Israel als Urgeheimnis Gottes?. Lukasz Strzyz-Steinert

Israel als Urgeheimnis Gottes? - Lukasz Strzyz-Steinert


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Laut Przywara war die Kultur Oberschlesiens „zugleich unentwickelte polnische Kultur“ und „erstorbene deutsche Kultur“ (Oberschlesien, 12).

      20 Wie weit verbreitet der Eindruck war, an der östlichen Grenze des Deutschen Reichs begegneten sich wirklich fremde Welten, kommt in einer lapidaren Notiz eines Breslauer Juden zum Ausdruck, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in seinem Tagebuch folgendes über seine Reise von Kattowitz in das naheliegende, seinerzeit aber in Russland-Polen liegende Sosnowiec beschreibt: „Das ist an und für sich eine ganz kurze Reise, aber in Wirklichkeit eine Fahrt von Europa nach Asien“ (W. COHN, Verwehte Spuren, 80.

      21 ANB, 37.

      22 K.H. NEUFELD, Kategorien des Katholischen, 295.

      23 G. WILHELMY, Vita, 34. G. Wilhelmy beruft sich auf ein „spätes Wort“ von Przywara, dass der „eigentliche Ursprung seiner geistigen Entfaltung“ ein religiöser, „ja, mystische[r] Ursprung“ war (ebd.). Dahingehend kann auch Przywaras Würdigung seines Novizenmeisters Johann Baptista Müller SJ verstanden werden. Przywara verdankte ihm „das Erkennen der geheimen Liebe zur Liturgie […], sowie die Strenge ihrer sorgfältigen Durchführung als Hofdienst seiner göttlichen Majestät“. Die zweite damals empfangene Lehre bestand in der Haltung der Werkzeuglichkeit und Bereitschaft zur Anonymität im Geist des ‚Non sum‘ des hl. Johannes des Täufers. Als Drittes prägte sich bei Przywara das Verständnis des priesterlichen Dienstes im Sinne des hl. Ignatius ein: Als Freund des göttlichen Bräutigams im Dienst „zur Hochzeit zwischen Gott und Welt hin“ sich restlos verausgaben, „unbekümmert um Erfolg oder Mißerfolg“ (ebd., 9f). Auch M. Schmid meint, es war „unschwer zu erkennen, daß das Noviziat Przywara vermutlich für sein Leben geprägt hat; die Weisung, der er folgte, war die Dienstgesinnung“ (M. SCHMID, Erich Przywara, 8).

      24 CM, 202–214.

      25 „Darum ist ignatianische Frömmigkeit auch Konvertiten fast unmöglich oder auch solchen Katholiken, die aus der Eiswüste eines modern atomisierten Individualismus in die warme Stube kirchlicher Gemeinschaft zurückfinden“ (Majestas Divina, 514).

      26 Vgl. ebd., 512. Siehe dazu auch: M. ZECHMEISTER, Gottes-Nacht, 70f.

      27 Oberschlesien, 15.

      28 Die Idee des Jesuiten, 253.

      29 H.-B. GERL-FALKOVITZ, Die Newman Rezeption, 441. Siehe auch DIES., Il ‘ver sacrum catholicum‘.

      30 Katholizität, 40.

      31 Die fünf Wenden, 118.

      32 Der Ruf von heute, 96.

      33 Die fünf Wenden, 117. Guardini wird 1933 über den Geist seiner aus der Mitte der damaligen Empfindung gesprochenen Worte folgendermaßen urteilen: „Der Ansatz ist zu einfach genommen; die ausgesprochene Hoffnung nicht tief genug in der Wirklichkeit begründet; das negative Moment nicht in der ganzen Bedeutung gesehen, die es hat“ (R. GUARDINI, Vom Sinn der Kirche, 16).

      34 Die religiöse Krisis, 46.

      35 Vgl. Ignatianisch, 15.

      36 Pius X., 88.

      37 Vgl. K. SCHATZ, „Stimmen der Zeit“. Siehe auch: DERS., Geschichte, 87–94.

      38 K.H. NEUFELD, Kategorien des Katholischen, 299.

      39 K. SCHATZ, „Stimmen der Zeit“, 147f.

      40 Ebd., 150.

      41 Ebd., 151.

      42 Ebd., 155. Beim Zensor handelt sich um Johannes B. Rabeneck SJ. Von dieser Maßnahme waren neben Przywara auch sein Mitbruder und Redaktionskollege Peter Lippert SJ betroffen.

