Schwarzer Kokon. Matthias Kluger

Schwarzer Kokon - Matthias Kluger


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der weißen Couch und Olivia berichtete Stephen in Kurzform, was sein Bruder am Vormittag angestellt hatte.

      »Au Mann«, war die erste Reaktion von Stephen. »Marc reißt Dad ganz schön in die Scheiße. Weißt du schon was von Michael? Hat er sich gemeldet?«

      »Nein, noch habe ich nichts gehört und Dad ist im Club mit Senator Brown. Nun fahr du zu Susan und erzähl um Gottes willen niemandem davon.«

      »Geht klar, aber stell dich nicht wieder wie eine Löwenmutter vor ihr Junges. Marc muss endlich lernen, was aus seinem Leben zu machen. Wenn du ihn ständig in Schutz nimmst, hilfst du ihm nicht und Dad rastet noch mehr aus.«

      Belehrende Worte, dachte Olivia.

      Stephen ging in sein Zimmer, welches direkt neben dem von Marc lag. Fein säuberlich hängte er die ausgezogene Hose über einen Bügel in den Schrank, sein weißes Hemd landete auf dem Boden. Ein kurzer, prüfender Blick in den Spiegel seines Kleiderschrankes bestätigte seine Erwartung und ihm gefiel, was er sah.

      Stephen, ein paar Zentimeter kleiner als sein blonder Bruder Marc, hatte etwas dünneres, dunkles Haar, welches er zu einem akkuraten Seitenscheitel frisierte. Sein Gesicht zeigte männlich markante Züge, vor allem durch das ausgeprägte, breite Kinn, welches, durch starken Bartwuchs, etwas dunkel schien. Nicht so muskulös wie Marc, war seine Figur schlank, drahtig durchtrainiert. Man sah es Stephen an, dass er den Sportarten der Leichtathletik mehr zugeneigt war, als den Mannschafts- und Kraftsportarten seines Bruders.

      Stephen schlüpfte in seine Designerjeans, streifte ein Poloshirt über, dann zog er seine beigefarbenen, ledernen Mokassins an.

      »Was schenkst du Susan eigentlich?« Olivia lehnte am Türrahmen.

      Aus seiner Hosentasche kramte er ein unverpacktes Schmucketui. Darin lag ein kleines, dünnes Goldkettchen mit einem Anhänger. Dieser hatte die Form des Dollarzeichens.

      »Wäre ein Herzchen nicht persönlicher gewesen?«, fragte Olivia und runzelte die Stirn.

      »Mom, du kennst mich doch, ein Dollarzeichen passt eben besser zu mir als ein Herzchen.« Stephen grinste.

      »Aber sie trägt doch das Kettchen!«

      Stephen lächelte, drängelte sich an ihr vorbei und warf ihr hauchend einen Handkuss zu, als er in der Küche den Kuchen holte und durch die Aufzugstür verschwand.

      Sein Mustang steuerte direkt zu Susan, die wenige Meilen entfernt bei ihren Eltern wohnte. Da vor dem Haus viele Autos schon angekommener Gäste standen, parkte er in einiger Entfernung. Laute Musik dröhnte ihm entgegen, als er direkt um das Anwesen herum nach hinten in den Garten ging. Etwa vierzig Jugendliche, einige, zum Teil in Badehose und Bikini, feierten bereits ausgelassen. Stephen sah auf seine Patek Philippe. Es war kurz nach 17 Uhr und er lächelte erwartungsvoll. Wenn um diese Zeit schon so eine Stimmung herrscht …

      Lex, ein etwas untersetzter Kommilitone aus der Uni, kam ums Eck und legte freundschaftlich seinen Arm um Stephen. »Hey, alter Knabe, da geht heute die Post ab.« Dabei hob er seinen Cocktail in die Höhe. »Campari, Wodka und ein Schlückchen O-Saft. Kann ich dir empfehlen. Haut rein, wenn die Mischung stimmt.«

      »Hast du Susan gesehen?«

      »Oh ja, zuletzt war sie drüben an der Poolbar. Tom baggert an ihr.«

      Stephen lächelte süffisant, während er seitlich zum Pool lief. Susan stand mit Tom an der Bar, der ihr etwas ins Ohr flüsterte. Laut lachend warf sie ihren Kopf in den Nacken und ihre roten, langen Haare wirbelten, als sie Stephen erblickte. »Stephen, hierher«, rief sie ihm zu und winkte.

      »Hey, Zuckermäuschen, ich hab gehört, hier feiert jemand seinen Geburtstag.«

      Nachdem der Kuchen abgestellt war, drückte er Susan einen dicken Kuss direkt auf ihre knallrot geschminkten Lippen. Tom verzog missmutig das Gesicht.

      »Wow, ein selbst gebackener Kuchen.« Susan tat so, als ob sie ein Wunderwerk bestaunte.

