Chronik von Eden. D.J. Franzen

Chronik von Eden - D.J. Franzen


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ich es einteile, reicht es für ein paar Tage.« Und in Gedanken setzte er hinzu: Oder weniger …

      Für einen Moment machte es den Anschein, als wolle Sandra noch etwas sagen, doch dann drehte sie sich um und ging wieder hinaus zu den anderen. Martin fiel ein wenig in sich zusammen. Unentschlossen schaute er auf das Nasenspray in seiner Hand, dann atmete er hörbar aus. Schließlich zuckte er mit den Schultern und sah zu, dass er sich den anderen anschloss, bevor diese womöglich ohne ihn weitergingen.

      *

      »Dort vorne ist ein Restaurant.« Sandra deutete mit dem Daumen auf das Gebäude. »Vielleicht finden wir da etwas.«

      »Ich kenne das Lokal«, ließ sich Patrick vernehmen. »Ich bin dort früher ab und zu zum Essen hingegangen. Die Küche ist vorzüglich. Oder war es zumindest einmal …«

      Vorsichtig näherten sie sich der Vordertür. Kurz davor blieben sie stehen und lauschten, doch in dem Gebäude war es still.

      »Sie scheinen heute Ruhetag zu haben.« Martin grinste, aber es wirkte verunglückt.

      »Klappe!«, zischte Sandra. »Ich habe keine Lust auf eine neuerliche Überraschung da drin.«

      Martin versuchte, Tom eine mentale Botschaft zu schicken, merkte aber im gleichen Moment, dass er sich nicht mehr ausreichend konzentrieren konnte. Der Affe war schon zu nahe.

      Langsam drückte Sandra die Türklinke nach unten. Diese bewegte sich geräuschlos, und tatsächlich war die Tür nicht abgeschlossen. Vorsichtig streckte die junge Frau den Kopf nach drinnen und lauschte erneut.

      Nach einem kurzen Moment huschte sie in den kleinen Vorraum, der als Windfang diente. Dort presste sie ihr Ohr gegen die innere Tür. Ein erhobener Zeigefinger bedeutete den anderen, still zu sein und noch zu warten.

      Doch auch dieses Mal konnte sie offenbar nichts Verdächtiges feststellen, öffnete behutsam die zweite Tür und betrat den Schankraum. Nachdem Sandra hatte ihr Blicke über den Raum gleiten lassen, winkte sie den Rest der Gruppe zu sich herein.

      »Es würde mich ja brennend interessieren, nach welchen Kriterien sich die Zombies über dieses Kaff verteilt haben«, knurrte sie, als Patrick, der als letzter hereingekommen war, beide Türen hinter sich geschlossen hatte. »In manchen Häusern stehen sie sich gegenseitig auf den Füßen, in anderen lässt sich keiner von ihnen blicken. Das soll einer verstehen.«

      »Diese armen Kreaturen sind verwirrt. Möge der Herr ihnen gnädig sein.« Patrick bekreuzigte sich. »Ihr Tun scheint mir nur noch von niederen Instinkten getrieben zu sein, daher denke ich nicht, dass wir in ihrem Handeln so etwas wie Logik entdecken werden.«

      »Ich weiß nicht, ob ich das gut oder schlecht finden soll«. Martin kratze sich im Nacken, wobei er merkte, dass ihm das Nachdenken immer schwerer fiel. Seine Finger wurden unruhig, und sein ganze Körper fühlte sich immer zappeliger an.

      Falls Sandra bemerkte, dass die Entzugserscheinungen bei ihm stärker wurden, ließ sie es sich nicht anmerken. Stattdessen ging sie zielstrebig auf die Tür hinter dem Tresen zu, die offensichtlich in die Küche führte.

      »Wir bleiben diesmal zusammen«, entschied sie. »Seid aber trotzdem leise, nicht dass sich hier doch noch einer unserer Freunde herumtreibt.«

      Martin hielt es nicht mehr aus. Er brauchte ein wenig Nasenzucker. Jetzt!

      Während die anderen Sandra folgten, tat er so, als ob er plötzlich etwas im Auge hätte, drehte sich zur Seite und rieb mit einem Finger darin herum.

      »Ich komme gleich nach«, nuschelte er. »Ich hab’s gleich.«

      Er legte den Karabiner auf einem der Tische ab und fummelte mit der jetzt freien Hand hektisch in seiner Jacke herum. Fast wäre ihm das kleine Fläschchen entglitten, aber er konnte es im letzten Moment festhalten. Zu allem Überfluss hatte ihn sein Affe wiedergefunden. Der saß nun wie gewohnt in seinem Genick und rüttelte ihn kräftig durch.

