Big Ideas. Das Feminismus-Buch. Ann Kramer

Big Ideas. Das Feminismus-Buch - Ann  Kramer


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       Intellektuelle Anerkennung

      Die Schriftstellerin Hedvig Charlotta Nordenflycht debütierte literarisch mit Die Klage der schwedischen Frau (1742), einem Gedicht zur Bestattung von Königin Ulrika Eleonora, in dem die Dichterin mehr Rechte für ihr Geschlecht fordert. Anders als Momma und viele Zeitgenossinnen veröffentlichte sie unter eigenem Namen. Beruflich erfolgreich, wurde sie 1753 als einzige Frau in den Tankebyggararorden (Orden von Gedankenerrichtern) aufgenommen, eine literarische Gruppe in Stockholm, die die schwedische Literatur erneuern wollte. Nordenflycht unterhielt auch selbst einen Salon, den die besten Autoren der Zeit zum Gedankenaustausch aufsuchten. Mit ihrer Verteidigung des weiblichen Intellekts in Gedichten wie Die Pflicht der Frau, ihren Verstand zu gebrauchen und ihrem Protest gegen Frauenhass in Verteidigung von Frauen (1761) forderte sie das Recht ein, intellektuell aktiv zu sein.

       Sprache der Wissenschaft

      Catharina Ahlgren, eine Freundin von Nordenflycht, publizierte ihr erstes Gedicht 1764 zum Geburtstag von Königin Louisa Ulrika. Schon als Übersetzerin aus dem Englischen, Französischen und Deutschen bekannt, schrieb sie 1772 unter dem Pseudonym »Adelaide« rhetorische Briefe, die in zwei Zeitschriften erschienen. Die an Männer und Frauen adressierten Briefe setzen sich für sozialen Aktivismus, Demokratie, Geschlechtergleichheit und weibliche Solidarität angesichts der Dominanz des Mannes ein. Wahre Liebe sei nur möglich, wenn Mann und Frau sich als gleichwertig ansehen. Häufigstes Thema der Briefe ist Freundschaft, weitere sind Moral und Rat an Töchter. Vermutlich verfasste Ahlgren auch den Aufsatz »Die modernen Frauen Sophia und Belisinde diskutieren Ideen«, der kritisiert, dass Französisch gelehrt wird, die Sprache der leichten Romanzen. Frauen sollten Englisch lernen, Sprache der Wissenschaft und des gelehrten Diskurses. image

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      Hedvig Nordenflycht wurde 1718 in Stockholm geboren. Als Dichterin und Gastgeberin eines Salons zählte sie zu den ersten Frauen, deren Ansichten Männer ernst nahmen.

       Catharina Ahlgren

      Catharina Ahlgren, 1734 geboren, war Hofdame der schwedischen Königin Louisa Ulrika. Die Königin war eingefleischte Intrigantin und entließ Ahlgren aufgrund einer Verschwörung. Ahlgren verdiente sich fortan den Lebensunterhalt mit Schreiben, Herausgeben, Drucken und einer Buchhandlung.

      Ahlgren heiratete zweimal und ließ sich zweimal scheiden. Sie hatte vier Kinder. Später zog sie nach Finnland, wo sie 1782 in der Stadt Åbo (heute Turku) als Herausgeberin von The Art of Correct Pleasing wirkte, einer der ersten finnischen Zeitungen. 1796 kehrte sie nach Schweden zurück und lebte bei ihrer jüngsten Tochter. Sie starb um 1800.

       Hauptwerke

      1772 A Correspondence between a Woman in Stockholm and a Country Woman

      1793 Amiable Confrontations

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      VERLETZTE FRAU, ERHEBE DICH, FORDERE DEIN RECHT!

      KOLLEKTIVES HANDELN IM 18. JAHRHUNDERT

       IM KONTEXT

      ZITAT IN DER ÜBERSCHRIFT

       Anna Laetitia Barbauld, 1792

      SCHLÜSSELFIGUR

       Elizabeth Montagu

      FRÜHER

      1620 Catherine de Vivonne hält ihre ersten Salons in Paris, im Hôtel de Rambouillet, ab.

      1670 Aphra Behn ist die erste Engländerin, die sich bekanntermaßen ihren Lebensunterhalt als Autorin verdient. Ihr Theaterstück The Forc’d Marriage ist ein voller Erfolg.

