Chronik von Eden. D.J. Franzen
habe es dir doch gesagt!« Der Mann lachte gehässig. »Du und die anderen Arschlöcher habt keine Chance gegen mich. Wenn ihr nicht so stinken würdet, fräße ich jeden Tag einen von euch zum Frühstück.«
In diesem Moment tauchten weitere Zombies im Hinterhof auf. Dadurch wurden die Karten neu gemischt, diesmal deutlich zu Ungunsten des Fremden. Selbst wenn er Profi mit dem Baseballer war, würde er der schieren Masse der Angreifer auf Dauer nichts entgegensetzen können. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ihn die »Freaks« in Stücke reißen würden.
Plötzlich krachte ein Schuss. Der Kopf des Zombies, der dem Mann am nächsten war, wurde nach hinten gerissen. Der Getroffen kippte wie in Zeitlupe zur Seite und blieb liegen.
Der Mann riss den Kopf herum und schaute zu dem Fenster, aus dem geschossen worden war. In seinem Gesicht zeichnete sich Überraschung ab.
In der Fensteröffnung stand eine rothaarige Frau Anfang 20, deren auffallendstes Merkmal ihre üppige Oberweite war. In der Hand hielt sie eine Pistole, mit der sie jetzt ein regelrechtes Tontaubenschießen auf die Zombies im Hof veranstalte. Dabei zeigte ihre Miene grimmige Entschlossenheit.
Neben der Frau stand ein junger Mann, der linkisch an einem Gewehr herumhantierte. Schließlich schien er erreicht zu haben, was er wollte, und legte nun ebenfalls an.
Mit ohrenbetäubendem Donnern löste sich eine Kugel aus dem Gewehrlauf. Ein weiterer Zombie brach getroffen zusammen.
»Na also«, lobte die Frau, ohne mit der Pistole innezuhalten. »Dann haben die Schießübungen ja doch etwas genutzt.«
Wieder nestelte der junge Mann an dem Gewehr herum. Der Fremde im Hof erkannte, dass dieses offenbar nach jedem Schuss von Hand nachgeladen werden musste. Dann blieb keine Zeit mehr für solcherlei Betrachtungen, denn die Zombies auf der Kellertreppe hatten es nun wieder nach oben geschafft, und der erste angefaulte Arm wurde gierig nach der vermeintlichen Beute ausgestreckt.
Wieder krachte der Baseballschläger gegen den Schädel des Zombies und ließ ihn einige Schritte zurücktaumeln. Diesmal wurde der neuerliche Sturz jedoch vom Treppengeländer verhindert.
»Das hast du dir so gedacht, du Mistsau!«, höhnte der Mann im Hof »Wolltest dich wohl heimlich anschleichen, während ich mit deinen Freunden spiele. So nicht!«
Wieder donnerte das Gewehr. Das Knallen der Pistole nahm sich dagegen aus wie die Geräusche eines Kinderspielzeugs. Drei weitere Zombies brachen getroffen zusammen.
Dann geschah etwas, mit dem keiner gerechnet hätte. Mit einem lauten »Platsch!« platzten die Köpfe der restlichen Zombies, und es kehrte wieder Ruhe in dem Hof ein.
*
»Es ist schon wieder passiert.« Sandra sah fassungslos auf die Sauerei im Hof. »Sie sind geplatzt. Einfach so. Also stimmt es wohl doch, dass sie irgendwann einfach zerplatzen. Vielleicht, wenn sich genügend Fäulnisgase in ihren hässlichen Schädeln angesammelt haben.«
»Gottes Wege sind unergründlich«, murmelte Patrick. Laut sagte er: »Danket dem Herrn, dass er seine Hand schützend über uns hält.«
»Danke, dass ihr mir geholfen habt«, erklang es in diesem Moment unten aus dem Hof. »Alleine hätte ich das vermutlich nicht geschafft.«
»Wer bist du, und was hast du hier zu suchen?« Sandra sah den Mann misstrauisch an.
»Ich heiße Stephan, Stephan Mertens. Und ich wohne in Königsdorf. Euch habe ich hier allerdings noch nie gesehen.«
»Wir sind auch nur auf der Durchreise.«
»Wartet einen Moment, ich komme zu euch hoch.«
»Das halte ich für keine gute Idee.« Sandra wog ihre Pistole in der Hand, so als sei sie unschlüssig.