      »Scheiße!«, fluchte Martin leise, als er sah, dass das Fläschchen fast leer war. »Von wegen noch ein paar Tage …«

      Aber das war jetzt egal. Gierig zog er den weißen Puder die Nase hoch. Mit geschlossenen Augen wartet er darauf, dass die Wirkung einsetzte und den Affen aus seinem Genick vertrieb.

      »Bist du dann auch soweit?«

      Sandras Stimme erklang direkt neben seinem Ohr. Er hatte nicht einmal bemerkt, dass sie zu ihm zurückgekommen war. Dann entdeckte sie die leere Phiole.

      »Ich hoffe für dich …«, setzte sie an, aber Martin fuhr ihr barsch ins Wort: »Ja, ja, ich weiß, was Du sagen willst. Herrgottnochmal! Glaubst du, mir gefällt das? Ich schaff’s schon irgendwie.«

      »Dann istes ja gut. Und jetzt komm! Die anderen schauen sich schon den Inhalt der Küchenschränke an.«

      *

      »Auch nichts.« Martin klang enttäuscht. »In den Schränken hier befinden sich nur Küchenutensilien und Gewürze. Bis jetzt sind zehn Packungen Spaghetti alles, was wir an Brauchbarem gefunden haben.«

      »Sofern wir eine Möglichkeit finden, einen Topf heißes Wasser zu machen, ist das doch schon einmal ein Anfang«, versuchte sich Sandra zur Abwechslung in Zweckoptimismus.

      »Igitt!«, ließ sich in diesem Moment Patrick vernehmen. »Der Inhalt dieses Kühlschranks fängt demnächst an, sich zu bewegen.«

      »Solange er nicht unsere Sprache spricht, ist es harmlos.« Martin feixte, dann stieg ihm der Geruch von Starks Entdeckung in die Nase, und er wedelte angewidert mit der Hand vor seinem Gesicht herum.

      »Sieht ganz danach aus, als ob es das hier schon war.« In Sandras Stimme schwang Enttäuschung mit, obwohl sie sich Mühe gab, sich diese nicht anmerken zu lassen.

      »Das kann nicht sein.« Patrick massierte sein stoppeliges Kinn. »Ein Restaurant dieser Größe muss über einen Vorratsraum verfügen. Die ganzen Sachen, die man für einen Abend mit vielen Gästen braucht, können unmöglich alle hier gelagert worden sein.«

      »Und wo soll dieser Raum sein?« Sandra sah sich demonstrativ um. »Ich wette, wenn wir die Küche durch die andere Tür verlassen, kommen wir auf einen Gang, der uns zu den Toiletten führt. Und viel mehr Räume dürfte es hier nicht geben, dazu ist das Haus einfach zu klein.«

      »Du denkst zu zweidimensional.« Patrick grinste. »Wenn es auf dieser Etage keinen Vorratsraum hat, denn vielleicht auf einer anderen.«

      »Natürlich!« In Martins Gesicht hielt die Erkenntnis Einzug. »Das Gebäude ist so alt, dass es sicherlich noch einen Gewölbekeller besitzt. Die sind zum Lagern von Lebensmitteln ideal.«

      In diesem Moment wurde es draußen vor dem Küchenfenster laut. Auch wenn keine Schüsse fielen, war das eindeutig Kampflärm!

      *

      Ein Mann hastete die Kellertreppe, die sich hinter dem Haus befand, nach oben. Er blutete an mehreren Stellen, die nach Kratz- und Bisswunden aussahen. Der Mann mochte Ende 30 sein, war knapp 1,80 Meter groß und hatte braune Haare. Sein Gesicht war rot vor Anstrengung, seine Miene eine Mischung aus Panik und Hass.

      Hinter dem Mann tauchten jetzt mehrere Zombies auf der Kellertreppe auf. Für einen kurzen Moment behinderten sie sich in ihrer Gier nach frischem Fleisch gegenseitig, dann stieß der kräftigste von ihnen die anderen zur Seite und stieg die Treppe hoch, so schnell er es am helllichten Tage vermochte.

      Der Mann blieb am Ende der Treppe stehen und drehte sich um. In seiner Hand hielt er einen Baseballschläger, den er jetzt mit einer geübt wirkenden Bewegung nach hinten schwang.

      »Los, komm schon, Du Freak!«, schrie er. »Ich mach dich fertig!«

      Der Zombie, der seinen Kumpanen voranstakste, ließ sich von den Worten jedoch nicht beeindrucken. Unbeirrt hielt er weiter auf den Mann zu. Kurz bevor er ihn erreichte, krachte dessen Baseballschläger mit Macht in sein Gesicht.

      Von der Wucht des Schlages wurde der Zombie nach hinten


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