      43 Ebd., 156.

      44 Wege zu Newman, 31f.

      45 B. GERTZ, Glaubenswelt, 129.

      46 H, 875, Anm. 12. Auch wenn er sich in Nachhinein als gefährlicher Gegner des Nationalsozialismus bezeichnet, was auch der kollektiven Selbstwahrnehmung von „Stimmen der Zeit“ zu entsprechen scheint, wird man die Einschätzung von P.S. Peterson berücksichtigen müssen, die damaligen Machthaber sahen es nicht so und ließen die Zeitschrift bis 1941 erscheinen (vgl. P.S. PETERSON, Once again).

      47 St. Ignatius, 24.

      48 K. BARTH – E. THURNEYSEN, Briefwechsel, II, 652.

      49 „Die zur Welt hin gesendete Kirche ist es der Welt schuldig, eine geistige Sprache zu finden, die von der Zeit grundsätzlich verstanden werden kann. Sie muß im Gespräch stehen mit dem Denken der Zeit, jeder Zeit. Kirchenväter und Hochscholastiker bleiben dafür das Vorbild; Meister für unsere Zeit waren Erich Przywara und Joseph Maréchal mit ihrer Kunst verstehender Deutung und Transposition“ (H.U. VON BALTHASAR, Zu seinem Werk, 36).

      50 K. RAHNER, Laudatio, 270. H.U. von Balthasars zeichnet Przywaras Rolle für seine theologische Entwicklung in folgenden Worten: „ein unvergeßlicher Wegweiser; eine solche Verbindung von Tiefe und Fülle, ordnender Klarheit und all-umfassender Spannweite ist mir nie mehr begegnet“ (H.U. VON BALTHASAR, Zu seinem Werk, 76).

      51 K. SCHATZ, Geschichte, 76.

      52 H, 311.

      53 Zu den wenigen Enthüllungen über sein persönliches Schicksal gehört die so verblüffend knappe wie schmerzliche Antwort, die der betagte Przywara „ohne Zögern“ auf die Frage gab, ob er auch einmal glücklich im Leben war: „Das Noviziat war die einzige glückliche Zeit meines Lebens“ (G. WILHELMY, Vita, 33). Die glückliche Welt der religiösen Ideale endete für Przywara mit einem schmerzlichen Ereignis, das den Abgrund des Gegensätzlichen in Przywaras persönlichen Leben aufriss und „ihn ein Menschenleben hindurch verfolgen“ sollte. Inmitten seines philosophischen Studiums in Valkenburg in Holland erreichte Przywara 1911 ein Telegramm seines Vaters, die siebenundvierzigjährige und ans Krankenbett gefesselte Mutter möchte, da sie krank ist, ihren Sohn noch sprechen. Von seinen Ordensoberen „wird er nicht im Gehorsam hingeschickt, um seiner Kindespflicht und der einfachsten Nächstenliebe und Krankenhilfe zu genügen, sondern gefragt, ob er es für nötig halte“. Von der Situation sichtlich überwältigt und mit dem Gehorsamsideal konfrontiert, antwortete der junge Ordensmann, dass er es nicht wisse, sie sei öfters krank gewesen, und stellte die Entscheidung in Ermessen seiner Oberen. Przywara fuhr nicht nach Kattowitz. Wenig später verstarb seine Mutter, der ihm am nächsten stehende Mensch, und er blieb mit dem Vorwurf, ihren letzten Wunsch nicht erfüllt zu haben (vgl. ebd., 10).

      54 H.U. VON BALTHASAR, Erich Przywara S.J. Zum 75. Geburtstag.

      55 H. FRIES, Erich Przywara, 69.

      56 G. WILHELMY, Vita, 22. Vgl. M. SCHMID, Erich Przywara, 16.

      57 G. WILHELMY, Vita, 25

      58 Am 7. April 1942 später schreibt Edith Stein an Angela Stadtmüller: „Dass es P. Prz[ywara] nicht gut geht, hörte ich auch aus Valkenburg. Man meint dort, daß er in M[ün]chen ist, weiß aber nicht, in welchem Haus. Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Ihm Grüße zu übermitteln, wäre ich dankbar. Vielleicht interessiert es ihn, daß ich an einer „Kreuzeswissenschaft“ zu Ehren des hl. Vaters Johannes arbeiten darf und daß ich bei allen Arbeiten am wirksamsten von Valkenburg unterstützt werde“ (E. STEIN, Selbstbildnis in Briefen, II, 539f). Drei Wochen später, am 29. April 1942, bekommt sie eine Auskunft von Anna Dursy: „Ich mußte in letzter Zeit so oft an Sie denken, besonders wenn ich an Przy[wara] dachte, den ich im Februar gesehen. Es ist mir, als stünden gerade Sie beide im ganz besonderen Maße im Crucis Mysterium. Es war sehr schmerzlich, Przy.


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