Lehrberuf: Vorbereitung, Berufseinstieg, Perspektiven (E-Book). Mirjam Kocher

Lehrberuf: Vorbereitung, Berufseinstieg, Perspektiven (E-Book) - Mirjam Kocher


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(Mirjam Kocher, Andrea. Keck Frei, Christine Bieri Buschor und Ramona Hürlimann)

      Quereinsteigende gelten als besonders stark intrinsisch motiviert – doch ob sie langfristig im neuen Beruf verbleiben oder anfällig sind, rasch wieder aus dem Beruf auszusteigen, ist noch wenig untersucht. Vor diesem Hintergrund berichtet dieser Beitrag Ergebnisse einer Längsschnittstudie, welche die berufliche Entwicklung und die Verbleibsabsichten von Quereinsteigenden fokussiert.

      

Lehrpersonen unterrichten – oder nicht? Berufspläne von Quereinsteigenden im Vergleich zu Regelstudierenden

       (Kirsten Schweinberger und Netkey Safi)

      Berufliche Ziele sind für die Verbleibsabsichten von großer Bedeutung. Die Studie untersucht, welche Berufspläne Quereinsteigende und Regelabsolvierende im Berufseinstieg haben, wie sich diese verändern und welche Bedingungsfaktoren mit einer langfristigen Verbleibsabsicht zusammenhängen.

      

Kündigende Lehrpersonen – belastet, unzufrieden oder die Berufslaufbahn gestaltend?

       (Manuela Keller-Schneider)

      Kündigung und Berufsausstieg werden oft mit hohen Belastungen in Verbindung gebracht. Doch sind kündigende Lehrkräfte wirklich besonders stark von beruflichen Belastungen betroffen – oder verfolgen sie proaktiv ihre beruflichen Ziele, die sie möglicherweise aus dem Lehrberuf hinausführen? Die Autorin untersucht diese Frage und diskutiert unterschiedliche Kündigungsprofile.

      

The Changing Face of the Teaching Force in the United States of America

       (Richard Ingersoll, Elizabeth Merrill, Daniel Stuckey and Gregory Collins)

      Das Lehrpersonal in den USA wurde über die letzten Jahre gleichzeitig älter und jünger, heterogener bezüglich der kulturellen Herkunft und vor allem eines: zahlenmäßig stärker. Dieser zweite englischsprachige Beitrag setzt einen Schlusspunkt mit einem Überblick zu den Trends der Lehrerinnen- und Lehrerbildung in den USA. Der Blick über den Atlantik ist für das deutschsprachige Forschungs- und Praxisfeld daher von großem Interesse, weil sich diverse der identifizierten Entwicklungen auch im deutschen Sprachraum abzeichnen.

      Der Sammelband schließt mit einem kurzen Ausblick der Herausgeberinnen auf zukünftige Fragestellungen im Forschungsfeld.

      Unser Dank gilt allen Autorinnen und Autoren, die mit ihren Beiträgen zur Entstehung dieses Bandes beigetragen haben, sowie den drei pädagogischen Hochschulen FHNW, Bern und Zürich, die sowohl die Arbeit am Sammelband selbst als auch die zugrunde liegende Tagung finanziell unterstützt haben.

      Brugg-Windisch, im Juni 2019

      Netkey Safi, Catherine Eve Bauer und Mirjam Kocher

      Literatur

      Bauer, C. E., Bieri Buschor, C., & Safi, N. (Hrsg.) (2017). Berufswechsel in den Lehrberuf. Neue Wege der Professionalisierung. Bern: hep.

      Criblez, L. (2017). Lehrerinnen- und Lehrermangel in den 1960er- und frühen 1970er-Jahren – Phänomen, Maßnahmen, Wirkungen. In C. E. Bauer, B. C. Bieri Buschor & N. Safi (Hrsg.), Berufswechsel in den Lehrberuf. Neue Wege der Professionalisierung (S. 21–36). Bern: hep.

      Helsper, W., & Tippelt, R. (2011). Ende der Profession und Professionalisierung ohne Ende? Zwischenbilanz einer unabgeschlossenen Diskussion. Zeitschrift für Pädagogik, Beiheft 57, 268–288. Weinheim: Beltz.

      Lortie, D. (2002). Schoolteacher: A sociological study. Chicago: University of Chicago Press.

      Messner, H., & Reusser, K. (2000). Die berufliche Entwicklung von Lehrpersonen als lebenslanger Prozess. Beiträge zur Lehrerbildung, 18(2), 157–169.

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      Motiviert für den Berufswechsel: Spielt der frühere berufliche Status eine Rolle?