      SPÄTER

      1848 Das erste den Rechten der amerikanischen Frau gewidmete öffentliche Treffen findet in Seneca Falls, New York (USA) statt.

      1856 Der Langham Place Circle kommt erstmals in London (England) zusammen, um für Frauenrechte einzutreten.

      Im England des 18. Jahrhunderts entstand eine zunehmend reichere Mittelschicht. Die Freizeit nahm zu und es verbreitete sich eine Ideologie, die den öffentlichen vom privaten Bereich unterschied. Männer, damit beschäftigt, die ihnen durch Industrialisierung und Handel gebotenen Chancen zu nutzen, besetzten den öffentlichen Bereich und prägten die öffentliche Meinung, während Frauen im häuslichen Bereich »die Tugend nährten«.

       Die Ziele der Blaustrümpfe

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       Der Platz der Frau

      In wachsender Zahl erschienen nun Pamphlete, Magazine und Benimmbücher, die das richtige weibliche Benehmen beschrieben, um Frauen zu ermutigen, ihre neue private Rolle, Zeichen eines Elitestatus, anzunehmen. Publikationen drängten Frauen, »Besserungsliteratur«, in erster Linie die Bibel und historische Werke, zu lesen. Von Romanen wurde abgeraten. In seinem Benimmbuch An Enquiry into the Duties of the Female Sex (1797) bezeichnete Thomas Gisborne diese als »insgeheim korrupt«. Die Forderung nach »Besserung« sollte Frauen anspornen, zu Hause einen hohen moralischen Standard zu pflegen, ihren Ehemännern pflichtgetreu zu dienen und so die Tugend der Gesellschaft insgesamt zu bessern. Doch die Literatur mehrte auch die Zahl der gebildeten Frauen, die die engen häuslichen Grenzen überwinden wollten. Nahrung lieferte ihnen eine wachsende Anzahl gedruckter Werke, die nicht nur die Leselisten der Benimmbücher bediente, sondern auch Romane, Zeitungen und Zeitschriften umfasste, die die Neugier der Frauen weckte. Doch in der häuslichen Sphäre blieben die Möglichkeiten, die öffentliche Debatte zu beeinflussen, begrenzt.

      »Reichtümer zu verachten mag tatsächlich philosophisch sein, aber sie sinnvoll zu verteilen ist sicher von größerem Nutzen für die Menschheit.«

       Fanny Burney

       Treffen Gleichgesinnter

      Manche gebildeten Frauen fanden gegenseitige Unterstützung in den »Salons«. Privilegierte Frauen, die solche Treffen zum Zweck der Debatte ins Leben gerufen hatten, sahen hier die Gelegenheit, durch Mäzenatentum und in Form gesellschaftlicher Zusammenkünfte ihre intellektuellen Fähigkeiten auszuleben und die Gesellschaft zu beeinflussen. Den wichtigsten Salon in London führte Elizabeth Montagu. Sie hatte in eine reiche Familie von Kohlenminen- und Grundbesitzern eingeheiratet. »

      Um 1750 gründete sie mit Gleichgesinnten, allen voran der wohlhabenden irischen Intellektuellen Elizabeth Vesey, die Blaustrumpfgesellschaft. Der Name leitete sich von den blauen Garnstrümpfen ab, die Männer tagsüber gern über schwarzen Seidenstrümpfentrugen, und stand für Zusammenkünfte, die weniger formell waren als bei Hofe.

      Die Blaustrümpfe brachten gebildete Frauen und ausgewählte Männer zusammen, um das »vernunftgemäße Gespräch« zu fördern, das eine moralische Besserung herbeiführen sollte. Die Mitglieder trafen sich in aller Regel einmal monatlich, vom späten Nachmittag und manchmal fast bis Mitternacht. Man trank eher Tee und Limonade als Alkohol und das Spiel, die übliche Zerstreuung bei gesellschaftlichen Anlässen, war verboten. Zwischen den Treffen gab es einen regen Briefwechsel Blaustrumpf zu Blaustrumpf. Von Elizabeth


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