»Und warum, wenn man fragen darf?«
»Schau dich doch an. Du wurdest gebissen. In ein paar Stunden bist du einer von denen.«
»Quatsch! Das sind doch nur Kratzer.«
»Und wenn schon? Dann dauert es halt ein paar Tage, aber am Ergebnis ändert es nichts. Wenn du Anstalten machst näher zu kommen, jage ich dir eine Kugel in deinen Kopf.«
Während Sandra sprach, hatte sie sich den Fremden näher angesehen. Er war ein wenig mollig, und wirkte irgendwie spießig, was so gar nicht zu dem passen wollte, wie er sich noch vor ein paar Minuten benommen hatte.
»Ich mache dir einen Vorschlag.« Stephan sah Sandra direkt in die Augen, und in seinem Blick lag keinerlei Angst. »Ihr helft mir, die Schätze aus diesem Keller zu mir nach Hause zu schaffen, und dort besprechen wir alles in Ruhe.«
»Und was sollte mich daran hindern, dich jetzt gleich zu erschießen, damit wir nicht mit dir teilen müssen? Du bist sowieso schon so gut wie tot.«
»Bin ich nicht!« In Stephans Augen flackerte kurz etwas Undefinierbares auf. »Außerdem ist es nur logisch, dass sich die letzten Nicht-Infizierten in Zeiten wie diesen zusammentun. Falls ich auch zu einem dieser Freaks werde, was ich aber nicht glaube, kannst du mir ja immer noch den Gnadenschuss setzen. Also, was sagst du?«
Sandra sah ihn eine Weile mit zusammengekniffenen Augen an. Hinter ihrer Stirn schien es angestrengt zu arbeiten.
Ich mag diesen Stephan nicht. Unvermittelt erklang Gabis Stimme in Martins Kopf. Er macht mir Angst. Das buchstabiert man A-N-G-S-T.
Ich mag ihn auch nicht, sandte Martin zurück. Und Sandra geht es anscheinend ebenso. Ich denke nicht, dass sie auf sein Angebot eingeht.
»Also gut«, sagte Sandra in diesem Moment. »Ich bin einverstanden. Aber sobald du irgendwie auch nur ein Bisschen merkwürdig wirst, blase ich dir das Licht aus, verstanden?«
Kapitel IV - Mit Sack und Pack
Stephan hatte nicht zu viel versprochen. Der Vorratskeller des Restaurants glich einer Schatzkammer, nur dass diese nicht mit Gold und Edelsteinen gefüllt war, sondern mit allerlei Köstlichkeiten. Neben den verschiedensten Weinen fanden sich hier Käse, Mehl, haltbare Wurst und andere Dinge, die gut in einem Gewölbekeller gelagert werden konnten.
Die Gruppe hatte aus den Tischtüchern der Gaststube provisorische Tragen gefertigt, und transportierte die Beute nun zu Stephans Haus. Damit dieser ebenfalls bei der Schlepperei helfen konnte, hatte Gabi die Aufgabe übernommen, sein Fahrrad zu schieben.
»Kommt ihr aus Köln?«, wollte Stephan wissen, nachdem sie die Aachener Straße verlassen hatten.
»Und wenn es so wäre?« Sandra kniff die Augen zusammen.
»Dann habt ihr ganz schön Schwein gehabt, aus dem Schlamassel zu entkommen. Der Rauch der brennenden Stadt war gar nicht zu übersehen.«
»Mhm.«
»Ist es irgendwie ein Geheimnis, wo ihr her seid?«
»Dass vielleicht nicht, aber es spielt auch keine Rolle mehr. Oder siehst du das irgendwie anders?«
Stephan zuckte mit den Schultern. »Vermutlich hast du recht.«
»Bist du der einzige Immune in Königsdorf?«, beteiligte sich nun auch Martin an der Unterhaltung.
Sandra sah ihn mit einem schwer zu deutenden Blick an. »Wenn es andere gäbe, hätten sie sich vermutlich zusammengeschlossen. Das Kaff hier ist klein genug, damit man im Laufe der Wochen mitbekommt, was selbst am anderen Ende vor sich geht. Oder etwa nicht?«
Die letzte Frage war an Stephan gerichtet gewesen, woraufhin dieser erneut die Schultern zuckte.
»Kann schon sein. Aber ich wohne ein wenig außerhalb und wusste meine Ruhe bislang zu schätzen.«
»Ach ja?« Sandra hob eine Augenbraue. »Und warum hat sich das auf einmal geändert?«
»Weil mir vorhin mehr als deutlich klar geworden ist, dass ich es auf Dauer nicht alleine schaffen kann. Die Freaks sind einfach zu viele.«
»Und