      »Hab ich die ganze Nacht nur für dich gebacken, Mäuschen.«

      Mäuschen, Mäuschen, Tom wurde sichtlich sauer.

      Sodann holte Stephen aus seiner Hosentasche das unverpackte Etui hervor. Susan verzog beim Anblick der hellgrauen Schmuckbox leicht ihre Augenbrauen, ließ sich jedoch nichts anmerken, als ihr nach Öffnung der Dollar-Anhänger entgegenblitzte. »Ganz mein Schatz Stephen«, witzelte sie und umarmte ihn.

      Da die Schlacht für Tom vorerst verloren schien, trat er, mit einem kurzen Wink, den Rückzug an.

      Mit Susan im Arm griff Stephen zu einem gemixten Cocktail, der zumindest genauso aussah wie der von Lex. Ausgelassen wurde gefeiert und getanzt, bis kurz vor 23 Uhr Stephen gemeinsam mit Susan deren Zimmer aufsuchte. Sie küssten sich leidenschaftlich.

      »Schau mal, was ich da habe«, schmunzelte Stephen und zog aus seiner Gesäßtasche ein verpacktes Kondom heraus. Er hielt es winkend vor Susans Nase. »Erdbeergeschmack.«

      »Stephen, sorry, das geht nicht. Die ganzen Gäste, und ich hab meine Tage.« Susan verzog ihr Gesicht.

      »Fuck«, fluchte Stephen kurz. »Aber du kannst mir sicher einen blasen?« Und schon griff er an seine Hose, um die Knöpfe zu öffnen.

      »Du spinnst doch. Ich werde dir jetzt ganz bestimmt keinen runterholen. Lass uns nach draußen gehen und weiterfeiern.« Susan zeigte sich beleidigt.

      »Bist du bescheuert, du hast mir doch schon öfter einen geblasen. Was soll das jetzt?«

      »Nun sei nicht sauer. Es ist doch mein Geburtstag.« Beschwichtigend drückte sie ihre Lippen auf seine Wange und zog ihn aus dem Zimmer.

      Stephen hatte sich den Verlauf des Abends anders vorgestellt. Er wollte feiern, um anschließend mit Susan zu schlafen. Seine gute Stimmung war verflogen. Wieder unten angekommen, schnappte er sich ein Glas Bourbon mit Cola, setzte sich alleine auf einen Gartenstuhl, während Susan in einer Gruppe tanzender Mädchen unterging.

      Mit glänzend fröhlichen Augen gesellte sich Lex zu Stephen. »Na, du schaust ja mal kotzig drein. Wohl nicht zum Stich gekommen?«, grinste er und traf damit ins Schwarze.

      »Genau, Kumpel, nicht mein Tag heute. Ich glaub, ich mach die Biege und fahr noch auf nen Sprung ins Brown Sugar. Kommst du mit?«

      »Nö, Stephen, ich find’s gut hier. Zudem habe ich ein echt heißes Eisen im Feuer.« Er deutete auf eine dunkelhaarige, etwas Mollige, deren massige Brüste das Bikinioberteil zu sprengen drohten und deren Stringtanga gerade einmal zu erahnen war. Sie hatte Lex direkt im Visier. »Die ist scharf auf mich und meine Peperoni! See you.« Lex tänzelte beschwipst zu der Molligen und gab ihr frech einen Klaps auf den blanken Hintern.

      Stephen hatte die Nase voll. Er kramte seinen Autoschlüssel hervor und ohne sich zu verabschieden, verließ er die Party. Sein Wagen steuerte direkt zum Brown Sugar, eine beliebte Bar im Westen von Georgetown. Angekommen nahm er als einziger Gast am Tresen Platz. Eine hübsche Farbige mit kurzem Top fragte nach seiner Bestellung.

      »Bourbon Cola, viel Bourbon.«

      Die Bardame lächelte und mixte ihm seinen Drink. Sie stellte das Glas vor ihm auf die Bar. »Na, miesen Tag gehabt?«

      »Hatte schon bessere. Aber morgen ist ja auch wieder einer.«

      Ihm den Rücken zugedreht, betrachtete er das Mädchen und ihm fiel ihre schlanke, durchtrainierte Figur auf. Wenn sie keine Schwarze wäre, dachte er, träfe sie genau meine Kragenweite.

      »Darf ich Ihnen einen Drink spendieren?«, fragte er, während sie mangels zu bedienender Gäste Gläser polierte.

      Abrupt drehte sie sich um und strahlend weiße Zähne lächelten ihn charmant an. »Ich trink einen mit, geht auf Kosten des Hauses. Ist eh nichts los.« Sie goss sich einen Schluck Wodka ins Glas und mischte mit Ginger Ale. »Cheers.«

      »Cheers. Ich heiße Stephen, Stephen Haskins.«

      »Sandra,


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