ben Brighton hatte vermeiden wollen – nämlich in den Schußbereich der Karavelle zu geraten.

      Zwei Kettenkugeln rasten in das Rigg der Sambuke, und da gab’s Kleinholz. Die lange Rahrute des vorderen trapezförmigen Latinersegels zersplitterte, löste sich vom Pfahlmast und klatschte samt dem zum Teil zerfetzten Segel an Steuerbord ins Wasser.

      Pete Ballie, wie immer am Ruder, konnte überhaupt nichts tun. Die Sambuke stellte sich quer, den Bug nicht mehr nach Osten, sondern nach Süden gerichtet – das große Segel an Steuerbord im Wasser wirkte wie ein mächtiger Hebelarm.

      Das sah übel aus für die Seewölfe unter Ben Brighton.

      Die Karavelle schäumte heran wie ein wütender Schwan. Noch ein Drehbassenschuß krachte, und wieder raste mißtönend eine Kettenkugel auf die Sambuke zu. Sie legte den achteren Mast um und begrub Ben Brighton, Pete Ballie und den alten O’Flynn unter dem niederstürzenden Segel. Den Seewölfen mittschiffs und vorn flogen Musketenkugeln über die Köpfe.

      Smoky und Al Conroy kümmerte das nicht. Sie sprangen auf und schnappten sich die Flaschenbomben – völlig witzlos, denn die beiden Holzkohlebekken, die sie brauchten, um die Lunten der Flaschenbomben


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