Verwurzelt in der Caritas. Daniela Blank

Verwurzelt in der Caritas - Daniela Blank


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von caritas18 gestern und heute ein.

      2 Vgl. Schuler (2004), 10.

      3 Ebd., 11.

      4 Preisendörfer (2011), 61.

      5 Vgl. Pochert, Daniela: Die Berufsgemeinschaft Katholischer Seelsorgehelferinnen. Errungenschaften und Herausforderungen in den Jahren 1926-1966. Freiburg, Uni., Masterarbeit, 2011.

      6 Vgl. Rumstadt, Almut: Margarete Ruckmich (1894-1985). Pionierin der hauptberuflichen Seelsorge durch Frauen. Würzburg, Echter: 2003.

      7 Vgl. Rumstadt (2003).

      8 Bestellbar unter: Z 1977, Berufsgemeinschaft Katholischer Seelsorgehelferinnen.

      9 Rietmann (2000). Von der Seelsorgehilfe zur beruflichen Mitarbeit der Frau in der Seelsorge: Pater Wilhelm Wiesen am Deutschen Caritasverband von 1920 bis 1947.

      10 Wothe (1985), 176.

      11 Ebd.

      12 Hochstaffl (1985).

      13 Vgl. Pithan (1997), 9f.

      14 Ebd., 13.

      15 Ebd.

      16 Vgl. Müller (2014).

      17 Unter dem Begriff der Caritas wird in dieser Arbeit die institutionalisierte, professionelle Sozialarbeit der Katholischen Kirche verstanden. (Die kursiv gedruckte Caritas bezieht sich auf die verbandseigene Zeitschrift.)

      18 Der kursive und kleingeschriebene Begriff caritas bezeichnet in der vorliegenden Arbeit den Wesensvollzug der diakonia der Katholischen Kirche.

       2. Entstehung, Entwicklung und Auflösung einer Berufsgemeinschaft19

      „Erinnerung braucht Namen und Orte, anders können wir sie nicht im Gedächtnis aufbewahren. Es ist gut, dass wir inzwischen die Namen einer ganzen Reihe von Theologinnen kennen, die im Nationalsozialismus der Menschenverachtung mutig widerstanden haben. Warum aber kennen wir die Namen der anderen Frauen nicht, derer, die dafür gesorgt haben, dass das gemeindliche Leben nicht zum Erliegen kam?“20

      Die evangelische Theologin Überschär weist in oben stehendem Zitat darauf hin, dass die ersten Theologinnen und ersten Theologieprofessorinnen mittlerweile durchaus bekannt wurden, was sich durch diverse Preisauszeichnungen bemerkbar macht. Weniger im Vordergrund stünden allerdings die ersten Gemeindehelferinnen, die den Weg ebneten für die Berufstätigkeit der Frau in der ev. Kirche und das Selbstverständnis.21 Selbst wenn es sich hier um die protestantische Seelsorge handelt, kann dies auch auf katholischer Seite beobachtet werden. Wer kennt die ersten Gemeindehelferinnen noch namentlich, außer der Mitinitiatorin Margarete Ruckmich selbst? Ihr zu Ehren wurde in ihrer Wirkungsstätte Freiburg die erste Ausbildungsstätte (das erste Seelsorgehelferinnenseminar) benannt. Darüber hinaus wurden in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts durchaus einzelne Berufsträgerinnen mit kirchlich relevanten Auszeichnungen bedacht. Allerdings wurden diese innerkirchlich kaum wahrgenommen.

      Auch wenn es den Frauen selbst meist nicht um eine individuelle Auszeichnung der eigenen Leistungen geht (was eine Erklärung für die mangelnde Erinnerung darstellen kann), so führt doch gerade eine solche Zurückhaltung meist zu einer mangelnden Kultur der Erinnerung, welche wiederum in der historischen Darstellung zu einer Verzerrung der Realität und Wahrheit führen kann. So meint Überschär dann auch:

      „Aber auf der Seite des Dienstes von nicht-ordinierten Frauen ist es eher schattig. Es gibt keinen Preis, der an die erste Gemeindehelferin erinnert […]. […] Eine Gedächtniskultur, die an der Wahrheit interessiert ist, darf den weiblichen Anteil an der Kirchengeschichte außerhalb von Amt und Würden nicht dem Vergessen preisgeben.“22

      Diese Namen und Orte, welche die Berufsgemeinschaft prägten, werden in diesem Kapitel vorgestellt. Ein historischer Überblick durch eine Zeittabelle im Anhang kann die Lektüre sinnvoll begleiten (Anhang 1).

