Israel als Urgeheimnis Gottes?. Lukasz Strzyz-Steinert

Israel als Urgeheimnis Gottes? - Lukasz Strzyz-Steinert


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Romantik) ihre volle Weite ausfaltet, auch das Jahrhundert ist, in dem die Überwindung dieser Neuzeit radikal einsetzt“ (H, 306).

      85 Die religiöse Krisis, 51.

      86 Przywara ist überzeugt, dass die absoluten Philosophien der Neuzeit „tatsächlich enttheologisierte Theologien“ sind und im dialektischen Umschlag die Theologie säkularisieren. „Als Beispiel kann dienen: wie Hegels Philosophie aus Theologie entsteht und wächst, – und umgekehrt […] dazu führt, aus Theologie philosophische Dialektik zu machen“ (Analogia entis I, 70).

      87 Die religiöse Krisis, 51.

      88 H, 45.

      89 Siehe dazu DSM I, 50–67. Diese Gegensatzpaare dienen auch als Gerüst des zweiten Hauptteils von M, 83–424. In von Balthasars Urteil sprengen Przywaras Versuche einer Synthese dieser menschlichen Konstanten „jede überblickbare Gestalt“ auf (H.U. VON BALTHASAR, Theodramatik, II/1, 325).

      90 DSM I, 54.

      91 Liebe, 330.

      92 Vgl. KiG, 39.

      93 Liebe, 363.

      94 „Ist nicht alles letztlich Tragik, Menschengemeinschaft wie Geschlechterfrage, Weltproblem wie Gottesproblem, Wissen wie Glauben? Eine unendliche Fülle von Standpunkten, die sich höchstens zu einer geheimnisvollen ‚Einheit der Gegensätze‘ zusammensehen lassen? Aber bedeutet das nicht praktisch völlige Resignation? Und muß das nicht, so oder so, zum letzten Verzweiflungsglauben an einen ‚tragischen Gott‘ führen?“ (Tragische Welt, 343). Für Przywara zeigt sich die eigentliche Ohnmacht der menschlichen Existenz in dem, was das Leben zutiefst ist: ein Wandel, ein Kommen und Gehen und „dieser unheimliche Atem des Nichts dazwischen“(CEx, 104). „Denn alle Entfernung von der glühenden Jugend zur sogenannten Reife ist doch schon Erkalten zum Vergreisen! Alles leuchtet, um zu verfinstern! Alles knospet, um zu welken! Alles flammt, um Asche zu werden!“ (CEx, 115).

      95 DSM I, 57. Diese Formulierung bezieht sich primär auf die Fruchtbarkeit geschlechtlicher Polarität (siehe auch DSM I, 65).

      96 „Wenn all die einander gegensätzlichen Richtungen, denen wir nachlaufen, um immer wieder (freilich praktisch vergeblich!) zu sehen, daß sie uns in unmögliche Übertreibungen führen – weil alle diese Richtungen eben ‚gradlinig‘ sind, so meinen wir, müßte auch die heißersehnte ‚große Lösung‘ ebenso gradlinig sein. Und weil wir dies meinen, so machen wir auch jede Lösung, die sich uns bietet, ‚gradlinig‘ – und sind dann höchlich betroffen, wenn auch die ‚Lösung‘, auch die heiligste und göttlichste, uns in die Irre der Übertreibung führt – nicht mehr und nicht weniger als die Lebensgegensätze selber, aus denen heraus wir zu dieser ‚Lösung‘ griffen“ (Liebe, 363).

      97 In SI, 379–472 und S II, 121–242.

      98 Jeder Versuch, im kreatürlichen Denken etwas Absolutes zu begründen, und sich somit Gottes zu bemächtigen, sowie jeder Versuch, den Chaos des Gegensätzlichen zum (paradoxal auch absoluten) Letzten zu erklären, und sich somit vor Gott abzuschließen, trägt „das Stigma des Menschen, der ‚in Adam‘ ist und nicht ‚in Christus‘“ (E. MECHELS, Analogie, 151. Siehe dazu z.B. H, 505, 567).

      99 Gottgeheimnis, 215.

      100 „Alle Häresien – und auch und gerade die Häresie der Reformation – zielen auf eine Vereinseitigung um einer leidenschaftlichen Vereinfachung willen. Sie wollen sein ‚wie Gott‘, der allein der Einfache ist, Deus simplex. Die Einfachheit der Kreatur aber ist in der Demut ihrer restlosen Bezogenheit zu Gott. In sich selbst ist sie das immer Offene der Spannung ihrer Zusammengesetztheit und darum, wie Augustinus sagt, wesenhaft die creatura mutabilis, ‚immer auf dem Weg‘“ (Der Ruf, 102).