      Aus welchen Motiven angehende Lehrkräfte ihren Beruf wählen, gilt als zentraler Prädiktor für die Anstrengungen, die sie im Studium unternehmen, und den dadurch bedingten Kompetenzaufbau (Brühwiler, 2001; König & Rothland, 2012). Zusammenhänge der Berufswahlmotive bestehen auch mit der Absicht, in Studium und Beruf zu verbleiben (Bruinsma & Jansen, 2010; Sinclair, 2008); für die Rekrutierung und Ausbildung von Lehrkräften und die Förderung des Verbleibs im Beruf sind deshalb die Berufswahlmotive von hoher Relevanz. Die Frage, aus welchen Gründen angehende Lehrkräfte ihren Beruf ergreifen, ist denn auch breit erforscht (Rothland, 2014a, 2014b). Seit einigen Jahren richtet sich die Forschung zur Berufswahlmotivation nicht nur auf Lehramtsstudierende im Allgemeinen, sondern auch spezifisch auf Studierende, die auf einem zweiten Karriereweg das Lehramtsstudium ergriffen haben (Loretz, Schär, Keck Frei & Bieri Buschor, 2017; Neuber, Quesel, Rindlisbacher, Safi & Schweinberger, 2017; Richardson & Watt, 2005). Dieses zunehmende Interesse an Berufswechslerinnen und Berufswechslern (BW) in den Lehrberuf gründet darin, dass sie im Kontext von Lehrpersonenmangel und zunehmender Durchlässigkeit von Ausbildungsgängen zusehends zu einer wichtigen Zielgruppe für die Lehrerinnen- und Lehrerbildung werden (Marinell & Johnson, 2014).

      Im Hinblick auf ihre Vorberufe und Qualifikationen bilden BW eine sehr heterogene Gruppe, da sie oft als Quer- oder Seiteneinsteigende spezielle Ausbildungsprogramme durchlaufen. Wir verwenden an dieser Stelle den weiten Begriff BW, da darunter alle Personen fallen, die vor dem Eintritt ins Lehramtsstudium bereits eine andere Berufsausbildung absolviert haben, ungeachtet spezifischer Rekrutierungs- und Ausbildungskontexte.

      BW gelten insgesamt als überdurchschnittlich stark intrinsisch motiviert (z. B. Tigchelaar, Brouwer & Vermunt, 2010; Wilkins & Comber, 2015). Bislang gibt es jedoch kaum Forschung dazu, inwiefern spezifische Facetten früherer Berufstätigkeit die Berufswahlmotivation beeinflussen. Der vorliegende Beitrag versucht, dazu weitere Erkenntnisse zu liefern, und befasst sich mit der Bedeutung des früheren beruflichen Status für die Wahl des Lehrberufs als Zweit- oder Drittberuf. Zwar hat in vielen europäischen Staaten der Lehrberuf in den letzten Jahrzehnten an gesellschaftlichem Ansehen und Status verloren (Rothland, 2016), aus individueller Perspektive jedoch bedeutet die Berufswahl Lehrer/Lehrerin oftmals einen sozialen Aufstieg, was auch einen Grund für den Berufswechsel darstellen könnte.

      Mit den Berufswahlmotiven eng verbunden sind die individuellen Berufsziele. Lehramtsstudierende gelten gemeinhin als wenig leistungs- und karriereorientiert (Nieskens, 2009); sie verfolgen vergleichsweise selten längerfristige Karriereziele. Ob dies auch für BW zutrifft, ist bisher weitgehend ungeklärt. Ziel des vorliegenden Beitrages ist es deshalb, Berufswahlmotive und berufliche Ziele von BW und von Erstberuflern und Erstberuflerinnen (EB) sowie die Bedeutung des früheren beruflichen Status zu untersuchen.

      1.1.1Berufswahlmotivation bei Lehrpersonen im Allgemeinen

      Zur Erklärung der Berufswahlmotivation angehender Lehrpersonen wurden diverse Modelle entwickelt (vgl. Rothland, 2014a als Überblick). International bekannt ist insbesondere das FIT-Choice-Modell der Berufswahlmotive (Watt & Richardson, 2007). Diesem Modell zufolge sind sowohl Erwartungen und antizipierte Berufsperspektiven als auch der Wert, der verschiedenen Berufsaspekten (z. B. berufliche Sicherheit, Arbeit mit Kindern und Jugendlichen) zugeschrieben wird, wichtig für die Entscheidung für oder gegen den Lehrberuf. Die Forschung zur Berufswahlmotivation hat übereinstimmend gezeigt, dass intrinsische Motive bei der Wahl zum Lehrberuf


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