      Die Gründung einer Berufsgemeinschaft von Frauen, die hauptberuflich in einem neu entstehenden Beruf innerhalb der Katholischen Kirche arbeiten, vollzieht sich inmitten verschiedener gesellschaftlicher Ereignisse. Die im 19. Jahrhundert entstehende Frauenbewegung und die damit einhergehende Veränderung im Blick auf das gesellschaftliche Rollenbild der Frau ist hier ebenso zu berücksichtigen wie die durch die Industrialisierung veränderte Situation in der Pastoral. Auf die aufkommende Soziale Frage antwortet die Katholische Kirche mit der Institutionalisierung und Professionalisierung ihres diakonischen Auftrags durch die Gründung des Deutschen Caritasverbandes und einer eigenen Caritasschule. Das Berufsbild der Wohlfahrtspflegerin/Sozialbeamtin/Fürsorgerin und die damit einhergehende Professionalisierung der Sozialarbeit sind ebenfalls am Beginn ihrer Entwicklung.

       Die Frauenbewegung

      Mitte des 19. Jahrhunderts startet eine liberale, sozialistische Frauenbewegung, die in der Öffentlichkeit wirkt und mehr Rechte für die Frau einfordert. Wichtige Wortführerinnen sind vor allem Helene Lange, Gertrud Bäumer und Louise Otto-Peters.23 Die erste Frauenbewegung in Deutschland beginnt bereits 1848 „zaghaft“ und wird dann „verdrängt“, obwohl diese Frauenbewegung nach Elisabeth Moltmann-Wendel danach „nie wieder so kühn und selbstbewusst“24 auftritt. Moltmann-Wendel stellt in Bezug auf die deutsche Frauenbewegung drei Frauen aus dem 19. Jahrhundert vor: Fanny Lewald (*1811), Malwida von Meysenburg (*1816) und Luise Otto (*1819).

      Fanny Lewalds Bestreben sind das „Recht auf Arbeit und ökonomische Selbständigkeit und politische Rechte für die steuerzahlende Frau.“25 Sie ist der Auffassung, eine „einseitige Pflege der Frauenbildung widerspricht […] ihrem Ziel sozialpolitischer Befreiung.“26 Lewald berichtet auch von Frauen, die „vom Christentum enttäuscht“ waren und aus diesem Grund „nie wieder den Weg in eine christliche Gemeinschaft zurück“27 fanden. Malwida von Meysenburg unterstützt die ökonomische Selbständigkeit der Frau ebenso, indem sie Schülerinnen einer religionsfreien Grundschule, welche an die Hamburger Hochschule für Frauen angegliedert ist, betreut und leitet.28

      Luise Otto-Peters schließlich gilt als Begründerin der deutschen Frauenbewegung. Sie gründet 1849 die erste Frauenzeitschrift in Deutschland (drei Jahrgänge): „Dieser selbe Erfahrungssatz ist es, welcher mich zur Herausgabe einer Frauen-Zeitung veranlaßt [sic!].29 Mitten in den großen Umwälzungen, in denen wir uns alle befinden, werden sich die Frauen vergessen sehen, wenn sie selbst an sich zu denken vergessen!“30 Gemeinsam mit Auguste Schmidt gründet Otto-Peters 1865 den Allgemeinen deutschen Frauenverein mit dem Ziel: Recht auf Erwerb für die Frauen.31 Helene Lange ist der Auffassung, dass trotz des Engagements einiger Frauen zuvor erst durch diese Gründung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins die Frauenbewegung „über das Stadium der ersten Anfänge“ 32 hinausgegangen sei.

      Die Vereinsgründung wird durch eine neue Verfassung von 1849 vereinfacht, welche die Gründung von Vereinen und das Versammlungsrecht aller Bürger ohne vorherige Genehmigung zulässt. Dann stagniert die Entwicklung jedoch – zumindest in Deutschland, denn in den USA geht die Frauenbewegung weiter. Hier spricht Moltmann-Wendel von einem „politischen und psychologischen 48er Schock […], in dem noch nicht recht eingebürgerte – Staat- und Staatskirche gefährdende – Ideen einfach erstickten und aus der Öffentlichkeit verbannt wurden.“33 „Die Kirche schien die Allein-herrschaft über die christliche Tradition wieder übernommen zu haben.“34

      Ein politisch-parteiliches Engagement ist den Frauen ab 1908 möglich.35 Eine wesentliche Errungenschaft ist vor allem das Stimmrecht, welches ab 1919 auch Frauen in der Weimarer Republik die Möglichkeit für wesentliche politische Teilhabe gibt. Ungeachtet


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