      101 So versucht Przywara angesichts der neuthomistischen Bewegung zu verdeutlichen, dass sein Programm der Polarität ein Programm „getreu der Thomasenzyklika unseres Heiligen Vaters ‚Studiorum Ducem‘ [ist], die entgegen einer öden Vereinerleiung den ‚Wetteifer in Freiheit‘ betont, und entgegen enger Verketzerung die Gottes- und Christusweite der Kirche, die als Leib Christi im Geiste des Korintherbriefes gerade die Verschiedenheit der Glieder fordert: ‚Wenn alle ein Glied wären, wo wäre der Leib?“ (Gottgeheimnis, 215f). Mit dem selben Argument begegnet Przywara auch der einseitigen Diskussion um das Liturgieverständnis: „Will die liturgische Bewegung dieselbe Weite des Geistes zeigen, wie sie, um ein naheliegendes Beispiel anzuführen, die Thomas-Enzyklika unseres Heiligen Vaters für die philosophischen und theologischen Fragen vorbildlich aufweist, wenn sie gegenüber einer Enge einseitiger Schulen den Satz aufstellt, ‚Niemand soll vom anderen mehr verlangen, als was von allen verlangt die Meisterin und Mutter aller, die Kirche‘“ (Verklärung, 26). Zum Problem der persönlichen Gottesbeziehung und Kirche: „Die echte Gottesbeziehung des Katholiken [ist] weder kirchenfrei noch eigentlich rein kirchenhaft, weder reine Individualfrömmigkeit noch reine Gemeinschaftsfrömmigkeit“ (Weg zu Gott, 58).

      102 Gott in uns, 543.

      103 Liebe, 333.

      104 Aug, 111.

      105 „Mit anderen Worten: an Stelle schulmäßiger Ableitung aus einem durchgehenden Prinzip stellt Thomas das letzte unauflösliche Geheimnis hin: ‚zum Sein der Wirkung ist die eine wie die andere Ursache erforderlich (= göttliche Erst-Ursache wie geschöpfliche Zweit-Ursache), und ein Ausbleiben von Seite der einen wie der anderen führt ein Ausbleiben in der Wirkung herbei‘ (q. disp. De Ver. Q 2 a 14 ad 15). Alle Einzellösungen haben nur ihren Sinn als Hinführungen zu diesen letzten Unlöslichen: Gott alles in allem und doch nicht alles allein, Gott allwirksam und doch das Geschöpf eigenwirksam“ (Thomas von Aquin, 910).

      106 Vgl. Analogia entis I, 7; Thomas-Philosophie, 262f. Zum Ganzen siehe auch H.U. VON BALTHASAR, Erich Przywara, in: L. ZIMNY (Hrsg.), Erich Przywara, 15f.

      107 Gott, 279.

      108 Ebd.

      109 Przywara diagnostiziert, dass alle philosophischen und religionsphilosophischen Systeme um dieses Essentia-Existentia-Problem kreisen. „Aber gerade in demselben Punkte scheiden sie sich am tiefsten“ (Ebd., 359), indem sie den einen oder den anderen Pol betonen und überbetonen, oder nur den einen oder den anderen Pol als letztendlich wirklich wahrnehmen. Die Wirklichkeit wird entweder rein statisch oder rein dynamisch, nur als keine Vielfalt zulassende Einheit oder nur als jegliche Einheit ausschließende Vielfalt aufgefasst. Im Extremfall gleiten diese Lösungen in eine Dialektik von Starre oder Chaos ab. Siehe auch Aug, 9f, wo Przywara diese beiden Denkmotive auf den Gegensatz zwischen Parmenides und Heraklit zurückführt, um zu zeigen, wie jede Epoche eine Variation dieses Gegensatzes ist.

      110 Gott, 364. Die drei Denker verbindet „die unerhörte Feinfühligkeit für alle Unterschiedenheit des Individualen und damit die schmerzliche Feinfühligkeit für das verwirrend Zerklüftete dieser Welt und damit die ganze Glut augustinischen Gottsuchens, um Gott zu finden, und Gottfindens, um Gott zu suchen, aber eine Glut, die in zagender Ehrfurcht fast allzuweit geht in zurückhaltendem Wort über Wesen und Wege Gottes: Augustinus auf der Höhe der Antike, Thomas auf der Höhe des Mittelalters, Newman auf der Höhe der Neuzeit finden sich in der gleichen herbstlichen Altersreife der Höhe: Abendstimmung über Nebo“ (Religionsphilosophie, 481).

      111 Gott in uns, 543. Vgl. Religionsphilosophie, 404; Analogia entis I, 9.

      112 B. GERTZ, Glaubenswelt, 169.

      113 H.U. VON BALTHASAR, Erich Przywara, in: L. ZIMNY (Hrsg.), Erich Przywara, 15.

      114 Gott in uns, 544. Wie eine Rezension aus dieser Zeit zeigt, wurden Przywaras damalige Ausführungen auch so rezipiert. L. Fuetscher schreibt in seiner


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